Aus den Unternehmen
Aufschwung in der Druck- und Papiertechnik
Freitag 28. Januar 2011 - Laut VDMA hat die Druck- und Papiertechnik die weltweite Wirtschaftskrise überwunden und 2010 erstmals seit zwei Jahren wieder steigende Auftragseingänge verzeichnet. Allerdings fiel dieser Aufschwung vergleichsweise schwach aus.
„Das lag daran, daß die für die Branche traditionell wichtigen Märkte Europa und Nordamerika kaum eine Belebung zeigten. Diese Märkte hatte die Krise besonders hart getroffen“, sagte Kai Büntemeyer, Vorstandsvorsitzender des Fachverbands Druck- und Papiertechnik im VDMA am Donnerstag in Berlin. Andererseits kehrte Asien schnell zu seiner gewohnten Wachstumsdynamik zurück. Diese Region und allen voran China hatte sich schon im weltweiten Konjunkturabschwung relativ robust gezeigt. Die gesunde Marktverfassung und die damit einher gehende Nachfrage ist auch der Hauptanlaß für die wieder gestiegenen Auftragseingänge. Sie ist ebenfalls der Grund dafür, daß der Umsatz der Branche in 2010 bei neun Milliarden Euro immerhin stagnierte. Für das laufende Jahr rechnen die Unternehmen der Druck- und Papiertechnik mit einer weiteren Belebung des Geschäfts und erwarten ein Umsatzplus von fünf Prozent.
Mit einem guten Auftragsplus von 24 Prozent sind Druckmaschinen, Papiertechnik und Papierverarbeitung ins neue Jahr gestartet. Die Kapazitäten sind (Stand Ende Oktober) zu 82,5 Prozent ausgelastet. Neben Asien sorgen vor allem Aufträge aus Südamerika für Geschäft. Die Auftragsreichweite für die Gesamtbranche liegt aktuell bei 4,9 Monaten.
Die relative Schwäche der traditionellen Märkte und die Stärke Asiens sind keine Momentaufnahme am Ausgang der globalen Wirtschaftskrise, sondern sie unterstreichen eine schon länger zu beobachtende Verschiebung der Märkte. Allerdings gewann diese Entwicklung mit der Krise noch weiter an Dynamik. Der Anteil der Lieferungen nach Asien nahm von 17,1 Prozent im Jahr 2000 und 18,3 Prozent 2005 auf 33,2 Prozent im Jahresverlauf 2010 zu.
In der Papiertechnik nahm der asiatische Markt bis Ende 2010 über 47 Prozent aller deutschen Exporte auf. In die EU-Länder gingen nur 20 Prozent. Bedingt durch die Branchenstruktur als Anlagenbauer (lange Bauzeiten, hohe Investitionen) sind die Bewegungen in der Papiertechnik ausgeprägter als in anderen Fachzweigen. Wichtigster Markt mit einem Anteil von 27 Prozent war erneut China. Russland erweist sich inzwischen als Markt mit relativ stetigem Wachstum. Das USA-Geschäft verlief weiter schwach.
Auch bei den Druckereimaschinen liegt China vorn. Auf diesen Markt entfielen 16 Prozent der Ausfuhren. Insgesamt gingen 34 Prozent der Ausfuhren nach Asien. In traditionellen Märkten wie den USA, Großbritannien und Frankreich lief das Geschäft dagegen eher schleppend. Als besonders exportorientierte Branche ist die Druckereitechnik daher mehr und mehr auf die Nachfrage aus Asien angewiesen.
China ist innerhalb weniger Jahre zum größten Papierhersteller der Welt aufgestiegen. Es ist heute nach den USA bereits der zweitgrößte Papierkonsument und deckt seinen Papierbedarf zu 90 Prozent selbst. Gleichzeitig ist es eine „verlängerte Werkbank“ für westliche Industrieländer geworden. Viele US-Verlage lassen inzwischen auch auf der anderen Seite des Pazifiks drucken.
Für die deutsche Druck- und Papiertechnik ist China deshalb zu einem sehr wichtigen Markt geworden. Gerade für ihre zum Export bestimmten höherwertigen Druckprodukte brauchen die Chinesen hochwertige, deutsche Technik. Die VDMA-Mitgliedsunternehmen erwarten, daß China auch künftig eine bedeutende Rolle spielen wird. Diese Meinung wird von Marktanalysten unterstützt, die für die chinesische Papierindustrie bis 2014 ein jährliches Wachstum von rund neun Prozent – etwa drei Mal so viel wie für die Welt insgesamt – prognostizieren. Für das Druck- und Verlagsgewerbe sagen die Forscher für China ein jährliches Wachstum von rund 9,5 Prozent voraus, verglichen mit 2 bis 2,5 Prozent für den Rest der Welt.
Die Druck- und Papiertechnik ist eine der exportstärksten Fachzweige des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus. Das bringt Gefahren mit sich. Neben Handelshemmnissen oder politischen und wirtschaftlichen Wirren machen den Exporteuren vor allem Plagiate zu schaffen. Rund 6,4 Milliarden Euro beträgt der aus der Produktpiraterie resultierende jährliche Schaden für den gesamten Maschinen- und Anlagenbau. Auch bei diesem Thema steht China an der Spitze. Laut einer Umfrage des VDMA werden 79 Prozent aller Plagiate in China hergestellt. Gefälscht wird von einzelnen Komponenten über Ersatzteile bis hin zu kompletten Maschinen einfach alles.
Mit einem Weltexportanteil von 32 Prozent liegt die deutsche Druck- und Papiertechnik an der Spitze des Maschinenbaus. Die Wirtschaftskrise hat die Stellung in der Welt nicht gefährdet. Im Gegenteil: Die Konkurrenz wurde durch den Konjunktureinbruch zum Teil weitaus stärker getroffen. Der Weltmarktanteil bei Druckereimaschinen (alle Druckmaschinenarten, Teile, Zubehör) liegt nach der Krise bei knapp 37 Prozent. In der Einzelbetrachtung der für die deutschen Hersteller besonders wichtigen Maschinentypen ist das Bild differenzierter. Bei Bogenoffsetmaschinen beträgt der deutsche Marktanteil knapp 57 Prozent. Japan als stärkster Wettbewerber kommt hier auf 16 Prozent. Im Rollenoffset kommen die Deutschen auf 47 Prozent (Frankreich: neun Prozent) und bei Flexodruckmaschinen auf 30 Prozent (Italien: 16 Prozent). Dank ihres technologischen Vorsprungs und der erfolgreichen Marktbearbeitung sind die deutschen Druckmaschinenhersteller die wichtigsten Anbieter für die jeweilige Technologie.
Der durch die Krise verursachte drastische Umsatzrückgang der Branche in 2009 hat viele Hersteller zu Beschäftigungsabbau und Kurzarbeit gezwungen. Einige Unternehmen spüren die Folgen immer noch, bei den meisten hat sich die Lage aber durch neue Aufträge so stabilisiert, daß sie auf Kurzarbeit verzichten können und zum Teil wieder neues Personal einstellen. Bereits heute zeichnet sich ab, daß die Suche nach qualifiziertem Fachpersonal für die Druck- und Papierindustrie schwieriger werden wird. Vor allem wegen der demografischen Entwicklung in Deutschland, aber auch, weil die hochtechnologische Branche auch hochqualifizierte Fachkräfte braucht. Die Unternehmen der Druck- und Papiertechnik setzen deshalb gezielt auf die Ausbildung in ihren Unternehmen.