Aus den Unternehmen
Koenig & Bauer: 27 % mehr Aufträge – bei Umsatz und Ergebnis noch Rückstand
Mittwoch 13. Mai 2015 - Die wirtschaftlichen Kennziffern der Koenig & Bauer AG (KBA) für das erste Quartal 2015 ergeben nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden Claus Bolza-Schünemann "noch ein differenziertes Bild". Entgegen dem Branchentrend lag der Auftragseingang des Druckmaschinenherstellers im Konzern mit 306,7 Mio. um 27 % über dem Vorjahr und der Auftragsbestand war um etwa 130 Mio. höher als zum Quartalsbeginn.
Dagegen gibt es noch Nachholbedarf beim Umsatz und beim Ergebnis. Mit 177,3 Mio. lag der Konzernumsatz um 16,9 % unter dem Vorjahreswert. Das Konzernergebnis vor Steuern (EBT) war vor allem aufgrund der geringen Auslieferungen und des damit niedrigen Quartalsumsatzes sowie der Auslastungsprobleme an den inzwischen neu dimensionierten deutschen Rollenstandorten mit -17,7 Mio. ebenfalls niedriger als 2014 (-12,1 Mio. ). Dennoch hält der Vorstand an seiner positiven Prognose fest. Bolza-Schünemann: „Weit über 50 % des Konzernumsatzes wird KBA in der zweiten Jahreshälfte erwirtschaften, mit entsprechend positiven Folgen für das Ergebnis. Angesichts der guten Projektlage bin ich trotz der schwächeren ersten beiden Quartale zuversichtlich, dass wir das für 2015 angestrebte Umsatzziel von über 1 Mrd. bei einem gegenüber 2014 gesteigerten EBT und einer EBT-Rendite von bis zu 2 % erreichen.“
Neue Segmentberichterstattung
Der KBA-Quartalsbericht teilt das Konzerngeschäft erstmals in die Segmente Bogenoffsetmaschinen (Sheetfed Solutions), Digital- und Offset-Rollenmaschinen (Digital & Web Solutions) und Spezialmaschinen (Special Solutions). Zum Segment Special Solutions gehören unter der Marke KBA-NotaSys die neu formierten Gesellschaften im Wertpapierdruck sowie die in diversen Verpackungsmärkten tätigen Unternehmen KBA-MetalPrint, KBA-MePrint, KBA-Metronic, KBA-Kammann und KBA-Flexotecnica.
und neue Gesellschaftsstruktur
Mehr Transparenz, klare Management-Verantwortung und mehr strategische Flexibilität sind die Ziele der vorgeschlagenen neuen Gesellschaftsstruktur, über die die Aktionärsversammlung am 21. Mai in Würzburg entscheiden wird. Demnach sollen die KBA-Sheetfed Solutions in Radebeul und die KBA-Digital & Web Solutions in Würzburg als eigenständige operative Einheiten aus der Muttergesellschaft ausgegliedert werden. Als weitere Geschäftseinheiten sind die standortübergreifende Produktion (KBA-Industrial Solutions) und die Wertpapieraktivitäten in Würzburg (KBA-NotaSys) vorgesehen. Die ausgegliederten Gesellschaften sollen als AG & Co. KGs mit der Koenig & Bauer AG als alleinigem Komplementär operieren. Als Holding übernimmt die Koenig & Bauer AG mit einem dreiköpfigen Vorstand zentrale und strategische Aufgaben. Die übrigen Vorstände werden Geschäftsführer der ausgegliederten Gesellschaften. Der Vorstand will Quersubventionen unterbinden und das Kapital gezielt einsetzen, um die erforderliche höhere Kapitalrendite nachhaltig zu erreichen. Bei Zustimmung der Aktionäre soll die neue Struktur rückwirkend zum 1. Januar 2015 in Kraft treten, operativ arbeiten die genannten Einheiten seit einem Jahr entsprechend.
