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FINAT: Etikettennachfrage in Europa wächst leicht

Wie im Jahr 2012 war die Nachfrage nach Folienrollenmaterial (+1,6 %) und die Gesamtnachfrage nach selbstklebendem Etikettenmaterial in Osteuropa weiterhin die treibende Kraft – eine Rolle, die diese Materialien nun schon seit zehn Jahren spielen.

Montag 15. Juli 2013 - Im Jahr 2012 belief sich die Nachfrage nach selbstklebendem Etikettenmaterialien in Europa auf 5,78 Milliarden Quadratmeter. Das entspricht einem Anstieg von 1,7 Prozent gegenüber 2011. Mit einem Marktanteil von etwa 45 Prozent konnten die Selbstklebeetiketten ihre führende Position als dominierende Etikettentechnologie in Europa vor Nassklebeetiketten (40 Prozent), Sleeves (7 Prozent), Inmould-Etiketten (3 Prozent) und anderen Techniken (5 Prozent) festigen.

Das lineare Wachstumsmuster von jährlich etwa 5 Prozent, das bis zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts anhielt, gehört jedoch der Vergangenheit an. Ganz offensichtlich konnte sich die Etikettenindustrie den Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise nicht entziehen. Und nicht nur das: Da sich der Konsum in Westeuropa der Sättigungsgrenze nähert, reagiert die Nachfrage empfindlicher auf das unbeständige Verhalten der Verbraucher. Doch es gibt auch zwei ‚Gegenkräfte‘: Innovationen im Bereich der Folienetiketten und die anhaltende Entwicklung in Osteuropa bieten auch weiterhin ein beträchtliches Wachstumspotenzial.

2012 war ein wichtiger Meilenstein für die europäische Selbstklebeetiketten-Industrie. Vergangenes Jahr hat der Gesamtverbrauch an Etikettenmaterial mit 5,78 Milliarden Quadratmetern das Doppelte des geschätzten Wertes von 2,84 Milliarden Quadratmetern erreicht, den der EPSMA für 1996, dem Ausgangsjahr unserer Datenbasis, veröffentlicht hatte. Allerdings hat die Industrie fast sieben Jahre gebraucht, um auch nur die Hälfte dieses Volumens zu erreichen, und ab 2003, dem ersten Jahr der FINAT Etikettenmaterial-Statistik, hat es noch einmal fast zehn Jahre gedauert, um den restlichen Weg bis zum Verbrauch von 2012 zurückzulegen. Das zeigt deutlich die sinkende Wachstumsrate in der Industrie.

Die Auswirkungen des sich verlangsamenden jährlichen Anstiegs von Mitte 2005 bis Mitte 2008 wurden durch die höheren (aber auch schwächeren) Wachstumsraten für Folienmaterial gemildert. Seit Mitte 2008 wird der Branchentrend ernstlich durch die weltweiten Krisen gestört. Der dramatische Abschwung von 2008 – 2009 wurde durch einen übermäßigen Aufschwung von 2009/2010 und die beiden Talsohlen von 2010/2011 „korrigiert“. Die Anzeichen einer bescheidenen Erholung in ersten Halbjahr 2012 sind in mehreren Ländern Europas durch die Hinweise auf eine längere Rezession abgeschwächt worden, da staatliche Maßnahmen ergriffen wurden, um den Staatshaushalt wieder auszugleichen und das Vertrauen in den Euro wiederherzustellen.

Den Daten von Labels and Labeling Consultancy zufolge liegt die weltweite Etikettennachfrage für alle Technologien bei 40 bis 45 Milliarden Quadratmeter. Etwa 30 Prozent dieses Volumens wird in Europa verbraucht.

Wenn man die Schwellenländer mit einbezieht, halten Nassklebeetiketten mit 46 Prozent immer noch den größten Anteil. Ihnen folgen die Selbstklebeetiketten mit 37 Prozent, während der Anteil der Sleeves, Vollverklebungen (Wrap-arounds) und Inmould-Etiketten bei 8 Prozent, 6 Prozent bzw. 2 Prozent liegt. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Selbstklebeetiketten in den Schwellenländern noch nicht so verbreitet sind.

Obwohl der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Selbstklebeetiketten in Nordamerika mit etwa 15 qm mit den Werten auf den gesättigten Märkten Westeuropas vergleichbar ist, schwankt er in Europa insgesamt doch stark. So beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch in Ost- und Südosteuropa nur 3 bis 4 qm, während er sich in einigen Ländern Nordwesteuropas auf etwa 20 qm beläuft. Der Mittelwert für ganz Europa beträgt 6 bis 8 qm. Das lässt auf ein beträchtliches Wachstumspotenzial der Etikettenindustrie im breiteren „Eurovision“-Europa schließen.

