CTP - Computer to Plate
Dem Plattenengpass ein Schnippchen geschlagen
Dienstag 12. Juni 2007 - Mehr Platten und noch mehr Platten: Die Druckformherstellung drohte bei Mareis Druck zum Flaschenhals der Produktion zu werden. Ein Generationswechsel bei CTP und Workflow schaffte Abhilfe. Bei der Plattenausgabe macht jetzt ein vollautomatischer KODAK MAGNUS 800 Quantum-Plattenbelichter Tempo. Und der KODAK PRINERGY-Workflow sichert den nötigen Datennachschub für High-Speed-CTP.
Man merkt es Oskar Mareis gleich an: Er ist Vollblut-Druckunternehmer. Und ein stolzer dazu. Wofür er einigen Anlass hat. Er leitet das vor 101 Jahren gegründete Familienunternehmen in Weißenhorn (Süddeutschland) in der dritten Generation. Das Geschäftsvolumen des vollstufigen Betriebs hat in den letzten Jahren stetig zugelegt. Im Drucksaal läuft die Arbeit zweischichtig mit Überstunden und bei Bedarf auch an Wochenenden. Das Wachstum ist unübersehbar. Erst kürzlich wurde ein Erweiterungsbau mit 400 m2 für die Druckweiterverarbeitung seiner Bestimmung übergeben.
Mareis Druck ist laut Bekunden seines Geschäftsführers bei allen technischen Neuerungen vorne mit dabei und ein Vorreiter in Sachen Zertifizierung. Was ein ISO-zertifiziertes Qualitätsmanagement, das FSC-Zertifikat und die seit vier Jahren bestehende Zertifizierung nach dem PSO (ProzessStandard Offsetdruck) belegen. Zu den Spezialitäten des Bogenoffsetbetriebes zählen der UV-Hybriddruck, die Produktion mit Inline-Hybrid-Veredelung – beispielsweise für raffinierte Matt-Glanz-Effekte – und der Einsatz von Lack in jeder Form. Diese besonderen Fähigkeiten und die Kompetenz für die Komplettherstellung hochwertiger Farbbroschüren mit Veredelung wirken über die Region hinaus. So sind Berliner Adressen neben lokalen Auftraggebern ebenso im Mareis-Portefeuille zu finden wie Großkunden aus Nordrhein-Westfalen, die im letzten Jahr gewonnen werden konnten.
Der geschäftliche Erfolg konfrontierte die Vorstufenabteilung mit einem schlagartig erhöhten Druckplattenbedarf. Zudem waren insbesondere die neuen Großaufträge mit sehr kurzen Fertigungszyklen verknüpft. Für die Druckformherstellung bedeutete das bis dato nicht gekannte Produktionsspitzen. Mit der Folge, so räumt Oskar Mareis unumwunden ein, dass die Drucker an den Maschinen häufig genug auf Plattensätze warten mussten. Damit kristallisierte sich heraus: Der seit dem Jahr 2000 verwendete KODAK LOTEM 800V-Thermoplattenbelichter konnte den neuen Durchsatzanforderungen nicht mehr gerecht werden – höchste Zeit für eine Ersatzinvestition.
Von zehn auf 30 Platten in der Stunde
Mit dem MAGNUS 800-Plattenbelichter in der V-Geschwindigkeitsversion fand sich die passende Produktionsmaschine. Klar, die Entscheider von Mareis Druck hatten im Vorfeld das aktuelle Marktangebot eingehend sondiert. „Aber ein Thermoplattenbelichter sollte es in jedem Fall wieder sein“, berichtet Druckvorstufenleiter Frank Werne. „Unsere Entscheidung für den neuen KODAK-Plattenbelichter hat im Wesentlichen drei Gründe: seine Schnelligkeit, seine sehr solide Bauweise, die eine hohe Betriebszuverlässigkeit im Dauerbetrieb erwarten lässt, und dann noch die KODAK SQUARESPOT-Thermobebilderung, die uns u. a. eine wiederholbare Produktion mit der KODAK STACCATO-Rasterung ermöglicht.“
Während es das frühere CTP-System auf einen Durchsatz von zehn Druckplatten pro Stunde brachte, liefert der MAGNUS 800 Quantum nun in der gleichen Zeit 30 Platten in der Formatkategorie 70 x 100 cm. D. h. wenn es darauf ankommt, steht rund zehn Minuten nach Start der Bebilderung ein kompletter Satz druckfertiger Platten für eine Fünffarbenmaschine zur Verfügung. Im Halbformat sind es sogar bis zu 40 Druckplatten, die der CTP-Vollautomat stündlich bebildern kann.
Ein hoher Plattendurchsatz erfordert angemessenen Nachschub. Dafür steht ein Autoloader mit Mehrkassetteneinheit, die in drei Kassetten einen Gesamtvorrat von 300 Platten in verschiedenen Formaten für den Einzug bevorraten kann, gerade. Beim Ladevorgang wird das Zwischenpapier automatisch entfernt und sicher aus dem Prozess befördert. Außerdem erhalten die Druckplatten unmittelbar bevor sie auf die Belichtertrommel geladen werden eine Stanzung gemäß dem bei Mareis Druck verwendeten Bacher-Registersystem. Bei Registerstanzung und Plattenbebilderung gewährleistet eine durchgängige Dreipunktanlage die nötige Präzision.
