Verbrauchsmaterialien
Der Weg in die Flexo-Zukunft führt über ITR
Donnerstag 06. November 2008 - Interview mit Mario Busshoff, Vice President für das Marketing-Management der Flint Group Flexographic Products
Im Frühsommer 2008 hat Flint Group Flexographic Products sein Sortiment um die neuen Produkte nyloflex ITR Thin und nyloflex ITR Classic erweitert. Damit verstärkt das Unternehmen sein Engagement speziell im Bereich der photopolymeren Endlos-Sleeves. Mario Busshoff, der als Vice President der Flint Group Flexographic Products für das Marketing-Management der Geschäftseinheit Flexographic Products verantwortlich zeichnet, erläutert diese Entscheidung im nachfolgenden Interview.
Herr Busshoff, in der Regel benötigen Entwicklungen für neue Produkte wie im vorliegenden Fall für die photopolymeren Endlos-Sleeves eine etwas längere Zeitspanne. Wie ist die kurze Entwicklungsphase für die beiden nyloflex®-ITR-Produktvarianten zu erklären?
Mario Busshoff: Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung im Flexodruck ist der Produktbereich nyloflex® ITR (In the round) für die Flint Group ein Wachstumssegment von strategischer Bedeutung. Deshalb wurde diese Entwicklung entsprechend forciert. Darüber hinaus hat die extrem kurze Entwicklungszeit von wenigen Monaten auch viel mit der Akquisition von Day International im Jahr 2007 zu tun. In der Folge konnte die Flint Group neben den Aktivitäten des Druckplattengeschäftes auch den Bereich Sleeves von rotec in die neu gegründete Geschäftseinheit Flexographic Products einbinden. Für die Entwicklung der photopolymeren Endlos-Sleeves stand somit umfangreiches Grundlagenwissen zu ITR-Druckformen, Sleeves und Adaptersystemen zur Verfügung. Die beiden Produkte nyloflex® ITR Thin und nyloflex® ITR Classic basieren beispielsweise im Bereich der Basishülse und bei der Fertigungstechnik auf dem vorhandenen Know-how von rotec.
Gleichzeitig konnte die Flint-Gruppe auf ihren großen Erfahrungsschatz auf dem Gebiet der Polymere für Druckplatten zurückgreifen. Beides zusammen ermöglichte den kommerziellen Start im Mai 2008, dem eine sehr kurze Einführungsphase vorausgegangen war.
Wie hat der Markt auf die neuen ITR-Sleeves reagiert, die im Rahmen der drupa 2008 ihre Premiere erlebt haben?
Mario Busshoff: Sowohl während der Messe in Düsseldorf als auch im Nachfeld haben sich Anwender und Interessenten immer wieder positiv zur Entscheidung geäußert, dass die ITR-Produkte der Flint Group als offenes System konzipiert sind. Damit sind in erster Linie die Abmessungen gemeint, die sich bewusst an die Maße vorhandener Systeme anlehnen. Die Wandstärke der Thin-Version liegt bei 1,570 mm und für die Classic-Variante bei 3,165 mm, d.h. die Größen sind äquivalent zu einem Einsatz von Druckplatten mit den marktgängigen Stärken 1,14 mm bzw. 2,84 mm. Für die Kunden bedeutet das wiederum eine Art Standard im Bereich der Druckform, unabhängig davon, ob eine montierte Druckplatte oder ein ITR-Sleeve zum Einsatz kommen.
Gibt es neben den erwähnten Übereinstimmungen auch Unterschiede zwischen den verschiedenen Systemen?
Mario Busshoff: Für die Photopolymer-Sleeves der Produktserie nyloflex® ITR werden Polymere aus dem Programm der Flint Group verwendet. Dadurch basieren die im Markt angebotenen Produkte auf unterschiedlichen Rohstoffen, die logischerweise auch Unterschiede bei den Eigenschaften nach sich ziehen. Aus der Resonanz der Anwender können wir entnehmen, dass nyloflex®-ITR-Sleeves im Vergleich zu den bisher erhältlichen Produkten in einigen Punkten besser abschneiden. Beobachtet werden zum Beispiel eine verbesserte Farbübertragung und Vorteile bei der Laser-Bebilderung.
Wo liegt aus Ihrer Sicht noch aussichtsreiches Potenzial für weitere Entwicklungen?
Mario Busshoff: Es wird laufend an anwendungsorientierten Weiterentwicklungen gearbeitet, die in Zukunft zusätzliche Möglichkeiten eröffnen sollen. Die Entwickler beschäftigen sich u.a. mit neuen Kombinationen von Trägerhülse und Polymer, um auf diese Weise ITR-Sleeves zu erhalten, die für den Einsatz mit bestimmten Bedruckstoffen oder Druckfarben optimiert sind. Zu nennen sind hier gestrichene Papierqualitäten sowie UV-härtende Flexodruckfarben. In diesem Zusammenhang lassen sich Synergien mit dem Plattenprogramm der Flint Group nutzen. Beispielsweise ist es denkbar, das Rohmaterial des neuen Plattentyps nyloflex® FAB, der speziell für den Druck mit UV-Druckfarben konzipiert ist, so zu modifizieren, dass es für ITR-Sleeves verwendbar ist.