Niedriger Umsatz und Produktmix belasten Quartalsergebnis
Mit 546,7 Mio. lag der Auftragsbestand im Konzern Ende März 2015 um fast 130 Mio. über dem Wert zu Jahresbeginn. Der Umsatzrückstand, der Produktmix und noch nicht vollständig abgebaute Leerkosten im Segment Digital & Web belasteten die Ertragsentwicklung im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Bruttomarge verminderte sich von 25,4 % auf 20,6 %, das EBIT von -10,2 Mio. auf -16,2 Mio. . Bei einem Zinsergebnis von -1,5 Mio. errechnet sich im Konzern ein Vorsteuerergebnis (EBT) von -17,7 Mio. gegenüber -12,1 Mio. im Vorjahr. Nach Steuern ergibt sich zum 31. März ein Konzernergebnis von -16,9 Mio. (2014: -14,0 Mio. ) und ein anteiliges Ergebnis je Aktie von -1,01 (2014: -0,85 ).
Im größten Segment Sheetfed Solutions war der Auftragseingang in den ersten drei Monaten mit 174,7 Mio. um 30,5 % höher als 2014, während der Umsatz mit 109,8 Mio. leicht unter dem Vorjahreswert von 111,1 Mio. blieb. Die Book-to-Bill-Ratio ließ das Auftragspolster um 26,7 % auf 246,6 Mio. anwachsen. Das Segmentergebnis war durch margenschwächere Produkte und Aufwendungen für die Restrukturierung des internationalen Vertriebsnetzes mit -2,7 Mio. etwas niedriger als 2014 (-1,6 Mio. ). Im weiteren Jahresverlauf werden die steigenden Auslieferungen auch das Ergebnis sukzessive verbessern.
Im Segment Digital & Web Solutions stieg das Neugeschäft gegenüber 2014 um 5,7 % auf 27,9 Mio. . Der Umsatz unterschritt mit 13,3 Mio. den Vorjahreswert von 41,5 Mio. , was wesentlich zum Segmentergebnis von -8,7 Mio. beitrug. Einsparungen durch die umfassende Kapazitätsanpassung und anstehende Auslieferungen werden sich aber positiv auf die Umsatz- und Ertragsentwicklung in den Folgequartalen auswirken. Die Bearbeitung neuer Geschäftsfelder für KBA RotaJET-Anlagen und die Kooperation mit HP im digitalen Wellpappendruck ergeben günstigere strategische Perspektiven für dieses neu zugeschnittene Segment.
Im Segment Special Solutions legten die Bestellungen um 31,0 % auf 117,4 Mio. zu. Der Quartalsumsatz war mit 63,2 Mio. um 8,1 % geringer als 2014 (68,8 Mio. ). Das Segmentergebnis betrug 1,2 Mio. gegenüber 4,0 Mio. im Jahr 2014. Bei beiden Kennziffern erwartet KBA im dritten und besonders im vierten Quartal mit der Auslieferung größerer Wertpapieraufträge eine deutliche Belebung.
Weniger Umsatz in Europa – mehr in Nordamerika
Gegenüber 2014 sank der Inlandsumsatz um 8,8 Mio. auf 35,3 Mio. . Die Exportquote stieg von 79,3 % auf 80,1 %. Die Lieferungen ins europäische Ausland reduzierten sich auf 46,3 Mio. . Die Regionalquote war mit 26,1 % (2014: 31,0 %) unterdurchschnittlich. Das Nordamerika-Geschäft legte von 24,4 Mio. auf 30,2 Mio. zu, der Umsatzanteil von 11,4 % auf 17,0 %. Die Region Asien/Pazifik trug mit 28,5 % bei. Wegen der Nachfragedelle in China lag das Umsatzvolumen mit 50,5 Mio. unter dem Vorjahr (64,9 Mio. ). Mit 15,0 Mio. bzw. 8,5 % waren Lateinamerika und Afrika am Konzernumsatz beteiligt.
Hohe Nettoliquidität von fast 170 Mio.