Dankbare Abnehmer der digital bebilderten und fertig verarbeiteten Thermoplatten sind mehrere Bogenoffsetmaschinen: eine Fünffarben-KBA Rapida 74 mit Lackwerk im Format 52 x 74 cm, eine Fünffarben-KBA Rapida 105 (Format 74 x 105 cm), eine Fünffarben-Heidelberg CD-102 mit Lack, die im Januar 2008 gegen eine Rapida 105 ausgetauscht wird und eine Zweifarbenmaschine mit Bogenwendung im Format 72 x 102 cm.
Der Umstieg von Kodak zu Kodak bei CTP fand sein Pendant auf der Workflow-Seite. An die Stelle des KODAK BRISQUE-Workflows, der seit der Computer-to-Film-Ära in Gebrauch war, trat der moderne und deutlich leistungsfähigere KODAK PRINERGY-PDF-Workflow. Als Ausschieß-Tool nutzt man weiter die seit langem etablierte KODAK PREPS-Software, die unmittelbar in den PRINERGY-Workflow integriert ist. Physisch tritt PRINERGY bei Mareis Druck durch einen Primärserver und eine Renderstation in Erscheinung und in puncto PRINERGY-Software befindet sich die Version 3.1 im Einsatz.
Wie Frank Werne erklärt, gewann man mit dem Umstieg auf den KODAK PRINERGY-Workflow eine Menge Vorteile. „Früher konnten wir nur entweder Formproofs auf dem Großformat-Inkjetplotter drucken oder Platten bebildern. Jetzt läuft alles parallel und um Klassen schneller, einschließlich der Übergabe von Daten an unseren Inkjet-Digitalfarbproofer“, erklärt der Druckvorstufenleiter. Ohnehin gehen bei Mareis Druck mittlerweile über 70 % der zu verarbeitenden Dateien im PDF-Format ein. Da kommt der Datenkontrolle eine besondere Bedeutung zu. Dieser Aufgabe nehmen sich sowohl die Sachbearbeiter mit den Tools von Adobe Acrobat Professional als auch das Preflight-Instrumentarium des Prepress-Workflows an.
Als regelrechte „Perle“ im umfangreichen Funktionsspektrum von PRINERGY apostrophiert Frank Werne die optionale Digital Blueline-Funktion des Workflow-Systems. Sie stellt anhand der Ausschießinformation die Seiten eines Jobs automatisch in Zweier- oder Vierergruppen zusammen. Die Digital Blueline-Proofs lassen sich typischerweise auf einem A3-Farbdrucker schnell ausgeben und einfach zu einem komfortabel blätterbaren Handmuster zusammenfügen, das die Seiten in Original-Lesefolge zeigt. Der Nutzen für Mareis liegt – man ahnt es schon – im Geschwindigkeits- und Handhabungsvorteil gegenüber großformatigen Formproofs, die nach dem Plotten noch aufwendig von Hand geschnitten, gefalzt und ggf. zusammengeklebt werden müssen.
Obwohl die Digital Blueline-Proofs für das „Gut zum Druck“ eine große Rolle spielen, wird die Online-Kommunikation mit Kunden für Korrekturläufe und Druckfreigaben immer wichtiger. Deshalb loten die Praktiker bei Mareis Druck bereits die Anwendungsmöglichkeiten des KODAK INSITE Prepress Portal-Systems aus – gegenwärtig noch im Rahmen eines firmeninternen Tests. Das Potenzial: Da das INSITE-Webportal nahtlos in den PRINERGY-Workflow integriert ist, lässt sich neben dem Einschleusen von Jobdateien in die Produktion auch der Korrektur- und Freigabeprozess im Zusammenspiel mit den Kunden rationalisieren und beschleunigen. Oskar Mareis dazu: „Die Verwendung von Tools für eine effizientere Zusammenarbeit mit unseren Kunden liegen absolut in unserem Interesse. So können wir ihnen eine bessere Dienstleistung bieten und die Aufträge schneller durch die Druckvorstufenproduktion bekommen.“
Möglichst schnell zur Plattenbebilderung und zum Druck, diese Anforderung gilt für jede einzelne der monatlich über 2.000 Platten, die Mareis Druck verarbeitet. Dabei setzt das Unternehmen voll auf die KODAK SWORD ULTRA-Thermoplatte, die seit dem Einstieg in den Hybriddruck verwendet wird. Je nach vorherrschenden Druckbedingungen ist die Zweischichtenplatte ohne Einbrennen im normalen Einsatz für 400.000 Drucke und beim Druck mit UV-Farben für 150.000 Druckabrollungen gut. Damit bietet diese besonders robuste KODAK-Platte angesichts der bei Mareis vorherrschenden Auftragsgrößen üppige Reserven in puncto Auflagenleistung.
Über Reserven verfügt auch der KODAK MAGNUS 800 Quantum – was die monatliche Plattendurchsatzkapazität betrifft. Er wird sie künftig brauchen. Da ist sich Oskar Mareis sicher.