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Offsetdruck

Neue Rapida 105 macht im Drucksaal Dampf

ODR-Geschäftsführerin Sabine Gratias zeigt Michael Grieger aus dem Vertrieb von KBA Druckprodukte, die auf der neuen Rapida 105 entstanden sind. Im Hintergrund läuft die neue Fünffarbenmaschine

Montag 08. Juni 2009 - Fast zwei Jahre ist es nun her, seit Sabine Gratias und Henner Meusel die ODR GmbH in Rostock übernommen haben. Beide kennen sich aus den Ursprüngen des Unternehmens, schon bevor der Akzidenzdruck im Jahr 1994 aus der Ostsee-Zeitung herausgelöst wurde, und zuerst als Offsetdruck Rostock, später als Ostsee Druck Rostock GmbH firmierte. Sabine Gratias, ganz am Anfang mit einem Vierstunden-Vertrag im neuen Unternehmen angestellt, wurde im Jahr 1995 Betriebsleiterin und ist heute Geschäftsführerin des Druckbetriebes. Mitgesellschafter Henner Meusel leitet als Prokurist den Verkauf.

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Im Jahr 1994 entstand auch das Gebäude, in dem die Druckerei noch heute ihren Sitz hat und einige wechselvolle Jahre erlebte. Nun geht es vor allem um Stabilität. 18 von ursprünglich 25 Mitarbeitern arbeiten nach wie vor im Unternehmen. Keiner der fehlenden sieben erhielt eine betriebsbedingte Kündigung. Ihr Ausscheiden konnte über das Erreichen des Rentenalters, vorzeitigen Ruhestand und natürliche Fluktuation erreicht werden. Dass die Stammmannschaft erhalten geblieben ist und der größte Teil der Kunden dem Unternehmen die Treue gehalten hat, war die wichtigste Grundlage, ODR weiterführen zu können.

Hohe Zuverlässigkeit spricht für Rapidas
Traditionell gehört eine ganze Reihe an Periodika zum Produktportfolio. Deren Auflagenhöhen bewegen sich zwischen 8.000 und fast 50.000 Exemplaren. Wöchentlich wird eine 12-seitige Broschur mit 30.000 Exemplaren produziert. Jeden Montag bis 14 Uhr erhält ODR die Daten für die ersten vier Seiten. Bis 19 Uhr folgt der Rest. Am Dienstag 2 Uhr früh werden die ersten 12.000 Exemplare dieser Rückstichbroschur ausgeliefert, bis 6 Uhr muss die komplette Auflage fertig sein. Das alles ist nur mit zuverlässiger Technik Woche für Woche termingerecht möglich. Deshalb beschaffte Sabine Gratias im November vergangenen Jahres eine neue Rapida 105 in der Fünffarben-Variante. Denn mit den Rapidas, und vorher den Planetas hatte das Unternehmen jahrzehntelang gute Erfahrungen gesammelt. Aber die Entscheidung fällte nicht die Geschäftsführung allein, die Drucker waren an der Auswahl der neuen Maschine von Anfang an mit beteiligt.

Seit dem Pre-drupa-Open House in Radebeul im April 2008 liefen die Gespräche über die neue Druckmaschine. Die Entscheidung, ob es eine Vier- oder eine Fünffarben werden soll, blieb dabei am längsten offen. Gastgeberverzeichnisse, Drucksachen für Krankenkassen und Tourismus-Vereine, die oft fünffarbig angelegt sind, gaben hier den Ausschlag zu höherer Farbigkeit. Relativ früh stand dagegen fest, dass die Maschine kein Lackierwerk erhalten sollte. Denn dann wird fast alles lackiert, obwohl viele Kunden den zusätzlichen Aufwand nicht honorieren. Im Sommer erhielt KBA den Auftrag zur Lieferung der Rapida 105 und am 18. Dezember startete die Produktion. Da die Neue für das Jahresend-Geschäft dringend benötigt wurde, zählte bei Inbetriebnahme und Instruktion jede Stunde. Die unbürokratische Zusammenarbeit mit dem KBA-Verkaufsteam und der GEFA haben dazu beigetragen, dass bis hin zur Finanzierung alles schnell über die Bühne ging. „So schnell haben wir noch nie eine Maschine in Betrieb genommen“, erinnert sich die Geschäftsführerin heute. Und daran, dass KBA-Druckinstruktorin Katrin Schmidt an einem Abend das Zepter im Drucksaal kurzerhand übernahm und mit ihren Radebeuler Kollegen die anstehenden Aufträge weiter produzierte, damit die ODR-Drucker wenigstens kurz an der Weihnachtsfeier teilnehmen konnten.

