Die Branche am Montag!

Aus den Unternehmen

Größer und stärker

Karl-Georg Nickel, geschäftsführender Vorstand des vdmb und Sprecher des Clusters Druck und Printmedien Bayern

Dienstag 17. Juni 2008 - Schritt für Schritt festigt die bayerische Druck- und Medienindustrie ihre Position. Die Aufwärtsentwicklung ist moderat, ihre Qualität aber solide. So sind die Unternehmen heute besser als je zuvor gegen Marktschwankungen gerüstet. Das Jahr 2008 dürfte sie wieder auf die Probe stellen.

Die Umsätze steigen und der Personalabbau sind weitgehend gestoppt – das sind die wichtigsten Befunde der bayerischen Branchenstatistik 2007. Ihre Position festigen konnten vor allem die Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten: Sie erzielten ein Umsatzplus von 5 Prozent (Gesamtumsatz 3,143 Milliarden Euro). Das Auslandsgeschäft steigerten sie sogar um 12,2 Prozent auf 561 Millionen Euro, was deutlich mehr als einem Viertel des Auslandsumsatzes der gesamten deutschen Druckindustrie entspricht. Die Zahl der Betriebe dieser Größenklasse blieb wie die ihrer Beschäftigten unverändert.

Auf vielen Feldern positive Entwicklungen
Zur bayerischen Druckindustrie zählen derzeit 1.973 Unternehmen. Fast 70 Prozent der Betriebe (1.376) haben bis zu neun Beschäftigte. Rund ein Drittel aller Beschäftigten arbeitet in den 56 Unternehmen der Beschäftigtengrößenklasse 100 bis 499.

Insgesamt reduzierte sich die Zahl der Druckunternehmen in Bayern um 1,2 Prozent. Das ist weniger als im Bundesdurchschnitt mit einem Schwund von 2 Prozent. In den Vorjahren waren höhere Abgangsraten zu verzeichnen: 2006 verließen 2,8 Prozent der Betriebe den Markt, 2005 waren es 3,2 Prozent und 2004 sogar 4,6 Prozent. Bei den Insolvenzen gab es einen Rückgang von 27,5 Prozent, 29 Druckunternehmen mussten 2007 in Bayern ihren Betrieb einstellen.

Das vierte Jahr in Folge hat sich der Personalabbau in der bayerischen Druckindustrie verringert. Über alle Betriebsgrößen hinweg ging die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 1 Prozent zurück, während der Mitarbeiterschwund 2006 noch bei 1,3 Prozent lag, 2005 bei 3,6 Prozent und 2004 bei 4,1 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen ging um 31,9 Prozent auf 1.589 Personen im Jahresdurchschnitt zurück, die Kurzarbeit sank auf das seit langem niedrigste Niveau.

Für Karl-Georg Nickel, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Verbandes Druck und Medien Bayern e.V. (vdmb) und Sprecher des Clusters Druck und Printmedien, ist eine der erfreulichsten Entwicklungen in der deutlichen Steigerung der Zahl der Ausbildungsverhältnisse zu sehen. Die Unternehmen der bayerischen Druck- und Medienindustrie haben einer eigenen Erhebung nach im vergangenen Jahr 1.022 Auszubildende neu eingestellt – eine Zunahme um mehr als 15 Prozent. Damit steht Bayern an zweiter Stelle in Deutschland (nach Nordrhein-Westfalen) und erreicht so ein Ausbildungsniveau wie zuletzt 2001. „In diesem Ausbildungsengagement widerspiegelt sich die Zukunftsorientierung der Unternehmen“, so Nickel. „Ein massiver Fachkräftemangel hätte in der technisch äußerst anspruchsvollen Druckindustrie verheerende Folgen.“

Zuversicht bewiesen die Branchenunternehmen auch mit ihren Investitionen, die seit dem Tiefststand 2003 kontinuierlich anstiegen und 2007 rund 1,2 Milliarden Euro erreichten. Ersatzbeschaffung und Erweiterung waren die vorrangigen Investitionsziele.

