CTP - Computer to Plate
Erfolg mit der schlanken Methode der Plattenherstellung
Montag 10. November 2014 - Das Halberstädter Druckhaus hat sich mit dem Wechsel zur prozessfreien Kodak Sonora XP Platte von der traditionellen Plattenverarbeitung verabschiedet - und vermisst nichts
Ebenso wie der Druckmarkt stetig Veränderungen erfährt, werden auch beim Halberstädter Druckhaus immer wieder Potenziale für Veränderungen genutzt. Zum Beispiel im Frühjahr 2014, als der Umstieg von Offsetdruckplatten mit traditioneller chemischer Verarbeitung auf die prozessfreie Kodak Sonora XP Platte erfolgte. „Zum einen war es der globale Umweltaspekt und zum anderen die Gesundheit unserer Mitarbeiter. Wir wollen wo immer möglich Produktionsverfahren anwenden, die geringere Umweltbelastungen verursachen und bei denen unsere Mitarbeiter weniger mit Chemie umgehen müssen. Deswegen drucken wir auch schon seit Jahren alkoholfrei“, sagt Horst Wischalla, Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter der Halberstädter Druckhaus GmbH, zu den Motiven für diesen Schritt.
Vielfalt als Geschäftsmodell
Wie aus dem Firmennamen hervorgeht, ist Halberstadt in Sachsen-Anhalt Heimat des grafischen Unternehmens mit 25 Beschäftigten. Als typischer Akzidenzbetrieb mit Offset- und Digitaldruck pflegt das Halberstädter Druckhaus ein sehr breites Produktionsspektrum. Visitenkarten, Broschüren, Verkaufsliteratur, Zeitschriften, Kalender, Poster und Bücher kennzeichnen das Fertigungsprogramm. Neben der Komplettfertigung klebegebundener oder rückstichgehefteter Broschüren ist die Herstellung von Mappen mit diversen Veredelungsformen, wie Lackierungen oder Matt- bzw. Glanzfolienkaschierung, eine Spezialität des Hauses.
Der Offsetdruck erfolgt im Wesentlichen auf zwei Bogenmaschinen im Formatbereich 50 x 70 cm bzw. B2: auf einer im Jahr 2011 in Betrieb genommenen Achtfarben mit Bogenwendung und einer Vierfarben mit zusätzlicher Lackiereinheit. Diese Maschinen produzieren in der Regel zweischichtig, bei Bedarf auch im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr. Eine kleinformatige Zweifarbenmaschine, die gelegentlich für das Bedrucken von Briefumschlägen oder Briefpapier genutzt wird, vervollständigt die Offsetdruckkapazität.
Abgestimmt auf die Formate der Druckmaschinen stehen im Druckvorstufenbereich zwei Kodak Magnus Q400 Plattenbelichter zur Verfügung. Beide arbeiten mit der hochauflösenden, präzisen Kodak SQUAREspot Thermobebilderungstechnologie. Die CTP-Systeme – das eine in der F- und das andere in der schnelleren X-Geschwindigkeitsversion – sind mit Mehrkassetteneinheiten für das vollautomatische Laden der Druckplatten ausgestattet. Ein Kodak Prinergy Evo Workflow System versorgt die beiden Plattenbelichter mit den Ausgabedaten. Auf dem X-Speed-Plattenbelichter, der im Jahr 2012 in Betrieb genommen wurde, lassen sich laut Horst Wischalla bis zu 35 Sonora XP Platten pro Stunde für die B2-Druckmaschinen bebildern. Das F-Speed-Modell bringt es auf annähernd 30 Stück pro Stunde. Angesichts des saisonal schwankenden Bedarfs von 1.000 bis 2.000 Platten pro Monat erscheint die CTP-Kapazität auf den ersten Blick relativ groß. Für den Unternehmer zählt aber auch der Backup-Effekt zur Absicherung der Produktionsverfügbarkeit. In Anbetracht steigernder Terminanforderungen der Auftraggeber hat dieser Aspekt einen hohen Stellenwert.
Druckformherstellung: Strukturwandel zum Besseren
Die Attraktivität der Sonora XP Platte liegt für die Druckerei darin, dass es keine nasschemische Plattenverarbeitung mit dem entsprechenden Verbrauch von Chemie, Wasser und Energie mehr gibt. Damit entfällt auch das Potenzial für Plattenausschuss und herzustellende Ersatzplatten aufgrund von Fehlfunktionen oder Schwankungen der herkömmlichen Plattenentwicklung. Und: die Platten sind schneller für den Druck verfügbar. „Wir arbeiten seit 2008, als wir unseren ersten Magnus Plattenbelichter in Betrieb nahmen, mit CTP-Technik und Thermoplatten von Kodak. Die Entwicklung der Prozessfrei-Technologie haben wir über die Jahre aufmerksam verfolgt und einmal mit einer früheren Plattengeneration eine Testphase durchgeführt. Als Kodak dann die Sonora XP Platte mit ihrer erhöhten Auflagenbeständigkeit und dem besseren Schichtkontrast auf den Markt brachte, wurde das Ganze für uns interessant.“
Der Wechsel zu der prozessfreien Platte erforderte in Vorstufe und Drucksaal keine nennenswerten Veränderungen. In den Bogenoffsetmaschinen konnten weiter die gewohnten Druckfarben, Feuchtmittel und Druckhilfsmittel verwendet werden. Lediglich beim Einstellen der Farb-Wasser-Balance müssten die Drucker etwas mehr Fingerspitzengefühl walten lassen als bei der zuvor genutzten Thermoplatte, berichtet der Geschäftsführer und führt weiter aus: „Die Umstellung hat einwandfrei geklappt. Unsere Mitarbeiter haben super mitgezogen und die Unterstützung vonseiten Kodak war sehr gut. Wir hatten anfangs einen Techniker von Kodak hier, der uns Tipps gegeben hat.“
Angepeiltes Ziel erreicht
Die Sonora XP Platte entspricht voll und ganz den Qualitäts- und Leistungsanforderungen der Akzidenzdruckerei. 95 % der Aufträge werden mit einem 80er AM-Raster gedruckt, bei dem sich ein Tonwertumfang von 1-99 % auf die Platte übertragen lässt. Und was die Auflagenleistung angeht, wird gelegentlich das nominale Maximum der Platte von 100.000 Überrollungen erreicht, die meisten Aufträge liegen aber zwischen 500 und 10.000 Drucken.
Der Wunsch nach dem Verzicht auf Chemie bei der Druckformherstellung hat sich mit Einführung der Kodak Sonora XP Platte erfüllt. Damit verbunden ist eine jährliche Ersparnis von rund 2.000 Litern Plattenentwickler und 10.000 Litern Wasser. Dazu kommen noch nicht bezifferte Einsparungen an elektrischer Energie und Arbeitskosten für die Reinigung der Plattenverarbeitungsanlage. Dass das Druckhaus Letztere kurz nach dem Wechsel zur Sonora XP Platte verkauft hat, ist ein deutliches Indiz für die Endgültigkeit dieses Schritts.