Aus den Unternehmen
KBA auf dem Druckforum 2011
Dienstag 01. Februar 2011 - Unter dem Motto "Qualitätsmanagement in Bogenoffset: Messen und regeln - online oder inline" präsentierte KBA auf dem diesjährigen Druckforum in Stuttgart den aktuellen Stand sowie Zukunftsaussichten bei der Messung und Regelung der Druckqualität im Bogenoffset.
KBA-Marketingdirektor Klaus Schmidt führte mit einer Kurzbeschreibung der aktuellen Marktentwicklung ins Thema ein. Auch nach zweieinhalb Krisenjahren sei der Prozeß der Restrukturierung und Konsolidierung in der Druckindustrie noch nicht abgeschlossen. Nach einem Umsatzrückgang von 2,5 Prozent im vergangenen Jahr erwarte die deutsche Druckbranche für 2011 noch keine grundlegende Besserung. Dies trifft genauso für die Lieferindustrie zu. Während der deutsche Maschinenbau in vielen Bereichen wieder boomt, liegen die Auftragseingänge für neue Druckmaschinen trotz eines deutlichen Aufschwungs in den letzten zwölf Monaten aufgrund des Medien- und Strukturwandels und anderer Faktoren weiter deutlich unter dem Vorkrisenniveau.
Im Bogenoffset hat sich das weltweite Auftragsvolumen für Neumaschinen im Jahr 2010 um etwa 400 Mio. auf 3 Mrd. erhöht. Bis 2013 könnte es auf etwa 4 Mrd. wachsen, wenn sich die Konjunktur weiter erholt und die aktuellen staatlichen Schuldenkrisen nicht zu neuen Turbulenzen führen. Durch hohe Leistungen und sinkende Rüstzeiten sind die Maschinen in den vergangenen zehn Jahren immer produktiver geworden. Deshalb werden für das gleiche Druckvolumen immer weniger Anlagen gebraucht. Da Auflagen und Lieferzeiten schrumpfen, gleichzeitig aber die Anforderungen an Aktualität, Qualität und Wirtschaftlichkeit der Druckproduktion wachsen, bleiben Maschinenherstellern und Druckbetrieben nur permanente Innovationen als Ausweg. Auch Online- und Inline-Systeme für das Qualitätsmanagement gewinnen in diesem Zusammenhang immer mehr an Bedeutung.
Einen Überblick über den heutigen Stand der Technik im Bereich Qualitätsmessung und -regelung an Bogenoffsetmaschinen gab Dr.-Ing. Steven Flemming, bei KBA im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. In einem kurzen Rückblick erinnerte er an die manuelle Farbregelung über Zonenschrauben am Farbwerk, an erste Hand- und Spektraldensitometern als Offline-Lösungen ohne Datenverbindung zwischen Meßgerät und Druckmaschine. Mit der Digitalisierung in der Druckvorstufe entstanden erste Standards und damit Beschreibungen für Farben und Sollwerte. Spektrometer konnten Remissionskurven messen und diese in Lab-Werte umrechnen. Die Digitalisierung in die Druckmaschine hinein setzte den Startpunkt für die Online-Meßtechnik mit einer direkten Verbindung zwischen Farbmeßsystem und Druckmaschinensteuerung. Flemming kategorisierte die verfügbaren Systeme nach den Qualitätsansprüchen für Farbe und Druck. Zu den KBA Farbregelsystemen gehören DensiTronic und DensiTronic professional für die Online-Regelung sowie QualiTronic ColorControl als Inline-Variante. In der Maschine wird jeder Druckbogen mit dem Inspektionssystem QualiTronic geprüft. QualiTronic professional verbindet die Inline-Bogeninspektion mit der Inline-Farbregelung. Darüber hinaus bietet KBA als einziger Hersteller mit DensiTronic PDF einen am DensiTronic-Messarm montierten leistungsstarken Scanner für die Online-Inhaltskontrolle des gedruckten Bogens gegenüber dem Original-PDF an. Kleine Mängel auf dem Druckbogen werden dadurch ebenso erkannt wie vertauschte Schmuckfarben oder Sprachfassungen.
Die Inline-Bogeninspektion mit KBA QualiTronic ist in diversen Druckbetrieben schon länger tägliche Praxis. Ein Kamerasystem erfaßt bei voller Produktionsgeschwindigkeit jeden Bogen auf dem letzten Druckzylinder vor der Auslage (bei Wendemaschinen jeweils im letzten Werk vor und nach der Bogenwendung) und vergleicht ihn mit einem vorher erfaßten Gutbogen. Auf diese Weise wird eine Vielzahl drucktechnischer Veränderungen erkannt. Kurzzeitdefekte wie Verschmutzungen, Farbspritzer oder Papierfehler, aber auch Langzeitdefekte wie Tonen, Über- oder Unterfärben. Alle Abweichungen werden als Warnmeldungen angezeigt. So kann der Drucker gegensteuern, bevor unnötige Makulatur entsteht. Das System bietet auch bei langen Auflagen eine vom Drucker unabhängige Kontrolle und liefert Qualitätsprotokolle für die Auftraggeber bzw. zur Fehleranalyse.
