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Geschäftslage im deutschen Papiergroßhandel

Montag 22. April 2002 - Wesentlich verschlechtert gegenüber den beiden Vorjahren zeigten sich die allgemeinen Rahmenbedingungen für die Mitglieder im Bundesverband des Deutschen Papiergroßhandels e.V. im abgelaufenen Jahr 2001.

Das Bruttosozialprodukt als Ausdruck der gesamtwirtschaftlichen Leistung der Bundesrepublik Deutschland erhöhte sich im vergangenen Jahr um weniger als 1 %, auf dem Arbeitsmarkt hat sich eine deutliche Verschlechterung eingestellt.

Auch der konjunkturelle Abschwung in der deutschen Papierindustrie, der bereits Mitte 2000 begonnen hatte, setzte sich im vergangenen Jahr weiter fort. In den ersten Monaten des Jahres beschleunigte sich der Rückgang bis in den Herbst hinein zunehmend, erst in den letzten Monaten des vergangenen Jahres konnte wieder in etwa das Absatzniveau des Vorjahres erreicht werden. Der ebenfalls bereits im Vorjahr begonnene deutliche Rückgang im Auftragseingang setzte sich verstärkt weiter fort, die Auslieferungen sanken demzufolge drastisch.

Das Absatzergebnis des Jahres 2000 der deutschen Feinpapiergroßhändler wurde im vergangenen Jahr um 5,8 % unterschritten und hat nur noch 3,2 Millionen Tonnen erreicht. Nach relativ gutem Beginn in den ersten Monaten musste in den Folgemonaten bis zum Jahresende kontinuierlich mit Absatzzahlen gelebt werden, die zum Teil erheblich unter den Vorjahresmonaten lagen. Als Gründe hierfür können angeführt werden: Der Papierverbrauch ist, und das ist hinlänglich bekannt, abhängig von der allgemeinen wirtschaftlichen Situation. Er reagiert sogar mit einem leichten zeitlichen Vorlauf. Sobald Unternehmen bemerken, dass ihre wirtschaftlichen Aktivitäten nicht mehr die gesteckten Ziele erreichen, beginnen allenthalben Budgetkürzungen, die insbesondere die Werbeausgaben tangieren. Da auch die Aktienmärkte in diesem Jahr ihren Einbruch erlebt haben, nicht mehr so viele neue junge Unternehmen auf die Märkte drängten, die sich einem breiten Publikum mittels Werbepublikationen präsentieren wollten, entfiel in 2001 ein weiterer, den Papierverbrauch fördernder Aspekt. Außerdem war 2001, im Vergleich zum Vorjahr, nicht geprägt durch außergewöhnliche Events, zum Beispiel die EXPO im Jahr 2000 oder die werblichen Informationsblätter zur Einführung des EURO mit Beginn dieses Jahres.

Im Gegensatz zu vergangenen Abschwungphasen ist das Preisniveau für Papierprodukte im letzten Jahr stabil geblieben. Ganz maßgeblich dazu beigetragen hat das disziplinierte Verhalten der Papierhersteller, die ihre Kapazitäten nicht voll ausgefahren haben und dadurch eine Überangebotssituation am Markt vermeiden konnten. Aus diversen Publikationen ist ersichtlich, dass Papierhersteller das Jahr teilweise mit einer Kapazitätsauslastung von unter 80 % beendet haben. Die Umsätze der Mitglieder im Bundesverband des Deutschen Papiergroßhandels haben 3,7 Milliarden EURO erreicht. Sie verfehlten damit das Vorjahresergebnis um 1,4 %. Allerdings leiden die deutschen Papiergroßhändler unter einem ganz erheblichen Margenverlust.

Schwache Werbekonjunktur prägt Absatz für gestrichene Papiere

Wie bereits erwähnt, hat der deutsche Papiermarkt im vergangenen Jahr keine entscheidenden Impulse aus der werbetreibenden Wirtschaft erhalten. Insgesamt reduzierte sich der Absatz gestrichener Papiere um 8,4 % gegenüber dem Vorjahr. Holzfrei gestrichene Formatpapiere, auch Bilderdruckpapiere genannt, die überwiegend für direct-mails, Flyer und Broschüren eingesetzt werden, erfuhren einen eher unterdurchschnittlichen Rückgang mit 3,4 % auf 960.000 Tonnen. Rollenpapiere entwickelten sich dagegen wesentlich schwächer und erzielten mit 225.000 Tonnen einen Rückgang um 11,6 %.

Bei holzhaltig gestrichenen Papieren war der Abschwung sogar noch deutlicher spürbar. Dieser Sektor, der ebenfalls vom Werbeaufkommen abhängig ist, reduzierte sich um gut 15 % auf ca. 435.000 Tonnen.

Büropapiere etwas positiver

Getragen von einem wiederum überdurchschnittlichen Wachstum von DINA 4-/DINA 3-Papieren, die überwiegend im Bürobereich eingesetzt werden und deren Absatz um 6,5 % auf rund 570.000 Tonnen gesteigert werden konnte, hat sich auch der Gesamtabsatz von holzfrei ungestrichenen Papieren um 1,3 % auf 1.050.000 Tonnen erhöht. Schwach entwickelte sich dagegen der Absatz von Rollenware, hier konnte das Ergebnis des Vorjahres bei weitem nicht gehalten werden. Eingetreten ist ein Rückgang um 6,9 % auf 174.000 Tonnen. Der Absatz von Großformaten verlief relativ stabil und hat das Vorjahresniveau mit 300.000 Tonnen nur leicht unterschritten.

Sonstiger Bereich stark rückläufig

Die ebenfalls zum Sortiment der deutschen Feinpapiergroßhändler gehörenden ungestrichenen Pressepapiere einschließlich Zeitungsdruck und SC sowie Selbstdurchschreibe-(SD)Papiere entwickelten sich im Verlaufe des Jahres überdurchschnittlich negativ und erzielten einen Rückgang um mehr als 10 %.

Prognose 2002

In den ersten Monaten des laufenden Jahres hat sich die Situation des Vorjahres nicht wesentlich verändert. Eingedenk der Tatsache jedoch, dass der Papierverbrauch gegenüber gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen einen leichten Vorlauf hat, ist davon auszugehen, dass im zweiten Quartal ein Nachfrageaufschwung einsetzen wird, der bis zum Jahresende durchaus tragfähig sein könnte. Die Mitglieder im Bundesverband erwarten für das laufende Jahr eine Absatzsteigerung um 3-5 % bei einem mäßigen Anstieg der Abgabepreise. Die Anforderungen des Marktes nach erhöhten Dienstleistungen des Großhandels – dazu gehören logistische Konzepte, hohe Beratungsqualität und betriebliche Gesamtlösungen – weisen dem Großhandel zusätzliche Aufgaben zu und stärken beim innovativen und kreativen Anbieter die Marktposition. Im Bereich Electronic Business planen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nahezu sämtliche Mitglieder im Bundesverband Anwendungen, die die bisherigen Geschäftsabläufe stark verändern können.

www.verband-papiergrosshandel.de
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