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Weiterverarbeitung

Flexibilität bei der digitalen Weiterverarbeitung

Donnerstag 29. Juli 2021 - Im folgenden Interview teilt, Shlomo Nimrodi, CEO bei Highcon, seine Gedanken zum Wachstum des digitalen Weiterverarbeitungsmarkts und zu pandemiebedingten Trends mit, die diese Branche in Zukunft zweifellos prägen werden.

Wer ist Highcon? Wie viele Mitarbeiter haben Sie? Wie hoch ist Ihr aktueller Jahresumsatz?
Highcon ist seit 2009 geschäftstätig und verfolgt konsequent ein Ziel: die Bereitstellung von Lösungen für die digitale Weiterverarbeitung, die flexible Prozesse für die Herstellung von Faltschachteln und Wellpappenverpackungen und den Akzidenzdruck bieten und Markenherstellern die Möglichkeit geben, sich durch Innovation und Kreativität schnell und erfolgreich am Markt zu behaupten.
Derzeit haben wir mehr als 120 Mitglieder in unserem, das wir aufgrund unseres stetigen Wachstums durch die Einstellung neuer Mitarbeiter/innen, speziell für Aufgaben mit Kundenkontakt, jeden Monat erweitern werden. Wir haben auch unsere Geschäftstätigkeit (Vertrieb und Service) in Europa, Nordamerika und Lateinamerika ausgeweitet.
Im Geschäftsjahr 2020 hatten wir einen Umsatz von 4,8 Mio. $. Da wir von unserer Technologie überzeugt sind, haben wir das ehrgeizige Ziel, unseren Umsatz bis 2026 auf 100 Mio. $ zu steigern.
 
Worin bestehen die Hauptvorteile der digitalen Weiterverarbeitungstechnologie von Highcon?
Das Herzstück unserer Systeme ist eine sehr innovative, richtungsweisende Technologie für digitales Schneiden und Rillen, die unseren Kunden einzigartige Vorteile bietet, wie u. a. keine Mindestbestellmenge, weitaus kürzere Lieferzeiten und Mass Customization (individualisierte Massenproduktion).
In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit hoch im Kurs steht, spielt auch die Leistung unserer Systeme eine große Rolle. Sie erübrigen die Herstellung von Stanzformen und die dafür notwendigen Materialien, reduzieren Lagerbestände, ermöglichen die On-Demand-Produktion in der jeweils gewünschten Stückzahl und optimieren die Erfahrung des Endkunden.
 
Wie viele Systeme haben Sie inzwischen im Markt installiert? Wie hoch ist der Marktanteil?
Bislang haben wir mehr als 70 Systeme weltweit installiert, davon sind 15 % mehrere Systeminstallationen bei einem Kunden. 85 % dieser mehr als 70 Kunden sind in Nordamerika sowie in West- und Mitteleuropa ansässig.
 Akzidenzdruck und leichte Verpackungen haben einen Anteil von 40 % an der installierten Basis, Faltschachteln und Wellpappenverpackungen einen Anteil von 60 %, wobei der Markt für Wellpappenverpackungen das höchste Wachstum verzeichnet.
 
Wie teilt sich diese installierte Basis nach Produkt auf?
Da die Euclid unsere erste Lösung war, haben unsere Euclid-Systeme mit 80 % natürlich den größten Umsatzanteil. In den letzten Jahren hat auch der Verkauf unserer Beam-Plattform deutlich zugenommen. Diese Umsatzsteigerung war auf das generelle Wachstum auf dem Verpackungsmarkt und insbesondere auf die Einführung des Web-to-Pack-Modells zurückzuführen, weil Funktionen für die digitale Weiterverarbeitung durch unsere Beam-Lösung Engpässe verringern.
 
Wer sind typische Kunden von Highcon?
Die meisten Kunden sind Hersteller von Faltschachteln und Wellpappenverpackungen jeder Größe – Klein- bis Großunternehmen. Obwohl unsere Lösung unabhängig vom Druckverfahren ist, haben viele Druckdienstleister mindestens eine Digitaldruckmaschine, kennen den Markt aus dem Effeff und wissen, wie Digitaldruckerzeugnisse zu verkaufen sind. Daher betrachten sie die digitale Weiterverarbeitung als fehlendes Bindeglied. Begünstigt wurde diese Denkweise auch durch die Pandemie. Immer mehr Kunden sind jetzt auch Web-to-Pack-Anbieter für kleine bis mittlere Unternehmen.
 