Ein starkes Frühjahr
Bis Ende April waren auf der neuen Rapida deutlich über 5 Mio. Bogen gedruckt. Es war ein starkes Frühjahr für ODR. Neben den Periodika und allen Drucksachen, die Fremdenverkehrsvereine für die Tourismusmessen benötigen, liefen umfangreiche Produktionen für die kürzlich eröffnete Bundesgartenschau in Schwerin. Dazu zählten unter anderem 300.000 Umlandkarten sowie insgesamt 1,5 Mio. Flyer für die neun Themengärten. Andere schöne Aufträge kamen z. B. aus dem Meeresmuseum bzw. dem Ozeaneum in Stralsund.

Auch das Internet-Geschäft läuft gut. Über das World Wide Web werden Poster mit Fotos aus dem Ostseeraum verkauft, die sowohl von Tourismusunternehmen als auch von Privatpersonen stark nachgefragt sind. Daneben gibt es Angebote zum Druck von Flyern und Postkarten zu Festpreisen. Auf diese Weise entstehen regelmäßig Sammelformen, die am Rande der Terminsachen die Produktion auslasten. Von reinen Web-to-Print-Angeboten hält Sabine Gratias dagegen nichts. Da ist kaum ein Qualitätsanspruch dahinter, erinnert sie sich an Produktionen, die schon als Kollegenhilfe für Unternehmen aus diesem Bereich ausgeführt wurden.

Automatisierung auf Augenmaß
Bei der Ausstattung der Rapida 105 legte die Geschäftsführerin auf Details zur Qualitätssicherung und zur Online-Übertragung von Vorstufendaten zur Maschinenvoreinstellung besonderen Wert. Die LogoTronic-Farbdichteregelung ist für ein Unternehmen, dessen Qualitätsmanagement nach DIN/ISO 9002 zertifiziert ist, wichtig, auch wenn am Ende nicht die Messstreifen, sondern der Rest des Bogens verkauft werden soll. Auch die DensiTronic-Vernetzung gehört zum Ausstattungspaket. Ein Plattenwechsel-Vollautomat musste dagegen nicht an die Maschine. Aufgrund der teilweise großen Auflagen tut es hier der SAPC-Halbautomat.

In der Weiterverarbeitung sorgen eine neue Perfecta-Schneidemaschine, drei Falzmaschinen und ein Sammelhefter dafür, dass fast jedes Produkt intern verarbeitet werden kann. Nur Fadenheftungen und Klebebindungen laufen außerhalb – beispielsweise in der Kunst- und Verlagsbuchbinderei in Leipzig. Ein Belichter von Basysprint ergänzt die Ausstattung in der Druckvorstufe. „Wir sind schön schmal und wendig geworden, haben überflüssigen Ballast abgeworfen und können so auf jede Situation schnell reagieren“, beschreibt Sabine Gratias das Erreichte. Allerdings gibt es in der Branche einen Trend, der ihr manchmal Kopfzerbrechen bereitet. Plötzlich halten die Gummitücher nicht mehr wie gewohnt. Schuld sind Veränderungen in der Zusammensetzung der Waschtücher. Sie sind plötzlich härter als vorher. Erst nach Reklamation ist die Qualität wieder die alte. Auch bei den Druckfarben gab es Schwankungen, die aus anderen Fertigungsorten resultierten, wie sich später herausstellte. Und beim Papier steigt der Füllstoffanteil stetig, während der Faseranteil immer kleiner wird. Hier sollten einige der Hersteller und Lieferanten nicht nur an ihre Margen denken, sondern den Gesamtprozess und ihre Kunden im Auge behalten.

Die gesamte Einrichtung von ODR ist nun bezahlt und es gibt außer den monatlichen Raten für die Druckmaschine keine Verbindlichkeiten mehr. Damit hat das Druckunternehmen nach turbulenten Jahren wieder ruhiges Fahrwasser erreicht und kann in die Zukunft planen.

www.kba.com
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