Zeitung & Versandraum
Open House zur KBA Commander CT bei der Main-Post in Würzburg
Dienstag 02. Oktober 2007 - Die Zukunft im industriellen Zeitungsdruck ist Compact
Unter dem Motto Die Zukunft ist Compact hatten der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer AG (KBA) und die Mediengruppe Main-Post am 27. und 28. September ins unterfränkische Würzburg zur Vorstellung der in enger Partnerschaft entwickelten neuen Kompakt-Nassoffsetrotation Commander CT eingeladen. Rund 200 Zeitungsfachleute aus dem In- und Ausland konnten die mit Feuchtwerken druckende Schwestermaschine der KBA Cortina erstmals in Produktion erleben und viel über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Konzepte erfahren.
Beide Anlagen sind hoch automatisiert (u.a. vollautomatischer Plattenwechsel) und verfügen neben den nur etwa 4 m hohen, in der Mitte für Wartungsarbeiten auseinander fahrbaren Achtertürmen über viele Alleinstellungsmerkmale. Während von der zur drupa 2000 erstmals als Prototyp gezeigten KBA Cortina mittlerweile elf Anlagen (insgesamt 51 Achtertürme, davon 39 doppeltbreit und zwölf dreifachbreit) bestellt wurden und bereits neun in Produktion sind, steht die als 4/2- und 6/2-Anlage erhältliche Commander CT noch am Anfang der Markteinführung.
Die Pilot-Maschine bei der Main-Post wurde nach einer einjährigen Test- und Optimierungsphase im März dieses Jahres voll in die Nachtproduktion integriert. Im Juli 2007 hat das Regionalzeitungshaus auf der Basis positiver Erfahrungen einen zweiten Achterturm bestellt. Dieser soll Mitte 2008 zur Erhöhung der Farbkapazität auf den bereits druckenden Achterturm gesetzt werden. Diese platzsparende Bauweise mit einem 16er-Turm in der vorhandenen Rotationshalle ist nur bei den Kompakt-Anlagen Commander CT und Cortina möglich. Schon vor einigen Monaten hatte sich das spanische Zeitungshaus Heraldo de Aragón in Zaragoza ebenfalls für die Commander CT entschieden.
David Brandstätter: Entscheidung für die Zukunft
David Brandstätter, Geschäftsführer der zum Holtzbrinck-Konzern gehörenden Mediengruppe Main-Post, nannte zwei wesentliche Gründe für die Innovationspartnerschaft mit KBA bei der Commander CT: Zum einen bot sich uns aufgrund der kompakten Bauweise der Commander CT die einmalige Chance, die Maschinenkapazität in der vorhandenen Druckhalle aufzustocken, ohne dabei das Gebäude erweitern zu müssen. Das war ein wichtiges wirtschaftliches Argument. Zum anderen hat uns das Konzept der Commander CT mit dem extrem hohen Automatisierungsgrad und Bedienerkomfort überzeugt. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Zukunft des Zeitungsdrucks mit dieser Maschine endgültig begonnen hat. Da wollten wir gerne mit von der Partie sein.
Commander CT profitiert von der Schwestermaschine Cortina
Die vom Druckverfahren unabhängigen konstruktiven Alleinstellungsmerkmale der Cortina nutzt auch die Nassoffsetmaschine Commander CT. Sie spricht damit potenzielle Anwender an, die sich aus unterschiedlichen Gründen (Bevorzugung von Standardmaterialien, Erweiterung von Nassoffsetanlagen u.ä.) noch nicht für den wasserlosen Offsetdruck entscheiden wollen. So schätzen viele Zeitungsdrucker am herkömmlichen Nassoffset, dass er sich seit 40 Jahren bewährt hat und mit seit langem bekannten Farben und Druckplatten arbeitet. An die verfahrensbedingten Einschränkungen sowie an die in der Regel etwas höhere Makulatur als im wasserlosen Offset haben sie sich gewöhnt. Einigen Nachteilen des Nassoffset-Verfahrens, wie Fanout, Farbnebel, oder Reinigungs- und Wartungsintensität rückt die Commander CT durch ihre kompakte Bauweise, ihr neues kurzes Filmfarbwerk mit drei Auftragwalzen und die überdurchschnittliche Automatisierung im Bereich der Walzenschlösser und Lagertechnik erfolgreich zu Leibe.
Kompakte Hochtechnologie im weit verbreiteten Nassoffset
KBA-Spartenleiter Zeitung Bernhard Harant stellte in seinem Vortrag die Philosophie, Technik und die Nutzervorteile der bis zu 45.000 Zyl.U/h schnellen Commander CT im Detail vor. Danach erlaubt die sehr geringe Bauhöhe des Achterturms der neuen Kompakt-Version der seit fast 40 Jahren am Weltmarkt erfolgreichen Commander-Baureihe die Aufstellung in normalen Industriegebäuden oder die Erweiterung der Druck- und Farbkapazität durch 16er-Türme in vielerorts vorhandenen hohen Rotationshallen. Der an der Cortina bereits mehrere hundert Mal eingesetzte Plattenwechselautomat KBA PlateTronic sorgt für extrem kurze Umrüstzeiten von nur gut zwei Minuten ohne Bahnwechsel bzw. etwa sechs Minuten bei Wechsel der Papierbahn und Gummituchwaschen. Die bisher von KBA schon über 30.000 Mal eingesetzten automatisierten Walzenschlösser KBA RollerTronic für optimale Druckbedingungen ohne manuelle Walzenjustage sind bei der Commander CT Standard. Gleiches gilt für die neue Lagertechnik KBA NipTronic mit optionaler Leitstandsanbindung zur exakten Einstellung der Druckpressung beim Einsatz sehr unterschiedlicher Papiersorten.
