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Innovative Technologien helfen auch in der Krise

Schneller Jobwechsel, ergonomische Bedienung, große Flexibilität für unterschiedlichste Druckszenarien und Reduzierung der Produktionskosten durch hohe Automatisierung waren wesentliche Vorgaben bei der Entwicklung der neuen KBA Kompakt-Plattform

Freitag 31. Oktober 2008 - Die schwächelnde Konjunktur, das dadurch beeinträchtigte Anzeigengeschäft, tendenziell sinkende Auflagen in vielen Ländern und ein Klima der Verunsicherung als Folge der Finanzkrise stellen auch die Zeitungsindustrie und ihre Lieferanten aktuell vor große Herausforderungen. Das weltweite Nachfragevolumen für Zeitungsdruckmaschinen wird in diesem Jahr nur etwa 700 Mio. € erreichen und liegt damit um ein gutes Drittel unter Normalniveau. Darauf wies Christoph Müller, Vorstand für Vertrieb, Marketing und Service Rollendruckmaschinen der Koenig & Bauer AG (KBA), anlässlich der Pressekonferenz des Druckmaschinenherstellers zu Beginn der IFRA Expo 2008 in Amsterdam hin.

Am augenfälligsten sei die Investitionszurückhaltung in den USA, aber auch in Westeuropa, China und Fernost sei in den vergangenen zwölf Monaten deutlich weniger in den Druck investiert worden als noch vor zwei oder drei Jahren. Gleiches gelte für den Wachstumsmarkt Indien. Dort wurden angesichts rasant steigender Papierpreise in den letzten Monaten ebenfalls geplante Investitionen zurückgestellt. Großprojekte sind aktuell die absolute Ausnahme. Die vielerorts abgeschlossene Umstellung auf den Vierfarbendruck, verstärkte Investitionen der Verlage in Online-Dienste, der in einigen Regionen bereits gesättigte Markt für Gratiszeitungen, die Zusammenlegung von Druckstandorten und die enorme Produktivität moderner Rotationsanlagen tragen ebenfalls zum rückläufigen Investitionsvolumen bei. Dies spüren die weltweit führenden deutschen Druckmaschinenbauer in ihren Auftragsbüchern.

Nicht nur online, auch beim Kernmedium Zeitung selbst ist vieles in Bewegung. Durchgehende Farbigkeit, magazinähnliches Layout mit neuen Werbeformaten, verstärkte Lokalisierung und Segmentierung der Inhalte, miteinander korrespondierende Print- und Online-Informationen und die verstärkte Beteiligung der Leser an die Blatt-Gestaltung sind einige der prägenden Trends. Die durch das Internet getriebenen Veränderungen am Medienmarkt haben auch Auswirkungen auf die eingesetzte Technik. Dabei richtet sich in den hoch entwickelten Ländern das Interesse verstärkt auf Produktionsmittel, die mehr Aktualität, Qualität, Produktivität und Flexibilität im Druck bei geringeren Kosten ermöglichen. Im Endeffekt bedeutet dies Standardisierung und Automatisierung der Produktionsprozesse.

