Aus den Unternehmen
Heidelberg: Vorläufige Geschäftsjahreszahlen 2019-2020 bestätigt
Montag 15. Juni 2020 - Die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) kommt mit ihrer im November letzten Jahres angestoßenen Transformation zur Steigerung von Profitabilität, Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherung zügig voran: Nach der finanziellen Stabilisierung durch die Übertragung von 380 Mio. aus dem Treuhandvermögen des Heidelberg Pension Trust e.V. im März 2020 sowie der Entscheidung zur Schließung von defizitären Aktivitäten, die bis Ende des Jahres 2020 erfolgen wird, gehen jetzt wesentliche Strukturmaßnahmen in die Umsetzung.
Für den Abbau von weltweit rund 1.600 Stellen hat das Unternehmen mit dem Betriebsrat bereits weitgehend sozialverträgliche Lösungen vereinbart. Zum Juni ist ein neues Operating Model gestartet, das mit weniger Führungsebenen, schlankeren Prozessen und deutlich verbessertem Kundenfokus ein effizienteres Management des profitablen Kerngeschäfts ermöglicht. Insgesamt soll die Profitabilität von Heidelberg durch das Maßnahmenpaket um 100 Mio. verbessert werden. In dem anhaltend schwierigen Marktumfeld, bedingt durch die Covid-19-Pandemie, sieht sich Heidelberg zudem durch das Programm gestärkt.
„2019 war für uns das Jahr der Klarheit und der Konsequenzen. Wir haben noch vor der Covid-19-Krise das umfassendste Umbauprogramm unserer jüngsten Unternehmensgeschichte angeschoben, um den profitablen Kern von Heidelberg zu stärken. Jetzt setzen wir alles daran, unsere Finanzbasis weiter zu stabilisieren und mittelfristig nachhaltig profitabel zu werden. Wir treiben die Umsetzung mit Hochdruck voran, um Heidelberg zu einem besseren Unternehmen zu machen. Wir haben bereits wichtige Meilensteine erreicht. Vor allem in Zeiten der Krise hilft uns dies zusätzlich, als starker Partner an der Seite unserer Kunden zu stehen und diese aktiv zu unterstützen“, sagt Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender von Heidelberg.
Dabei richtet sich der klare Fokus der Strategie auf die Steigerung der Profitabilität des Unternehmens und damit auf diejenigen Märkte und Marktsegmente, die profitabel sind und in denen Heidelberg eine weltweit führende Stellung einnimmt. So konnte in der Region Asia/Pacific der Auftragseingang trotz Covid-19-bedingter Rückgänge im vierten Quartal insgesamt auf 683 Mio. EUR gesteigert werden (Vorjahr 658 Mio. ). Hierbei wirkten sich maßgeblich Bestellungen aus China positiv aus, wo Heidelberg bereits heute mit rund 850 Mitarbeitern breit aufgestellt ist, um Wachstumschancen zu realisieren. Perspektivisch werden an diesem Standort über 1.000 Mitarbeiter tätig sein. Zudem ist Heidelberg als weltweit größter Lieferant für den Verpackungsdruck ideal aufgestellt, um von dem Potenzial der großen Wachstumsmärkte wie China in diesem Marktsegment zu profitieren. Mittlerweile realisiert das Unternehmen bereits rund 50 Prozent seines Offsetmaschinen-Umsatzes in diesem Bereich.
Zukunftsorientierte Technologie in Form von digitalen Lösungen garantiert Heidelbergs Smart Printshop, wodurch die Digitalisierung von Prozessen konsequent fortgesetzt wird, um Automatisierungslücken zu schließen, digitale Prozessintegration voranzutreiben und das Potenzial von digitalen Daten und künstlicher Intelligenz zu nutzen.
„Wir haben unsere Profitabilität klar in den Blick genommen – das ist unsere strategische Marschroute und der Weg, den wir konsequent weitergehen werden. Wir stellen uns damit so auf, dass wir von einer Markterholung deutlich partizipieren können“, so Finanzvorstand Marcus A. Wassenberg.
Digitale Angebote, Services und Schnittstellen ermöglichen es Heidelberg schon heute, seine Kunden auch in der Covid-19-Pandemie umfassend zu unterstützen. Dazu hat Heidelberg ein eigenes Programm aufgelegt: Unter dem Titel “ #We4You “ bietet das Unternehmen seinen Kunden digitale Lösungen für die erfolgreiche Fortführung ihres Geschäfts in der aktuellen Krise. Insbesondere Verpackungsdrucker gelten in der Krise als systemrelevant und mussten in diesem Zeitraum steigende Druckvolumina bewältigen. Hier hilft Heidelberg dabei, eine reibungslose und zuverlässige Produktion sicherzustellen. Mit dem PMI-Klima-Bericht informiert Heidelberg seine Kunden zudem über wichtige Marktentwicklungen.
