Aus den Unternehmen
KBA: 14,1 Mio. Betriebsergebnis und 5,5 Mio. Gewinn vor Steuern
Samstag 21. März 2015 - Am 20. März hat die Koenig & Bauer AG (KBA) ihre Konzernzahlen für das Geschäftsjahr 2014 vorgelegt. Mit 1,1 Mrd. liegt der Umsatz am oberen Ende der Prognose (2013: 1.099,7 Mio. ). Erste positive Effekte zeigt der Anfang 2014 beim Druckmaschinenhersteller eingeleitete Konzernumbau. Das im Vorjahr noch durch Restrukturierungsaufwendungen von über 155 Mio. belastete Betriebsergebnis war 2014 sowohl im Segment Bogenmaschinen als auch bei den Rollen- und Sondermaschinen positiv und trotz nochmaliger Sonderaufwendungen von 10,0 Mio. mit +14,1 Mio. deutlich besser als vor einem Jahr avisiert. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) übertrifft mit +5,5 Mio. und das Konzernergebnis mit +0,3 Mio. ebenfalls die Prognose.
Claus Bolza-Schünemann, Vorstandsvorsitzender des bald 200 Jahre alten Druckmaschinenbauers in seinem Aktionärsbrief: „Beim umfassendsten Restrukturierungsprojekt unserer jüngeren Unternehmensgeschichte sind wir in den ersten zwölf Monaten zügig vorangekommen und können uns früher als erwartet über positive Ergebnisse freuen.“
Auftragsplus bei Bogenmaschinen kann Rückgang bei Rollen- und Sondermaschinen nicht ganz kompensieren
Der Auftragseingang im Geschäftsjahr 2014 war durch die zahlreichen Konflikte in der Welt, die schwache Konjunktur in Teilen Europas und in bedeutenden Schwellenländern sowie durch die geringere Wachstumsdynamik in China von negativen externen Effekten geprägt. Insofern war die Entwicklung im Bogenbereich besonders erfreulich, weil hier der Auftragseingang durch die starke Position im Faltschachtel- und Blechdruck entgegen dem Branchentrend gegenüber 2013 leicht von 608,0 auf 610,1 Mio. gesteigert werden konnte. Gleichzeitig setzte sich die Entwicklung im Zeitungs- und Publikationsdruck fort und führte zusammen mit einer Nachfrageberuhigung im Wertpapierdruck zu einem Rückgang im Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr um 14,2 % auf 346,8 Mio. . Insgesamt konnte das Auftragsplus im Bogenbereich den Rückgang im Bereich Rollen- und Sondermaschinen nicht kompensieren, die Neubestellungen im Konzern lagen mit 956,9 Mio. um 5,5 % unter Vorjahr.
Im Rahmen des Restrukturierungsprogramms Fit@All hat der Vorstand die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet und zu einem großen Teil bereits umgesetzt: Sie sollen die Abhängigkeit von schrumpfenden Märkten wie dem Zeitungs- und Publikationsdruck beenden. Der Vorstand erwartet sich dadurch eine stabilere Auslastung und eine angemessene Ertragslage auch dieser Geschäftseinheiten. Am Jahresende standen im Konzern insgesamt Aufträge für 417,3 Mio. in den Büchern gegenüber 560,5 Mio. Ende 2013.
Ähnlich war die Segmententwicklung beim Umsatz. Während die Erlöse mit Bogenmaschinen auch durch das dynamische Blechdruckgeschäft um 3,3 % auf 590,6 Mio. stiegen, sank der Umsatz mit Rollen- und Sondermaschinen um 3,5 % auf 509,5 Mio. . Die geringeren Erlöse in diesem Bereich konnten teilweise durch die erstmalige Konsolidierung der KBA-Kammann und KBA-Flexotecnica über die volle Berichtsperiode kompensiert werden. Beide Unternehmen liefern Spezialmaschinen für den Verpackungsdruck. Leicht gewachsen ist die im Kennzeichnungsdruck tätige KBA-Metronic. Einen Umsatzbeitrag leistete auch das Geschäftsfeld Digitaldruck mit der ersten an einen deutschen Dekordrucker gelieferten KBA RotaJET 168.