Kompakt kommt immer mehr in Mode
Schon zur drupa 2000 hat KBA mit der Kompaktrotation Cortina den Auslöser für die jüngste Automatisierungsrunde in der Zeitungsproduktion gesetzt. Mit der Cortina wurde der im Bogen- und Akzidenz-Rollenoffset schon länger übliche automatische Druckformwechsel erstmals erfolgreich in den Zeitungsdruck eingeführt. Kurz darauf hat KBA die ersten 6/2-Satelliten-Rotationen in die Schweiz ausgeliefert. Mittlerweile sind solche überbreiten Maschinen in Europa fast schon zum Standard geworden und dringen allmählich – allerdings vorwiegend in Achterturmbauweise – auf den nordamerikanischen Markt vor. Mit der KBA Commander CT erhielt die wasserlos druckende Cortina 2006 eine im konventionellen Nassoffset produzierende Schwester. Beide Typenreihen wurden inzwischen ebenfalls als 6/2-Version bestellt (New York Daily News) oder bereits ausgeliefert (Nordsee-Zeitung, Bremerhaven). Inzwischen bieten sogar lange zögernde Marktbegleiter weniger hohe Maschinen mit Automatisierung des Plattenwechsels an und erzielen damit erste Markterfolge. Dank der Pionierarbeit von KBA und nach vorne schauenden Erstanwendern hat sich bei der Automatisierung und Industrialisierung der Zeitungsproduktion in einer kurzen Zeitspanne also relativ viel getan.
Achterturm oder Satellit?
Fast jeder, der heute in eine neue Rotation investiert, tut dies für die nächsten 15 bis 20 Jahre. Vor dem Hintergrund geburtenschwacher Jahrgänge und längerer Lebensarbeitszeiten gewinnt dabei die Attraktivität des Arbeitsplatzes Rotationsmaschine enorm an Bedeutung. Neben ergonomischen sprachen lt. KBA-Marketingdirektor Klaus Schmidt auch Flexibilitäts-Gesichtspunkte dafür, dass KBA bei seiner von Grund auf neu entwickelten Hightech-Plattform auf auseinander fahrbare (StepIn) Kompakt-Achtertürme im Gummi-/Gummi-Druckverfahren mit nur einer Hauptbedienebene setzte.
Bei ähnlich geringem Fanout wie bei 9er-Satelliten sind Gummituchzylinder, Wascheinrichtungen usw. bei der KBA Cortina und Commander CT trotz der geringen Bauhöhe von nur gut 4 m deutlich besser zugänglich als bei den knapp 6 m hohen Kompakt-Satelliten eines Mitbewerbers. Weitere Vorteile des Kompakt-Achterturmes sind die symmetrische Anordnung aller Komponenten, direkte vertikale Bahnwege ohne Papierleitwalzen, weniger Weißmakulatur, weniger Reinigungs- und Wartungsaufwand, keine Probleme beim Einsatz aufgebesserter Zeitungspapiere (Ablegen beim Satelliten) sowie Eignung für Heatset und UV (bei Satelliten nur UV möglich). Zudem sind die seit Jahren praxiserprobten KBA PlateTronic-Plattenwechselautomaten mit rund zwei Minuten für den kompletten Wechselvorgang doppelt so schnell wie die seit Kurzem erhältliche Roboter-Lösung, der die Praxistaufe erst noch bevorsteht. Bei 20 Wechseln in der Nachtschicht kann so mit KBA PlateTronic etwa eine Stunde wertvolle Produktionszeit eingespart werden. Klaus Schmidt zeigte sich sehr zuversichtlich, dass die innovative Kompakt-Plattform mit Cortina und Commander CT auch bei eingefleischten Satelliten-Fans immer mehr Anhänger finden werde. „Darin bestärkt uns das Feedback der technischen Leitung bei der Main-Post in Würzburg. Dort produziert neben einer Satelliten-Anlage seit über zwei Jahren ein Commander CT-Achterturm, der kürzlich zum 16er-Turm erweitert wurde. Die Verantwortlichen sind von der Druckqualität und Flexibilität ihrer Maschine bei der Umsetzung neuer Werbeideen begeistert.“
Cortina für den Hybrid-Druck prädestiniert
Bei konventionellen Zeitungsmaschinen der Commander-, Colora-, Comet- und Continent-Baureihen stellt KBA in einigen Märkten (Nordamerika, Skandinavien, Benelux, Südeuropa, Mittlerer Osten, China) ein wachsendes Interesse an der Ausstattung für den Semicommercial-Druck fest. So produziert seit einigen Monaten beim griechischen Kunden Kathimerini in Athen eine Colora-Rotation Coldset-/Heatset-/Hybridprodukte in sehr guter Qualität. Auch von den fünf 2009 an die türkische Druckerei- und Verlagsgruppe Ciner Matbaacilik A.S. (Ciner Printing Inc.) auszuliefernden KBA Commander-Anlagen (insgesamt 27 Achtertürme) werden einige mit Heißlufttrocknern für die Semicommercial- und Hybrid-Produktion ausgestattet.
Das wasserlose Offsetverfahren mit der Cortina ist für die Coldset-/Heatset-Mischproduktion geradezu prädestiniert, da die negativen Effekte des Feuchtwassers auf getrocknete LWC- und ungetrocknete Zeitungspapiere wegfallen. Dadurch kann neben dem im Nassoffset verfahrenstechnisch bedingten Mehraufwand auch die Makulatur reduziert werden. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der Cortina ist die extrem kurze Umstellzeit von Coldset auf Heatset durch den Einsatz der gleichen Farben. Dies bestätigen die positiven Erfahrungen mit der Cortina-Großanlage im Eco Print Center des belgischen Medienhauses De Persgroep und mit einer kleineren Cortina-Hybrid-Maschine bei ELBO Avistryk A/S in Dänemark. KBA belegte dies mit Hybrid-Druckmustern in beeindruckender Qualität. In Belgien und Dänemark durchgeführte Drucktests haben auch dazu beigetragen, dass sich das traditionell progressive Zeitungshaus Gulf News in Dubai kürzlich für eine KBA Cortina 4/1-Rotationslinie mit 14 Rollenwechslern, 14 Drucktürmen, vier Heißlufttrocknern und drei Falzwerken entschieden hat. Es handelt sich dabei um die erste KBA Cortina-Großanlage außerhalb Europas.
Heatset oder UV?
Aus Nordamerika, Europa und anderen Regionen erhält KBA hin und wieder Anfragen für UV-Trockner, die von drei namhaften Herstellern für Zeitungsrotationen (Eltex, IST, Prime) angeboten werden. KBA kann diese ebenso wie andere Hersteller bei Neuanlagen in Achterturm- und Satellitenbauweise einplanen bzw. bei älteren Rotationen nachrüsten, sofern die Platzverhältnisse dies zulassen. Mit wenigen Ausnahmen kommt die UV-Variante allerdings bisher in erster Linie bei der Nachrüstung älterer einfachbreiter Zeitungsmaschinen zum Tragen, um diese ohne zusätzlichen Platzbedarf flexibler auch für gestrichene Papiere einsetzen zu können. Der Wechsel vom UV- in den Coldset-Druck mit konventionellen Farben auf dem gleichen Turm macht durch die bis zu dreistündige Umrüstzeit in der Regel betriebswirtschaftlich wenig Sinn. Bei regelmäßiger UV-Produktion empfiehlt sich ein zusätzlicher, eigens dafür ausgestatteter Turm. Bei ähnlichen Investitionskosten wie im Heatset sprechen die einfachere Nachrüstung in bestehenden Gebäuden, die geringe Wärmeeinwirkung ins Papier und die niedrige Anlaufmakulatur für die UV-Trocknung. Bei kleineren Auflagen kann diese Option mit dem Heatset-Druck wirtschaftlich wettbewerbsfähig sein. Bei größeren Auflagen hat die Heatset-Produktion aufgrund der deutlich günstigeren Farbkosten immer noch Vorteile. Drucktests haben gezeigt, dass Satelliten-Maschinen mit UV-Trocknern aufgrund der höheren Punktzunahme und des geringeren Farbkontrastes in puncto Druckqualität mit den Achterturmmaschinen nicht ganz mithalten können. Ungelöst ist auch noch das Deinking-Problem von UV-bedruckten Zeitungspapieren. Mit dieser Hürde hatte sich früher schon der Flexodruck mit wasserbasierenden Farben schwer getan.

