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Preisentwicklung in der Papierindustrie
Montag 19. April 2010 - Schlimmer hätte das letzte halbe Jahr für die Papierbranche kaum sein können. Preiserhöhungen sind bereits erfolgt und für die kommenden Wochen neu angekündigt.
Zellstoff wird, wie Rohöl, ausschließlich in Dollar gehandelt. Zwischen Dezember und Anfang April verlor der Euro gegenüber dem Dollar fast 15 % an Wert. Auch Spekulationsgeschäfte an der finnischen Zellstoffbörse Foex führten zu einer weiteren Verteuerung des Zellstoffs, dessen Preis sich zwischen Mitte 2009 und Anfang 2010 praktisch verdoppelte. In der Folge kam es zu ersten Anhebungen der teilweise nicht mehr kostendeckenden Abgabepreise durch die Papierhersteller. Und der Aufwärtstrend für die Zellstoffpreise hält an. Denn weitere Negativ-Faktoren verschärften die Situation:
Ein Erdbeben mit der Stärke 8,8 erschütterte am 27. Februar Chile und zerstörte oder beschädigte Zellstoffwerke mit einer Kapazität von rund 4 Millionen Tonnen. Damit entfällt ca. 8 % der Weltproduktion des wichtigsten Rohstoffs für die Papierindustrie. Fehlende Energieversorgung und die zusammengebrochene Logistik des Landes lassen vermuten, dass viele chilenische Werke auf längere Zeit ausfallen werden.
Etwa die Hälfte des in Deutschland gehandelten Papiers stammt aus Skandinavien. Zwischen dem 4. und 20. März streikten in Finnland 3.000 Hafenarbeiter und legten praktisch alle Häfen des Landes lahm. Es kam kein Papier aus dem Land und eine ganze Reihe von Papierfabriken mussten sogar vorübergehen ihre Produktion einstellen.
Während sich die verfügbare Papiermenge verknappte, entwickelte sich die Nachfrage danach in Osteuropa und in den überseeischen Märkten kraftvoll nach oben. Dies führte teilweise zu sehr langen Lieferzeiten, vereinzelt sogar Lieferengpässen auch in Deutschland, wo die Nachfrage in den beiden ersten Monaten dieses Jahres eher enttäuschend war und erst seit März Zeichen einer Belebung zeigt.
Bereits im März und April haben die Papierhersteller umfangreiche Preiskorrekturen durchgesetzt. Weitere Anhebungen werden im Mai und Juni folgen.
Diese Entwicklung trifft den Papiergroßhandel in einer Situation, in der die Margen im Lagergeschäft ein historisches Tief erreicht haben. Der Großhandel hat gegenwärtig keine andere Möglichkeit, als die erhöhten und sich weiter erhöhenden Einkaufspreise in vollem Umfang weiterzugeben. Wir bitten Sie hierfür um Verständnis und hoffen auch künftig auf gute Zusammenarbeit. Sollten wir Sie bei der Argumentation der neuen Preise gegenüber Ihren Kunden unterstützen können, stehen wir Ihnen selbstverständlich gern zur Verfügung.