China trotz Wachstumsdelle größter Markt
Gegenüber 2013 ging der Inlandsumsatz um 8,3 % auf 180,6 Mio. zurück, entsprechend stieg die Exportquote von 82,1 auf 83,6 %. Die Lieferungen ins europäische Ausland nahmen um 17,8 % auf 389,8 Mio. zu, der Anteil dieser Region am Konzernumsatz stieg von 30,1 auf 35,5 %. Nordamerika trug mit 117,6 Mio. bzw. 10,7 % zum Umsatz bei gegenüber 12,8 % im Vorjahr. Die Schwellenmärkte Lateinamerika und Afrika bewegten sich mit einem Anteil von 13,5 % etwas über dem üblichen Niveau. Der Umsatz in der Region Asien/Pazifik sank wegen der Wachstumsdelle in China und der schwachen Konjunktur in Thailand von 301,0 Mio. im Vorjahr auf 263,4 Mio. , die Regionalquote von 27,4 auf 23,9 %. China blieb aber der größte Einzelmarkt.
11,5 Mio. Betriebsgewinn im Bogensegment
Nach dem wegen hoher Restrukturierungsaufwendungen und Wertanpassungen stark negativen Segmentergebnis im Vorjahr (2013: -77,6 Mio. ) hat der Bogenbereich 2014 ein positives Betriebsergebnis von +11,5 Mio. erzielt. Neben großen Fortschritten auf der Kosten- und Preisseite am Standort Radebeul und bei KBA-Grafitec hat die erfreuliche Geschäftsentwicklung bei KBA-MetalPrint in Stuttgart dazu beigetragen. Der KBA-Vorstandsvorsitzende bezeichnet die Ergebnisentwicklung der Bogensparte als ausgesprochen ermutigend für die Zukunft.
und 2,6 Mio. operatives Ergebnis bei Rollen- und Sondermaschinen
Bei den Rollen- und Sondermaschinen lag das Betriebsergebnis nach Sondereffekten mit +2,6 Mio. unter früheren Jahren. Wegen hoher Einmaleffekte ist die Vorjahreszahl von -53,1 Mio. nicht vergleichbar. Neben geplanten Sonderaufwendungen für Verlagerungen und andere Strukturmaßnahmen verursachte die mangelnde Auslastung der inzwischen deutlich reduzierten Kapazitäten in den Werken für Rollenoffsetmaschinen noch erhebliche Kosten. Durch die Zusammenlegung mit dem wachsenden Digitaldruck zur neuen Geschäftseinheit KBA-Digital & Web Solutions bekommt der Rollenoffset in kleinerem Rahmen eine klare Zukunftsperspektive.
Starker Cashflow trotz hoher Abfindungszahlungen
Der Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit übertraf mit 43,2 Mio. trotz geringerer Kundenanzahlungen und beachtlicher Mittelabflüsse für Abfindungen deutlich den Vorjahreswert von 34,1 Mio. . Der freie Cashflow nach Abzug der Mittel für Investitionen lag bei 28,7 Mio. gegenüber 3,2 Mio. im vorhergehenden Jahr. Erreicht wurde dies neben der Ergebnisverbesserung durch die konsequente Reduzierung der Vorräte und ausstehenden Forderungen. Für den seit Juni 2014 amtierenden Finanzvorstand Dr. Mathias Dähn steht das Working Capital-Management auf der Agenda weit oben.
Über 200 Mio. liquide Mittel zum Jahresende
Durch die positive Cashflow-Entwicklung stiegen die liquiden Mittel zum Jahresende 2014 auf 207,6 Mio. . Nach Abzug der auf 15,2 Mio. reduzierten Bankschulden verfügte KBA über eine Nettofinanzposition von +192,4 Mio. . Von den vereinbarten Kreditlinien wurden lediglich Avale für Anzahlungsgarantien genutzt. Der gesunkene Abzinsungssatz für inländische Pensionen führte zur Reduzierung der Eigenkapitalquote von 25,3 % auf 22,4 %. Dennoch ist KBA im Branchenvergleich weiterhin ausgesprochen solide finanziert.
678 Beschäftigte weniger als Ende 2013
Ende 2014 waren bei der KBA-Gruppe 5.731 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. 678 weniger als zum Jahresende 2013. Ohne Auszubildende, Praktikanten und bereits freigestellte Beschäftigte sank die Belegschaft im Konzern auf 5.114. Im Zuge der Neuausrichtung wird die Mitarbeiterzahl bis Ende 2016 weiter auf etwa 4.500 schrumpfen. Überdurchschnittlich bleibt die Ausbildungsquote bei KBA mit 7,4 %.
