Aus den Unternehmen
Heidelberg leitet nächste Stufe des Konzernumbaus ein
Donnerstag 12. Juni 2014 - Strategische Neuausrichtung wird durch neuen Ankerinvestor unterstützt
Die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) hat nach fünf Verlustjahren die zentrale Zielvorgabe eines positiven Jahresüberschusses erreicht. Der Jahresüberschuss lag im Geschäftsjahr 2013/2014 (1. April 2013 bis 31. März 2014) bei 4 Mio. (Vorjahr: -117 Mio. ). Nun soll durch den Ausbau von Wachstumssegmenten sowie die Umsetzung von Portfoliomaßnahmen und Strukturkostenprojekten die Nachhaltigkeit der Profitabilität des Konzerns in den nächsten Jahren gesichert werden. Ziel ist es, bereits im Geschäftsjahr 2015/2016 eine EBITDA-Marge von mindestens 8 Prozent zu erreichen.
„Mit der Rückkehr in die Gewinnzone haben wir einen ersten wichtigen Meilenstein erreicht“, sagte Gerold Linzbach, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. „Um den Unternehmenswert nachhaltig zu erhöhen, werden wir nun die nächste Stufe des Konzernumbaus starten. Dabei stehen Akquisitionen in Wachstumssegmenten, der Abbau margenschwacher Geschäfte sowie Strukturkostensenkungen auf der Agenda, um die Profitabilität weiter zu steigern.“
Durch die geplante vollständige Übernahme der Gallus Holding AG entwickelt Heidelberg sein Digitalportfolio weiter. Bereits im Herbst dieses Jahres stellen Heidelberg und Gallus ein neues digitales Drucksystem für den Etikettenmarkt mit Fujifilm-Technologie vor. Mit dem Erwerb von rund 9 Prozent an Heidelberg-Aktien als Gegenleistung für die Gallus-Beteiligung wird Ferdinand Rüesch zudem neuer strategischer Ankerinvestor des Unternehmens. Durch die gleichzeitige Stärkung der Kapitalstruktur Heidelbergs wird so die strategische Neuausrichtung des Unternehmens unterstützt.
„Mit der Akquisition von Gallus wollen wir im digitalen Etikettengeschäft schnell und profitabel wachsen“, sagte Gerold Linzbach. „Zusätzlich gibt uns ein strategischer Investor mit Branchenerfahrung Stabilität sowohl in der Aktionärs- als auch in der Kapitalstruktur.“
Erhebliche Wachstumschancen sieht Heidelberg vor allem auch durch den Ausbau des margenstarken Service- und Consumablesgeschäfts. Nach der erfolgreichen Übernahme eines Herstellers im Coating-Bereich finden zurzeit Gespräche über eine weitere Akquisition statt.
Im Rahmen der Kooperation mit Fujfilm wurde darüber hinaus ein OEM-Abkommen zur Belieferung von Druckplattenbelichtern (CtP) vereinbart. Künftig wird Fujifilm Heidelberg-Belichter unter eigenem Namen vertreiben. Gleichzeitig hat Heidelberg einen Teil des europäischen Vertriebs von Fujifilm-Druckplatten übernommen.
Im Bereich Services wurde die Vermarktung neuer Serviceprodukte erfolgreich gestartet. Das Angebot umfasst nun auch Beratung, die über rein technische Dienstleistungen hinausgeht und eine konkrete, messbare Ergebnisverbesserung auf Kundenseite vorsieht.
Die im letzten Jahr durchgeführte Portfolioanalyse hat deutlich gemacht, dass in einzelnen Produktbereichen der wirtschaftliche Erfolg nur durch Umstellung auf neue Geschäftsmodelle erreicht werden kann. In den nächsten sechs Monaten sind daher Entscheidungen zur Stilllegung von Produktlinien oder zur deutlichen Veränderung der Fertigungstiefe geplant, teilweise auch unter Einbeziehung von Partnern.
Standortstruktur wird weiter konsolidiert
Laufende Projekte zur Effizienzsteigerung haben bereits zu einer Verschlankung der Strukturen an den zentralen Standorten des Konzerns in Heidelberg und Wiesloch-Walldorf geführt. Bis Ende des Geschäftsjahres 2014/2015 soll die Integration der Hauptverwaltung in den Produktionsstandort Wiesloch-Walldorf erfolgen. Vorstand und rund 500 Mitarbeiter werden dazu den Standort wechseln. Durch die Zusammenlegung können Synergien beider Standorte noch stärker genutzt und jährlich Betriebskosten im niedrigen einstelligen Mio.--Bereich eingespart werden. Im Rahmen dieses Konzeptes wird auch die weltweit größte Vorführdruckerei sowohl für den Verpackungs- als auch den Werbedruck entstehen, in der die Kunden das Zusammenspiel von Drucktechnologie, zukunftsweisenden Servicekonzepten und Verbrauchsmaterialien live erproben können.
