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Offsetdruck

Lentikular und mehr mit einer UV-Rapida im Mittelformat

Drucker Holger Wiecher arbeitet gern an der Rapida 105 mit Komplettausstattung für die UV-Produktion

Donnerstag 11. März 2010 - Seit über 50 Jahren stellt Weber Druck+Display in Weyhe bei Bremen Werbemittel und POS-Materialien her. Die ursprüngliche Siebdruckerei wurde in den 1970er Jahren um mehrfarbige Offsetmaschinen ergänzt. Mit 55 Mitarbeitern gehört Weber Druck in der Branche schon zu den größeren Betrieben. Da das Unternehmen schon lange schwerpunktmäßig auf nicht saugende Materialien produziert, ist UV-Technik quasi Standard. Seit Herbst 2008 produziert Weber Druck+Display auf einer Rapida 105 im Mittelformat, der Vorgänger-Generation der heutigen Hightech-Baureihe Rapida 106.

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Spezialisiert ist Weber Druck auf Kunststoffe mit besonderen drucktechnischen Ansprüchen wie z.B. Polypropylen, Polystyrol oder Hart-PVC in unterschiedlichsten Stärken und mit verschiedensten Oberflächen. Die Auflagen bewegen sich von unter 100 (z.B. bei speziellen Dia-Drucken) bis zu 6 Millionen Einzelkarten bei Lentikular-Beilegern in auflagenstarken Zeitschriften. Im Durchschnitt werden analog zu vielen Akzidenzbetrieben Auflagen zwischen 1.000 und 2.000 Bogen produziert. „Besonders spannend sind außergewöhnliche Lentikular-Produkte“, meint Geschäftsführer Hans-Peter Weber. Am häufigsten würden einfache Wechselbild-Effekte gewünscht, interessanter seien aber in der Regel 3D-Bilder, Animationen oder Morphing-Effekte. Weber Druck+Display ist heute einer der größten Lentikulardrucker in Deutschland.

Auch wenn für die meisten Produkte das volle Druckformat von 74 x 105 cm benötigt wird, werden die dünneren Lentikularfolien häufig nur im kleineren Format gedruckt. Einerseits, um Materialverzug zu vermeiden, andererseits aufgrund des geringen Formats von vielen Lentikularprodukten. Für Lentikulardrucke im Format A1 werden hingegen eher Folien mit einer Stärke von 0,7 bzw. 0,8 mm verwendet. Zur Herstellung der verschiedenen Effekte wie Wechselbilder, Morphings oder Animationen liefern die Auftraggeber ein Basislayout. Für 3D-Bilder wird eine Photoshop-Datei benötigt, in denen die unterschiedlichen Elemente auf verschiedenen Ebenen abgelegt sind. Die weiteren Prozessschritte von der Prüfung der Daten auf Verwendbarkeit (Feinraster erfordern eine hohe Auflösung der Bilddateien) über den Aufbau, das Rendern bis hin zum Interlacen, dem Zerschneiden der Bilder für die jeweilige Linsenstärke, übernimmt die Vorstufe von Weber Druck+Display.

Lentikulare sind nur ein Segment der bedruckten Kunststoffe. Hinzu kommen Dia-Drucke für Zigarettenautomaten oder Eis-Tafeln, die Produktion von ganzen Displays oder Kunststoff-Einsätzen für Displays, Fußbodenklebern, Promotionsverpackungen, Deckenhängern und vieles mehr. Die ebenfalls bedruckten elektrostatisch geladenen Folien kommen im Guerilla-Marketing oder für Dekorationszwecke zum Einsatz. Sie haften auf verschiedensten Untergründen und lassen sich beschädigungsfrei entfernen. Auch die Dias für Zigarettenautomaten sind in der Herstellung sehr aufwändig: Es gibt zwar nur wenige Hersteller dieser Automaten, aber keine Norm. Folglich werden die Dias pro Auftrag in vielen verschiedenen Formaten gefertigt.

Mit der Sechsfarben-Rapida 105 mit Lackturm und UV-, Starkkarton- und Plastikpaket haben die Fachleute bei Weber Druck+Display einen technischen Sprung realisiert. Denn mit dieser Maschine ist das Unternehmen wesentlich schneller und flexibler als mit der rund 10 Jahre alten Vorgängertechnik. In den Werken 2 bis 5 läuft meist der Vierfarbsatz, die Werke 1 und 6 stehen für Sonderfarben oder für Deckweiß vor bzw. nach dem Farbsatz zur Verfügung. Auch Jobs in der Reihenfolge Deckweiß, Farbsatz, Inline-Anstanzung im sechsten Werk und anschließender Lackierung der angestanzten Fläche sind bereits produziert worden. Neben Flächenlackierungen sind auch Drip-Off- und besonders UV-Effektveredelungen möglich. Bis auf wenige Ausnahmen werden fast alle Produkte lackiert.