Welchen Status hat der digitale Weiterverarbeitungsmarkt zurzeit? Wie hoch ist sein Wachstumspotenzial?
Ehrlich gesagt steckt er noch in den Kinderschuhen. Nach den Pionieranwendern folgt jetzt die nächste Phase – Unternehmen, die die finanziellen Gewinne durch die Einführung unserer Lösungen für die digitale Weiterverarbeitung zur Verbesserung ihrer Produktionseffizienz nutzen wollen.
 Das Web-to-Pack-Geschäftsmodell beschleunigt diese Entwicklung, wobei inzwischen mehrere der großen Marktakteure auf den Zug aufgestiegen sind. Durch großartige Fallstudien und klare finanzielle Vorteile ist das Nutzenversprechen natürlich sehr überzeugend. Zudem profitieren wir von der steigenden Nachfrage von Markenartiklern. Sie lernen die kreative Freiheit des Verpackungsdesigns und die Möglichkeiten zu schätzen, die die digitale Weiterverarbeitung zur Steigerung ihrer Lieferketteneffizienz bietet.
Wir unterteilen den Markt in zwei Bereiche – den Systemverkauf und die Kosten für Stanzformen. Es gibt viele verschiedene Arten von herkömmlichen Stanzlösungen, die einen Jahresumsatz von schätzungsweise 1,5 bis 2 Mrd. $ haben. Bei Stanzformen liegt der Jahresumsatz je nach Werkstoff bei 3 bis 5 Mrd. $. Immer mehr Stanzformen werden anschließend eingelagert und nie wieder verwendet. Dadurch entstehen erhebliche Zusatzkosten. Hinzu kommen die negativen Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsziele, die weltweit erreicht werden sollen.
Ich glaube, dass sich digitale Weiterverarbeitungslösungen aufgrund der wachsenden Marktdynamik des elektronischen Handels und der Nachhaltigkeit im Laufe der Zeit durchsetzen und zunehmend ein fester Bestandteil des Weiterverarbeitungsprozesses werden. Als Pionier und Vorreiter wird Highcon bei dieser Transformation einen guten Vorsprung haben.
Es liegt also auf der Hand, dass die digitale Weiterverarbeitung ein enormes Zukunftspotenzial hat.
 
Welche Herausforderungen und Hürden sind bei der digitalen Weiterverarbeitung zu meistern? Wie meistert Highcon diese Herausforderungen?
Unsere größte Herausforderung sind Bekanntheit und Marktzugang. Image- und Bekanntheitssteigerung beginnt beim Verkauf an die richtigen Kunden. Kunden, die ihre Produktionseffizienz steigern müssen, d. h. bei denen „Kartons rumstehen“. Natürlich müssen sie diese Notwendigkeit zuerst erkennen. Sobald ihnen das klar ist, müssen wir für den Erfolg dieser Kunden sorgen. Das erfordert einen mehrstufigen Ansatz. Wir müssen für einheitliche Betriebsabläufe und entsprechende Schulung sorgen. Wenn diese beiden Voraussetzungen geschaffen sind, müssen wir uns zurückziehen und den Kunden „das Feld überlassen“. Je erfolgreicher unsere Kunden sind, desto mehr Neukunden werden sich an dieser Transformation beteiligen.
Dafür spielt der Marktzugang eine große Rolle. Daher sind wir dabei, unsere Vertriebspräsenz durch die Einstellung qualifizierter Vertriebsmitarbeiter und durch Kooperationsvereinbarungen mit erfahrenen Vertriebspartnern zu stärken. Gleichzeitig erweitern wir unsere Serviceorganisation. Denn gute Servicequalität ist eine maßgebliche Voraussetzung für nachhaltige Kundenzufriedenheit.
 Auf dieser Reise sind wir nicht allein. Denn wir sind davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Ökosystem eine wichtige Rolle spielen wird, um die Marktakzeptanz digitaler Lösungen zu beschleunigen.
 Natürlich hat die große Unsicherheit in der Lieferkette seit dem Ausbruch der Pandemie das Bewusstsein für die notwendige Flexibilisierung der Produktion bei vielen Kunden verstärkt, was die Vorteile unserer Lösungen natürlich unterstreicht.
 
