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Offsetdruck

Pharma-Spezialist produziert mit KBA Rapida 75E

Drucken ist keine Männerdomäne: Dies beweist Sandra Starsich bei Eberle-Druck an der neuen Rapida 75E

Montag 02. Mai 2011 - Seit Ende Januar produziert bei Eberle-Druck in Wien eine nagelneue Rapida 75E als erste Maschine dieser Baureihe in Österreich. Das Unternehmen gehört heute zur Rattpack-Gruppe und hat sich ganz auf die Produktion von Pharmaverpackungen und Wertpapieren spezialisiert.

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1992 erhielt Eberle als erstes Druckunternehmen in Österreich die bis heute regelmäßig wiederholte Zertifizierung nach ISO 9001. Auch die erste CtP-Anlage in Österreich lief bei Eberle. Viele Maschinen bei Eberle sind Spezialanfertigungen, die nur dort im Einsatz sind.

Eberle-Druck wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts gegründet und wird auch als Mitglied der Rattpack-Gruppe in der bereits fünften Generation von der Gründerfamilie geführt. Geschäftsführer Martin Schmutterer sieht in der Zugehörigkeit zu Rattpack den Vorteil, die Synergien einer großen Gruppe vom gemeinsamen Einkauf, der Standardisierung von Verbrauchsmaterialien bis zur zentralen Buchhaltung nutzen zu können. Die einzelnen Produktionswerke sind stark spezialisiert. So ist Eberle wie schon seit den 1970er-Jahren für die Produktion von Pharmaverpackungen (Anteil ca. 90 Prozent) sowie den Wertpapierdruck (Aktien, Gutscheine, Tickets für die Wiener Linien…) zuständig. In Dornbirn entstehen Lebensmittelverpackungen sowie Faltschachteln für die Pharma- und Kosmetikindustrie. Das Werk wurde als erstes in Österreich nach der strengen Lebensmittelnorm ISO 22000 zertifiziert. Im deutschen Werk Apolda ist eine Produktionslinie direkt auf die Fertigungslinie des Verbrauchers aufgesetzt. Das Konzept hat sich sehr bewährt und soll weiter ausgebaut werden. Dort entstehen vorwiegend Pizza-Verpackungen. Der bulgarische Standort in Plovdiv ist auf DVD-Hüllen und Zigarettenverpackungen spezialisiert. Multipack im deutschen Mindelheim produziert überwiegend kaschierte Verpackungen, u. a. für die Textilindustrie. Seit Ende Dezember 2010 gehört ein Unternehmen, das digitale Workflow-Systeme für Markenartikler entwickelt zur Gruppe. Der jüngste Zukauf ist ein Akzidenzbetrieb, der alle Standarddrucksachen abwickeln soll.

Innerhalb der Rattpack-Gruppe ist die Rapida 75E die erste KBA-Maschine der aktuellen Generation. Ältere KBA- bzw. Planeta-Maschinen produzieren traditionell bei Multipack. Für Pharma-Verpackungen ist die B2-Maschine (Format 52 x 75 cm) mit sechs Farbwerken und Lackturm genau richtig. Bei Auflagen von oftmals nur 500 Bogen wäre eine größere Bogenoffsetmaschine überdimensioniert.

„Wir verkaufen fast nur Rüstzeiten, die bis zu 80 Prozent der Aufträge ausmachen“, erklärt Martin Schmutterer. Diese werden mit den Automatisierungslösungen der Rapida 75E wie zentraler Formatverstellung, automatischen Wascheinrichtungen, SAPC-Plattenwechselautomaten oder dem Touch-Display mit Schnellwahltasten deutlich kürzer.

Von ca. 40 g/m2 für Beipackzettel bis zu Kartonagen mit 600/700 g/m2 muss die Maschine alle Bedruckstoffe verarbeiten können. Dabei werden fast ausschließlich Schmuckfarben verdruckt. Die meisten Produkte sind Verpackungen für verschreibungspflichtige Arzneimittel und zwei- bis dreifarbig angelegt. Nur die Faltschachteln für Generika verfügen über eine höhere Farbigkeit. Diese Verpackungen kosten manchmal genauso viel wie der gesamte Inhalt, bieten aber im Vergleich zu Verpackungen für verschreibungspflichtige Arzneimittel ein höheres Wachstumspotenzial. Bei OTC- (Over the Counter) Produkten sind mehr Farben (Euroskala und bis zu zwei Sonderfarben) und mehr Veredelung (Dispersionslack als Standard, aber auch Spotlackierungen) gefragt. In diesen Bereichen deckt die Rapida 75E alle Erfordernisse ab. Für UV-Veredelungen werden Flexo-Maschinen eingesetzt.