KBA QualiTronic ColorControl erlaubt die Inline-Dichteregelung an jedem Bogen bei voller Produktionsgeschwindigkeit. Die laufende Messung in der Maschine wird durch eine schnelle, dynamische Regelung ergänzt. Diese kann sowohl in den Skalen- wie auch in Sonderfarben erfolgen. Nach etwa 200 Bogen werden für die meisten Druckmotive die Sollwerte erreicht. Viele Aufträge benötigen deutlich weniger. Dichteregelung und Bogeninspektion unterstützen die Performance und Wirtschaftlichkeit hoch automatisierter und schnell laufender Bogenoffsetmaschinen. Sie sorgen für schnelles In-Farbe-Kommen und wenig Makulatur bei schnellen Jobwechseln und geringen Auflagenhöhen. Sie begünstigen eine ökologische Druckproduktion und fördern mit ihren Protokollfunktionen die Sicherheit gegenüber den Druckkunden. Ein Nebeneffekt ist die nachweisbare Produktion nach PSO.
Bei DensiTronic PDF übernimmt das System quasi sämtliche Kontrollfunktionen eines Lektors. Durch gezieltes Filtern der erkannten Fehler wird der Drucker über alle produktionsrelevanten Abweichungen informiert und kann sofort über den Fortdruck entscheiden.
Holzer Druck und Medien in Weiler/Allgäu setzt seit 1996 an allen KBA-Maschinen Farbmeßsysteme und seit langem auch Regelsysteme ein. Aktuell sind das DensiTronic-Systeme mit und ohne dynamische Farbregelung sowie QualiTronic ColorControl.
Alexander Ott, Produktionsleiter des vor 120 Jahren gegründeten, vollstufigen Unternehmens mit 110 Mitarbeitern, berichtete über seine Erfahrungen mit der neuesten Regeltechnik. So hat Holzer seit einem guten halben Jahr eine Achtfarben-Rapida 106 der neuesten Generation mit Bogenwendung für die 4 über 4-Produktion im Einsatz. Sie verfügt u. a. über DriveTronic SPC für den simultanen Druckplattenwechsel, Flying JobChange für den fliegenden Auftragswechsel und QualiTronic ColorControl zur Inline-Farbregelung auf Bogenvorder- und Rückseite. Mit der neuen Maschine haben sich die Rüstzeiten gegenüber früher auftrags- und strukturabhängig auf durchschnittlich 25 Minuten halbiert. Bei nachfolgenden Signaturen, Folgeformen bzw. Aufträgen mit vergleichbarem Papier und Sujet liegen sie sogar deutlich darunter. Die Drucker bei Holzer sind aber angehalten, den neuen Auftrag nicht einfach loslaufen zu lassen, wenn die Dichten eingeregelt sind, sondern den Druck mit dem Plot zu vergleichen sowie den Seitenablauf zu überprüfen. Zuweilen erfolgen die Druckabnahmen auch nach Proof oder direkt an der Maschine, was die Rüstzeit natürlich verlängert. Im Schnitt ist die Farbe durch QualiTronic ColorControl nach 200 bis 250 Bogen ausgesteuert. Es sind keine weiteren Abzüge erforderlich, was eine zusätzliche Zeitersparnis bringt. Weniger Makulatur und höhere Konstanz im Auflagendruck sind weitere positive Auswirkungen.
Anhand der LogoTronic-Protokolle zeigte Alexander Ott die Leistungsfähigkeit der neuen Rapida 106: Bei reichlich 900 Produktionsstunden seit der Inbetriebnahme im Sommer 2010 lief die Maschine im Wendebetrieb 37,5 Prozent der Zeit mit 15.000 Bogen/h. Die durchschnittliche Produktionsleistung seit August betrug 13.700 Bogen/h. Im Januar wurden sogar 14.200 Bogen/h erreicht.
Zur IPEX im vergangenen Jahr stellte KBA erstmals das Farbmeß- und Regelsystem QualiTronic ColorControl mit InstrumentFlight von System Brunner als weiteren Meilenstein vor. Peter Sonntag, Systemberater und Projektleiter bei System Brunner, erläuterte Funktionsweise und Vorteile der Verbindung beider Systeme. Sie schafft Meßgenauigkeit und Regelung auf höchstem Niveau. Sie ermöglicht, noch schneller in Farbe zu kommen und stabile Qualität ohne äußere Anhaltspunkte zu produzieren. Während bei der allgemein üblichen eindimensionalen Regelung Volltöne und Farborte stabil sind, kann es in Tonwerten und gerade bei anspruchsvollen Bildern zu empfindlichen Farbschwankungen kommen. Verbindet man QualiTronic ColorControl mit InstrumentFlight von System Brunner, erfolgt die Regelung in Volltönen, Farborten, Tonwerten und Bildern in Balance. Neben den vier Farbbalancen werden über 36 Prozeßparameter je Farbzone geprüft. Hexagon-Diagramme und Sternebewertungen orientieren den Bediener an der Maschine live über die tatsächlichen Druckbedingungen. Es werden Abweichungen von +/- 1 Prozent erkannt und geregelt, so daß es keine wirklich schwierigen Aufträge mehr gibt.