Welche Marktposition hat Ihr Unternehmen derzeit?
Als Pionier hat Highcon Vorteile in diesem Markt. Diese Vorreiterrolle war zwar mit Anfangsschwierigkeiten verbunden, jedoch auch eine großartige Chance, um unsere wichtigsten Erkenntnisse sowohl im technischen als auch im geschäftlichen Bereich zur Optimierung zu nutzen. Wir haben einige neue Mitbewerber, was gut ist und dazu beiträgt, das Marktwachstum und die Nachfrage zu steigern. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass wir gut gerüstet sind, um die Marktführung zu übernehmen.
 Die digitale Weiterverarbeitungstechnologie ermöglicht Markenartiklern die bedarfsgerechte Produktion und Lieferung, sodass sie ihre Lagerbestände und vor allem das Risiko von toten Lagerbeständen reduzieren können.

Wie hat sich die Pandemie auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Wie für die meisten Unternehmen war die erste Jahreshälfte 2020 auch sehr schwierig für uns. Glücklicherweise konnten wir aufgrund der Agilität unseres Unternehmens und der Opferbereitschaft unserer Mitarbeiter weltweit in der Lage, kurzfristige kreative Lösungen anzubieten, damit unsere Kunden ihre Pläne trotzdem umsetzen konnten.
Und da unser Angebot überzeugend ist und da Unternehmen ein Web-to-Pack-Angebot auf- bzw. ausbauen möchten, war unser Geschäftsergebnis in der zweiten Jahreshälfte 2020 besser als im gesamten Geschäftsjahr 2019.

Was sind künftig Ihre wichtigsten Zielmärkte und geografischen Regionen?
Unser Fokus liegt weiterhin auf Nordamerika sowie West- und Mitteleuropa. Wir sehen allerdings auch große Chancen speziell in Mexiko und Kolumbien, wo der Container- und Verpackungsmarkt kontinuierlich wächst.

Der kürzliche Börsengang hat Highcon 45 Mio. $ eingebracht. Wie wichtig war dieses Ergebnis für das Unternehmen und den Markt?
Meiner Meinung war dies von immenser Bedeutung. Für den größeren Markt ist der Börsengang ein unabhängiger Beleg für das Marktpotenzial aus Sicht von Highcon. Für Highcon ist der Börsengang eine weitere Bestätigung für die Unternehmensausrichtung und seine Technologie und ein wichtiger Meilenstein zur Erreichung unseres ehrgeizigen Ziels, dass sich die digitale Weiterverarbeitungstechnologie von Highcon als Mainstream-Lösung etablieren wird.

In der letzten Zeit gab es einige personelle Veränderungen in der Geschäftsführung. Welche Ziele verfolgen Sie mit diesen Veränderungen und was bedeuten sie für das Unternehmen?
Tja, womit soll ich anfangen. Beachtenswert waren einige Ernennungen in den Vorstand und das Geschäftsführungsteam. Sie sollen den digitalen Wandel fördern, der zur Optimierung der Lieferketten so wichtig ist.
Zuerst unser neuer Chairman, Alon Bar-Shany. Was mir immer imponiert hat, ist Alons Kunden- und Kundenservice-Besessenheit. Er hat eine unglaublich enge Beziehung zu Kunden; sie vertrauen ihm und seiner Meinung. Ich habe überhaupt keinen Zweifel an seinem großartigen Beitrag für das Geschäftsführungsteam.
Eine weitere Verstärkung ist Simon Lewis als Vice President Marketing. Auch er genießt in der Druckindustrie einen sehr guten Ruf und verfügt über langjährige Erfahrung im strategischen Produktmarketing sowie im direkten und indirekten Vertrieb. Ich bin mir ganz sicher, dass Simon eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung unserer Wachstumsstrategie spielen wird.
 
Abschließend ein paar Worte zu Ihnen selbst – Shlomo Nimrodi. Was motiviert Sie?
Die Antwort auf diese Frage, was meine Persönlichkeit und meinen bisherigen Werdegang geprägt hat, liegt weit zurück.
Als junger Mann war ich bei den Israeli Special Forces und wurde bei einem Einsatz schwer verletzt. In den Jahren nach meiner Genesung habe ich alles daran gesetzt, um im Geschäfts- und Privatleben einen Unterschied zu bewirken – ob durch Extremsport im Privatleben oder durch den Aufbau eines Unternehmens, das eine positive Wirkung auf das Leben anderer Menschen hat. In dieser Hinsicht betrachte ich es als Riesenprivileg und große Ehre, bei Highcon ein so wunderbares Team zu leiten und unser ehrgeiziges Ziel zu verwirklichen. Unser Ziel, dass sich die digitale Weiterverarbeitung zur Mainstream-Technologie entwickeln wird, die einen positiven Beitrag zu einer profitableren und nachhaltigen Zukunft in der Verpackungsindustrie leistet.

www.highcon.com
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