Offsetdruck
Format Werk: Schreibhefte aus Oberösterreich für Europa
Freitag 27. Mai 2011 - Kurz vor 9 Uhr hält ein Reisebus im Hof von Format Werk im oberösterreichischen Gunskirchen. Knapp 50 Schüler werden am Eingang in Empfang genommen. In den nächsten Stunden erleben sie die Fabrik, die einen Großteil ihrer Schulhefte und Schreibblöcke produziert.
Sie lassen sich von gewaltigen Maschinen, darunter seit kurzem auch eine Rapida 106-Bogenoffsetmaschine von KBA, in den Bann ziehen. Sie malen und basteln gemeinsam. Für Format Werk ist dies fast Normalität, denn alljährlich besuchen 3.500 Kinder als Endabnehmer den Betrieb. Kundenbindung par excellence.
Format Werk ist der größte Hersteller von Papierwaren für Schule und Büro in Österreich. 12.700 Tonnen Schreibwaren, darunter 35 Mio. Schulhefte verlassen jährlich die Fertigungsbänder in Gunskirchen. Darunter sind neben den Hausmarken private Label für viele europäische Länder sowie weitere Produkte für den Schulbedarf. 60 Prozent der Produktion gehen in den Export, wobei die Schweiz, Skandinavien, die Benelux-Staaten und Deutschland Hauptabnehmerländer sind. Italien und einige osteuropäische Länder kommen dazu. Die eigentliche organisatorische Herausforderung liegt in der Produktvielfalt. Für Schreibwaren gibt es in jedem Land und oft sogar für jeden Kanton oder jedes Bundesland eigene Vorgaben. In Österreich hat ein Standard-Schulheft 20 Blatt und eine blaue Liniatur, in Deutschland sind es 16 Blatt mit grauer Liniatur. Es gibt Standard- und Zwischenformate, für jedes Land eigene Umweltlogos und große Warengruppen neben Kleinstauflagen. Insgesamt besteht ein Schulsortiment aus etwa 150 unterschiedlichen Artikeln. Das Produktionsportfolio bei Format Werk beinhaltet 600 Artikel der Eigenmarken Formati, Format-X, Ursus, Edition Dürer und weitere. Hinzu kommen 1.700 Artikel im Private Label-Geschäft sowie noch einmal rund 2.000 Kalenderartikel.
Format Werk sieht sich nicht als Druckbetrieb, denn nur vier Prozent der gut 100 Mitarbeiter sind Drucker. Die meisten arbeiten als gelernte Produktionstechniker in der Instandhaltung, bedienen die großen Flexodruckmaschinen oder sind im Einkauf und in der Lagerwirtschaft tätig. Die einzige Bogenoffsetmaschine im Betrieb ist seit Ende 2009 eine hoch automatisierte Rapida 106 mit ziehmarkenfreier Anlage DriveTronic SIS, simultanem Plattenwechsel DriveTronic SPC und vielen anderen Features für den schnellen Jobwechsel. Sie produziert fast ausschließlich Umschläge für die Schul- und Büroartikel. „Technologisch war die Rapida 106 für uns ein Quantensprung“, kommentiert Thomas Riemer, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, die Investition. Im vergangenen Jahr hat sie im Zweischichtbetrieb rund 20 Mio. Drucke absolviert. Der Rüstanteil lag über 25 Prozent. Die vorherige Bogenoffsetmaschine brauchte für die gleiche Menge drei Schichten.
Bei der Produktion von Schreibwaren denkt man an große Auflagen. Das ist aber nur selten der Fall. Für die Umschläge von 36.000 Schreibblöcken im Format DIN A6 sind gerade einmal 1.000 Druckbogen von der Rapida 106 erforderlich, für 1 Mio. Schulhefte dagegen stattliche 250.000 Bogen. Bei kleineren Auflagen läuft die Rapida 106 deshalb nur mit durchschnittlich 13.000 Bogen anstelle der möglichen 18.000 Bogen/h. Die Bedruckstoff-Palette reicht von ca. 70 g/m2 bis 300 g/m2.
Wichtig war für die Fachleute von Format Werk die Inline-Farbregelung QualiTronic Color Control. Während in diesem Bereich die Druckqualität noch vor ein paar Jahren nicht im Vordergrund stand, hat sich dies heute vollkommen gewandelt. Liegen fünf unterschiedliche Chargen im Verkaufsregal nebeneinander, darf es optisch keine Unterschiede geben. Mit der Inline-Farbregelung können Farbschwankungen wirkungsvoll vermieden werden. Entsprechend sind die internen und externen Reklamationsquoten mit der Rapida 106 deutlich gesunken. Für die Verkäufer von Format Werk ist die eingesetzte moderne Technik ein wichtiges Argument, denn sie können ihren Kunden Spitzenqualität versprechen.
Die vollfarbig bedruckten Umschläge für Schreibblöcke und -hefte können im fünften Werk mit einer zusätzlichen Sonderfarbe versehen werden. Häufiger erfolgt in diesem Werk der Eindruck von Mutationsplatten mit Linien oder EDV-Nummern. Fast durchgängig ist dagegen die Inline-Lackierung, wobei der Bereich der Etiketten ausgespart wird, damit diese beschreibbar sind. Dies erfordert häufige Wechsel der Lackplatten. Auch hier punktet die Rapida 106 mit ihrem halbautomatischen Lackplattenwechsel in maximal zwei Minuten.
Die Zahl der Öko-Labels für die Produkte von Format Werk ist riesig und je nach Land und Region der Endverbraucher unterschiedlich. Umweltschutz ist so zu einem zentralen Bestandteil der Firmenphilosophie geworden. Ein Mitarbeiter ist rund um die Uhr für die erforderlichen Zertifizierungen verantwortlich – vom Österreichischen Umweltzeichen über den Blauen Engel, den Nordic Swan, FSC- und PEFC-Zertifizierung bis hin zur klimaneutralen Druckproduktion. Dabei muss die Produktion ständig neuen Vorgaben angeglichen werden. Rund 25 Prozent der Gesamtproduktion werden nach dem ClimatePartner Prozess klimaneutral produziert. Besonders umweltschonende Rohstoffe verbessern die CO2-Bilanz. Bei der Produktion dennoch nicht vermeidbare CO2-Emissionen werden durch die Investition in anerkannte Klimaschutzprojekte ausgeglichen. Format Werk unterstützt damit den Bau einer Deponiegas-Anlage mit Blockheizkraftwerk im chinesischen Suzhou.
Trotz digitaler Medien und Lesegeräte ist die Herstellung von Papierwaren ein Wachstumsmarkt. Vor allem durch den Export hat Format Werk in den vergangenen Jahren beim Umsatz deutlich zugelegt. 2000 betrug der Umsatz des aus vier Betrieben, darunter zwei Druckereien, hervorgegangenen Unternehmens noch 14 Mio. Euro. Heute ist er auf über 22 Mio. Euro gewachsen. Das regelmäßig renovierte und erweiterte Werk präsentiert sich mit einer modernen und gepflegten Optik. Thomas Riemer: „Es ist uns ein Anliegen, dass man sich wohlfühlt.“ Dieses Ziel hat er ganz offensichtlich auch bei seinen jüngsten Kunden erreicht.