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Aus den Unternehmen

Thema Nachhaltigkeit ist in den Druckereien angekommen

Die Teilnehmer des zweiten internationalen Umweltdialoges trafen sich in der Print Media Academy, um über aktuelle Trends zum ökologischen Drucken zu diskutieren. Eingeladen hatte die Heidelberger Druckmaschinen AG.

Dienstag 16. August 2011 - Umweltschutz ist ein globales Thema, das auch in der Printmedien-Industrie zusammen mit nachhaltigem Denken und Handeln einen immer größeren Stellenwert erhält. Deshalb lud Heidelberg anlässlich der Preisverleihung des zweiten Heidelberg ECO Printing Awards auch wieder zum internationalen Umweltdialog in die Print Media Academy ein.

Eingeladen wurden die Gewinner und die für den Award nominierten Druckereien und damit Unternehmen, die sich schon länger dem Thema Umweltschutz verschrieben haben. Gemeinsam mit Stephan Plenz, Vorstand Equipment bei Heidelberg, und den Mitgliedern der unabhängigen internationalen Jury, diskutierten die Teilnehmer über aktuelle und zukünftige ökologische Trends. Die eingereichten Bewerbungen für den Umweltpreis zeigen einen deutlichen Trend zum ganzheitlichen Nachhaltigkeitsmanagement. Zusätzlich zum ökologischen Engagement der Druckereien rückt immer stärker die soziale Komponente in den Vordergrund.

Nach Meinung der Teilnehmer geht es im nächsten Schritt darum, knapper werdende Ressourcen wie Wasser einzusparen, intelligente Wärmerückgewinnungskonzepte im Drucksaal umzusetzen und vor allem die Mitarbeiter und die Endkunden am nachhaltigen Prozess teilhaben zu lassen. „Die Idee des Awards und des Umweltdialoges ist es, Druckereien weltweit zu motivieren, sich zum Thema Umweltschutz noch stärker zu engagieren und eine Plattform für den internationalen Austausch zu bieten, um voneinander zu lernen“, erklärte Stephan Plenz, unter dessen Leitung der Umweltdialog stattfand.

Neuseeland beispielweise steht im Vergleich zu Europa nach Ansicht einer Teilnehmerin erst am Anfang der CO2-Diskussion, dennoch zertifizieren sich immer mehr Druckereien und die Nachfrage der Kunden nach klimaneutralen Druckprodukten – vor allem von großen B-2-C-Unternehmen – steigt kontinuierlich. „Wir sind stolz, dass wir klimaneutral drucken und eines der nachhaltigsten Unternehmen der Druckbranche von Neuseeland sind“, berichtete Jenny Carter, Finanzdirektorin und Umweltverantwortliche bei Soar Printing Co.Ltd. in Auckland.

Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass sich das nachhaltige Engagement auszahlt. Immer mehr Endkunden setzen einen ökologischen Produktionsprozess für Drucksachen voraus – gleichzeitig helfen moderne Maschinen und verbesserte Prozesse Kosten zu sparen. „Wir bearbeiten zirka 6.000 Aufträge im Jahr und davon sind mittlerweile fünf Prozent klimaneutral gestellt“, bestätigte Rob Nugent von der australischen Druckerei Vega Press, die den Preis für die zukunftsweisende Einzellösung beim Heidelberg ECO Printing Award gewonnen hat. Dieser Anteil dürfte in den nächsten Jahren steigen, da die australische Regierung eine CO2-Steuer plant.

„Wir leben den Umweltschutz mit Herzblut und sind Überzeugungstäter“, erklärte Werner Drechsler, Geschäftsführender Gesellschafter der Druckstudio – Gruppe in Düsseldorf. Die Druckerei hat ihren Umsatz in den letzten Jahren verdreifacht und der Anteil der klimaneutral gestellten Aufträge ist gleichzeitig auf 10 Prozent gestiegen. Ein fünfköpfiges Umweltteam aus allen Abteilungen, unterstützt von externen Beratern, sorgt für neue Ideen und einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Die Mitarbeiter sind integriert und engagieren sich – dies ist mit einer der Gründe, warum die Druckstudio GmbH zu einem der 100 besten Arbeitgeber in Deutschland gewählt wurde.

