Offsetdruck
Rapida 106 X sorgt für den gestochen scharfen Punkt
Donnerstag 16. Dezember 2021 - Früher sagte man der Druckerei zu Altenburg (DZA) nach, sie würden dort von silbernen Lettern drucken. Das zeugt vom Qualitätsbewusstsein des Betriebes, dessen Historie bis ins Jahr 1594 zurückreicht und der auch heute noch in Gebäudeteilen aus dem Jahr 1870 produziert. Die Lettern - ob aus Silber oder aus Blei - gehören natürlich zur Geschichte. Geblieben sind die Qualitätsstandards, mit denen das Unternehmen glänzt und die es stetig weiter verfeinert.
So etwas spricht sich natürlich herum. Und so sind es heute Kunstmuseen, Architekturbüros, Fotografen sowie deren Verlage und Agenturen, die in der DZA vor allem Kataloge produzieren lassen. Diese suchen hinsichtlich Qualität, Ausstattung und Umfang oft ihresgleichen. Daher ist es wenig verwunderlich, dass neben deutschen Auftraggebern viele aus der Schweiz und einige aus Großbritannien und den USA in der mehr als 1.000 Jahre alten ehemaligen Residenzstadt im Osten Thüringens ihre Drucksachen produzieren lassen. Nicht nur das, die meisten kommen vorbei, um den Andruck unmittelbar zu verfolgen.
Qualitätsregelung bis ins i-Tüpfelchen
Dabei sehen sie modernste Drucktechnik in Produktion. Seit einigen Wochen produziert eine nagelneue Rapida 106 X im Unternehmen. Mit acht Farbwerken, Bogenwendung für die 4-über 4-Produktion und zusätzlichem Lackturm ist die Mittelformat-Maschine (max. Bogenformat 740 x 1.060 mm) die bisher umfangreichste Bogenoffset-Installation des Unternehmens.
Und eine, die es in sich hat. Denn sie bietet den Fachleuten der DZA deutliche Verbesserungen hinsichtlich der Qualitätsmessung und -regelung. Mit QualiTronic ColorControl erfolgt die durchgängige Regelung der Druckqualität. Dazu kommen InstrumentFlight zur Graubalance-Regelung und QualiTronic PDFCheck für den Abgleich der Druckprodukte mit dem Vorstufen PDF.
Spezielle Sensoren erkennen selbst eingefärbte und schwarze Bedruckstoffe sowohl in der Anlage als auch beim Wendeprozess in der Maschinenmitte. Produktionen mit diesen Substraten sind selten. Und doch kommen sie mehrfach pro Jahr vor, so dass die Technik darauf eingerichtet sein muss.
Automatisierung für schnelle Jobwechsel
Aufgrund der meist kleinen und mittleren Auflagen legten die Fachleute der DZA bei der Maschinenausstattung viel Wert auf Automatisierungslösungen, um die Rüstzeiten zu verkürzen. Das beginnt beim simultanen Plattenwechsel (DriveTronic SPC) und setzt sich über die Waschanlagen (CleanTronic Synchro) fort. Parallele Prozesse sind hier Standard. Denn „bei Kleinstauflagen von 250 bis 500 Exemplaren müssen die Drucker schon ganz schön rennen“, weiß Geschäftsführer Peer-Philipp Keller. Deshalb läuft die Rapida106 X auch selten in Volllast.
Inklusive umfangreicher Inline-Veredelungs-Optionen 4/4-farbig in einem Bogenlauf drucken zu können, ist ein großer Schritt für die DZA. „Dadurch haben wir unsere Produktionsabläufe deutlich optimiert“, beschreibt Keller. „Und das bei verbesserter Qualität, erweiterten Möglichkeiten zur Produktveredelung und zusätzlichen strategischen Optionen.“ Denn die Maschine produziert bei Bedarf auch mit bis zu acht Farben und Lack im reinen Schöndruckbetrieb. Auch Mehrfachlackierungen sind über Lackturm und Farbwerke möglich. So lassen sich neben Schutzlackierungen eine Vielzahl an Veredelungseffekten erzeugen: Glanz in der Fläche und partiell, seidenmatt, matt – so wie es die Auftraggeber wünschen.
„Jedes Produkt ist einzigartig!“
Gedruckt wird häufig im frequenzmodulierten Raster. Optimierungen in der Druckvorstufe und der Einsatz hochpigmentierter Farben machen Farbraumerweiterungen möglich. Um bestimmte Farbtöne und Effekte zu erreichen, kommen bei Bedarf auch Sonderfarben zum Einsatz.
Vielseitigkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften des Druckbetriebes. „Jedes Produkt ist einzigartig!“ – davon ist Peer-Philipp Keller und seine 75 Mitarbeiter überzeugt. Und so wird auch jeder Druckjob behandelt. Probieren, testen und neue Dinge umsetzen, die sich kreative Köpfe einfallen lassen, gehören für die Druckfachleute aus Altenburg zum Tagesgeschäft. Das gilt für den Druck, aber ebenso für Ausstattung und buchbinderische Leistungen.
Vielfältige Preise – jüngst bei den Druck & Medien Awards 2021 – zeugen von den außergewöhnlichen Druckprodukten der DZA. Ein Buch über die Künstlerin Meret Oppenheim wurde z. B. mit der „Goldenen Letter“ der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet. Mit dieser Prämierung schließt sich der Kreis zu den sprichwörtlichen silbernen Lettern, deren Verwendung dem Betrieb in der Vergangenheit nachgesagt wurde.