Das Jahr der Bewährung: 2008
Für 2008 rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute mit einer Abschwächung der Konjunktur, der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft erwartet eine Zunahme der Werbeausgaben von lediglich 1 Prozent. Ein extremer Anstieg der Energiekosten und der hohe Eurokurs belasten die Unternehmen zusätzlich.

Unter diesen Voraussetzungen prognostiziert der Bundesverband Druck und Medien ein reales Umsatzwachstum von 1,6 bis 1,8 Prozent gegenüber 2007 für den Bund. Entsprechend verhalten sind die Geschäftserwartungen (erhoben im Mai 2008): Keine Änderung der Geschäftslage im nächsten Halbjahr erwarten derzeit rund 70 Prozent der deutschen Druckunternehmen, 15 Prozent befürchten eine Verschlechterung, 14 Prozent nehmen eine verbesserte Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten an. Die Halbjahres-Erwartungen im Vorjahresmonat waren sichtbar besser.

Die krisenerprobten Betriebe werden 2008 mit erschwerten Bedingungen zu tun haben, die sie jedoch nicht unvorbereitet treffen. Mit einem erweiterten Angebot auf höchstem Qualitätsniveau und internationalen Kontakten verfügen viele über die notwendige Flexibilität, eine schwankende Nachfrage auszugleichen – eine Entwicklung zu höherer Wettbewerbsfähigkeit, die der vdmb mit einem lückenlosen Serviceangebot, das die gesamte Wertschöpfungskette der Branche umfasst, vorangetrieben und begleitet hat.

„An der Umsatzentwicklung lässt sich Fortschritt nicht ablesen“, gibt vdmb-Chef Nickel zu bedenken. „Entscheidend ist die solide und zukunftsfähige Basis des Geschäftserfolgs. Eine wachsende Zahl von Unternehmen hat die Lehren aus den vergangenen Jahren gezogen und präsentiert sich jetzt technisch höherwertig, betriebswirtschaftlich straffer organisiert und mit einem marktgängigerem Angebot als vor dem Nachfrageeinbruch.“

Servicenetz erweitert
Die konsequente Ausrichtung des Verbandes Druck und Medien Bayern als Dienstleistungsorganisation rückt das Servicenetz „bayerndruck“ als Dachmarke in den Mittelpunkt. Sie umfasst die vdmb-Gruppe – also den Verband mit seinen im Zentrum für Druck und Medien (ZDM) vereinten spezialisierten Tochterunternehmen und das Cluster Druck und Printmedien Bayern.

Das Kompetenzzentrum ZDM in Ismaning ist das Bildungs-, Technik- und Veranstaltungszentrum der bayerischen Druck- und Medienindustrie. Diese Brancheninstitution hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2001 hervorragend bewährt, weil sie die Voraussetzungen bietet, viele innovative Dienstleistungen des Verbandes noch effizienter zu realisieren. Als gemeinsames Dach und Sitz der drei vdmb-Tochtergesellschaften _ Überbetriebliche Ausbildung gGmbH (üba), x-medial Bayern GmbH und SKILL GmbH _ bündelt das ZDM die Kompetenzen, die für interdisziplinäre, ganzheitliche Beratungen und Problemlösungen gebraucht werden.

Qualität und Innovation sind die Dreh- und Angelpunkte des Servicenetz „bayerndruck“. Qualität und Innovation sind auch die Triebfedern einer überregionalen Technik-Kooperation des vdmb mit den Schwesterverbänden in Baden-Württemberg und Hessen sowie dem Verband der Papier, Pappe und Kunststoff verarbeitenden Industrie Baden-Württemberg. Damit stehen den Unternehmen seit dem vergangenen Jahr dreimal mehr Technik-Experten als zuvor für die Beratung und Problemlösung zur Verfügung.

