Aus den Unternehmen
VDMA: Druck- und Papiertechnikhersteller richten den Blick in die Zukunft
Mittwoch 05. Februar 2014 - Hersteller starten langfristige Strategiegespräche "Print 2030"
Die deutsche Druck- und Papiertechnikindustrie blickt auf ein schwaches Geschäftsjahr 2013 zurück. Die Umsätze der Gesamtbranche sanken gegenüber 2012 um acht Prozent. Der Auftragseingang ging um zehn Prozent zurück. „Unsere vorsichtig positiven Erwartungen haben sich nicht erfüllt“, sagte Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des Fachverbands Druck- und Papiertechnik im VDMA, am Dienstag auf der Jahrespressekonferenz seines Verbandes in Frankfurt.
In den Teilbranchen Papiertechnik, Papierverarbeitungsmaschinen und Druckereimaschinen war die Marktentwicklung unterschiedlich. Die Umsätze mit Maschinen, Anlagen und Komponenten zur Herstellung von Papier stiegen um 14 Prozent. „Hier handelt es sich um einen Basiseffekt nach dem deutlichen Umsatzrückgang im Jahr 2012“, erklärte Heering. Der Auftragseingang in diesem Bereich sank um 21 Prozent.
Bei den Druckereimaschinen lagen die Umsätze zehn Prozent unter dem Vorjahreswert. Auch der Auftragseingang gab um neun Prozent nach. Wobei sich die Technologien unterschiedlich entwickelten: Die Nachfrage nach Rollenoffset-Druckmaschinen sank deutlich. Bei Bogenoffset ist die Lage stabil, während die Nachfrage nach Flexo- und Tiefdruckmaschinen stieg.
Auch bei Papierverarbeitungsmaschinen war der Umsatz 2013 um 14 Prozent rückläufig. Der Auftragseingang gab leicht nach (- 4%). Der Globalisierungstrend hielt an. Rückläufigen Exporten in EU-Staaten standen Zuwächse in Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Nordafrika und in den Nahen Osten gegenüber.
Exporte in BRIC-Länder schwächeln
Als Ursache der schwachen Geschäftsentwicklung nannte Heering vor allem die rückläufige Nachfrage aus den BRIC-Staaten. Der Export nach China sank um 12,5 Prozent. Vom Minus im wichtigsten Auslandsmarkt der deutschen Druck- und Papiertechnikindustrie waren Hersteller von Papiertechnik (-17,6%) und Papierverarbeitungsmaschinen (- 16,6%) stärker betroffen als der Druckereimaschinenbau (-8,7%). Unerwartet stark sank auch der Export nach Indien. Die Ausfuhr von Papiertechnik ging um vier Fünftel zurück. Bei Papierverarbeitungsmaschinen lag sie 34 Prozent und bei Druckereimaschinen 19 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Indien fiel in allen Bereichen aus der Top-10 der Exportmärkte. Auch in Brasilien und Russland blieben die Geschäfte größtenteils hinter den Erwartungen zurück.
Konsolidierung und Strukturwandel halten an
Wegen der schwachen Nachfrage waren die Produktionskapazitäten 2013 im Mittel nur zu 75 Prozent ausgelastet. Die Marktkonsolidierung hält an. Kapazitäten und Beschäftigung werden vielerorts an die Marktsituation angepasst. Auch in Kundenbranchen hält der Strukturwandel an. Kleinere, nicht spezialisierte Druckereien schließen reihenweise. Für Hersteller von Druck- und Papiertechnik hat das Folgen: Potentielle Neuanlagenkäufer fallen weg. Gebrauchtmaschinen drängen auf den Markt. Zugleich ändern sich Anforderungsprofile an Druckprodukte. Trends zur Individualisierung, Personalisierung und Veredelung erfordern technische Umbrüche. Gleiches gilt im Verpackungsmarkt, dessen Produkt- und Prozesswelten sich stark verändern.
VDMA initiiert herstellerübergreifende Strategiegespräche „Print 2030“
Der VDMA Fachverband Druck- und Papiertechnik hat die vergangenen Monate genutzt, um intensive Strategiegespräche in der Branche zu führen. „Unter dem Motto „Print 2030“ haben wir eine Reihe von Strategieworkshops ausgerichtet und dabei unser „Branchenbild der Zukunft“ entwickelt“, berichtete der Fachverbandsvorsitzende Kai Büntemeyer. Dabei stand die Frage im Fokus, welche Rolle Druck und Papier in einer zunehmend digitalen Zukunft übernehmen kann?
„Print-Produkte werden individueller, funktioneller; sie werden hochwertiger und emotionaler. Es wird nicht mehr ausreichen, mit Druckerzeugnissen zu informieren. Sie müssen darüber hinaus Mehrwerte bieten – und auch in kleinen Auflagen bezahlbar bleiben“, skizzierte Büntemeyer die Herausforderungen. Die Strategieworkshops unter Beteiligung von Vorständen, Studierenden der Hochschule für Medien Stuttgart und Mitgliedsunternehmen hätten alle Teilnehmer für den technologischen und organisatorischen Handlungsbedarf sensibilisiert. Man habe strategische Handlungsfelder identifiziert und eine Roadmap bis 2030 erarbeitet.
Analoge und digitale Welten wachsen zusammen
Als zentrale Herausforderung haben die Workshops „Konvergenz“ ausgemacht. „Analoge und digitale Welt wachsen zusammen“, erklärte Büntemeyer. Das setze harmonisierte, weitgehend automatisierte Prozessketten mit definierten Schnittstellen voraus. So möchte der Arbeitskreis „Prozesskette“ möglichst schon zur nächsten drupa im Jahr 2016 ein echtzeitfähiges System für hersteller-übergreifende Prozessketten auf die Beine stellen. Ziel ist dabei die Fusion digitaler und analoger Druckverfahren. Das soll der zunehmend industrialisierten Kundenbranche das Individualisieren und Personalisieren von Druckerzeugnissen auf Großanlagen ermöglichen. „Gelingt es uns, die Prozessketten im Druck zu harmonisieren, dann erhalten unsere VDMA-Gemeinschaftsstände auf internationalen Messen einen neuen Sinn“, sagte Büntemeyer. Interessenten aus verschiedenen Regionen und Branchen könnten dann komplette Prozesslösungen quasi aus einer Hand ordern. „Druck- und Papiertechnik Made in Germany wird sich auch in Zukunft positiv vom Wettbewerb abheben“, zeigte er sich überzeugt.
Die Initiative „Print 2030“ hat gezeigt, dass die Unternehmen sich noch stärker als ohnehin in Zukunftsfeldern wie dem on-Demand-Druck individualisierter Bücher oder Kataloge, sowie „Printed Electronics“ engagieren müssen. Auch die Entwicklungen im 3D-Druck waren Thema.
VDMA treibt 3D-Druck künftig in einer Arbeitsgemeinschaft voran
3D-Druck ist als Querschnittthema für verschiedenste Branchen im Maschinen- und Anlagenbau hoch relevant, daher hat der VDMA die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing beschlossen. Sie wird künftig Beteiligte aus allen Teilen der Wertschöpfungskette zusammenbringen – sowohl Hersteller von 3D-Druckanlagen als auch industrielle Anwender, Materialentwickler und Vertreter aus Forschung und Wissenschaft. Gemeinschaftlich wollen sie das enorme technologische und wirtschaftliche Potential additiver Verfahren in industriellen Anwendungen heben.