Aus den Unternehmen
20.000er KBA Rapida 106 in Lahr
Freitag 25. Juli 2014 - Druckhaus Kaufmann setzt auf hohe Wertschöpfung bei Katalogen und Zeitschriften
Seit Ende Januar ist im Druckhaus Kaufmann im badischen Lahr eine neue Hochleistungs-Bogenoffsetmaschine im Einsatz. Die KBA Rapida 106 mit fünf Farbwerken, Lackturm und Auslageverlängerung produziert mit bis zu 20.000 Bogen/h.
Der Bogenoffset steht allerdings nicht im Mittelpunkt des bereits 1816 gegründeten Unternehmens, sondern ergänzt das Rollenoffsetgeschäft mit Schwerpunkt Katalog- und Zeitschriftenproduktion. Kaufmann verfolgt die Philosophie einer hohen Wertschöpfung im eigenen Unternehmen. Und dazu gehören neben dem hochqualitativen Rollendruck die Weiterverarbeitung mit besonderen Stärken in der Klebebindung, die Herstellung der Ergänzungsprodukte für Kataloge und Zeitschriften sowie viele Spezialitäten wie z. B. der Druck von Rädelbogen als Beilage oder Beihefter in Modezeitschriften.
Rapida ersetzt zwei ältere Maschinen
Die KBA Rapida 106 kommt zu etwa 80 Prozent für die Umschlagproduktion zum Einsatz. Die restlichen 20 Prozent entfallen auf Bogen-Objekte in Verbindung mit der Rollenproduktion. Da sich die Bogen-Auflagen an den Rollen-Objekten orientieren, kam es bei der Ausstattung der Rapida 106 weniger auf kurze Rüstzeiten an. Denn pro Schicht sind bei Durchschnittsauflagen von 50.000 nur ein bis zwei Jobwechsel erforderlich. Deshalb standen hohe Fortdruckleistungen, ein gutes Lackwerk und eine Ziehmarke, die nicht auf den Bogen markiert, bei der Investitionsentscheidung im Vordergrund. Die Rapida 106 punktete hier mit ihrer einzigartigen ziehmarkenfreien DriveTronic SIS-Anlage. Auch sonst ist sie mit FAPC-Plattenwechselautomaten, CleanTronic-Wascheinrichtungen und Registermessung mit ErgoTronic ICR recht hoch automatisiert. Dank ihrer enormen Produktionsleistung von bis zu 20.000 Bogen/h konnte sie zwei ältere Bogenoffsetmaschinen ersetzen. Nach einer Woche im Einschicht- und sieben Wochen im Dreischichtbetrieb standen bereits 7,25 Mio. Gutbogen auf dem Zähler.
Markus Kaufmann, geschäftsführender Gesellschafter des Druckhauses, zur Maschineninstallation: „Ich war positiv überrascht, wie unaufgeregt alles über die Bühne ging.“ Karl-Heinz Becker, Prokurist und Technischer Leiter, bestätigt: „Anlieferung, Aufbau und Inbetriebnahme waren in 1,5 Wochen erledigt. Wir konnten die Maschinenabnahme danach sofort durchführen.“
Wären die Auflagen tendenziell nicht rückläufig, hätte sich Markus Kaufmann für eine Großformatmaschine entschieden. So ist eine 3b-Maschine ausreichend. Trotzdem ist sein Unternehmen hervorragend ausgelastet. Denn parallel zu den rückläufigen Auflagen nimmt die Anzahl und Vielfalt an hoch spezialisierten Titeln zu. Das kommt der flexiblen Rapida entgegen. Unter den Kriterien Qualität, Wirtschaftlichkeit und Finanzierung machte KBA das überzeugendste Angebot. Die in das Auswahlverfahren involvierten Drucker und Schichtführer sahen die Rapida ebenfalls ganz vorne, obwohl sie vorher mit einem anderen Fabrikat produzierten.
Mit rund 1 Mio. Bogen pro Woche haben Markus Kaufmann und Karl-Heinz Becker vom Druckhaus Kaufmann sowie Andreas Bimmler vom KBA-Deutschlandvertrieb (v.l.n.r.) Grund zur Freude (2)
Veredelung immer wichtiger
Mit der Diversifizierung nehmen auch die optischen Anforderungen an die einzelnen Titel deutlich zu. Egal ob Mode-, Frauen- oder Fachzeitschriften, Kataloge für Reiseveranstalter und Spezialversandhändler, alle Produkte sollen auffallen und zum Kauf verführen. Damit die Umschläge gut aussehen, ist der Lackauftrag entscheidend. Glänzender, halbmatter und matter Dispersionslack kommt an der Rapida 106 im Inline-Prozess zum Einsatz. Während bei deutschen Titeln der Trend zu mattveredelten Produkten anhält, sind in Frankreich vor allem hochglänzende Titel gefragt. Etwa 20 Prozent der Produktion bei Kaufmann ist für den Export in die nahen Nachbarländer Frankreich und Schweiz bestimmt.
Qualitativ hochwertige Zeitschriften und Kataloge von der Offsetrolle sind das Kerngeschäft des Traditionsunternehmens (7)
Nachhaltigkeit ist in der Zeitschriftenproduktion unabdingbar, da viele Unternehmen damit werben. So ist die klimaneutrale Produktion besonders wichtig für Reisekataloge. Mit dem Climate Partner-Prozess kompensiert der Druckbetrieb bei der Produktion entstehendes CO2 durch die Förderung anerkannter Klimaschutzprojekte. Lt. Markus Kaufmann legen immer mehr Kunden auf die FSC-/PEFC-Zertifizierung Wert. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über alle einschlägigen Zertifizierungen wie ISO 9001 (Qualitätsmanagement), ISO 14001 (Umweltmanagement) und ISO 12647 (PSO). Ein Energiemanagement-System nach ISO 50001 wird gerade eingeführt.
Ältestes Industrieunternehmen in Lahr
Mit 220 Mitarbeitern beschäftigt das Druckhaus genauso viele wie im Jahr 1957, als vom Stein- auf den Offsetdruck umgestellt wurde. Heute ist das Druckhaus Kaufmann das älteste Industrieunternehmen in Lahr und die einzige industrielle Druckerei, die in der Stadt verblieben ist. Bis zu 15 Druckbetriebe waren früher dort ansässig. Die Stadt war ein Zentrum der Faltschachtel- und Etuiherstellung. Die Druckereien belieferten die frühere Zigarettenmanufaktur Roth-Händle und Großbetriebe wie Grohe, INA Schaeffler, Schneider Electric Motion. Ludwig Sütterlin, Erfinder und Gestalter der nach ihm benannten Schrift, wurde 1865 in Lahr geboren.
Nach der jüngsten Investition in den Bogenoffset und der weiteren Modernisierung der Weiterverarbeitung gehört eine zusätzliche Rolle nun zu den nächsten Investitionswünschen des Druckhauses am Westrand des Schwarzwaldes. Damit soll der Qualitätsbereich, in dem Kaufmann zu Hause ist, gesichert und gestärkt werden.