Vor diesem Hintergrund sollte es nicht überraschen, dass sich die perspektivische Entwicklung der Märkte an den entgegengesetzten Enden der europäischen Peripherie erheblich unterscheidet. Verglichen mit der marginalen Entwicklung der Etikettennachfrage in den anderen Regionen Europas, die alle Zu- und Abnahmen im Bereich von ±1,5 Prozent verzeichnen, haben die osteuropäischen Länder 11,4 Prozent mehr Selbstklebeetiketten als im Vorjahr verbraucht! In Osteuropa (12 Länder, 325 Millionen Einwohner) erreichte die Nachfrage nach Etikettenmaterial eine Gesamtmenge von 1,15 Milliarden qm. Mittlerweise nähert sich diese Region als zweitgrößte Selbstklebeetiketten-Region Europas der Region von Südeuropa (6 Mittelmeerländer, einschließlich der Türkei, 280 Millionen Einwohner) mit einer Nachfrage von 1,28 Milliarden m2 an. Allerdings liegt Mitteleuropa (6 Länder, 125 Millionen Einwohner) mit 2,27 Milliarden qm noch weit vorn.

Innerhalb der fünf größten Verbraucher von Selbstklebeetiketten in Europa, konnten Deutschland und Großbritannien ihre führende Position vor Frankreich, Italien und Spanien festigen. Aus historischer Sicht haben Deutschland und Italien die anderen drei Länder jedoch hinter sich gelassen. Im Jahr 2012 haben diese fünf Länder etwa 60 Prozent der gesamten Etikettenmaterial-Nachfrage generiert.

Insgesamt ist die Nachfrage nach selbstklebendem Etikettenmaterial in Europa im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr um fast 100 Millionen qm angestiegen. Etwa 90 Prozent davon sind auf einen Nettozuwachs bei Rollenmaterial zurückzuführen. Von diesem Nettozuwachs wurde 2012 der Großteil von 48 Millionen qm durch einen Nettoanstieg in der Nachfrage nach Folienrollenmaterial erzielt, während Papierrollenmaterial mit 41 Millionen qm an zweiter Stelle folgte.

Interessanterweise ist dieses Nettowachstum vollständig auf die steigende Nachfrage aus Osteuropa zurückzuführen. Bei der Nachfrage nach Papierrollenmaterial hat der Nettoanstieg von fast 80 Millionen qm in den 12 osteuropäischen Ländern den Nettoverlust in den anderen Regionen doppelt ausgeglichen. Bei papierfremdem Rollenmaterial macht der Anstieg in Osteuropa fast 75 Prozent des Netto-Nachfragewachstums in ganz Europa aus.

Im ersten Quartal 2013 stieg die Nachfrage nach selbstklebendem Etikettenmaterial um gemäßigte 0,4 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres an. Obwohl dieses positive Ergebnis verhinderte, dass die Industrie in eine europäische „Etiketten-Rezession“ zurückfiel, hat sich der Abwärtstrend der aufs Jahr umgerechneten vierteljährlichen Wachstumsraten seit dem dritten Quartal 2012 fortgesetzt.

Wie im Jahr 2012 war die Nachfrage nach Folienrollenmaterial (+1,6 Prozent) und die Gesamtnachfrage nach selbstklebendem Etikettenmaterial in Osteuropa weiterhin die treibende Kraft – eine Rolle, die diese Materialien nun schon seit zehn Jahren spielen.

Trotz vorsichtiger Anzeichen einer (langsamen) Erholung und wesentlich besserer finanzieller Bedingungen, hat sich die Rezession in den Ländern der Eurozone mit dem sechsten Quartal des Leistungsabfalls in Folge zum Jahresbeginn fortgesetzt. Selbst Deutschland als Europas „Exportmotor“ ist mit einem Rückgang konfrontiert. Obwohl bei der Stabilisierung der Staatsfinanzen wichtige Fortschritte gemacht wurden, ist in einigen Ländern die Verschuldung noch unhaltbar hoch und dämpft die Inlandsnachfrage.

Im letzten Quartal 2012 und bis in 2013 hinein schien es bei den Etikettenverarbeitern im Geschäftsklima jedoch einen Wandel zum Positiven zu geben.

Autor: Jules Lejeune, Geschäftsführer FINAT

www.finat.com
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