Aus den Unternehmen
Heidelberg: Solides zweites Quartal verbessert Halbjahresbilanz
Mittwoch 06. November 2019 - Der Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) ist es im zweiten Quartal (1. Juli bis 30 September 2019) gelungen, den relativ schwachen Jahresauftakt annähernd zu kompensieren.
So konnten sowohl beim Quartalsumsatz (+9 % auf 622 Mio. ), beim EBITDA (ohne Restrukturierungsergebnis) (+28 % auf 55 Mio. ) und beim Auftragseingang (+1 % auf 648 Mio. ) Verbesserungen erzielt werden. Impulse erhielt das Geschäft vor allem aus der fortschreitenden Digitalisierung von Prozessen (Push-to-Stop Technolgie) im Kerngeschäft Bogenoffset, das derzeit vor allem in den USA und in China für steigende Umsätze sorgt. Positiv beigetragen haben auch die digitalen Geschäftsmodelle beispielsweise aus den Subskriptionsangeboten und ein zunehmend höherer Anteil an wiederkehrenden Umsätzen aus Vertragsgeschäft und E-Commerce. So stieg der Anteil des Subskriptionsgeschäfts am Auftragsbestand auf über 10 %. Mittelfristig soll rund ein Drittel des Gesamtumsatzes aus wiederkehrendem Geschäft generiert werden, um Heidelberg deutlich unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen zu machen.
Heidelberg reagiert auf die anhaltenden konjunkturellen Unsicherheiten
Unverändert schwierig zeigt sich dagegen das von einer konjunkturbedingten Investitionszurückhaltung negativ geprägte Geschäft in Deutschland, Großbritannien und im Rest Mitteleuropas. Da sich sowohl die renommierten Wirtschaftsforschungsinstitute als auch der relevante Branchenverband VDMA unverändert skeptisch zeigen, wird Heidelberg die bereits initiierten Maßnahmen zur Sicherung der Profitabilität und Verbesserung der Liquidität konsequent vorantreiben.
„Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass unsere grundsätzliche Strategie stimmt: der Anteil des Vertragsgeschäfts steigt, immer mehr Kunden setzen auf unsere digitalen Lösungen im Bogenoffset und durch gezielte Investitionen in unser Kerngeschäft sichern wir unsere weltweite Markt- und Technologieführerschaft“, sagte Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender von Heidelberg. „Die solide Entwicklung im zweiten Quartal macht uns zuversichtlich, das geplante Umsatzziel im Geschäftsjahr zu erreichen. Wie kommuniziert macht sich das weltweit schwierige konjunkturelle Umfeld auch bei uns und unseren Kunden bemerkbar. Daher werden wir in den kommenden Monaten mit aller Konsequenz die eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung des Ergebnisses und Free-Cashflows umsetzen.“
Eine nachhaltige Ergebnissicherung erfolgt vor allem über Instrumente der Kosteneffizienz und eine weitere Verschlankung der Organisations- und Führungsstruktur im Unternehmen. In diesem Zusammenhang wird auch der Vorstand verkleinert und Stephan Plenz, Vorstand Technik und verantwortlich für das Segment Heidelberg Digital Technology, verlässt das Unternehmen zum Ende seines laufenden Vertrags im Juni 2020 im beiderseitigen Einvernehmen.
Die trotz der Verbesserungen im zweiten Quartal unverändert unbefriedigende Situation beim Working Capital und Free Cashflow wird über drei zentrale Handlungsoptionen adressiert: Zum einen werden die geplanten Investitionen um rund 20 Mio. gesenkt. Daneben sollen Optimierungen von Durchflusszeiten und von Bestandshöhen sowie Verbesserungen beim Forderungsmanagement für eine Reduzierung des gebundenen Kapitals um rund 50 Mio. sorgen. Darüber hinaus sollen Portfolioanpassungen sowie weitere Strukturoptimierungen rund 30 Mio. Cash ins Unternehmen bringen. In Summe soll so ein Liquiditätspotenzial von insgesamt rund 100 Mio. Euro gehoben werden.
