Aus den Unternehmen
Baden-Württembergs Umweltminister besucht KBA-MetalPrint
Donnerstag 06. März 2014 - Die KBA-MetalPrint GmbH kennt man in aller Welt als Marktführer für Blechdruckmaschinen. Doch es war die zusätzliche hohe Kompetenz in der Abluftreinigung und Energietechnik, die dem Stuttgarter Unternehmen prominenten Besuch ins Haus brachte: Beim Treffen Ende Februar mit Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller, Politikern der Grünen und interessierten Unternehmern ging es vor allem um Energieeffizienz. Gerade diesem Thema wird in der aktuellen Energiewende-Debatte zu wenig Stellenwert beigemessen.
Den Besuch von Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft im grün-roten Landeskabinett sowie der stellv. Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Deutschen Bundestag, Kerstin Andreae, zusammen mit Lokalpolitikern, Unternehmern und Technik-Experten hatte der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW) eingefädelt, dem auch KBA-MetalPrint Geschäftsführer Ralf Gumbel angehört. Denn der „Hidden Champion“ aus Stuttgart-Zuffenhausen hat sein umfassendes Know-how aus dem Blechdruck auch für die Entwicklung effektiver Abluftreinigungs- und Energietechnik genutzt.
KBA-CleanAir: Schadstoffe vollständig oxidieren
Lackieren, Trocknen und das Reinigen der dabei entstehenden Abluft ist seit Jahrzehnten Teil des Metalldrucks. Deshalb gehören seit den 1960er Jahren Abluftreinigungsanlagen zum Produktportfolio von KBA-MetalPrint. Dabei überzeugt die in Stuttgart entwickelte Technologie mit beeindruckenden Werten: Die Thermisch-Regenerative Abluftreinigung (TRA) kann beispielsweise Schad- und Geruchsstoffe nahezu 100 % mit einer beeindruckenden Energieeffizienz oxidieren. Bei optimierten Produktionsbedingungen arbeitet das System autotherm und kann dabei zusätzlich noch extern nutzbare Energie erzeugen.
Lösemittel-Rückgewinnung mit TA-Luft-Garantie
Seit den 1990er Jahren projektiert und baut die Tochtergesellschaft der Koenig & Bauer AG (KBA) derartige Abluftreinigungsanlagen auch für andere Branchen mit VOC-Emissionen. So z.B. für die Automobilindustrie oder selbst für reine Geruchsbeseitigung wie bei der Tierkörperverarbeitung. Neben dem TRA-Verfahren bieten die Stuttgarter unter dem Label KBA-CleanAir auch Systeme für die thermische Nachverbrennung sowie die katalytische Abluftreinigung an. Geschäftsführer Ralf Gumbel und der zuständige Bereichsleiter Dietmar Decker bedauerten allerdings, dass das Interesse für effiziente Luftreinhaltung außerhalb von Westeuropa und Nordamerika noch nicht sonderlich ausgeprägt ist. So wird in Fernost zwar hin und wieder die Technologie des Blechdruck-Weltmarktführers kopiert, aber die dazugehörende Abluftreinigung aus Kostengründen gerne weggelassen. Auch an die heimische Wirtschaft appellierten Gumbel und Decker: „Lösemittel hat einen Heizwert fast wie Heizöl. Wenn Abluft nur gereinigt wird, um gesetzliche Bestimmungen zu erfüllen, ist dies die falsche Philosophie.“ Mit der Technologie von KBA-MetalPrint können nämlich bis zu 82 Prozent der Lösemittel-Energie wieder für die Produktion zurückgewonnen werden. Man müsse deshalb, so Decker, die Abluftreinigung „als Feuerungsanlage mit TA-Luft-Garantie“ betrachten.
Wärmespeicher made by KBA-MetalPrint
Auf Grund des Know-hows in puncto Energieeffizienz hat KBA-MetalPrint unter der Leitung von Matthias Hänel zudem Wärmespeicher-Technologie entwickelt, die beispielsweise im Solarturm-Kraftwerk in Jülich zum Einsatz kommt. Die Lösung von KBA-MetalPrint hat inzwischen das F&E-Stadium verlassen und könnte praktisch für die Speicherung von Solarenergie und deren Nutzung während der sonnenlosen Tageszeit eingesetzt werden. Doch ähnlich wie das geplante Desertec-Projekt in Nordafrika ins Stocken geraten ist, vermissen die Stuttgarter die politische Rückendeckung für neue Konzepte im Bereich Energienutzung. Dietmar Decker: „Die Förderung von Investitionen in Wärmerückgewinnung könnte ebenso helfen wie die Honorierung von Energieeinsparung“.
Unterschiedliche Wünsche
Auch Umweltminister Franz Untersteller („wir sind in Baden-Württemberg was Umwelttechnologien angeht, in einer Top-Position“) bemängelte, dass sich die Energiewende-Diskussion nur noch als Strompreis-Diskussion bemerkbar macht. Das Thema Energieeffizienz sei „eines der unterschätztesten Themen überhaupt in der ganzen Energiedebatte“. Er bat aber auch um Verständnis, dass er als Politiker mit den unterschiedlichsten Wünschen aus der Industrie konfrontiert werde: Die Hersteller von Umwelttechnik hoffen auf deren Förderung, andere Industriezweige wehren sich aber gegen noch mehr einengende Vorschriften.
Man müsse aber helfen, Energieeffizienz zu einem Geschäftsmodell zu machen. Das würde aber nur über öffentliche Fördermittel gelingen. Als einen Ansatz aus seiner eigenen Arbeit nannte Untersteller ein Programm, das kleinen und mittelständischen Unternehmen verbilligte Kredite gewährt, wenn sie alte Elektromotoren oder Pumpen gegen effizientere Technologie austauschen. „Das Programm ist ein absoluter Renner“, so Untersteller.
Zum Abschied eine Dose
Als Geschenk für die Teilnehmer gab es nach einem Betriebsrundgang zum Abschied eine Blechdose. Aber nicht irgendeine, sondern eine original Brandt-Zwieback-Dose, die von der Zeitschrift Wirtschaftswoche als „abhörsicher“ getestet worden war. Handy rein, Deckel drauf und schon ist das Mobiltelefon garantiert abhörsicher. Nur mit dem Telefonieren wird es dann auch schwierig.