Aus den Unternehmen
Heidelberg nimmt Umsetzung der digitalen Transformation in den Fokus
Freitag 07. Juni 2019 - Die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) will nach dem erfolgreichen Abschluss des Geschäftsjahres 2018/19 die digitale Transformation zügig vorantreiben. Vor allem der Ausbau innovativer digitaler Geschäftsmodelle und der damit deutlich höhere Anteil wiederkehrender Vertragsumsätze soll das Unternehmen künftig weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen machen.
Angesichts der rund 30 Vertragsabschlüsse im Geschäftsjahr 2018/19 und einer steigenden Kundennachfrage weitet Heidelberg das Subskriptionsangebot weiter aus. Neben dem Gesamtpaket aus Equipment, Services, Verbrauchsmaterialien und Software in einem mehrjährigen nutzungsabhängigen Vertrag wird es künftig auch möglich sein, Einzelkomponenten dieses Angebots über eine gewisse Laufzeit nach festgelegten Standards zu kombinieren und zu nutzen. Damit haben Kunden die Möglichkeit, stufenweise in nutzungsabhängige Dienstleistungsmodelle einzusteigen. Mittelfristig sollen rund ein Drittel des Gesamtumsatzes bzw. rund zwei Drittel des Lifecycle-Umsatzes von Heidelberg durch Vertragsgeschäft nachhaltig erwirtschaftet werden.
Zudem arbeitet Heidelberg an einer Branchenplattform, über die künftig Druckereien ihre Bedarfe an Softwareanwendungen oder Verbrauchsmaterialien nutzenbasiert und automatisiert beziehen können. Durch den Hochlauf des Heidelberg Digitalportfolios, vor allem im wachsenden Verpackungssegment, wird mit der ansteigenden Basis an installierten Systemen ebenso der stabile, wiederkehrende Umsatz an Verbrauchsmaterialien deutlich wachsen und so das reine Maschinengeschäft übertreffen. Hierzu hat Heidelberg in China auch erstmals in ein neues Online-Geschäftsmodell für das Gestalten, Bestellen und Drucken von individuellen Faltschachteln mit einem führenden Verpackungsproduzenten unter dem Namen boxuni investiert.
„Wir treiben den Konzernumbau mit Nachdruck voran. Dank des Ausbaus digitaler Geschäftsmodelle und dem damit deutlich höheren Anteil wiederkehrender Vertragsumsätze werden wir mittelfristig wieder in den Wachstumsmodus schalten und weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen sein“, so Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender von Heidelberg.
Heidelberg erreicht Ziele für 2018/19
Wie bereits im Rahmen der Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen Anfang Mai kommuniziert, hat Heidelberg nach einem starken Endspurt im Geschäftsjahr 2018/19 (1. April 2018 bis 31. März 2019) seine operativen Ziele erreicht. So lag der Konzernumsatz mit 2.490 Mio. um rund 3 Prozent über dem des Vorjahres (2.420 Mio. ). Die sich abkühlende Konjunktur und die damit einhergehende reduzierte Dynamik bei den Maschinenneubestellungen zeigte sich dagegen im Auftragseingang, der Ende März 2019 mit 2.559 Mio. nicht den Wert des Vorjahres (2.588 Mio. ) abbilden konnte.
Auch bei der operativen Marge bezogen auf das EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis lag das Unternehmen mit 7,2 Prozent (Vorjahr 7,1 Prozent) im Zielkorridor. Als absolutes EBITDA wurden 180 Mio. (2017/18: 172 Mio. ) generiert. Im Berichts-jahr betrug das Restrukturierungsergebnis wie geplant -20 Mio. (Vorjahr: -16 Mio. ). Das Finanzergebnis lag mit -49 Mio. auf dem Vorjahresniveau von -48 Mio. . In der Summe erreichte das Ergebnis vor Steuern 32 Mio. (Vorjahr: 39 Mio. ). Beim Ergebnis nach Steuern erzielte Heidelberg mit 21 Mio. wie erwartet eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr (14 Mio. ).