Operative Entwicklung im zweiten Quartal verbessert – konjunkturelle Unsicherheiten bleiben bestehen
Trotz der unverändert anhaltenden konjunkturellen Unsicherheiten insbesondere in Mitteleuropa konnte Heidelberg im zweiten Quartal 2019/2020 (1. Juli – 30. September 2019) den Umsatz deutlich von 573 Mio. auf 622 Mio. steigern (H1 2019/20: 1.124 Mio. vs. H1 2018/19: 1.114 Mio. ). Auch beim Auftragseingang konnte mit 648 Mio. gegenüber 641 Mio. im Vorjahr ein leicht besserer Wert erzielt werden (H1 2019/20: 1.263 Mio. vs. H1 2018/19: 1.306 Mio. ). Ausschlaggebend hierfür waren jeweils positive Entwicklungen in China und Nordamerika, während das Europageschäft schwächer verlief. Der Auftragsbestand erhöhte sich gegenüber dem Geschäftsjahresende am 31. März 2019 (654 Mio. ) um rund 16 Prozent auf 756 Mio. . Dies ist auch auf die neuen Subskriptionsverträge zurückzuführen, die bereits mehr als 10 Prozent vom Auftragsbestand ausmachen und sich über die Laufzeit der jeweiligen Verträge hinweg im Umsatz niederschlagen werden.
Das EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis lag im Berichtsquartal mit rund 55 Mio. (inkl. IFRS 16-Effekt von 4 Mio. ) ebenfalls deutlich über dem unbereinigten Vorjahreswert von rund 43 Mio. (H1 2019/20: 69 Mio. vs. H1 2018/19: 62 Mio. ). Das EBIT ohne Restrukturierungsergebnis betrug im Quartal 32 Mio. (Vorjahresquartal: 26 Mio. ) und zum Halbjahr 22 Mio. (Vorjahr: 27 Mio. ). Die EBITDA-Marge ohne Restrukturierungsergebnis lag (inklusive IFRS-16-Effekt) bei 8,9 Prozent, nach 7,4 Prozent im Vorjahresquartal (H1 2019/20: 6,2 Prozent vs. H1 2018/19: 5,5 Prozent). Das Finanzergebnis verbesserte sich auf -10 Mio. nach -12 Mio. im Vorjahresquartal (H1 2019/20: -23 Mio. vs. H1 2018/19: -28 Mio. ). Inklusive Einkommen- und Ertragsteuern lag das Ergebnis nach Steuern im zweiten Quartal bei 14 Mio. (Vorjahr: 8 Mio. ) und im Halbjahr bei -16 Mio. (Vorjahr: -6 Mio. ).
Fortschritte beim Free Cashflow im zweiten Quartal
Obwohl auch im zweiten Quartal der typische unterjährige Net-Working-Capital-Aufbau für die stärkere zweite Jahreshälfte erfolgte, konnten die Abflüsse beim Free Cashflow in der Berichtsperiode von -42 Mio. auf -16 Mio. deutlich reduziert werden. Zum Halbjahr lag die Kennziffer (inklusive IFRS-16-Effekt) bei -100 Mio. (Vorjahr: -86 Mio. ).
Das Eigenkapital verringerte sich im Wesentlichen bedingt durch die deutliche Absenkung des Rechnungszinssatzes für die inländischen Pensionen und des Quartalsfehlbetrags und betrug zum Quartalsende 244 Mio. . Die Eigenkapitalquote lag entsprechend bei leicht über 10 Prozent. Wie erwartet stieg die Nettofinanzverschuldung zum Stichtag im Wesentlichen aufgrund der Erstanwendung von IFRS 16 (59 Mio. ) und des negativen Free Cashflows auf 416 Mio. . Der Leverage lag zum Quartalsstichtag bei 2,1.
„Unser klares Ziel ist es, den Free Cashflow bis zum Ende des Geschäftsjahres deutlich zu verbessern. Daher steht die Steigerung der Profitabilität sowie die Optimierungen des Net Working Capital und beim Asset-Management klar im Fokus“, sagte Marcus Wassenberg, Finanzvorstand von Heidelberg. „Durch verschiedene bereits eingeleitete Maßnahmen wollen wir so schnell wie möglich zusätzliche Liquidität von rund 100 Mio. generieren. Gleichzeitig setzen wir bewusst auf eine noch stärkere Kostendisziplin in allen Bereichen unseres Unternehmens, um die Profitabilität in dem schwieriger werdenden konjunkturellen Umfeld zu sichern.“
Ausblick für Geschäftsjahr 2019/2020 unverändert
Vor dem Hintergrund der eingeleiteten Maßnahmen, der soliden Entwicklung des zweiten Quartals und unter der Prämisse, dass sich das konjunkturelle Umfeld nicht weiter eintrübt, bestätigt Heidelberg seine Gesamtjahresziele für 2019/20. So soll der Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Beim EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis wird eine Zielbandbreite von 6,5 bis 7 Prozent vom Umsatz angestrebt und nach Steuern ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet. Der Leverage soll unter dem Zielwert von 2 liegen.