„Für Heidelberg beginnt eine neue Ära in der Unternehmenskultur. Ergebnisorientierung sowohl für den Kunden als auch für uns steht bei allen Entscheidungen im Vordergrund“, sagte Linzbach. „Wir bringen zentrale Funktionen und operative Bereiche räumlich näher zusammen und richten uns stärker am Markt und Kunden aus. Dadurch wird Heidelberg schlanker und profitabler. Mit unseren geplanten Maßnahmen im laufenden Geschäftsjahr werden wir die Basis schaffen, um bereits im Geschäftsjahr 2015/2016 eine EBITDA-Marge von mindestens 8 Prozent zu erreichen.“
Obwohl der Konzernumsatz im Berichtsjahr 2013/2014 unter anderem währungsbedingt mit 2,434 Mrd. (währungsbereinigt: 2,536 Mrd. ) unter dem Vorjahreswert (2,735 Mrd. ) lag, wurden alle Ergebniskennzahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich verbessert. So stieg das EBITDA ohne Sondereinflüsse im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 143 Mio. (Vorjahr: 80 Mio. ). Die EBITDA-Marge wurde somit von rund 3 Prozent auf rund 6 Prozent verbessert. Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit (EBIT) ohne Sondereinflüsse stieg innerhalb von zwölf Monaten von -3 Mio. im Vorjahr auf 72 Mio. . Die Sondereinflüsse lagen im Berichtszeitraum bei -10 Mio. (Vorjahr: -65 Mio. ), das Finanzergebnis betrug -60 Mio. (Vorjahr: -59 Mio. ). Dies führte zu einem Jahresüberschuss von 4 Mio. (Vorjahr: -117 Mio. ).
Im Berichtsjahr waren der Cashflow und der Free Cashflow positiv. Durch die Reduzierung der Mittelbindung konnten die Auszahlungen für das Effizienzprogramm Focus in Höhe von rund 95 Mio. kompensiert und insgesamt ein positiver Free Cashflow von 22 Mio. erzielt werden (Vorjahr: -18 Mio. ). Dadurch sank die Nettofinanzverschuldung zum Geschäftsjahresende gegenüber dem Vorjahr auf 238 Mio. (Vorjahr: 261 Mio. ).
„Wir haben nicht nur unsere Ergebnisziele erreicht, sondern waren dank unseres Asset und Net Working Capital Managements auch beim Cashflow sowie Free Cashflow und somit bei der Rückführung der Verschuldung erneut erfolgreich“, sagte Dirk Kaliebe, Finanzvorstand von Heidelberg. „Damit haben wir erstmals seit vielen Jahren zum Geschäftsjahresende unser Ziel erreicht, den Leverage (Nettofinanzverschuldung/EBITDA) auf einen Wert von unter zwei zu senken.“
Im Verlauf des Berichtsjahres wurde die Finanzierungsstruktur von Heidelberg weiter optimiert und angemessen diversifiziert – sowohl mit Blick auf die Finanzierungsquellen als auch mit Blick auf die Fristigkeit der Instrumente. Mit dem insgesamt vereinbarten Instrumentarium verfügt Heidelberg bis 2017/2018 über einen Gesamtkreditrahmen in Höhe von derzeit rund 790 Mio. .
„Unser stabiler Finanzierungsrahmen und die Stärkung der Kapitalstruktur durch den Einstieg des neuen Ankerinvestors geben uns die Freiheitsgrade, die geplanten strategischen Schritte zeitnah umzusetzen“, sagte Dirk Kaliebe.
Heidelberg geht davon aus, im laufenden Geschäftsjahr 2014/2015 einen Umsatz auf dem Niveau des Berichtsjahres zu erreichen. Dabei wird wie im Vorjahr damit gerechnet, dass der Umsatzanteil in der zweiten Jahreshälfte erneut höher ausfallen wird als in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres.
Nachdem es im Berichtsjahr 2013/2014 wie prognostiziert gelungen ist, ein positives Jahresergebnis zu erreichen, ist es für das Geschäftsjahr 2014/2015 das erklärte Ziel, die Profitabilität weiter zu steigern, um sich dem mittelfristigen Ziel von mindestens 8 Prozent operativer Marge gemessen am EBITDA weiter anzunähern und trotz der erhöhten Zinsaufwendungen für die Finanzschulden eine Steigerung des Ergebnisses nach Steuern zu erzielen. Die Höhe der Verbesserung im laufenden Geschäftsjahr 2014/2015 wird im Wesentlichen von der Realisierbarkeit und zeitlichen Abfolge der ab diesem Jahr im strategischen Fokus stehenden Portfoliooptimierungen abhängen.
Unter der Prämisse, dass die Initiativen zur Margensteigerung und Portfoliooptimierung im laufenden Geschäftsjahr erfolgreich umgesetzt werden, geht das Unternehmen davon aus, dass bereits im Geschäftsjahr 2015/2016 eine Marge von mindestens 8 Prozent EBITDA vom Umsatz erreicht werden kann. Die geplanten Ergebnisverbesserungen zusammen mit den Maßnahmen zur Verringerung beziehungsweise effizienten Nutzung des gebundenen Kapitals sollen die Kapitalstruktur stärken und die Nettofinanzverschuldung auf niedrigem Niveau halten. Damit werden die Voraussetzungen für die angestrebte Optimierung des Finanzergebnisses geschaffen.
Zum 31. März 2014 beschäftigte der Heidelberg-Konzern weltweit 12.539 Mitarbeiter, zuzüglich 502 Auszubildender (Vorjahr: 13.694, zuzüglich 521 Auszubildender).