Heiko Kirst, Produktionsleiter im Unternehmen, schätzt besonders die Laufruhe und hohe Auflagenstabilität seiner neuen Rapida. Auch die Möglichkeit, nicht benötigte Farbwerke einfach auskuppeln zu können, ist bei häufiger wechselnden Jobs sehr hilfreich. Dass auf Farbkastenfolien vollkommen verzichtet werden kann, sieht er als ein weiteres Plus. Bei der früheren Maschine scheuerten sich diese bei einigen UV-Farben durch.

Bei der Verarbeitung stärkerer Bedruckstoffe zeigt die Rapida 105 so richtig ihr Potenzial. „Wir haben auf der Rapida für eine Kaffeerösterei schon Werbetafeln auf Polystyrol mit 1 mm Stärke bedruckt“, erläutert Achim Weber, im Unternehmen für Vorstufe und Marketing zuständig, „auch sehr biegesteife Materialien laufen auf der Rapida perfekt.“ Begeistert sind die Fachleute des Familienunternehmens auch vom Farbmess- und Regelsystem DensiTronic professional. In der densitometrischen und farbmetrischen Regelung sehen sie die Zukunft der Qualitätsüberwachung. Hans-Peter Weber: „Sowohl diejenigen, die verkaufen, als auch diejenigen, die produzieren, haben dank der Protokollfunktion ein gutes Gefühl.“ Bei kleinen Auflagen werden jeweils der erste und der letzte Gutbogen dokumentiert und abgelegt. Bei größeren hingegen auch weitere in regelmäßigen Abständen des Fortdrucks um dadurch eine lückenlose Dokumentation gewährleisten zu können. Und die Nutzung der Vorstufendaten vereinfacht die Maschinenvoreinstellung deutlich. „Selbst Drucker, die anfangs gegenüber der Qualitätsüberwachung skeptisch waren, wollen sie heute nicht mehr missen“, weiß Heiko Kirst. Auch wenn es kaum Wiederholaufträge gibt, erleichtert das Abspeichern der Maschineneinstellungen für Standardmaterialien die Vorbereitungszeit der Druckjobs deutlich. So ist DensiTronic professional ein wichtiger Bestandteil des hausinternen Qualitätsmanagement-Systems, das sich an ISO 9000 ff. anlehnt.

Anfang Februar 2010 erfolgte die Zertifizierung der Produktion nach PSO/ISO 12647-2: Zuerst auf Bilderdruck mit 135 g/m2 wie in fast jedem Druckbetrieb, danach auf einem Hart-PVC. Damit ist Weber Druck+Display der erste Betrieb, der eine Zertifizierung nach PSO speziell für Kunststoff-Bedruckstoffe (auf Basis der PSO-Papierklassen I+II) im 80er Raster vorweisen kann. Produktionsleiter Heiko Kirst war froh, dass bereits weit vor der Zertifizierung mit Print Process Control von IPM gearbeitet wurde: „Die Anpassungen, die wir vornehmen mussten, waren marginal. Für die Produktion auf Papier war lediglich ein neuer Plattensatz erforderlich, beim Druck auf PVC lief nach zwei Korrekturen alles nach Plan.“ Durch die Prüfung der Druckkennlinien mit der IPM-Software musste das Unternehmen beim Zertifizierungsvorgang nicht bei Null beginnen.

Natürlich produzieren neben der blau-weißen Rapida weiter Siebdruckmaschinen im Unternehmen. Viele Produkte werden in Kombination zwischen Offset- und Siebdruck hergestellt. In der Weiterverarbeitung steht Technik zum Stanzen, Kaschieren, Nuten, Rillen und Schneiden zur Verfügung. Häufig liefert Weber Druck+Display die Produkte direkt an Outlets oder auch an die Konsumenten. Das können auch schon mal Mailings mit bis zu mehreren Tausend Adressen sein. Und es gibt Aufträge (beispielsweise POS-Displays), bei denen die Warenbestückung oder die Konfektionierung mit Zusatzelementen wie Elektronikmodulen mit zur Dienstleistung des Print-Spezialisten gehört. Andere Produkte wie z.B. Postkartenbeileger gehen als Zulieferungen an Kollegenbetriebe, wo sie Zeitschriften beigelegt oder beigeheftet werden.

Im eigenen Musterbau werden die Ideen der Auftraggeber in industriell herstellbare Produkte umgesetzt. Mit Hilfe von CAD-Systemen entstehen dort Muster für die Auftraggeber, die bei der Entscheidungsfindung helfen. Ein Großteil der Druckerzeugnisse, die bei Weber Druck+Display entstehen, ist individuell auf die Erfordernisse des jeweiligen Auftraggebers zugeschnitten und setzt deshalb eine relativ hohe Beratungsintensität voraus.

www.kba.com
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