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App-Projekt der HdM erlaubt neuen Ansatz in Entwicklungsforschung
Donnerstag 12. Januar 2017 - Eine App, mit der selbst Analphabeten dokumentieren können, wie viel Zeit sie für welche Tätigkeiten verwenden: Das ist das Ziel der Arbeit von Hannes Buchwald, eingeschrieben im Masterstudiengang Computer Science and Media an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Die "Time-Tracker-App" als Ergebnis seiner Design-Nutzer-Studie wird bereits verwendet: Die Universität Hohenheim setzt das Klick-Tagebuch ein, um die Tagesabläufe von Kleinbauern in Sambia zu erforschen. Das Projekt soll Wege aufzeigen, die Arbeitsbelastung der Bäuerinnen und Bauern zu reduzieren und ihr Einkommen zu steigern. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fördert das Projekt.
Wenn Menschen weder lesen noch schreiben können, kann ein Bild auf einem Smartphone zur Verständigung weiterhelfen: „Eine App zu entwickeln, die allein durch ihre Grafik funktioniert und sofort begreifbar ist, das ist die größte Herausforderung meines Projektes“, sagt Hannes Buchwald.
Der Student des HdM-Masterstudiengangs Computer Science and Media erhält mit seinem Teampartner Simon Schuster im Studienfach Mobile Application von Prof. Dr. Ansgar Gerlicher die Aufgabe, im Rahmen eines Forschungsprojekts des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und des Instituts für Tropische Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim (https://www.uni-hohenheim.de/organisation/einrichtung/institut-fuer-tropische-agrarwissenschaften-ha…) eine Design-Nutzer-Studie bei afrikanischen Kleinbauern durchzuführen.
„Obwohl die Ressourcen von Sambia ausreichend für die Ernährung der Bevölkerung wären, leiden die Menschen dort an Hunger“, sagt Hannes Buchwald. Um ihren Alltag nachvollziehen zu können und festzustellen, wann, wie und wo der Einsatz von Traktoren ihnen die Arbeit auf den Feldern erleichtern und damit ihre Erträge steigern könnte, ermittelt der HdM-Student die Zeitnutzungsdaten der männlichen und weiblichen Kleinbauern mit einer Smartphone-App.
Erfolgreicher Test des Time-Trackers in Sambia
Für die Forscher der Universität Hohenheim ist die Kooperation ein Glücksfall: „Bei den bisherigen Erfassungsmethoden, die auf der Befragung der Bauern beruhen, ergaben sich Ungenauigkeiten“, berichtet Doktorand Thomas Daum. „Das lag vor allem daran, dass sich die Bauern rückblickend bei der Beschreibung ihrer Tätigkeiten auf dem Feld an einige Abläufe und ihren Zeitaufwand nicht mehr genau erinnerten.“
Mit der App von Hannes Buchwald können sie auf dem Feld jetzt direkt ein „Klick-Tagebuch“ führen: Mit einem Klick auf ein Bild – wie etwa ein Mensch beim Pflügen – startet eine Zeituhr, die mit einem weiteren Klick nach Beendigung der Tätigkeit wieder beendet wird.
Die Tropenforscher um Thomas Daum und Prof. Dr. Regina Birner von der Universität Hohenheim können so nachvollziehen, welche Aktivtäten wann und wie lange von der Person durchgeführt werden. „Die Smartphone-App der HdM ist ideal für den Einsatz vor Ort und hat unser Projekt hervorragend unterstützt“, erklärt Thomas Daum. „Es war einfach supercool, mit dem Forschungsteam der Universität Hohenheim zusammenzuarbeiten und deren Methoden vor Ort kennenzulernen“, sagt Hannes Buchwald.
NGOs zeigen Interesse an Zeiterfassungs-App
Nachdem er erfolgreich die dreitägige Testphase seiner Smartphone-App in den Dörfern und auf den Feldern von Sambia leitete, signalisieren auch andere Institutionen und NGOs, die in Entwicklungsländern aktiv sind, ihr Interesse an der Zeiterfassungs-App. Hannes Buchwald freut sich über die Weiterentwicklung seines Time-Tracker-Projektes, bei dem er vor allem eines gelernt hat: „Man muss sich auf den Auftraggeber einstellen und seine Wünsche herausfinden, auch wenn er von IT nur wenig versteht.“