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Digitalisierung in der Faltschachtel-Industrie Ein Trend oder bereits Realität

Donnerstag 18. Mai 2017 - Im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe "Erfolgreiche Strategien für Faltschachtel-Unternehmen" hatte der Fachverband Faltschachtel-Industrie e. V. (FFI) kürzlich zu seiner achten Veranstaltung eingeladen, diesmal nach Lünen/Dortmund zum Thema "Industrie 4.0 in der Faltschachtel-Industrie".

Die rund 40 Teilnehmer aus den Reihen der Mitglieder und Assoziierten Mitglieder hatten anhand der Vorträge und Diskussionen eine hervorragende Gelegenheit, die Implementation ihrer eignen Digitalisierungs-Strategie – sowohl intern als auch entlang der Supply Chain – zu bewerten sowie weitere Chancen und Umsetzungsfelder zu identifizieren.
Wie sich in der Veranstaltung zeigte, sind die Voraussetzungen für die hiesige Faltschachtel-Industrie dabei durchaus günstig: Mit dem starken Maschinen- und Anlagenbau und einer weltweit renommierten IT-Kompetenz ist Deutschland wie kein anderes Land in der Lage, die Potenziale der vierten industriellen Revolution zu erschließen. Diese Potenziale zu nutzen, EU-Rechtsnormen zu setzen und die Gesellschaft für den Wandel in der Produktionswelt zu motivieren und zu sensibilisieren, sind die drei wesentlichen Aufgaben, die es gilt, in den nächsten Jahren zu bewältigen, so das Fazit des FFI Seminars.
Thematisch deckte das FFI Seminar entscheidende Faktoren im Zusammenhang mit Industrie 4.0 ab: So erhielten Teilnehmer zunächst einen spannenden Einblick in die Praxis. Beim Besuch des Enterprise Labs des Fraunhofer Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) konnten sie sich einen Überblick verschaffen, in welcher Form Forscher zusammen mit Unternehmen wie BMW, DB Schenker und Würth für die Industrie 4.0 arbeiten. Gemeinsam mit Würth forscht das IML z. B. an einem Behälter, der am Ende zu einem sich selbststeuernden Warenfluss führen soll. Angetan zeigten sich die Besucher von den Möglichkeiten eines 3D-Druckers, mit dessen Hilfe beispielsweise wesentliche Einzelteile zur Fertigung einer Drohne erstellt worden sind.
Neben dem Enterprise Labs besichtigten die Seminarteilnehmer das Verpackungslabor des IML, in dem Schwachstellen, Einsparpotentiale und die Leistungsfähigkeit von Verpackungen, Ladungsträgern und Ladeeinheiten analysiert und bewertet werden.
Zur Eröffnung des Vortragsteils der Veranstaltung begrüßte Wolfgang Strotmeyer, Vorsitzender des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses des FFI die Teilnehmer. Ernst Stöckl-Pukall, Leiter des Referats Digitalisierung im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) stellte vor, in welcher Form die Bundesregierung die deutsche Industrie unterstützt, um für die Zukunft der Produktion gerüstet zu sein. Dabei wies er auch auf die firmenspezifischen Anwendungsbeispiele auf der Plattform Industrie 4.0 des BMWi hin. Für Unternehmen können diese Praxisbeispiele eine wertvolle Hilfestellung bei der strategischen Planung von Industrie-4.0 Projekten bieten.
Danach knüpfte Dr. Volker Lange, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik nahtlos an die interessante Besichtigung des Enterprise Labs am Vortag an. Er zeigte auf, welchen Beitrag eine intelligente und vernetzte Logistik für die vierte Revolution bietet. Datenbrille, AutoID an der Palette und die App zum sicheren Palettentausch sind nur einige Beispiele, die neue Perspektiven in der Supply Chain bieten.
Einen Überblick über die rechtlichen Herausforderungen, die mit dem Thema „Industrie 4.0“ verbunden sind, gaben Michel Kaminsky und Dr. Reinhard Fischer von Cohausz & Florack. Sie wiesen unter anderem daraufhin, dass sich bei vernetzten Systemen (Industrie 4.0) oftmals die Frage der Zuordnung des Geschäftsgeheimnisses zu einem Unternehmen nicht eindeutig beantworten lässt. Nach aktueller Gesetzeslage sollten die beteiligten Unternehmen laut ihrer Empfehlung die Erhebung, den Zugang, die Zuordnung und die Verwertung von Daten vertraglich genau regeln.
Zum Nachdenken brachte Andreas Reinshagen, Porsche Consulting GmbH die Zuhörer im Rahmen seines Vortrags durch seine provokative Aussage: „Die Ambitionen der Verpackungsbranche sind riesig, die Kompetenzen gering…“. Er belegte dies mit Zahlen aus der Managementumfrage der Porsche Consulting im Jahre 2016. Drei Viertel der Verpackungsunternehmen äußerten darin die Befürchtung, dass ihr Unternehmen den Marktanteil ohne Digitalisierungsstrategien nicht halten könne. Dennoch beschäftigen sich erst 35 Prozent intensiv damit.
Die Vorträge der Referenten von Heidelberg, Bobst, KBA und Optimus rundeten das Seminar ab. Sabine Roob und Jens Gieck, Heidelberger Druckmaschinen AG zeigten auf, welche Softwarelösungen Heidelberg zur Workflow Integration vom Prepress- bis zum Postpress-Prozess anbietet.
Mathieu Robyr, Bobst Group, rückte das Thema „Conntected Service at Bobst“ in den Blickpunkt. Er zog die Teilnehmer unter anderem mit der Live-Präsentation einer Augmented Reality-Anwendung in den Bann. Die Teilnehmer konnten sich mit Hilfe einer Augmented Reality Brille einen Eindruck davon verschaffen, welche Möglichkeiten mit einer solchen Brille, Video Streaming und der direkten Verbindung auf einen Computer eröffnet werden. So können Servicetechniker dem Maschinenbediener vor Ort direkt auf das Display seiner Brille Bedienungs-, Wartungs- und Reparaturhinweise in verschiedenen Sprachen übermitteln.
Michael Stürmer, KBA Deutschland GmbH und Henny van Esch, Optimus Group Ltd präsentierten die Lösungen, die KBA für ein vollvernetztes Druckunternehmen vom Auftragseingang bis zum Warenausgang anbietet. Den Abschluss dieses Vortrags bildete das Thema „Best-Practice in der Faltschachtelbranche“, auf das die Seminarteilnehmer bereits gespannt warteten. Nach der Video-Präsentation stellten die Zuhörer anerkennend fest, dass die Umsetzung des Themas „Industrie 4.0“ bei der Schur Pack GmbH, Gallin, dem Optimum schon sehr nahe käme.
Wolfgang Strotmeyer dankte in seinem Schlusswort den Referenten und Teilnehmern im Namen des FFI und gab den Seminarteilnehmern abschließend mit den Weg: „IT ist auf dem Vormarsch, wir können und sollten uns diesem Trend nicht verschließen, doch wir sollten auch darüber nachdenken, wo Platz für den Mensch bleibt.“

www.ffi.de
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