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Prozesslos? Aber bitte Direct!

Dienstag 25. Oktober 2005 - Kompatibilität serienmäßig inklusive – mit der Kodak Thermal Direct-Platte greift die Kodak Graphic Communications Group jetzt aktiv ins Marktgeschehen bei prozesslosen Druckplatten ein.

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Prozesslose Offsetdruckplatten schießen zurzeit wie Pilze aus dem Boden. Jedenfalls kann dieser Eindruck entstehen, denkt man an die am Markt erhältlichen Produkte und die für die nächsten Jahre angekündigten, wenigstens mit Namen bereits „greifbaren“ Vertreter dieser Kategorie. Ein neuer Trend also, der offensichtlich an Dynamik gewinnt.
Doch so grundsätzlich neu, wie es momentan vielleicht den Anschein hat, ist „prozesslos“ nicht. Schon vor über acht Jahren, als die thermische Druckplattenbebilderung gerade erst zu ihrem phänomenalen Aufschwung ansetzte, wurden prozesslose Platten gehandelt. Bezieht man die druckmaschinenintegrierte Direct-Imaging-Technologie ein, war der (wasserlose) Offsetdruck mit prozesslosen Platten bereits 1991 realisiert.
Die Auseinandersetzung um das Thema „prozesslos“ ist nicht zuletzt eine Frage der Definition. Hier soll aber weder eine Bestimmung bzw. Abgrenzung von Begriffen wie prozesslos oder chemikalienfrei folgen noch in die Anatomie verschiedener Typen dieser Plattenkategorie eingestiegen werden.

Kurzen Prozess gemacht
In der Praxis will der Offsetdrucker das Versprechen „prozesslos“ dadurch eingelöst sehen, dass er den traditionellen separaten, oft mehrstufigen Prozess der Plattenentwicklung loswird. Und das möglichst mit einer Druckplatte, die sich in der Maschine verhält wie eine gute Bekannte und die keine unliebsamen Hypotheken mit sich bringt. Letzteres beispielsweise in Form von zusätzlichem Reinigungsaufwand oder Zwang für das Maschinenpersonal, die Platten mit Glaceehandschuhen anzufassen.
Diese Erwartungen hatte das F&E-Team der Kodak Graphic Communications Group (Kodak GCG) beim Entwicklungsprojekt der prozesslosen Thermal Direct-Offsetdruckplatte im Auge. Überhaupt wurde auf Kompatibilität größter Wert gelegt: auf Kompatibilität zu gängigen Bedruckstoffen, Offsetdruckfarben, Feuchtmitteln und – nicht zuletzt – Plattenbelichtern.
Die Kodak Thermal Direct-Platte wurde zur drupa 2004 angekündigt und kommt jetzt nach dem erfolgreichen Abschluss eines umfangreichen Betatestprogramms auch in Europa auf dem Markt. Dank ihrer Sensibilisierung für den Wellenlängenbereich 800-850 nm (Spitzenempfindlichkeit bei 830 nm) lässt sie sich grundsätzlich auf allen gängigen Thermo-CtP-Systemen bebildern, so zum Beispiel auf Modellen von Screen, Heidelberg und, selbstverständlich, Kodak (Creo). Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Plattenbelichter für die Verwendung der Platte ohne besondere Zusatzausstattung auskommen. Beispielsweise ist keine Einrichtung zum Absaugen bzw. Entfernen von Bebilderungsrückständen erforderlich. Alternativ lässt sich die Platte unmittelbar in DI-Druckmaschinen bebildern, deren Aufzeichnungseinheiten mit 830-nm-IR-Lasern arbeiten.
Es ist der offensichtlichste Vorteil prozessloser Platten: Eine herkömmliche Entwicklung gibt es nicht mehr. Damit wird die Plattenverarbeitungsanlage überflüssig bzw. sie muss für den CtP-Einstieg gar nicht erst angeschafft zu werden. Im speziellen Fall der Kodak Thermal Direct-Platte, die keine weiteren Bearbeitungsschritte erfordert, erübrigt sich auch eine separate Spül- und Gummierstation.