Auch Beipackzettel werden, vor allem bei OTC-Produkten und Nahrungsergänzungsmitteln, bis zu 4/4-farbig bedruckt. Nach dem Falzen erreichen Sie eine Stärke bis zu 1 cm. Bis zu 25 Sprachfassungen enthält ein einziger Beipackzettel. Die Pharmaverpackungen sind dagegen nur einsprachig angelegt. Deshalb sind bei international verbreiteten Medikamenten bis zu 20 verschiedenen Sprachvarianten erforderlich. Angesichts unterschiedlicher Packungsgrößen und Versionen müssen pro Medikament zuweilen 40 bis 50 verschiedene Faltschachteln produziert werden. Dabei sind chinesisch oder arabisch schon fast Routine, isländisch oder finnisch dagegen eher exotisch. Damit bei dieser Sprachvielfalt keine Fehler entstehen, werden die Andrucke mit den Original-PDFs verglichen. Dafür ist ein PDF-Scanner von EyeC im Einsatz.

Die Fachleute von Eberle-Druck haben eine hohe Kompetenz bei der für Pharma-Verpackungen notwendigen Sicherheit. Wegen der vielen Sprachfassungen wird nicht mit einzelnen Fonts oder Logos gearbeitet, alle Daten sind vektorisiert. Ein stark automatisierter Workflow trägt über alle Sprachfassungen hinweg zu größtmöglicher Sicherheit bei. „Über 40 Jahre hinweg hat es trotz der Internationalität in der Produktion keinen einzigen Textfehler gegeben“, berichtet Martin Schmutterer nicht ohne Stolz.

Für die Verarbeitung der Faltschachteln hat Eberle-Druck ein eigenes Codierungssystem entwickelt, das Untermischungen anderer Produkte ausschließt. Daneben werden alle Arbeitsschritte elektronisch rückverfolgbar dokumentiert. An jedem Arbeitsplatz befinden sich ein Terminal zur Produktionsdatenerfassung in Echtzeit. Bei wichtigen Entscheidungen gilt das 4-Augen-Prinzip. Fünf der 85 Mitarbeiter des Betriebes sind in der Qualitätskontrolle tätig. Produziert wird in drei Schichten. An der Rapida 75E werden die Farbdichten mit KBA DensiTronic geprüft und protokolliert. Dies ermöglicht eine exakte Farbwiedergabe bei den sehr häufigen Wiederholaufträgen. Angesichts des sich immer wieder ändernden Verpackungsdesigns ist eine Vorproduktion kaum sinnvoll, ein großes Fertigwarenlager auch nicht.

Die Rapida 75E erhält ihre Voreinstelldaten über CIP3 vom Vorstufensystem von ESKO Artwork, das speziell auf den Verpackungsbereich ausgelegt ist. Martin Schmutterer ist auch heute noch vom generalstabsmäßigen Abbau der alten Druckmaschine und von der Installation und Inbetriebnahme der Rapida 75E begeistert. Alles passierte bei laufender Produktion in sehr kurzer Zeit. „Selten hat die Installation einer neuen Druckmaschine so reibungslos geklappt“, freut sich der Geschäftsführer. Die Rapida 75E erfüllt die Erwartungen und hat sich in der Druckproduktion bewährt. Die Drucker haben die praxisorientierte Automatisierung und Bedienung der „Neuen“ dank der Schulung und Produktionsbegleitung in der Anfangsphase durch Mitarbeiter von KBA und KBA-Mödling gut angenommen.

Seit 1992 ist Eberle-Druck am heutigen Standort am Wiener Stadtrand ansässig. 3.500 m2 Produktionsfläche sowie weitere für Büros stehen zur Verfügung. Andere Medienunternehmen befinden sich im unmittelbaren Umfeld – ein Vorteil bei Kooperationen. Weitere Investitionen in die Pharma-Sparte von Rattpack bei Eberle sind geplant. Selbst für eine Werkserweiterung stünde ausreichend Fläche zur Verfügung.

www.kba.com
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