Der Free Cashflow fiel im vierten Quartal mit 27 Mio. positiv aus und lag im Gesamtjahr mit -93 Mio. erwartungsgemäß deutlich unter dem Vorjahreswert von -8 Mio. . Im abgeschlossenen Geschäftsjahr wurde wie avisiert deutlich mehr in Wachstumsthemen wie Digitalprojekte, den Aufbau neuer Geschäftsmodelle und das neue Innovationszentrum am Standort Wiesloch-Walldorf investiert. Die Nettofinanzverschuldung lag nach einer Kapitalerhöhung bei 250 Mio. (31. März 2018: 236 Mio. ) und der Leverage (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum EBITDA) mit 1,4 weiterhin deutlich unter dem Zielwert von 2.
„Wir haben das Geschäftsjahr 2018/19 wie geplant mit moderatem Umsatz- und Er-gebniswachstum abgeschlossen. Unser Kerngeschäft entwickelte sich positiv, und finanziell sind wir weiterhin sehr solide für die Zukunft aufgestellt“, kommentierte Dirk Kaliebe, Finanzvorstand des Unternehmens.
Vorsichtiger Ausblick für 2019/20: Umsatz und Profitabilität auf Vorjahresniveau prognostiziert
Mit Blick nach vorne geht Heidelberg trotz der zum Geschäftsjahresende hin zunehmend schwächeren Weltkonjunktur von einer stabilen Entwicklung im Kerngeschäft und Zuwachs beim digitalen Subskriptionsmodell aus. Angesichts einer konjunkturbedingt zurückhaltenderen Investitionsbereitschaft in neue Technologien muss im Bereich des Digitaldrucks mit einem konservativeren Hochlauf als ursprünglich geplant gerechnet werden. Der Umsatz im Bereich Postpress wird aufgrund der Untersagung der Über-nahme von MBO durch die Kartellbehörde geringer wachsen. Zudem fällt der Rück-gang im Handelsgeschäft mit Verbrauchsgütern voraussichtlich größer aus als erwartet.
Die weltweite konjunkturelle Abschwächung machte sich in den letzten Monaten in einer reduzierten Dynamik bei den Maschinenneubestellungen bemerkbar. Da sich auch der Branchenverband VDMA in seiner jüngsten Jahresprognose aufgrund zunehmender Verunsicherung auf den Weltmärkten durch Handelsstreitigkeiten, insbesondere zwischen den USA und China, sowie des Brexit deutlich pessimistischer zeigt, geht Heidelberg mit Vorsicht in das neue Geschäftsjahr 2019/20 und erwartet einen Umsatz auf dem Niveau des Berichtsjahres.
Beim operativen Ergebnis strebt Heidelberg unter Berücksichtigung der voraussichtlichen Effekte aus IFRS 16 eine EBITDA-Marge ohne Restrukturierungsergebnis von 7,5 Prozent bis 8,0 Prozent an; damit wird die operative Profitabilität auf dem um die voraussichtlichen Effekte aus IFRS 16 angepassten Niveau des Berichtsjahres erwartet.
Wie schon in den Vorjahren werden auch im Geschäftsjahr 2019/20 Restrukturierungsaufwendungen für Transformationsaktivitäten und die Optimierung von Prozessen und Strukturen im Rahmen von Operational Excellence anfallen. Hierfür veranschlagt Heidelberg im neuen Geschäftsjahr wie im Vorjahr rund 20 Mio. .
Beim Finanzergebnis werden die positiven Effekte aus der teilweisen Rückzahlung des High-Yield-Bonds im vergangenen Jahr durch IFRS 16 und durch das temporär höhere Net Working Capital überkompensiert. Auf Basis der erwartet stabilen Entwicklung bei Umsatz und operativem Ergebnis wird auch insgesamt ein – von IFRS 16 voraussicht-lich nicht wesentlich beeinflusstes – stabiles Nachsteuerergebnis auf dem Niveau von 2018/19 prognostiziert.
„Die strategische Marschrichtung „Heidelberg goes digital!“ ist alternativlos. Wir werden zunehmend die Früchte aus unseren strategischen Maßnahmen sehen. Leider bremst die aktuelle konjunkturelle Entwicklung unsere Wachstumsdynamik, auch wenn das Marktpotenzial für die Digitalisierung der Druckindustrie und des digitalen Verpackungsdrucks unverändert groß ist“, so Rainer Hundsdörfer.