Weniger ist mehr
Für den Anwender bedeutet dies einiges mehr als lediglich die Kostenersparnis für den Kauf einer Entwicklungsmaschine. Er spart obendrein den Platz, den diese Anlage belegen würde, sowie Installationskosten und Versorgungsanschlüsse, Kosten für Energie- und Wasserverbrauch, Reinigungs- und Wartungsaufwand. Ebenso fallen die Kosten für die Beschaffung, Lagerung und Entsorgung von Entwicklungschemikalien weg. Ferner wird mit der Plattenentwicklung im Gesamtprozess der Druckformherstellung eine Quelle für Schwankungen eliminiert, welche die Qualität beeinträchtigen können.
Dieses Profil macht die Thermal Direct insbesondere für die KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) der grafischen Industrie attraktiv. Dennoch sieht Kodak den Markt für die neue prozesslose Platte nicht allein auf diese Anwendergruppe beschränkt.
Wenn etwas in der Praxis reibungslos funktionieren soll, braucht es eine solide Grundlage. Die besteht bei der Kodak Thermal Direct-Platte aus Aluminium, das elektrochemisch aufgeraut und anodisiert ist. D. h. in Bezug auf das Trägermaterial und die Feuchtmittel führende Schicht gleicht die prozesslose Platte jeder anderen modernen Offsetdruckplatte. Auf dem Aluminiumträger befindet sich eine vergleichweise dünne Schicht, die aus speziellen Polymeren besteht. Das ist alles. Zusätzliche Schichten aus irgendwelchen exotischen Materialien sucht man bei der Thermal Direct vergeblich.

„Zeit ist Geld – und beides kann man sparen“
Dieser Devise können Druckereien mit der Anwendung der Kodak Thermal Direct folgen. Bebildern – einspannen – drucken, das ist es, was den Charme des Verfahrens ausmacht. Betrachten wir es der Reihe nach:
Die Thermal Direct wird wie jede andere Thermoplatte in das CtP-System geladen – manuell, halb- oder vollautomatisch. Sie arbeitet negativ. Das bedeutet, dass der Thermolaser das Druckbild auf die Platte schreibt und damit eine thermische Polymerisation auslöst. Bei diesem Vorgang werden keinerlei Schichtpartikel abgelöst oder freigesetzt.
Was die Bebilderungsgeschwindigkeit betrifft, ist die Thermal Direct auf Grund ihrer geringeren Empfindlichkeit langsamer als konventionelle Thermoplatten. Trotzdem lässt sich in der digitalen Druckformherstellung eine beachtliche Produktivität erreichen. Beispielsweise kommt ein halbautomatischer Kodak Magnus 400 Quantum-Plattenbelichter in der V-Geschwindigkeitsversion bei einem Plattenformat von 740 x 660 mm und 2.400 dpi Auflösung auf einen Durchsatz von 18 Thermal Direct-Platten in der Stunde.
Ihrem Anspruch der Eignung für hochwertige Akzidenzaufträge wird die Thermal Direct mit einer angemessenen Auflösung gerecht. Beim 80er Raster lässt sich eine Tonwertbandbreite von 1 bis 98 % zuverlässig übertragen. Und ja, die Platte eignet sich auch für die Bebilderung mit FM-Rastern wie Kodak Staccato und Punktgrößen von minimal 20 µm.
Im Übrigen helfen zwei Eigenschaften, dass beim Umgang mit der Thermal Direct in der Plattenherstellung und auf dem Weg zur Druckmaschine keine Hektik ausbrechen muss und keine besonderen Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind. Im frischen oder bebilderten Zustand kann sie nämlich bis zu vier Stunden unter Gelblicht und immerhin eine Stunde lang unter weißem Raumlicht offen gehandhabt werden. Außerdem gestattet die Stabilität des Latentbildes, die bebilderte Platte zwei Wochen lang unter Lichtausschluss aufzubewahren, bevor sie auf die Druckmaschine genommen wird. Wobei angesichts des heutigen Termindrucks die Frage berechtigt ist, wann ein Anwender in die Verlegenheit kommen sollte, diese Zeitspanne auch nur zu Bruchteilen auszuschöpfen.
Nach der Bebilderung ist kein weiterer Bearbeitungsschritt nötig. Die Thermal Direct-Platte kann gleich in der Druckmaschine eingespannt werden. Der im Vergleich zu anderen CtP-Platten schwächere, aber dennoch sichtbare Bildkontrast hilft bei der Zuordnung und Positionierung der Platten auf den Plattenzylindern.
Als „Develop on Press“-Platte wird die Kodak Thermal Direct beim Starten der Druckmaschine in ihren endgültigen Arbeitszustand gebracht. Während der normalen Anfahrsequenz bringt das Vorfeuchten die nicht bebilderten Stellen der Polymerschicht zum Quellen. Nach dem Anstellen der Farbauftragwalzen entfernt dann die Druckfarbe durch ihre Zügigkeit (Tack) die gelösten Teile der Schicht. Schon nach wenigen Bogen ist der Plattenhintergrund frei gelaufen.

