Aus den Unternehmen
Ted Cyman erhält Friedrich-Koenig-Medaille
Montag 13. April 2015 - Erstmals überhaupt geht die Friedrich-Koenig- an einen Ingenieur aus dem Ausland. Ted Cyman, Vizepräsident Forschung und Entwicklung von RR Donnelley, wird damit für seine Verdienste im Digitaldruck geehrt. Im Interview erklärt er, was die Auszeichnung ihm bedeutet, dass der Digitaldruck an Volumen und Bedeutung zunehmen wird und warum im Bereich Printed Electronics Geduld gefragt ist.
Mr. Cyman, als erster Ingenieur, der im Ausland lebt und arbeitet, erhalten Sie die Friedrich-Koenig-Medaille. Was bedeutet Ihnen das?
Ted Cyman: Ich fühle mich unglaublich geehrt, weil ich höchsten Respekt vor der deutschen Ingenieurkunst habe. Ich verbinde damit Präzision, Zuverlässigkeit und Qualität. Dass ich nun die Medaille vom Deutschen Maschinenbauverband erhalte, ist eine große Ehre.
Hatten Sie vorher schon mal von Friedrich Koenig gehört?
Cyman: Ja. Er hat die dampfgetriebene Zylinderschnellpresse erfunden, was zu seiner Zeit eine verblüffende Leistung war. Ich habe mich nun etwas eingehender mit ihm beschäftigt. Interessanterweise hatte er damals bei der Erfindung einen Kunden im Blick – die London Times. Seine Idee war also Kunden-getrieben. Auch interessant: Es handelte sich um eine disruptive Technologie, so wie die Digitalisierung heute. König hat sich um die Drucker, mit denen er arbeitete, gesorgt. Doch letztlich hat er seine Maschine zur London Times geschafft und dort in der Praxis optimiert. Das Ergebnis war eine Verdopplung der Druckgeschwindigkeit bei reduzierten Kosten gegenüber handbetriebenen Pressen.
Machen auch Sie sich Gedanken über das disruptive Potential des Digitaldrucks?
Cyman: Ja. Genau das sehe ich als Querverbindung zu ihm. Der Digitaldruck ist ja offensichtlich disruptiv und er hat viele verschiedene Seiten. Indem er sich ständig weiterentwickelt, wird er für immer mehr Zielgruppen relevant. In einem Umfeld mit immer mehr Informationskanälen schafft er neue kostenverträgliche Möglichkeiten. Die Gewichte in unserer Branche verschieben sich. Letztlich bekommen Kunden durch die technologische Weiterentwicklung aber mehr Qualität zu geringeren Kosten. Der Digitaldruck ist das aufstrebende Segment im Druckbereich.
Sie werden für Ihre besonderen Verdienste im Digitaldruck geehrt. Welche Ihrer Erfindungen sehen Sie im Rückblick als Ihre wichtigsten an?
Cyman: Ich beschäftige mich seit 38 Jahren mit Variable Printing. In dieser Zeit haben wir viele Technologiestadien durchlaufen. Wir haben mit Ink-Jet begonnen, sind dann auf Toner-Technik umgestiegen und zuletzt aufgrund verbesserter Qualität zu Ink-Jet-Verfahren zurückgekehrt. Unsere wichtigsten Erfindungen haben wir als Team in all den Jahren im Bereich Variable Data Printing entwickelt, in dem Texte, Graphiken und Bilder von einem Druck zum nächsten ausgetauscht werden können. Und auch einige unserer Ink-Jet-Patente waren technologisch weit vorn und sind gerade dabei, sich im Markt durchzusetzen.
Trotz 150-jähriger Firmengeschichte ist RR Donnelley hierzulande nicht jedermann ein Begriff. Können Sie uns einen kurzen Überblick verschaffen?
Cyman: Wir sind Marktführer für integrierte Kommunikationsservices und der größte Druckdienstleister in Nord-Amerika. Wir bieten kreative und gestalterische Dienste, Content Management, realisieren elektronische und gedruckte Publikationen, Supply Chain Management und Logistik, um alle Kommunikationsaufgaben unsere Kunden aus einer Hand zu bedienen. Unsere digitale und analoge Drucktechnik ist Teil dieses Gesamtpakets aus Produkten und Services, mit dem wir 63.000 Kunden in 39 Ländern rund um den Globus in ihrer Kommunikation unterstützen.
Bauen und vertreiben Sie digitale und analoge Drucktechnik?
Cyman: Wir machen beides, um Bedürfnisse unserer Kunden und unseren eigenen Bedarf zu decken. Teils laufen wir auch externe Maschinen oder wir bauen uns intern eigene Lösungen.
RR Donnelley treibt die Transformation von analoger zu digitaler Drucktechnik aktiv voran. In welchem Ausmaß wird Digitaldruck analoge Verfahren ersetzen?
Cyman: Analog-Verfahren waren lange der Standard. Und wenn es um hohe Auflagen in hoher Qualität geht, wird der analoge Druck wohl noch lange das Mittel der Wahl bleiben. Bei variablen Druckaufgaben in kleinen und mittleren Auflagen geht es mehr und mehr in Richtung Digitaldruck. Allerdings gibt es hier noch Qualitätslimits. Weil Qualität und Effizienz der digitalen Verfahren immer besser werden, werden künftig immer mehr Druckaufgaben von analogen auf digitale Verfahren übergehen. Weltweit wird geforscht und entwickelt. Die Grenzen verschieben sich immer weiter in Richtung Digitaldruck. Im Kommunikationsmarkt sind immer variablere Lösungen gefragt. Auch das spricht für digitale Druckverfahren.
Inwieweit führen Sie digitale und analoge Prozesse in Prozessketten zusammen, die Sie ihren Kunden anbieten? Und was sind dabei die Herausforderungen?
Cyman: Beides – also analoge und digitale Verfahren – sind für RR Donnelley wichtig, um die heterogenen Kommunikationsanforderungen unserer Kunden zu bedienen. Wir glauben fest daran, dass die Zukunft innovativer Kommunikationslösungen für unsere Kunden in der Verbindung analoger und digitaler Verfahren liegt. Ich denke, dass es gute Gründe gibt, Offset-Druck um digitale Prozesse zu erweitern. Also das Beste aus beiden Welten: hohe Druckqualität und Geschwindigkeit des Offset-Drucks vereint mit Variabilität des Digitaldrucks.
Wo sehen Sie abgesehen vom Digitaldrucks wichtige drucktechnische Trends?
Cyman: Das Drucken entwickelt sich weiter. Heute drucken wir Graphiken und auch Kommunikation fürs Auge. Künftig werden wir mehr und mehr zum funktionalen Druck übergehen. Ein gutes Beispiel, mit dem auch wir uns bei RR Donnelley intensiv beschäftigen, ist der Bereich Printed Electronics. Druck appliziert hier nicht nur Worte und Bilder – sondern er erfüllt die neue Aufgabe, Elektronen zu übermitteln. Denken Sie an RFID-Chips. Wir drucken sie bereits…
…im kommerziellen Maßstab? Trotz der vielfach kolportierten Probleme mit Korrosion metallischer Fluide und geringer Auflagen in diesem Markt?
Cyman: Wir drucken RFID- und andere smarte Label für Kunden. Dabei nutzen wir auch metallische Fluide. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Die Herausforderungen liegen hier in der Entwicklung der Materialien und in der Entwicklung des Marktes, der sich aktuell noch im Frühstadium befindet. Bei den Materialien geht es stetig voran. Und wir haben technische Neuentwicklungen in diesem Feld, denen wir erhebliches Potential beimessen.