Zeitung & Versandraum
Effizienzbringer im Zeitungsdruck
Donnerstag 11. Oktober 2007 - "Geschwindigkeit ist unser Geschäft - moderne Technik macht es möglich" lautet das Credo beim Donaukurier in Ingolstadt. Das Zeitungshaus hat in den letzten zwei Jahren seine wichtigste Produktionstechnik komplett erneuert. Nach der Initialzündung im Versandraum, wo der dringendste Modernisierungsbedarf bestand, schwappte die Welle zurück in die Druckhalle. Die antizyklische Investition in eine neue Druckmaschine brachte die Qualität und Wirtschaftlichkeit des Zeitungsdrucks auf ein zeitgemäßes Niveau. Mit dabei: Litho Spray-Sprühfeuchtsysteme und die Oxy-Dry-Gummituchwaschanlage von BALDWIN.
Uwe Lehmann lässt erst gar keinen Zweifel aufkommen. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir gut können, und das ist Zeitungen drucken. Entsprechend haben wir unsere technische Ausstattung gewählt“, so der Technische Leiter der Donaukurier Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. Wenn er über Zeitungen spricht, meint er in erster Linie den Donaukurier. Die Tageszeitung erscheint werktäglich mit acht Regionalausgaben. Außerdem druckt das Unternehmen wöchentliche Anzeigenblätter, die ein Verlag der Unternehmensgruppe herausgibt. Dazu kommen unterschiedliche Lohndruckaufträge, die regelmäßig oder in loser Folge zur Produktion anstehen.
Da die Publikationen der eigenen Verlage im Produktionsprogramm dominieren, macht Standard-Zeitungspapier mit 45 g/m2 den Löwenanteil des Papierverbrauchs aus. Im ergänzenden Geschäft mit Werbedrucksachen und sonstigen Aufträgen werden auf Kundenwunsch auch die Grammaturen 48,8 und 52 g/m2 sowie gelegentlich 60 g/m2 verarbeitet, teilweise in aufgebesserten Qualitäten.
Die oben zitierte moderne Technik hat nicht nur den Anforderungen des Produktionsprogramms, sondern auch den Gegebenheiten des Druckhauses zu genügen – im Wortsinn. Am deutlichsten zeigt sich das an der Mitte Februar 2006 in Betrieb genommenen Zeitungsoffsetrotation von Typ KBA Colora mit einer maximalen Papierbahnbreite von 1.260 mm. Sie ist für die Produktion im Berliner Format (315 x 470 mm) ausgelegt. Die Maschine mit drei Achtertürmen sowie vier Rollenwechslern mit automatischem Papiereinzug wurde für die Gebäudebedingungen an der Ingolstädter Stauffenbergstraße maßgeschneidert. „In der Fläche haben wir Platz genug; unser Handicap war die Höhe der bestehenden Druckhalle von unter sieben Metern. Eine Rotation in Achterturmbauweise hat üblicherweise eine Höhe von mehr als sieben oder fast acht Metern. Wir wollten aber unser Hallendach nicht anheben. Und wir wollten die volle Vierfarbigkeit. Das war die Aufgabe, die der Maschinenbauer lösen musste“, berichtet Uwe Lehmann. „Unsere Colora hat eine Bauhöhe von nur 6,73 Metern.“
Ein Feuchtsystem, wie es der Zeitungsdruck braucht
Durchgängige Vierfarbigkeit bei Produkten mit bis zu 48 Seiten Umfang war eine weitere Vorgabe im Katalog der Anforderungen an die Druckmaschine, verbunden mit konsequenter Umstellung auf den Druck in CMYK und Substitution von Sonderfarben durch entsprechende CMYK-Rasterprozentkombinationen. Außerdem hatte man sich eine weitere Senkung der Makulatur zum Ziel gesetzt. Hier kommt Technologie von BALDWIN ins Spiel. Die Ausstattung der bis zu 37.500 Zylinderumdrehungen pro Stunde schnellen Zeitungsdruckmaschine mit kontaktlosen BALDWIN Litho Spray Maxima-Sprühfeuchtsystemen sei eine bewusste Wahl gewesen, berichtet der Technische Leiter. Die vorherige Rotation hatte ebenfalls kontaktlose, jedoch mit Rotorwalzen arbeitende Turbofeuchtwerke. Im Vergleich zu diesen lassen die Sprühfeuchtsysteme von BALDWIN eine wesentlich feinere Dosierung der Feuchtwasserführung zu, außerdem reagieren die Feuchtwerke insgesamt schneller auf veränderte Einstellungen. BALDWIN Litho Spray Maxima arbeitet mit konstantem Sprühdruck, eine über die Systemsteuerung veranlasste Veränderung der abgegebenen Feuchtwassermenge erfolgt durch längere oder kürzere Düsenöffnungszeiten, d. h. durch Veränderung der Sprühfrequenz.
In der Düsenschiene jedes BALDWIN Litho Spray Maxima-Sprühbalkens sitzen acht Düsen – je zwei sind einer Druckplatte zugeordnet. Deren Sprühfächer überlappen an den Randzonen leicht. Dadurch erhält schon die erste Walze des Feuchtwerks ein sehr gleichmäßiges Angebot an Feuchtwasser, das in Ingolstadt einen Hydrofix-Zusatz enthält und den Sprühbalken mit einer Temperatur von 9 Grad Celsius zugeführt wird. Zur Aufrechterhaltung einer reibungslosen Funktion während des Auflagendrucks trägt die Ausstattung der Sprühfeuchtsysteme mit Constant C bei. Denn ohne weitere Vorkehrungen kann es passieren, dass einzelne Sprühdüsen durch äußere Einflüsse wie Papierstaub, Farbnebel oder sonstige Schmutzpartikel verstopfen. Das verhindert Constant C, indem ein Druckluftvorhang die Düsenspitzen permanent umhüllt.