Eine Platte, die zu Offsetdruckern passt
Wie bereits erwähnt, fügt sich die Kodak-Platte anstandslos in die gewohnten Verhältnisse des Drucksaals ein. Sie ist unempfindlich für Kratzer und kompatibel zu einer breiten Palette von Druckfarben, Druckchemikalien und Feuchtmitteln (von klassischer Alkoholfeuchtung bis zu alkoholfrei). Das erleichtert den Druckern die Einarbeitung und Verwendung der Platte. Außerdem ermöglicht diese Charakteristik der Thermal Direct eine reibungslose Produktion im Wechsel mit „normalen“ CtP-Platten oder analogen Offsetplatten auf ein und derselben Druckmaschine.
Was die Auflagenbeständigkeit anbelangt, wird der Kodak Thermal Direct herstellerseitig ein Durchhaltevermögen von bis zu 100.000 Drucken (in Abhängigkeit von den jeweiligen Druckparametern) bescheinigt. Damit lässt sich ein großes Spektrum typischer Akzidenzdruckaufträge abdecken.

Directes Fazit
Alles in allem eignet sich die Kodak Thermal Direct für alle Bogenoffset-Aufträge, die in kleineren und mittleren Auflagen zu produzieren sind. Dabei ist sie dank ihrer hohen Auflösung ein probates Produktionsmittel für qualitativ ambitionierte Druckprojekte. Obwohl die typischen Anwender eher im „4-Seiten-Bereich“ mit Druckformaten bis zur Maschinenklasse 0B zu finden sein werden, ist sie auch für Druckmaschinen bis zur 3B-Formatklasse erhältlich. Ein weiterer interessanter Einsatzbereich dürfte die Produktion auf schmalbahnigen Rollenoffsetmaschinen sein.
In jedem Fall spart der Thermal Direct-Anwender sämtliche Kosten und den Aufwand, der mit der herkömmlichen Plattenverarbeitung zusammenhängt. Gleichzeitig wird die Druckformherstellung von mehreren potenziellen Quellen für Prozessschwankungen oder Fehler befreit. Außerdem kann die Kodak Thermal Direct in Druckereien für Entspannung sorgen, die unter strengen Umweltauflagen produzieren.
Schließlich ist für Betriebe, bei denen der Schritt zu prozesslos mit dem Einstieg in Computer-to-Plate zusammenfällt, eines gut zu wissen: Selbstverständlich liefert die Kodak GCG die Thermal Direct-Platte auch als Komponente einer Gesamtlösung. Ganz nach Bedarf können neben einem passenden Thermoplattenbelichter ein digitaler Workflow, sonstige Kodak-Prepress-Software und ein Proofsystem mit im Paket sein.

www.kodak.com
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