Vorläufige Geschäftsjahreszahlen 2019/20 bestätigt
Im Geschäftsjahr 2019/20 haben die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie die Zahlen und das Ergebnis stark beeinflusst. So lag der Umsatz des Geschäftsjahres 2019/20 (1. April 2019 bis 31. März 2020) rund 6 Prozent unter dem Vorjahr bei rund 2,349 Mrd. EUR (Vorjahr: 2,49 Mrd. EUR). Der Einbruch im Schlussquartal betraf insbesondere die wichtigen Märkte USA und China, in denen Heidelberg in den ersten neun Monaten des vergangenen Geschäftsjahres starke Umsatzzuwächse verzeichnet hatte. Der Auftragseingang lag nach neun Monaten insgesamt auf Vorjahresniveau und ist im letzten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres spürbar eingebrochen. Der Auftragseingang ging im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt zurück auf 2,362 Mrd. EUR (Vorjahr: 2,559 Mrd. EUR).
Das EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis lag bei 102 Mio. EUR gegenüber 180 Mio. EUR im Vorjahr. Der Rückgang ist vor allem auf Volumen- sowie auf Produktmix- und Einmaleffekte zurückzuführen. Die EBITDA-Marge erreichte 4,3 % (Vorjahr: 7,2 %). Aufgrund der Restrukturierungsaufwendungen ist das Nachsteuerergebnis mit -343 Mio. EUR (Vorjahr: 21 Mio. EUR) deutlich im negativen Bereich. Das Restrukturierungsergebnis im Rahmen der Neuaufstellung liegt erwartungsgemäß bei -275 Mio. EUR. Positiv entwickelte sich der Free Cashflow, der vor allem aufgrund des Zuflusses von rund 324 Mio. EUR aus dem Treuhandvermögen bei 225 Mio. EUR (Vorjahr: -93 Mio. EUR) lag.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Heidelberg seine Nettofinanzverschuldung durch die Rückübertragung von rund 380 Mio. EUR aus dem Treuhandvermögen des Heidelberg Pension-Trust e. V. in das Unternehmen zum Geschäftsjahresende 2019/20 auf 43 Mio. EUR deutlich gesenkt und steht heute so stabil da, wie seit Jahren nicht mehr. Auch das Verhältnis von Nettofinanzverschuldung zum EBITDA ohne Restrukturierungsergebnis (Leverage) lag mit 0,4 auf niedrigem Niveau. Damit schafft das Unternehmen die Voraussetzungen, um aus eigener Kraft – auch in der aktuellen historischen Krise der Weltwirtschaft – seine Position als zuverlässiger Partner seiner Kunden zu sichern.
Ausblick auf laufendes Geschäftsjahr im aktuell unsicheren Umfeld erschwert – schnelle Erholung des Druckvolumens im chinesischen Markt
Für das Geschäftsjahr 2020/21 rechnet Heidelberg mit einem Umsatz deutlich unterhalb des Niveaus des Vorjahres (2.349 Mio. ). Der erwartete Umsatzrückgang aufgrund der Covid-19-Pandemie wird sich volumenbedingt mit deutlichen Belastungen auch auf die EBITDA-Marge auswirken. Ergebnisverbesserungen werden allerdings aus Einsparungen im Rahmen des Maßnahmenpakets, bilanziellen Maßnahmen sowie temporären Entlastungen aus Arbeitszeitflexibilisierung und Kurzarbeitsmaßnahmen erwartet. In Summe wird trotz des Umsatzrückgangs eine EBITDA-Marge ohne Restrukturierungsergebnis angestrebt, die mindestens auf dem Niveau des Vorjahres liegt. Aufgrund der Umsatzprognose rechnet Heidelberg im Geschäftsjahr 2020/21 mit einem gegenüber Vorjahr signifikant verbesserten, jedoch nochmals deutlich negativen Nachsteuerergebnis. Mittel- bis langfristig geht Heidelberg davon aus, dass das umfassende Maßnahmenpaket zur Neuausrichtung dazu beiträgt, die zukünftige Profitabilität des Unternehmens und die Finanzierungskraft für zukünftiges Wachstum nachhaltig zu verbessern.
Präzise Prognosen zur weiteren Entwicklung der Märkte und der Branche sind in dem von der Covid-19-Pandemie geprägten Umfeld aktuell noch nicht möglich. Es lassen sich jedoch verschiedene positive Tendenzen erkennen. Auf Grundlage der einzigartigen digitalen Vernetzung der installierten Maschinenbasis hat Heidelberg einen sehr guten Überblick über die Auslastung von Druckereien und damit einen zuverlässigen Indikator für die wirtschaftliche Aktivität eines Landes. Diese Daten zeigen deutlich, dass das Geschäft in China, dem größten Einzelmarkt von Heidelberg, wieder Fahrt aufnimmt und bereits das Vorjahresniveau überschreitet. Auch weitere Märkte zeigen bereits erste Erholungstendenzen beim Druckvolumen, die Grund für verhaltenen Optimismus für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres geben. Dennoch bleibt eine er-hebliche Unsicherheit durch das konjunkturelle Umfeld bestehen.
Die virtuelle Hauptversammlung der Heidelberger Druckmaschinen AG findet am 23. Juli 2020 statt.