Auch bei konventionellen Maschinen vorne dabei
Die Umsetzung neuer Ideen gelingt in der eher konservativen Zeitungsindustrie nur mit einem langen Atem. Diesen hat die 191 Jahre alte KBA bei der Markteinführung ihrer zukunftsorientierten Kompakt-Plattform in den vergangenen Jahren einmal mehr bewiesen. 20 verkaufte (15 x Cortina; 5 x Commander CT) Anlagen mit zusammen 103 Achtertürmen (74 x Cortina; 29 x Commander CT) und 824 Druckwerken in 4/1-, 4/2- und 6/2-Konfiguration können sich sehen lassen. Natürlich bestellen nicht alle Zeitungsdrucker rund um den Erdball die weitestgehend automatisierten Kompaktanlagen. KBA entwickelt deshalb parallel sein bekanntes Maschinenprogramm von der Continent über die Comet, Prisma, Colora bis hin zur Commander 4/1, 4/2 und 6/2 weiter und ist auch damit erfolgreich wie die Großaufträge aus Indien und der Türkei zeigen. Bewährtes soll aber KBA nicht daran hindern, hin und wieder Neues zu wagen, denn die Zeitungswelt ist im Wandel und als ältester Partner der Zeitungsbranche wird KBA seinen Beitrag dazu leisten.

www.kba.com
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