Sein ausgezeichneter Ruf und seine Leistungsfähigkeit machen das Servicenetz „bayerndruck“ zu einem begehrten Kooperationspartner. So hat der vdmb mit dem Verband Druck & Medientechnik Österreich (vdmö) eine Vereinbarung über die engere Zusammenarbeit in Sachen Service und Qualifikation getroffen. Im Zentrum für Druck und Medien (ZDM) entwickelte, praxisbewährte Service- sowie Aus- und Weiterbildungsmodule sollen zukünftig dem vdmö für eigene Veranstaltungen und die firmenspezifische Beratung zur Verfügung stehen. ZDM und vdmö stellen jährlich ein gemeinsames Arbeitsprogramm zusammen.

Überdies sind gemeinsame Fach- und Informationsveranstaltungen geplant. Auch grenzüberschreitende Forschungsprojekte sollen Gegenstand der Kooperation sein, wobei eine Förderung durch die Europäische Union oder die Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer (Arge Alp) angestrebt wird. Weitere internationale Kooperationen sind in Vorbereitung. „Da für unsere Branche die Verhältnisse schwierig bleiben, müssen wir uns verstärkt international orientieren, weiter an unserem Positivimage arbeiten und es in aller Welt verbreiten“, so Nickel.

„Qualifizierungsoffensive Druck“ gestartet
Der Innovationsdruck, dem die Unternehmen der Druck- und Medienindustrie ausgesetzt sind, ist genauso im ZDM wirksam. Ständige Anpassung der vorhandenen sowie die Konzeption neuer Service- und Qualifizierungsangebote sind Grundbedingungen im Branchenkompetenzzentrum. Auf der Grundlage einer Bedarfserhebung wurden neue Trainings zur Optimierung der Druckproduktion entwickelt: die „Qualifizierungsoffensive Druck“ ist angelaufen.

Die Weiterbildung der Drucker lag bisher weitgehend in den Händen der Maschinenhersteller. Mit der Anschaffung einer Vierfarbenmaschine neuester Technologie, einer neuen Computer-to-Plate-Anlage und eines Workflow-Systems bietet das ZDM eine unübertroffene Trainingsumgebung für Fach- und Führungskräfte aus der Produktion.

Im ZDM sind Praxisbedingungen gegeben, sie müssen nicht simuliert werden. Firmen, die Mitarbeiter zu einem Druck-Training in das ZDM entsenden, haben gegenüber einem In-House-Training keine hohen Kosten infolge unproduktiver Maschinennutzung, Produktionsverschiebung und Produktionsstillstand zu tragen.

Neben Themen wie sicherer Umgang mit moderner Steuerungstechnik, effizientes Rüstzeitmanagement und durchgängige Farbsteuerung von der Vorlage bis zum Druck, steht die Anwendung des ProzessStandard Offset (PSO) im Zentrum der neuen Qualifizierungsangebote. Nach dieser internationalen Norm zu arbeiten, sichert eine gleich bleibend hohe und nachprüfbare Qualität sowie Verfahrens- und Rechtssicherheit. Eine wachsende Zahl bayerischer Druckunternehmen wendet den PSO an und hat sich dafür durch den Bereich Technik der vdmb-Gruppe zertifizieren lassen.

Cluster Druck und Printmedien auf gutem Weg
Schon im zweiten Jahr ist das Netzwerk der Druck- und Medienindustrie in Bayern, der „Cluster Druck und Printmedien“, zur festen Größe in der Branche, sozusagen zu deren Kern geworden. Alle Branchenunternehmen können kostenlos Cluster-Partner werden. Arbeitsgruppen (Forschung und Technik, Bildung), in denen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung vertreten sind, entwickeln Lösungen für aktuelle Probleme der Branchenunternehmen und stellen sie den Cluster-Partnern zur Verfügung. Eine Projektgruppe analysiert jährlich die Marktentwicklung, um die Unternehmen über aktuelle Kundenerwartungen zu informieren. Auf diese Weise erhalten die Cluster-Partner bedarfsgerecht aufbereitete Informationen, die sie zur Festigung ihrer Wettbewerbsfähigkeit nutzen können.