Der Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit verbesserte sich trotz beachtlicher Mittelabflüsse für Abfindungen auf -29,3 Mio. (2014: -51,3 Mio. ). Weniger Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und höhere Kundenanzahlungen trugen dazu bei. Durch das aktive Working Capital-Management wurde das Vorratsvermögen gegenüber dem Vorjahr um rund 70 Mio. abgesenkt. Der freie Cashflow nach Abzug der Mittel für Investitionen war mit -31,1 Mio. ebenfalls besser (2014: -54,4 Mio. ). Neben Kreditlinien standen zum 31. März liquide Mittel von 186,0 Mio. zur Verfügung. Nach Abzug der geringen Bankverbindlichkeiten von 16,8 Mio. errechnet sich eine Nettoliquidität von 169,2 Mio. . Die weitere Absenkung des Abzinsungssatzes für inländische Pensionen trug wesentlich zur Reduzierung der Eigenkapitalquote auf 18,0 % bei.
Über 900 Beschäftigte weniger
Ende März 2015 waren in der KBA-Gruppe 5.321 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, 916 weniger als im Vorjahr. Ohne Auszubildende, Praktikanten, freigestellte Mitarbeiter und Beschäftigte in Altersteilzeit sank die Belegschaft im Konzern auf 4.711. Sie wird nach Abschluss des Konzernumbaus im Jahr 2016 auf rund 4.500 schrumpfen. Beachtlich bleibt die Ausbildungsquote mit 6,1 %.
Prognose: Über 1 Mrd. Umsatz und bis zu 2 % EBT-Rendite
Mit fast 30 % mehr Neuaufträgen im ersten Quartal hat sich KBA gut behauptet, denn nach VDMA-Angaben wurden in diesem Zeitraum über 12 % weniger deutsche Druckereimaschinen bestellt. Im Geschäftsbereich Sheetfed Solutions setzte sich die gute Auftragsentwicklung im April fort. Die erfolgreiche Messe Print China und die starke Stellung im Verpackungsdruck waren hilfreich. Auch KBA-NotaSys, KBA-Digital & Web, KBA-MetalPrint, KBA-Flexotecnica und andere Gesellschaften meldeten weitere Neubestellungen.
2015 wird sich die Lieferstruktur bei KBA nachhaltig verändern. Das Rollenoffsetgeschäft trägt zunehmend weniger zum Konzernumsatz bei. Dagegen gewinnt der High-Volume-Inkjetdruck an Bedeutung, denn KBA-Digital & Web Solutions adressiert auch neue Anwendungen wie den industriellen Dekordruck. Die gemeinsam mit HP entwickelte Inkjet-Web-Press für den Wellpappenmarkt eröffnet zusätzliche Perspektiven. Diese wird in Würzburg realisiert und im vierten Quartal der Fachwelt vorgestellt.
Über 50 % des Konzernumsatzes entfallen heute auf Bogenoffsetanlagen und dazugehörige Systeme. Dabei dominieren Verpackungskunden das Geschäft von KBA-Sheetfed Solutions sowie der meisten Gesellschaften im Segment Special Solutions. Den größten Umsatz- und Ergebnisbeitrag bei den Spezialmaschinen leisten Systeme für die Banknotenproduktion. Die meist staatlichen Kunden kommen in der Regel von außerhalb der Industrieländer. Dies erschwert die Planbarkeit des Wertpapiergeschäfts. Die breite Aufstellung der KBA-Gruppe nivelliert allerdings segmentspezifische Nachfrageschwankungen und erleichtert die Anpassung an Marktveränderungen.
Branchentypisch wird KBA einmal mehr weit über die Hälfte des Konzernumsatzes in der zweiten Jahreshälfte machen. Dies gilt auch für den Wertpapierbereich. Vor diesem Hintergrund ist das Umsatzziel von gut 1 Mrd. im laufenden Geschäftsjahr weiter realistisch. Auch an der angekündigten Ergebnisverbesserung auf eine EBT-Marge von bis zu 2 % vom Umsatz hält der Vorstand angesichts der erwarteten Umsatzsteigerung fest.