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Aus den Unternehmen

In die Zukunft mit Tapeten und Filterpapieren

Geschäftsführer Torsten Dühring erläutert die Strategie seines Unternehmens.

Montag 21. Oktober 2013 - Der Anlagenbauer Langbein & Engelbracht setzt mit Erfolg auf Spezialpapiere. Das Unternehmen mit Sitz in Bochum hat sich auf Umwelttechnologien spezialisiert. Im Geschäftsbereich Papiertechnik bietet es unter anderem Lufttechnik und Wärmerückgewinnung in Papiermaschinen an. Geschäftsführer Torsten Dühring erläutert im Gespräch seine Geschäftsstrategie.

Herr Dühring, die Papiertechnik ist eines von drei Geschäftsfeldern bei L&E. Welchen Stellenwert hat dieser Bereich?

Dühring: Die Papiertechnik macht etwa ein Drittel unseres Gruppenumsatzes aus. Diesen Anteil wird sie nach unserer strategischen Planung auch behalten.

Wo liegt die Zukunft von Papier?

Dühring: Papier hat manchen Unkenrufen zum Trotz eine sichere Zukunft. Zwar mögen die elektronischen Medien den klassischen Medien zusetzen, aber die Zeitung wird es nach meiner Überzeugung immer geben, ebenso wie das Klopierpapier. Allerdings ist absehbar, dass der Wettbewerb in dieser Branche an Intensität zunehmen wird.
Das Going-Web schafft überdies selbst wieder einen Markt für Gedrucktes. Man denke etwa an den wachsenden Online-Versandhandel. Jeder Sendung, die ins Haus gebracht wird, liegen heute Infoblätter, Werbezettel oder Gutscheine bei, alles auf gedrucktem Papier, oft als aufwändige Farbprints.
Daneben wird sich Papier im Verpackungsmarkt weiter verbreiten. Verpackungen werden immer individueller, immer höherwertiger. Das ist ein wachsender Markt. Ein Ende ist da gar nicht absehbar.

Ist diese Entwicklung auch bei L&E spürbar?

Dühring: Wir befinden uns schon mitten in der Veränderung. Bei einem im Großen und Ganzen stabilen Umsatz hat sich unsere Kundenstruktur verändert – und damit sind auch die Produkte andere geworden. Wir machen heute nur noch 30 Prozent unseres Umsatzes mit dem ursprünglichen Geschäft der graphischen Papiere. Der größte Teil entfällt heute auf Spezialpapiere. Teebeutel, Tapeten, Kosmetiktücher, überhaupt der gesamte Tissue-Bereich, das sind die Wachstumstreiber bei uns. Der Markt hat sich hier in den letzten drei bis vier Jahren gedreht. L&E war schon sehr früh vertreten, deshalb haben wir heute die Nase vorn.

In vielen Schwellenländern nimmt das Volumen der Printmedien aber noch zu.

Dühring: Die steigenden Volumina werden nie die Dimension erreichen, die sie beispielsweise einmal in Europa hatten. In vielen Schwellenländern geht der Einsatz der elektronischen Medien sogar rasanter vonstatten als bei uns. In Brasilien gibt es beispielsweise für Privathaushalte in Verbindung mit dem Girokonto einen Gratisanschluss für das Internet.

Welches sind heute die interessantesten Märkte für L&E?

Dühring: Für uns entwickelt sich vor allem China sehr gut. Dort sind der Markt und damit unsere Zielkundengruppe einfach so viel größer. Uns kommt dabei auch zugute, dass die Chinesen zunehmend auf Nachhaltigkeit setzen, und zwar aus wirtschaftlichen Gründen. Energie wird dort immer teurer. Es lohnt sich also, in energieeffiziente Aggregate zu investieren. Da liegen wir mit unserem Produktangebot genau richtig. Hinzu kommt, dass viele internationale Konzerne, die in China fertigen lassen, von ihren örtlichen Lieferanten einen Nachhaltigkeitsnachweis fordern.

L&E hat auch eine Produktion in der Nähe von Shanghai. Ist Produktpiraterie dort ein Problem?

Dühring: Wir sind dort nicht Opfer von Produktpiraten, weil wir sehr spezielle Produkte machen. Bei manchmal nur einer Anwendung lohnt sich der Kopieraufwand nicht. Im Übrigen liegt der Mehrwert unserer Produkte nicht in der Werkstatt, sondern im Know-how des Ingenieurs. Das lässt sich nicht kopieren.

Viele Maschinenbauer sehen neuerdings auch wieder Belebung im amerikanischen Markt. Spüren Sie auch das Auflösen eines Investitionsstaus?

Dühring: Nein. Für uns tut sich im US-Markt nichts. Die Papierhersteller arbeiten mit regionalen Dienstleistern zusammen. Da kommen wir nicht herein. Die USA sind daher definitiv bei uns nicht im strategischen Fokus.

Und in Europa?

Dühring: Einige Erfolge können wir in letzter Zeit in Frankreich verzeichnen. Dort erlangen Energiesparthemen immer mehr Gewicht. Es gibt einige öffentliche Testprojekte, an denen wir mitwirken. Ansonsten ist es in Europa derzeit schwierig, Geschäfte zu generieren.
In Frankreich und den südlichen Ländern wie Spanien und Italien testen wir gerade ein neues Vertriebsinstrument: Wir setzen auf das Senioritätsprinzip. Das heißt, wir suchen Partner, die als Vertriebsprofis mitunter bereits aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden sind, sich aber hervorragend in der Branche auskennen und über ein großes Netzwerk verfügen. Gerade in den genannten Ländern ist es von großer Bedeutung, dass man sich bei einer Geschäftsanbahnung persönlich kennt. Darauf setzen wir und können schon einige Erfolge verzeichnen.

Bekommen Sie denn auf der Entwicklungsseite genügend Ingenieure?

Dühring: Wir haben allein in den letzten acht Wochen sechs junge Ingenieure eingestellt. Wir profitieren dabei hier in Bochum von unseren guten Kontakten zur Ruhr-Universität und dort vor allem zum Lehrstuhl für Mechatronik. Außerdem setzen wir darauf, vielversprechende junge Leute schon früh über Praktika, Diplomarbeiten und dergleichen an uns zu binden. Last but not least drehen wir auch an der Gehaltsschraube. Wir haben das Einstiegsgehalt für Ingenieure in den letzten zwei Jahren schrittweise um 15 Prozent angehoben.

www.vdma.org
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