Organisiert wird dieses moderierte Netzwerk vom Clustermanagement, das die vdmb-Tochter-gesellschaft x-medial Bayern GmbH übernommen hat. Das Lenkungsgremium, das Clusterboard, ist mit Vertretern aus Politik, Unternehmen, Verbänden, Wissenschaft und Forschung besetzt. Etwa 40 bedeutende Branchenunternehmen, Technologieführer, Top-Zulieferer, Forschungseinrichtungen und Hochschulen fungieren als Cluster-Supporter. Sie stellen ein Expertennetz, das den gesamten Wertschöpfungsprozess abdeckt und Fragen der Cluster-Partner beantwortet.

Auf der Internetplattform des Clusters sind mehr als 200 Forschungsprojekte gespeichert, deren Ergebnisse allen Cluster-Teilnehmern zur Verfügung stehen. Eine Datenbank mit den Kompetenzprofilen von rund 500 Unternehmen erleichtert die Suche nach geeigneten Kooperationspartnern, um neue Geschäftsfelder zu erschließen. Von Cluster-Partnern eingesandte Ideen zu Innovationsprojekten werden geprüft und für die Förderung durch nationale und internationale Programme aufbereitet. Ein Online-Innovationsförderkompass bietet in verständlicher Weise, eine Übersicht über die bestehenden Fördermöglichkeiten. Regionale und überregionale Veranstaltungen fördern den Austausch unter den Cluster-Teilnehmern.

Ehrgeizige Ziele
Innovationsprojekte mit kleinen und mittleren Unternehmen sind ein Schwerpunkt der Clusterarbeit, der weiter ausgebaut wird. Diese Betriebe sollen befähigt werden, ein Innovationsmanagement zu installieren, um systematisch neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und mit dem Cluster umzusetzen, wobei die Supporter-Unternehmen die Realisierung wesentlich beschleunigen können. Es wurden bereits viel Zeit und Arbeit investiert, um Innovationsprojekten zum Erfolg zu verhelfen, um sie dann den Cluster-Partnern als Best-Practice-Beispiele vorzustellen.

In den vergangenen drei Jahren wurden mehr als 50 Unternehmen der Druck- und Medienbranche aus Bayern mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Auf Initiative des Clusters trafen sie sich Ende April. Diese ausgezeichneten Unternehmen sollen als Ideengeber und Partner in das Netzwerk integriert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche in Bayern insgesamt zu verbessern.

Dazu gehört auch die Forcierung internationaler Kooperationen. Ein erster Erfolg konnte mit Russland verbucht werden. Eine hochrangige russische Delegation lernte neueste Druck-, Papier- und Medientechnologie aus Bayern kennen. Zudem wurde die Arbeit des Clusters einer chinesischen und einer spanischen Delegation vorgestellt und eine mögliche Zusammenarbeit eruiert.

Weitere internationale Kontakte sind in Vorbereitung. Parallel baut der Cluster seine Zusammenarbeit mit der Bayern International GmbH sowie Invest in Bavaria, einer Stabstelle des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, weiter aus, um den Unternehmen die Akquisition im Ausland zu erleichtern.

Kooperation auch mit dem Hochschulbereich: Der auf Initiative des Clusters gegründete Förderverein Druck und Medien e.V. finanziert für drei Jahre eine Stabstelle „Wissenstransfer und Industriekooperation“ am Studiengang Druck und Medientechnik der Hochschule München. Um Fortschritte in dem für mittelständische Unternehmen existenziellen Thema „Finanzierung“ zu erzielen, intensiviert der Cluster auch hier die bestehenden Verbindungen, insbesondere mit dem Cluster Finanzen und verstärkt darüber hinaus seine Aufklärungs- und Entwicklungsarbeit.

Verbandschef und Cluster-Sprecher Karl-Georg Nickel: „Als Hochburg der deutschen Druck- und Medienbranche sowie als einer der Top-Standorte in Europa mit Unternehmen, von denen einige sogar Weltruf genießen, müssen wir natürlich sehr hohe Ansprüche haben. Der Cluster bietet einen hervorragenden Rahmen, um wirksame Instrumente zur weiteren Stärkung der globalen Wettbewerbsfähigkeit bayerischer Druck- und Medienunternehmen anzusetzen. Qualität und Innovation stehen dabei immer im Mittelpunkt.“

www.vdmb.de
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