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drupa-Preis 2006 geht an den Historiker Dmytro Myeshkov

Mittwoch 10. Mai 2006 - Zum 31. Mal wird der drupa-Preis in diesem Jahr verliehen. Die mit 6.000 Euro dotierte Auszeichnung geht seit 1978 an herausragende Disser-tationen der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universi-tät Düsseldorf.

Sowohl in Deutschland als auch in den GUS-Ländern wird das Thema der Russlanddeutschen immer wieder mit vielen Vorbehalten betrachtet. Oft spielen Vorurteile, falsche bzw. unzureichende Informationen eine Rolle. Der diesjährige Preisträger, Dmytro Myeshkov, will hier ansetzen und mit seiner Forschungsarbeit Impulse geben, die in der zukünftigen Geschichtsschreibung über die Russlanddeutschen berücksichtigt werden können. In seiner Arbeit „Die Schwarzmeerdeutschen und ihre Welten 1781-1871“ konzentriert sich der 38-jährige auf die Zeitspanne von der ersten Einwanderungswelle im Jahr 1781 bis zur Aufhebung der Kolonisten-Privilegien in 1871. In der Hochphase lebten rund 80.000 Deutschstämmige (überwiegend aus Preußen, Schwaben oder Württemberg kommend) in ca. 100 Kolonien. Religiöse oder wirtschaftliche Gründe waren die Hauptmotivation für die Auswanderung.

Dmytro Myeshkov untersucht sowohl die wirtschaftliche Dimension der deutschen bäuerlichen Kolonien im Gebiet der heutigen Süd-Ukraine als auch ihre demographische Entwicklung. Im zweiten Teil der Arbeit untersucht er das vielfältige Beziehungsgeflecht der Kolonien und die Auswirkungen dieser Beziehungen auf das Alltagsleben (z.B. mit den Nachbarn, mit der Umwelt, mit dem Staat). Bewusst nimmt Myeshkov einen mikrogeschichtlichen Blickwinkel ein, der das Verhältnis der Kolonisten zum Staat auf der untersten Ebene – nämlich im Wechselspiel zwischen Kolonist und Staatsdiener vor Ort – studiert.

Der gebürtige Ukrainer hat an der Universität Dnipropetrowsk/Ukraine Geschichte studiert und als Diplom-Historiker abgeschlossen. Der Forschung ist er nach dem Studium treu geblieben: Im Staatsarchiv des Gebiets Dnipropetrowsk hat er neun Jahre gearbeitet, war Abteilungsleiter und zuletzt Stellvertretender Direktor. Dort hatte er Zugang zu Originalquellen aus den letzten zwei Jahrhunderten, deren Inhalt bis dato größtenteils unbekannt war, ja deren Erforschung im Sowjet-System unerwünscht war.

Die unmittelbare Auseinandersetzung mit diesen aussagekräftigen und bisher unentdeckten Zeugnissen aus erster Hand war die Hauptmotivation für Myeshkov’s Forschungsarbeiten in den kommenden Jahren. So war er beispielsweise am „Hru_evs´ky-Institut für Archeographie und Quellenforschungen der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften“ in Kiew Projektmitarbeiter bei der Untersuchung des Schicksals des ukrainischen Kulturgutes während der Zweiten Weltkriegs. Ein Praktikum beim Bundesarchiv in Koblenz ließ ihn zum Thema „RGW und wirtschaftliche Beziehungen zwischen BRD und UdSSR in der Nachkriegszeit“ recherchieren.

Nach einem zehnmonatigen Vertiefungsstudium an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität (ermöglicht durch ein DAAD-Stipendium) begann er schließlich seine Doktorarbeit, die er im Februar 2005 mit „summa cum laude“ abgeschlossen hat. Seit September letzten Jahres widmet sich der Vater von zwei Kindern als wissenschaftlicher Redakteur eines an der Heinrich-Heine-Universität laufenden Projekts dem Thema Zwangsumsiedlungen und Vertreibungen.

Zusammen mit einem internationalen Autoren- und Herausgeberteam (u.a. aus Polen, Tschechische Republik, Russland, Frankreich, Spanien) beleuchtet Myeshkov das Thema „Das Jahrhundert der Vertreibungen. Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung in Europa 1912 bis 1999.“ Geplant sind 300 bis 400 wissenschaftliche Beiträge, die in Form eines Lexikons dieses komplexe Feld aufarbeiten. Im September 2007 soll die Arbeit abgeschlossen sein.

Bereits seit 1978 würdigt die Messe Düsseldorf als Veranstalterin der drupa herausragende geisteswissenschaftliche Arbeiten der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität und fördert mit dem Preisgeld die Publikation und Verbreitung der Dissertation. Über die Vergabe des drupa-Preises entscheidet jedes Jahr ein Fachgremium, bestehend aus dem Rektor und Prorektor der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, dem Präsidenten der drupa und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf.




www.messe-duesseldorf.de
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