„Das Sprühfeuchtsystem von BALDWIN hat uns klare Vorteile in Bezug auf das Erreichen des Farb-Wasser-Gleichgewichts, einen reduzierten Fan-out-Effekt und die Verringerung der Anlaufmakulatur gebracht“, konstatiert Uwe Lehmann, der als gelernter Offsetdrucker genau weiß, worüber er spricht.
Drucken – waschen – weiter
Oft ist die KBA Colora über mehrere Tage im Dauereinsatz. Das Maschinenpersonal arbeitet in einem Dreischichtturnus. Und dann ist auch ein weiteres System von BALDWIN maximal gefordert: die vollautomatische BALDWIN Oxy-Dry-Gummituchwaschanlage, die der Donaukurier direkt beim Hersteller geordert hat. Die Wahl begründet Uwe Lehmann mit den praktischen Erfahrungen mit einer Gummituchwaschanlage des gleichen Fabrikats in der vorherigen Rotation und mit den Eindrücken von Besuchen bei Kollegenbetrieben, die schon neuere Versionen der BALDWIN Oxy-Dry-Anlage im Einsatz hatten.
Was aus Sicht der Ingolstädter Zeitungsdrucker den besonderen Reiz des BALDWIN Oxy-Dry-Bürstenreinigungssystems ausmacht, ist das Platz sparende Konzept der Waschbalken. In den drei Achtertürmen der Rotation sind nämlich „Eins für zwei“-Reinigungseinheiten installiert. Eine Einheit reinigt mit ihrer großen Bürste (Durchmesser 110 mm) gleichzeitig die Gummtücher von zwei übereinander angeordneten Gummituchzylindern. Folglich gibt es in jedem Achterturm nur vier dieser „Eins für zwei“-Reinigungseinheiten. „Diese Einheiten sind ein Riesenvorteil, weil die Gummituchzylinder gut zugänglich sind und im Bedarfsfall ein Herausnehmen der Waschbalken problemlos und schnell möglich ist. Außerdem hat dieses Prinzip zusammen mit neuen Waschprogrammen geholfen, den Waschmittelverbrauch zu senken. Im Vergleich zur früheren Konfiguration mit einzelnen Einheiten in der alten Maschine kommen wir mit gut einem Viertel weniger Waschmittel aus“, sagt Uwe Lehmann.
BALDWIN Oxy-Dry-Anlage leistet bedeutenden Beitrag zur Makulatursenkung
Gummituchwaschen ist beim Donaukurier immer bei Beendigung eines Druckauftrags angesagt. Um das Makulaturaufkommen möglichst gering zu halten, erfolgt die Reinigung der Gummitücher dabei in Einzugsgeschwindigkeit, sodass pro Waschvorgang nur rund 500 Zylinderumdrehungen oder knapp vier Minuten vergehen. Da die einzelnen Druckauflagen der verschiedenen Zeitungs- und Anzeigenblattausgaben nicht allzu hoch sind, gibt es lediglich bei größeren Lohnaufträgen Bedarf für das Fortdruckwaschen während der Produktion. „Die BALDWIN Oxy-Dry-Gummituchwaschanlage hat mit dazu beigetragen, dass wir unsere Druckmakulatur um 3,5 % senken konnten. Außerdem ist die Reinigungsqualität deutlich besser als bei allen Anlagen, die wir bislang kannten“, merkt der Technische Leiter an.
Zur komfortablen Bedienung der Gummituchwaschanlage trägt die vollständige Integration der Anlagensteuerung in das EAE-Leitstandsystem und dessen Benutzeroberfläche bei. Zwar stehen zahlreiche Programme für verschiedene Wascharten und unterschiedliche Anteile der Reinigungsflüssigkeiten Wasser und Waschmittel zur Wahl, doch setzen die Donaukurier-Drucker hauptsächlich auf wenige feste Automatikprogramme.
In jeder Reinigungseinheit wird die Bürstenwalze, deren Borsten einen wellenförmigen Verlauf haben, nach den Vorgaben des aktivierten Programms mit einer Emulsion aus genau dosierten Waschmittel- und Wasseranteilen besprüht. Die Flüssigkeit löst auf den Gummitüchern aufgebaute Papier- und Farbrückstände, welche die rotierende Bürste abträgt. Diese Rückstände werden mit der verschmutzten Reinigungsflüssigkeit von der Bürste abgerakelt, von einer in die Reinigungseinheit integrierten Wanne aufgefangen und über einen Abfluss zu einem zentralen Sammelpunkt geleitet, um schließlich professionell entsorgt zu werden.
Der Technischen Leitung wie auch den Druckern an der KBA Colora imponieren sowohl das einfache Wirkprinzip als auch der minimale Wartungsbedarf der BALDWIN Oxy-Dry-Gummituchwaschanlage. Ein weiterer Pluspunkt sei, dass an den Reinigungseinheiten nicht immer wieder zu unpassenden Zeitpunkten Verbrauchsmaterialien auszuwechseln seien, meint Uwe Lehmann und zieht nach eineinhalb Jahren praktischer Erfahrung mit der aktuellen Generation der Gummituchwaschanlage ein pointiertes Fazit: „Die BALDWIN Oxy-Dry-Anlage ist genau so, wie wir uns eine Gummituchwaschanlage für den Zeitungsdruck vorstellen: einfach, effizient, robust und zuverlässig.“