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VDMB-Vorstand diskutiert mit Experten über Konsequenzen der Papier- und Energiekrise
Donnerstag 02. Dezember 2021 - Papier, Energie, Werbung, Corona: Es gibt derzeit viele drängende Fragen, die die Unternehmen der Druck- und Medienbranche umtreiben. Die Jahresabschlusssitzung der Vorstandschaft des Verbandes Druck und Medien Bayern (VDMB) stand deshalb in diesem Jahr ganz im Zeichen der wichtigsten Branchenthemen.
Und der Bedarf nach Diskussion und Austausch war groß. So waren die Entwicklungen auf den Energie- und Rohstoffmärkten, drohende Beschränkungen bei der Briefkastenwerbung sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit der Verschärfung der Arbeitsschutzregeln die zentralen Punkte der Sitzung. Besonders die Verknappung und Verteuerung auf den Papiermärkten bereiten den Unternehmen aktuell große Sorgen.
Papierknappheit größte Herausforderung
„Die Entwicklung auf den Papiermärkten ist ohne Zweifel gegenwärtig das herausforderndste Thema in unserer Branche. Papier ist mittlerweile so knapp wie teuer geworden. Und für die Zukunft gibt es häufig nur vage Informationen darüber, wann und zu welchen Konditionen wir das benötigte Papier erhalten. Für viele Druckereien bedeutet das eine außerordentlich schwierige Situation, weil verlässliche Kalkulationen kaum mehr möglich und Kundenaufträge teils nicht mehr durchgeführt werden können“, beschreibt Christoph Schleunung, Vorstandsvorsitzender des VDMB, die dramatische Lage in den Betrieben.
Insidereinblicke und Austausch mit Experten
„Die mitunter schmerzhaften Erfahrungen der vergangenen Monate zeigen, dass diese Probleme nur im partnerschaftlichen Dialog entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Papierherstellern, -händlern, Druckereien und Kunden zu lösen sind“, bewertet Schleunung die aktuelle Situation. Deswegen hatte der Vorstand auch Dr. Jörg Sensburg, geschäftsführender Gesellschafter der 2H Holding, einem der führenden Papiergroßhändler, zur Diskussion eingeladen. Sensburg erläuterte die vielfältigen Ursachen der Papierverknappung: „Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass es in den vergangenen Monaten auf der Angebotsseite fundamentale Veränderungen geben hat.“ Neben der Verringerung von Produktionskapazitäten für grafische Papiere hat sich vor allem auch die Umwidmung bestehender Kapazitäten in Richtung der Herstellung von Packaging-Materialien ausgewirkt. Zusammen mit der gestiegenen Nachfrage nach Druckprodukten weltweit sowie den gestiegenen Energiepreisen hat sich dies preistreibend auf die Papiermärkte ausgewirkt. Trotz zu erwartender Entspannungen im Laufe des kommenden Jahres rät er Druckereien, sich dauerhaft auf höhere Preise im Vergleich zu 2019 einzustellen.
Besorgniserregende Entwicklung auch auf den Energiemärkten
Auch auf den angesprochenen Energiemärkten kommt es derzeit zu erheblichen Preissteigerungen. „Wir alle haben schmerzlich erfahren müssen, wie sehr in diesem Jahr die Preise für Gas und Strom gestiegen sind und uns Unternehmen zusätzlich belasten“, so Schleunung. In der Diskussion mit Thomas Reitemann, Leiter Energiebeschaffung und Großkundenvertrieb von der Lechwerke AG wurde deutlich, dass die momentanen Preisspitzen eine Ausnahme sind, das Preisniveau aber langfristig deutlich höher sein wird als in den letzten Jahren. Neben dem CO2-Preis spielt mittlerweile der Gas-Preis bei der Strompreisentwicklung eine zunehmend wichtigere Rolle. Angesichts dieser Kostenexplosionen bei Papier und Strom erscheinen Preisanpassungen der Druckereien über kurz oder lang vielfach unausweichlich. „Unsere Kunden müssen sich darauf einstellen, dass Print schlicht teurer wird“, so Schleunung.