Wie sieht es mit der Verarbeitung der ITR-Druckformen aus? Sind auf diesem Gebiet ebenfalls Fortschritte zu erwarten?
Mario Busshoff: Mit der wachsenden Verbreitung der photopolymeren Endlos-Sleeves steigt in der Tat auch der Bedarf an geeigneten Verarbeitungssystemen. Deshalb haben wir erst kürzlich eine neue Gerätegeneration für nyloflex®-ITR-Sleeves auf den Markt gebracht. Sie umfasst eine neue Belichtungseinheit und einen neuen Prozessor. Mit nyloflex® ITR Exposure ist es möglich, die Hauptbelichtung für zwei ITR-Sleeves gleichzeitig durchzuführen. Der nyloflex® ITR Processor übernimmt das Auswaschen einschließlich Trocknung, Nachbelichtung und Finishing in einem System. Dabei liegt die Gesamtkapazität bei zehn Sleeves, die parallel bearbeitet werden. Der integrierte Trockner trägt wesentlich zur Effizienzsteigerung bei, da er gleichzeitig acht Sleeves fasst und somit den Trocknungsprozess, der ja die gesamte Bearbeitungszeit im Wesentlichen bestimmt, deutlich reduziert. Beide Geräteeinheiten können die marktüblichen Photopolymer-ITR-Sleeves bis zu einer maximalen Breite von 1800 mm verarbeiten. Die Steuerung ist einfach und erfolgt über eine selbsterklärende Software und ein Display mit Touchscreen. Das System nyloflex® ITR Exposure besitzt einen Speicher für 32 verschiedene Programme, beim nyloflex® ITR Processor sind es 20 Programme. Die Geräte sind so konzipiert, dass über Zusatzausrüstungen eine stärkere Automatisierung erreicht wird. So lässt sich der Prozessor zu einer kompletten Produktionslinie ausbauen. Die ausgesprochen kompakte Bauweise und der damit verbundene geringe Platzbedarf ist außerdem für viele Kunden ein wesentliches Auswahlkriterium.
Welche Ziele verfolgen Sie mit dem umfangreichen Gesamtpaket an ITR-Produkten?
Mario Busshoff: Insbesondere unserer Kunden sollen von dem Konzept eines nyloflex®-ITR-Gesamtsystems profitieren. Weil alle Komponenten wie Polymer, Sleeves, Adapter sowie Verarbeitungsgeräte aus einer Hand stammen, kann Flint Group Flexographic Products als Komplettanbieter fungieren. Der Vorteil für ITR-Anwender ist, dass wir die Systemverantwortung übernehmen und die Produkte im Zusammenspiel wie gefordert funktionieren.
Und welche Auswirkungen wird es für den Flexodruckmarkt haben, wenn sich die ITR-Technologie mit den neuen photopolymeren Endlos-Sleeves auf breiter Basis wie gewünscht durchsetzen werden?
Mario Busshoff: Für die ITR-Anwender unter den Flexodruckereien stellt die Entwicklung der verschiedenen nyloflex®-ITR-Produkte eindeutig einen Vorteil dar. In Gesprächen wird uns immer wieder bestätigt, dass die mittlerweile mögliche Auswahl zwischen zwei namhaften Anbietern für die Akzeptanz der ITR-Technologie insgesamt sehr wichtig ist. Der Einsatz von ITR-Sleeves ist dadurch auch für solche Unternehmen interessant geworden, die bislang die Abhängigkeit von einem alleinigen Anbieter gescheut haben. Da die nyloflex®-ITR-Sleeves sich in ihren Abmessungen exakt am bestehenden System orientieren, sind vorhandene Adapter in vollem Umfang weiter nutzbar. Anwender können auf diese Weise alternative Endlos-Sleeves mit speziellen Druckeigenschaften einsetzen, ohne in neue Peripherie investieren zu müssen.
Desweiteren ist davon auszugehen, dass sich ein gesunder Wettbewerb entwickelt, von dem die Kunden auch in wirtschaftlicher Hinsicht profitieren können. Als Folge eines wachsenden Marktanteils der Photopolymer-Sleeves insgesamt wird sich der so entstehende Mengenmarkt mit Hilfe von neuer Technologie langfristig günstig auf die Preise der Endlos-Druckformen auswirken.
Und last but not least wird die Entscheidung für einheitliche Maße und die Ausweitung der verfügbaren Produkte auf mehrere Anbieter in jedem Fall auch die Bemühungen um eine stärkere Standardisierung des Flexodrucks begünstigen.
Vielen Dank für das Gespräch Herr Busshoff!