Bei der Druckerei Lokay im hessischen Reinheim wird als nächster Schritt das Umweltteam um den Bereich „Soziales und Arbeitsschutz“ erweitert. „Unsere Vision ist ein Codex für alle Mitarbeiter, wobei auch gelebter Spaß für die Motivation nicht zu kurz kommen soll“, berichtete Thomas Fleckenstein, Prokurist bei Lokay. Laut Fleckenstein sind für die Nachhaltigkeit sowohl das Umweltmanagementsystem nach EMAS III und die Schulung der Mitarbeiter als auch externe Aktivitäten wie Marketing und Kundenberatung wichtig. Bestätigt wurde er von Ann Marie Keene von The John Roberts Printing Company, USA – dem diesjährigen Sieger für das nachhaltigste Druckunternehmen. „Die Menschen sind für uns wichtig: Wir schulen unsere Mitarbeiter, erstellen jedes Jahr einen Nachhaltigkeitsbericht und bieten für unsere Kunden Führungen durch das Unternehmen an. Dort zeigen wir den Druckprozess und mit welchen Mitteln wir Ressourcen sparen können. Dabei überzeugt unsere Kunden immer wieder, wie viel Makulatur wir durch Prinect Inpress Control einsparen“. Ein großer Erfolg bei The John Roberts Printing sind Seminare für Kunden, die beispielsweise über Papierauswahl und weitere Kriterien für Direct Mailings informieren, sowie Vorschläge und neue Ideen unterbreiten, wie sich die Effizienz der Kommunikation steigern lässt.

Einen nachahmenswerten Beitrag für die Mitarbeitermotivation stellte die polnische Druckerei Werner Kenkel Spólka z o.o. vor: Der Wellpappenhersteller und Verpackungsdrucker hat im letzten Jahr seine knapp 600 Mitarbeiter zum Thema Umwelt geschult. Heute werden bei jedem Einloggen in den Computer aus einem Katalog von 500 Fragen zufällig ausgewählte Umwelt-Fragen gestellt und erst bei richtiger Beantwortung der Zugriff gewährt. Weiterhin stiftete das Familienunternehmen 600 Fahrräder für die klimaneutrale Fahrt zum Arbeitsplatz, selbst der Vorstand radelt zur Arbeit. „Als weitere Motivation belohnen wir unsere Mitarbeiter für gute Ideen, dadurch werden Abfälle vermieden und Prozesse verbessert. Einen extra Bonus gibt es für weniger Makulatur beim Drucken“, erklärte der technische Kundendienstleiter Radoslaw Jedrzejczak.

Ein heftig diskutiertes Thema war die Wahrnehmung des CO2-Fussabdruckes von Print versus Online. Hier wäre noch viel Aufklärungsarbeit nötig, um die falschen Vorurteile gegenüber Print abzubauen und „das Märchen auszuräumen, dass Drucken umweltschädlich ist“, wie Michael Keene von The John Roberts Company erklärte. Es gibt etliche Studien, die belegen, dass das Internet nicht umweltfreundlicher ist. So entsprechen beispielsweise zwei Google-Recherchen dem Energiebedarf für das Erhitzen eines Topfes mit Wasser. Vorteile von Print sind werthaltige und qualitativ hochwertige Produkte. „Ich sehe Print als eine Form der Kommunikation. Wir stellen fest, dass die Katalogproduktion wieder zugenommen hat und hochwertiger verarbeitet wird, mit Veredelungen, Düften und der Verarbeitung unterschiedlichster Materialien“, erklärte Arnfried Sittner von der Kessler Druck und Medien GmbH & Co.KG in Bobingen.

„Print punktet auch durch seine hohe Recyclingrate. Die Kunden lassen verstärkt nach dem tatsächlichen Bedarf drucken und Produktionen, wie beispielsweise Nachschlagewerke, wandern ins Internet ab. Dort können sie schneller aktualisiert werden, als in der gedruckten Ausgabe“, ergänzte Dr. Achim Schorb vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu) und Jurysprecher bei der Preisverleihung.

Die Teilnehmer begrüßten das Engagement von Heidelberg, dem Umweltschutz mit dem Heidelberg ECO Printing Award in der Druckindustrie eine globale Plattform zu bieten. „Alle Teilnehmer, die Kandidaten der Shortlist und natürlich in herausragendem Maße die Preisträger zeigen eindrucksvoll, dass ganzheitliche ökologische Medienproduktion die Zukunft und der richtige Schritt ist zur Reduzierung der Klimaerwärmung und dem Erhalt unserer Umwelt für zukünftige Generationen! Insgesamt wünschten wir uns ein gemeinsames Netzwerk, das zum Thema Nachhaltigkeit die Aktivitäten der verschiedenen Arbeitsgruppen (FSC – Forest Stewardship Council oder Media Mundo) aber auch die positiven Beispiele der Award-Gewinner bündelt und diese Interessenten anderer Unternehmen bereit stellt“, fasste Rainer Litty, Leiter Druckproduktion beim WWF Deutschland (World Wide Fund For Nature), am Schluss des Umweltdialoges zusammen.

www.heidelberg.com
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