Aus den Unternehmen
Gute Auftragssituation zu Beginn des zweiten Quartals
Mittwoch 07. August 2019 - Die Heidelberger Druckmaschinen AG ist mit einer deutlich verbesserten Auftragssituation in das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2019/2020 gestartet. Damit konnten Teile des schwachen ersten Quartals, vor allem im Europageschäft, kompensiert werden.
Um sich mittel- bis langfristig deutlich unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen zu machen und den Anteil des wiederkehrenden Geschäfts entsprechend zu erhöhen, wird Heidelberg die digitale Transformation des Unternehmens und den Ausbau innovativer digitaler Geschäftsmodelle konsequent fortsetzen. Die Nachfrage nach den in diesem Zusammenhang besonders im Fokus stehenden Vertrags- und Subskriptionsangeboten hat sich auch im Auftaktquartal des Geschäftsjahres 2019/2020 weiter positiv entwickelt. Mittelfristig soll der wiederkehrende Umsatzanteil, vorwiegend aus Vertrags- und Subskriptionsangeboten, auf rund 1/3 des Gesamtumsatzes erhöht werden. Heidelberg weitet angesichts einer steigenden Kundennachfrage das Subskriptionsangebot aus und bietet nun weitere Vertragsvarianten an. Neben dem Gesamtpaket aus Equipment, Services, Verbrauchsmaterialien und Software in einem mehrjährigen nutzungsabhängigen Vertrag wird es künftig auch möglich sein, Einzelkomponenten dieses Angebots über eine gewisse Laufzeit nach festgelegten Standards zu kombinieren und zu nutzen.
Die Entwicklung des ersten Quartals, die insbesondere zum Ende der Berichtsperiode von zunehmender Investitionszurückhaltung insbesondere in Westeuropa und entsprechenden Umsatzverschiebungen aufgrund der konjunkturellen Eintrübung betroffen war, verdeutlicht die Notwendigkeit für die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens. So lagen der Quartalsumsatz, das EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis und das Ergebnis nach Steuern unter dem entsprechenden Vorjahreswert. Entsprechend der veränderten Geschäftserwartungen hat Heidelberg seinen Ausblick für das Gesamtjahr 2019/2020 Mitte Juli angepasst.
Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität und Absicherung der Profitabilität eingeleitet
Trotz einer sich verbessernden Auftragssituation zu Beginn des zweiten Quartals und anhaltend positiven Effekten aus der erfolgreichen Fachmesse Print China 2019 hat Heidelberg umgehend Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung eingeleitet. Diese umfassen Instrumente der kurzfristigen Arbeitszeitflexibilisierung – beispielsweise Zeitkonten und Kurzarbeit – und strukturelle Projekte zur nachhaltigen Stärkung der Ertragskraft. Zudem hat Heidelberg ein Programm zur deutlichen Verbesserung beim Net Working Capital sowie beim Free Cashflow gestartet. So stellt das Unternehmen viele der für dieses und das kommende Geschäftsjahr geplanten Investitionen auf den Prüfstand. Die geplanten Investitionen sollen entsprechend um rund 20 Mio. gesenkt werden. Zudem erfolgen Optimierungen von Durchflusszeiten und von Bestandshöhen sowie Verbesserungen beim Forderungsmanagement. Hierdurch soll das gebundene Kapital um rund 50 Mio. reduziert werden. Außerdem prüft Heidelberg Portfolioanpassungen durch den Verkauf von kleineren Unternehmensbereichen sowie weitere Strukturoptimierungen. In Summe wurde so ein Liquiditätspotenzial von insgesamt rund 100 Mio. Euro definiert.