Der ölfreie Achterturm (die Main-Post spart dadurch pro Jahr ca. 1.000 l Öl) ist für den Gummituch- und Waschtuchwechsel in der Mitte auseinander fahrbar. Jeder Platten- und Gummituchzylinder wird ohne Getriebe direkt angetrieben. Nach intensiven Drucktests mit unterschiedlichen Farbwerk-Varianten hat man sich bei der neuen Rotation für ein Farbwerk mit einem neuen unterschlächtigen Farbkasten, einer neuen Filmwalze und drei Auftragwalzen entschieden, das auch bei Flächen und anspruchsvollen Sujets hervorragende Druckergebnisse liefert. Das dreiwalzige Sprühfeuchtwerk wurde ebenfalls weiter entwickelt. Beim Waschen des Farbwerkes kann über das Anschwenken der ersten Farbauftragwalze an die Feuchtauftragwalze das Feuchtwerk gleich mit gewaschen werden, ebenfalls eine Neuheit.
Obwohl der Farbnebel in einer schnelllaufenden Nassoffset-Anlage wie der Commander CT verfahrensbedingt nicht auf Null reduziert werden kann, wurden gegenüber herkömmlichen Maschinen doch deutliche Fortschritte erreicht. KBA erwartet denn auch keine negativen Einflüsse auf die vorgegebene hohe Zuverlässigkeit der zusätzlich gegen Verschmutzung geschützten Plattenwechsel-Automaten, von denen bereits mehrere Hundert an Cortina-Anlagen ohne Probleme im Einsatz sind.
Deutlich geringer als bei herkömmlichen, fast doppelt so hoch bauenden Achterturmmaschinen ist bei der Kompaktmaschine auch der Fanout im Vierfarbendruck. Dazu trägt auch bei, dass das neue Farbwerk mit weniger Wasser auskommt. Dies hat KBA bewogen, die Commander CT in Verbindung mit einer weiter verbesserten Fanout-Regelung (KBA FanoTronic) bis zu einer Bahnbreite von 2.100 mm (entspricht dem Rheinischen Format) auch als 6/2-Version anzubieten.
Andreas Kunzemann, Technischer Leiter bei der Main-Post, hob in seinem Erfahrungsbericht die sehr gute Druckqualität der Commander CT hervor, die nach seiner Meinung mit konventionellen Zeitungsrotationen nur schwer zu erreichen sei. Mehr als nur ein willkommener Nebeneffekt ist auch der um 15 Prozent reduzierte Energieverbrauch, der zum größten Teil wiederum aus der automatisierten Walzeneinstellung und NipTronic-Lagertechnik resultiert. Die Anlaufmakulatur liegt aufgrund der sehr guten Registerqualität beim automatischen Plattenwechsel niedriger als bei den konventionellen Maschinen. Die bisher an Satelliten-Rotationen gewohnten Drucker haben nach anfänglichem Zögern schnell die Vorteile der hohen Automatisierung und der kompakten Bauweise der Achterturm-Anlage für sich erkannt.
Fazit von Andreas Kunzemann: Die Commander CT bietet alle Vorteile des Gummi-Gummi-Druckverfahrens wie zum Beispiel Druckqualität und stabile Bahnspannung und erreicht eine nahezu identische Farbregisterqualität von Satellitenmaschinen. Weiterhin bietet sie für den Bediener eine optimale Ergonomie durch die Druckerlifte und durch STEPIN. Nach meiner Einschätzung liegt die Zukunft für leistungsfähige und hoch automatisierte Zeitungsmaschinen in der Kompakt-Bauweise. Durch die Weiterentwicklung der Kompakt-Rotationen sprechen immer mehr wirtschaftliche und ergonomische Aspekte gegen klassische mehrstöckige Zeitungsrotationen.
Wasserloser Offset bleibt weiterhin auf der Agenda
Trotz der konventionellen Alternative Commander CT ist man bei KBA auch angesichts der jüngsten Verkaufserfolge an Le Figaro und die Nordsee-Druckerei in Bremerhaven und der aktuellen Klima- und Umwelt-Diskussion weiterhin fest davon überzeugt, dass die wasserlose Cortina aufgrund ihrer verfahrensspezifischen Stärken in Zeitungsbetrieben mit vielen Lokalausgaben und bei den auf eine hohe Flexibilität angewiesenen Lohndruckern ihren erfolgreichen Weg fortsetzen wird. Die einzigartige Möglichkeit der Cortina, bei Ausstattung mit Heißlufttrockner ohne Farbwechsel Coldset- und Heatset oder Hybrid-Produkte in guter Qualität zu drucken, sieht man als schlagkräftiges Argument für den wasserlosen Druck mit zonenschraubenlosen Farbwerken.
Die erweiterte Kompakt-Plattform KBA Competence mit der wasser- und zonenschraubenlosen KBA Cortina als progressives und der im herkömmlichen Nassoffset druckenden Commander CT als mehr konventionelles Lösungsangebot trägt den individuell unterschiedlichen Präferenzen innerhalb der Branche Rechnung.