Aus den Unternehmen
KBA richtet sich neu aus
Dienstag 17. Dezember 2013 - Der Vorstand der Koenig & Bauer AG (KBA), Würzburg, hat dem Aufsichtsrat des Unternehmens auf seiner gestrigen Sitzung sein Programm zur strategischen Neuausrichtung des Konzerns und eine Reihe von Maßnahmen zur langfristigen Stärkung der Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit von KBA vorgestellt.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Sanierung des Kerngeschäfts durch nachhaltige Strukturanpassungen, die Optimierung und Konzentration der Wertschöpfungstiefe an den verschiedenen Standorten sowie Veränderungen der Strukturen des Konzerns mit dem Fokus auf die zukünftigen Wachstumsgeschäfte. Nach eingehender Beratung hat der Aufsichtsrat diesem Programm zugestimmt.
KBA richtet sich neu auf den veränderten Druckmaschinenmarkt aus
Die weltweite Druckindustrie ist durch einen anhaltenden Strukturwandel bei den Medien, den Konzentrationstendenzen bei Verlagen und Druckereien und die Neuorientierung in der Printbranche gekennzeichnet. Die Folge davon ist eine anhaltende Investitionszurückhaltung dieser Branche, die in der gesamten Druckmaschinenindustrie zu deutlichen Überkapazitäten geführt hat. So hat sich der Weltmarkt für Bogendruckmaschinen in den letzten Jahren halbiert, der Markt für Rollendruckmaschinen ist um rund 70 % eingebrochen. Eine nachhaltige Erholung des stark geschrumpften Rollengeschäfts ist nicht zu erwarten und auch bei Bogenoffsetmaschinen rechnen Branchenexperten mit einer Stagnation auf dem aktuell niedrigen Niveau. Ein nachhaltiges Wachstum ist nur im Digital- und Verpackungsdruck sowie in einzelnen Spezialmärkten zu erkennen.
Vor diesem Hintergrund wurde über die letzten Monate ein Unternehmensprogramm entwickelt, das unter dem Titel „fit@all“ eine Reihe von Maßnahmen zur langfristigen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität des Unternehmens enthält. Neben der erforderlichen Anpassung des Kerngeschäfts an die veränderten Absatzmärkte stand dabei die Frage der Wachstumsperspektiven von KBA im Vordergrund. „Wir wollen uns durch einen schnellen und radikalen Wandel hin zu einem dezentral organisierten und hochflexiblen Druckmaschinenkonzern entwickeln, der neben seinem Kerngeschäft vor allem profitable Spezialmärkte besetzt. Damit schaffen wir die Grundlage für eine nachhaltige Neuausrichtung und interessante Zukunftsperspektiven. Basis dafür ist aber zunächst die Konsolidierung unseres Kerngeschäfts“, so der Vorsitzende des Vorstands der KBA, Claus Bolza-Schünemann.
Das heute verabschiedete Programm sieht vor:
– Als Zielvorgabe ist – vorbehaltlich der Zustimmung durch die Hauptversammlung im Mai 2014 – die Schaffung von Einheiten mit klarer Ergebnisverantwortung für die Bereiche Bogen-, Rollen-, Spezialmaschinen und Fertigung vorgesehen. Die Einheit für das Spezialmaschinengeschäft umfasst die Wachstumsgebiete MetalPrint (Blechdruck), das Wertpapiermaschinengeschäft sowie die Aktivitäten der kürzlich übernommenen Kammann Maschinenbau GmbH (Siebdruckanlagen für Direktdekoration von Glasbehältern) und Flexotecnica S.p.A. (Flexorotationen für flexible Verpackungen).
– Im Geschäftsbereich Bogenoffsetmaschinen werden Maßnahmen zur Struktur- und Prozessoptimierung durchgeführt. Daneben stehen Kapazitäts- und Personalanpassungen sowie die Lösung defizitärer Produktbereiche und Vertriebseinheiten im Vordergrund.
– Im Geschäftsbereich Rollenmaschinen werden die Aktivitäten in ein beschäftigungsflexibles Geschäftsmodell überführt. Personalanpassungen sind hier ebenfalls notwendig.
– Auf Basis eines überarbeiteten Standortkonzepts für den Gesamtkonzern wurde die Verlagerung von ausgewählten Fertigungsaufgaben mit Personalanpassungen an den fünf europäischen Standorten Würzburg, Radebeul, Frankenthal, Mödling (Österreich) sowie in Dobruka (Tschechien) beschlossen. Die Aufgabe bzw. der Verkauf von Standorten ist dabei nicht ausgeschlossen.
– Die allgemeinen Verwaltungskosten in der Konzernzentrale in Würzburg werden nachhaltig reduziert.
– Insgesamt sind nach derzeitigem Stand von den heute verabschiedeten Maßnahmen im Konzern zwischen 1.100 bis 1.500 Arbeitsplätze betroffen.
Durch diese Maßnahmen entsteht ein nicht liquiditätswirksamer Wertberichtigungsbedarf, der sich im Jahresabschluss 2013 mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag auswirken wird. Weitere Belastungen sind aufgrund der Anpassungen der Wertschöpfungs- und übriger Kostenstrukturen zu erwarten. Deren Höhe wird vom Ergebnis der jetzt beginnenden Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen bestimmt werden und kann daher noch nicht abgeschätzt werden.
„Wir haben heute weitreichende Entscheidungen für KBA getroffen. Sie sind auch mit schmerzlichen Einschnitten für die Mitarbeiter verbunden. Diese Entscheidungen sind uns nicht leicht gefallen. Aber sie sind leider für die nachhaltige Zukunftssicherung unseres Unternehmens zwingend erforderlich“, unterstrich Bolza-Schünemann. „Wir sollten in 2015 die ersten Früchte dieser Veränderungen sehen und spätestens in 2016 wieder nachhaltig profitabel sein.“