Neue Gesellschaftsstruktur in Vorbereitung
Im Rahmen der Neuausrichtung bereitet der Vorstand zur Stärkung der Corporate Governance den Wechsel von einer funktionalen zu einer divisionalen Gesellschaftsstruktur vor. Die zugrundeliegenden Ziele sind mehr Transparenz, klare Management-Verantwortung und Zielvorgaben in allen Geschäftseinheiten, keine Toleranz für Verlustbringer, keine Quersubventionen sowie Kapitaleinsatz nach den strategischen Zielen und der erwarteten Rendite. Die neue Struktur soll der Hauptversammlung am 21. Mai 2015 vorgelegt werden und könnte bei Zustimmung rückwirkend zum 1. Januar in Kraft treten.
In der neuen Gesellschaftsstruktur agiert die Koenig & Bauer AG als Holding mit Zentralfunktionen. Unter ihrem Dach sind die operativen Geschäftseinheiten Bogenoffset (KBA-Sheetfed Solutions), Digital & Rolle (KBA-Digital & Web Solutions) sowie als gemeinsame Fertigungsbasis die standortübergreifende Produktion (KBA-Industrial Solutions) vorgesehen. Die ausgegliederten Gesellschaften haben die Rechtsform einer AG & Co. KG. Die für den Sicherheitsdruck verantwortliche KBA-NotaSys wird passend zur Wertschöpfungskette neu zugeschnitten und wie KBA-MetalPrint, KBA-MePrint, KBA-Metronic, KBA-Kammann und KBA-Flexotecnica im neu geschaffenen Segment Spezialmaschinen konsolidiert.
Zu mehr Transparenz soll auch die für 2015 vorgesehene neue Konzernberichterstattung für die Segmente Bogen, Digital & Rolle und Spezialmaschinen beitragen.
Ausblick 2015: Ähnlicher Umsatz mit bis zu 2 % EBT-Marge
Angesichts der vielen Unwägbarkeiten für die Weltwirtschaft unterstellt KBA für 2015 kein generelles Wachstum des Druckmaschinenmarktes. Wachstumspotenzial sieht das Management vor allem im Digital- und Verpackungsdruck. Dabei will sich KBA im Digitaldruck verstärkt auf Anwendungen mit anspruchsvollen Materialien und großen Bedruckstoffbreiten konzentrieren. Dafür wurden im Berichtsjahr mit der RotaJET L und RotaJET VL flexible Plattformen geschaffen. Darüber hinaus erwartet das Unternehmen erste positive Impulse von der Partnerschaft mit Hewlett Packard (HP) bei der gemeinsamen Entwicklung einer Inkjet-Anlage für den digitalen Wellpappendruck.
Im Wachstumssegment Verpackung ist die KBA-Gruppe bereits gut aufgestellt und im Kartonagen-, Blech- und Glas-Direktdruck führend. Die Integration der im Markt für flexible Verpackungen tätigen KBA-Flexotecnica soll 2015 massiv vorangetrieben werden. KBA-Kammann konzentriert sich auf Anlagen zur Dekoration von Premium-Hohlkörpern und kooperiert mit KBA-MePrint bei einer Neuentwicklung für den Druck hochwertiger Etiketten. Die im Kennzeichnungsdruck engagierte KBA-Metronic will in Asien weiter wachsen. Zudem will der Konzern den profitablen Service- und Handelsumsatz weiter steigern.
Im kommenden Jahresabschluss 2015 erwartet der Vorstand angesichts des dann weitestgehend abgeschlossenen Restrukturierungsprogramms keine signifikanten Sonderaufwendungen mehr. Dagegen werden die Entlastungseffekte aus den umgesetzten Maßnahmen beim Ergebnis und der verfügbaren Liquidität zunehmend positiv hervortreten. Bei einigermaßen stabilen Rahmenbedingungen strebt der Vorstand im Geschäftsjahr 2015 einen Konzernumsatz von gut 1 Mrd. an und erwartet gegenüber 2014 eine Ergebnisverbesserung auf eine EBT-Marge von bis zu 2 % vom Umsatz.
Weitergehende Aussagen für das Geschäftsjahr 2015 und darüber hinaus sieht das Management zum heutigen Zeitpunkt aufgrund des volatilen wirtschaftlichen und politischen Umfeldes mit zu vielen Unsicherheiten behaftet.