Offsetdruck
Bildungshunger beflügelt Bücherdruck
Dienstag 07. August 2007 - Asien und Osteuropa boomen, klassische Industrieländer im Sog anziehender Konjunktur
Stagnation beherrschte den Bücherdruckmarkt noch zu Beginn des Jahrtausends. Doch damit soll jetzt Schluss sein: Ein weltweites Wachstum von rund 30 Prozent für 2005 bis 2010 sagt Pira International Ltd. voraus.
In den ersten fünf Jahren seit 2000 war der Markt noch durch moderates Wachstum geprägt. Rund 7,2 Prozent legte er zu, um im Jahr 2005 auf ein geschätztes Gesamtvolumen von weltweit rund 33,3 Milliarden Euro zu kommen.
Doch bis zum Jahr 2010 sieht die im walisischen Cardiff beheimatete Marktforschungs- und Consultinggesellschaft Pira International erheblichen Nachholbedarf, vor allem wegen des in den Schwellenländern rasant wachsenden Bildungsniveaus. Spitzenreiter ist Asien mit einem prognostizierten Wachstum von 56,5 Prozent, gefolgt von Osteuropa mit 46,1 Prozent. Gemäßigter fällt der Anstieg in den Märkten der bereits voll industrialisierten Welt aus. Doch selbst für Westeuropa wird ein Plus von 8,9 Prozent gegenüber 2,3 Prozent in den vergangenen Jahren erwartet.
Aufbruchstimmung signalisieren auch die aktuellen Halbjahreszahlen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Dieser verkaufte in den ersten sechs Monaten 2007 um 4,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Alles in allem also: Ein deutlich erkennbarer Boom am Büchermarkt!
Elektronisches Buch floppt
Kennzeichen der Entwicklung auf Unternehmensseite waren in den letzten Jahren der Stagnation eine erhebliche Konsolidierung und Internationalisierung der Marktteilnehmer sowohl bei den Mainstream-Verlegern als auch bei den führenden Bücherdruckern. Als Kunden von MAN Roland tätigten in dieser Zeit einige der namhaftesten Häuser bedeutende Investitionen in neue Anlagen, so die französische
CPI-Gruppe mit ihren deutschen Ablegern Clausen & Bosse in Leck und Ebner & Spiegel in Ulm sowie die Bertelsmann-Töchter GGP-Media in Pößneck und BVG Berryville Graphics in den USA. Verleger unternahmen in dieser Zeit große Anstrengungen, um alternative Wege zum Endverbraucher zu erkunden. Doch elektronische Bücher konnten sich mit Ausnahme von speziellen Produkten, wie z.B. Enzyklopädien, auf Dauer nicht nennenswert durchsetzen.
Dem stehen bedeutsame, marktrelevante Veränderungen für das gedruckte Buch gegenüber: Der boomende Internetbuchhandel versorgt die Verleger inzwischen mit präziseren und schnelleren Nachfragedaten, was die Verkaufsmengen exakter vorhersagbar macht. Diese reagieren laut Pira darauf mit reduzierten Ordermengen beim Druck, um Lagerware und Remittenden gering zu halten. Geringere Teilauflagen sind die Folge, aber auch ein Abwandern von Kurzauflagen in den Digitaldruck und der vermehrte Verlag von kleinen, früher kommerziell nicht überlebensfähigen Spezialtiteln bis hin zum Print-on-Demand. Diese Entwicklung verschafft auch der aufblühenden Warengruppe Corporate Books neue Handlungsspielräume.
Schwerpunkt Falzgenauigkeit
Trotz anziehender Buchmarktkonjunktur bleiben die Marktverhältnisse gewohnt fordernd. Dazu gehören der anhaltende Trend zu mehr Titeln, die sich ständig verringernden Auflagen und der permanente Kostendruck vornehmlich aus Asien. Letzterer verstärkt den Ruf nach einer weiteren deutlichen Produktivitätssteigerung in den westlichen Betrieben.
Bücher werden sowohl im Bogen- als auch im Rollendruck hergestellt. Deshalb hält MAN Roland gerade für den Bücherdruck ein sehr profiliertes Programm vor und gehört damit zu den führenden Anbietern. Eine besonders wirtschaftliche Produktion versprechen im Bogenoffset die Großformate 7B plus und 8 auf der Roland 900, XXL, deren Prozessketten problemlos darstellbar sind. Das 7B plus-Format etwa bietet mit nur fünf Prozent mehr Fläche auf dem Druckbogen im Bücherdruck Nutzenvorteile gegenüber dem 7B-Format von bis zu 20 Prozent. Die Vorteile des 7B plus-Formats stehen dabei exemplarisch für eine effiziente Wertschöpfungskette: kurze Rüstzeiten, kurze Produktionszeiten, sinkende Produktionskosten und Vorteile in der Vorstufe und Weiterverarbeitung.
Generell ist bei großformatigen Bogendruckmaschinen im Gesamtfertigungsprozess von sinkenden Produktionskosten auszugehen. Zusätzliche wirtschaftliche Vorteile gibt es in der Vorstufe und Weiterverarbeitung: Zur Produktion sind weniger Druckplatten nötig, mehr Falzkapazität ist verfügbar, und im Sammelhefter in der Weiterverarbeitung sind weniger Stationen erforderlich.
Im Rollenoffset sind wegen sinkender Auflagen Automatisierung und weitere Rüstzeitverkürzung die Stichworte für höhere Produktivität. Der Innovationsschwerpunkt liegt hier in der Effizienzsteigerung der Falzwerke. Die speziell für den Bücherdruck verfügbare Palette an Greiferfalzwerken hat MAN Roland hierfür in jüngster Vergangenheit komplett überarbeitet. Im Fokus besonders die Falzgenauigkeit, um ein Springen in den Seiten zu verhindern. Denn die Seitenregisterhaltigkeit muss sehr genau sein. Bei kleinen Auflagen wird die Umrüst- und Umstellgeschwindigkeit auch im Falz sehr wichtig. Selbst den eigenständigen Buchmarkt im Vereinigten Königreich, der nur drei standardisierte Buchformate kennt, bedient MAN Roland mit neuen Falzwerklösungen im Doppelparallelfalz.
Vor dem Hintergrund der Qualitäts- und Leistungssteigerung investieren führende Bücherdrucker neben den klassischen Coldset-Maschinen auch zunehmend in Anlagen für Heatset- und UV-Druck. Für die UV-Technologie war beispielsweise die zur Arvato-Gruppe gehörende GGP-Media in Pößneck sehr aktiv und konnte in Zusammenarbeit mit MAN Roland ihre Marktposition deutlich stärken. Nicht von ungefähr wird der Megaseller Harry Potter in Pößneck auf MAN Roland-Anlagen gedruckt!