„Der gute Start in das zweite Quartal macht uns zuversichtlich, unser geplantes Geschäftsjahresvolumen zu erreichen. Zudem haben wir zahlreiche Maßnahmen zur Ergebnis- und Free Cashflow-Verbesserung eingeleitet, die sich in der zweiten Geschäftsjahreshälfte positiv bemerkbar machen werden“, sagte Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender von Heidelberg. „Die digitale Transformation soll den Anteil des wiederkehrenden Geschäfts in den kommenden Jahren auf rund ein Drittel unseres Konzernumsatzes erhöhen, um uns in Zukunft unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen zu machen. Hier sind wir deutlich vorangekommen. Zudem bauen wir durch Investitionen in unser Kerngeschäft unseren Marktanteil kontinuierlich aus.“
Operative Entwicklung im ersten Quartal von konjunkturellen Unsicherheiten geprägt
Angesichts zunehmender konjunktureller Unsicherheiten vor allem in Mitteleuropa verzeichnete Heidelberg im ersten Quartal 2019/2020 (1. April – 30. Juni 2019) einen Rückgang der Umsätze von 541 Mio. auf 502 Mio. . Der Auftragseingang lag trotz einer deutlich höheren Nachfrage in China als Folge der positiv verlaufenen Messe Print China zum 30. Juni 2019 mit 615 Mio. unter Vorjahr (665 Mio. ). Der Auftragsbestand erhöhte sich gegenüber dem Geschäftsjahresende am 31. März 2019 (654 Mio. ) um rund 12 Prozent auf 730 Mio. zum 30. Juni 2019. Dies ist auch auf die neuen Subskriptionsverträge zurückzuführen, die sich über die Laufzeit der jeweiligen Verträge hinweg im Umsatz niederschlagen werden.
Das EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis lag mit rund 14 Mio. (inkl. IFRS 16-Effekt von rund 5 Mio. ) ebenfalls unterhalb des unbereinigten Vorjahreswerts von rund 20 Mio. . Das EBIT ohne Restrukturierungsergebnis betrug -10 Mio. (Vorjahresquartal: 2 Mio. ). Die EBITDA-Marge ohne Restrukturierungsergebnis lag (inklusive IFRS-16-Effekt) bei 2,8 Prozent, nach 3,7 Prozent im Vorjahresquartal. Das Finanzergebnis verbesserte sich auf -13 Mio. nach -16 Mio. im Vorjahresquartal. Inklusive Einkommen- und Ertragsteuern lag das Ergebnis nach Steuern bei -31 Mio. (Vorjahr: -15 Mio. ).
Saisonaler Aufbau des Net Working Capitals belastet Free Cashflow
Angesichts des unterjährigen Net-Working-Capital-Aufbaus, der auf geringere Kundenanzahlungen aufgrund des niedrigeren Auftragseingangs, auf die hohe Auslastung des Produktionsstandorts in Shanghai und auf Investitionen in den Ausbau digitaler Geschäftsmodelle zurückzuführen ist, war der Free Cashflow mit -83 Mio. (Vorjahr: -45 Mio. ) negativ.
Das Eigenkapital verringerte sich im Wesentlichen bedingt durch die deutliche Absenkung des Rechnungszinssatzes für die inländischen Pensionen und den Quartalsfehlbetrag und betrug zum Quartalsende 295 Mio. . Die Eigenkapitalquote lag damit bei rund 13 Prozent. Die Finanzverbindlichkeiten stiegen zum Stichtag im Wesentlichen aufgrund der Erstanwendung von IFRS 16 (55 Mio. ) und des negativen Free Cashflows an. Die Nettofinanzverschuldung stieg entsprechend und betrug zum Quartalsende 391 Mio. . Der Leverage lag zum Quartalsstichtag bei 2,1.
„Unser Fokus liegt kurzfristig auf der Optimierung des Networking Capital sowie dem Asset-Management“, sagte Dirk Kaliebe, Finanzvorstand. „Damit werden wir unsere Verschuldung deutlich reduzieren und neben der Profitabilität auch die finanzielle Stabilität absichern.“
Ausblick für Geschäftsjahr 2019/2020
Für das Gesamtgeschäftsjahr 2019/2020 geht Heidelberg von einem Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres aus. Trotz der konjunkturellen Eintrübung und der damit verbundenen Investitionszurückhaltung im Equipmentgeschäft erwartet das Unternehmen durch einen weiteren stabilen Ausbau des Vertragsgeschäftes eine Kompensation. Im laufenden Geschäftsjahr geht Heidelberg von einer Zielmarge beim EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis in einer Bandbreite von 6,5 bis 7 Prozent vom Umsatz aus. Nach Steuern wird ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet. Der Leverage soll auch inklusive der höheren Nettofinanzverschuldung nach Anwendung von IFRS 16 weiterhin unter dem kommunizierten Zielwert von 2 gehalten werden.