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Print-Werbung hat Zukunft – Falzklebe-Systeme auch

Frank Heuer, Geschäftsführer der Planatol Systems GmbH

Freitag 18. November 2011 - Frank Heuer ist Geschäftsführer der Planatol System GmbH. Das Tochterunternehmen der Planatol-Gruppe aus Rohrdorf bei Rosenheim stellt Falzklebesysteme für den Rotationsdruck her. Frank Heuer spricht im Interview unter anderem über Wachstumschancen durch eine Verlagerung des Geschäfts und die Suche nach neuen Kundengruppen.

Herr Heuer, Systeme von Planatol kleben unter anderem Werbebroschüren, die in Zeitungen eingelegt werden. In vielen westlichen Industrieländern stehen die Zeitungen unter Druck wegen der Konkurrenz des Internets. Einige wurden schon eingestellt. Hat diese Entwicklung bei Planatol System zu einer Geschäftseinbuße geführt?

Heuer: Nein. Schon heute gehen viele Kunden dazu über, ihre Werbebroschüren nicht mehr den Zeitungen beizulegen, sondern sie separat an die Haushalte zu versenden. Das Werbeaufkommen wird in der Zukunft nicht geringer, es wird voraussichtlich sogar steigen. Diese Werbebroschüren bedienen einen Massenmarkt.


Der Digitaldruck ist im Kommen. Welche Rolle spielt er für die Falzklebesysteme von Planatol, die heute im Rotationsdruck eingesetzt werden?

Heuer: Der Digitaldruck ist aus unserer Sicht noch nicht für große Auflagen geeignet. Wir glauben daher nicht, dass er so bald in der industriellen Umsetzung zu finden sein wird. Wenn es aber soweit sein sollte, sind wir natürlich sofort dabei. Unsere Systeme können problemlos auch in digitale Druckmaschinen integriert werden.
Schon seit langem werden im Rotationsdruck „inline“ fertig produzierte Print – Produkte erstellt. Im Falzapparat der Rotation werden sie im Falz geheftet oder geleimt, in der direkt an den Falzapparat angebundenen Weiterverarbeitungsanlage dreiseitig beschnitten, gestapelt und verpackt und dann vollautomatisch auf Palette abgesetzt.


Wie stark hat Planatol System die Weltwirtschaftskrise zugesetzt?

Heuer: Wir haben rechtzeitig Maßnahmen ergriffen und strukturelle Veränderungen umgesetzt, um die in Verbindung mit der Wirtschaftskrise anfallenden Herausforderungen zu meistern. Wir setzten, zum Beispiel, zunehmend auf das weniger schwankungsanfällige Service-Geschäft. Durch unsere Maßnahmen haben wir uns auch für die Zukunft so positioniert, dass wir flexibel auf neue Aufgaben reagieren können. 2010 lagen wir mit dem Umsatz schon wieder über Plan, und auch im laufenden Jahr dürften wir unsere Planungen übersteigen.


Wie sieht es in der näheren Zukunft aus?

Heuer: Wir sind mit der laufenden Geschäftsentwicklung zufrieden. Auch wenn nach wie vor eine abwartende Haltung bei Neuinvestitionen vorherrscht, glauben wir, dass spätestens zur drupa 2012 ein Wandel stattfinden wird. Bereits in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass das Jahr vor der drupa durch extreme Investitionszurückhaltung geprägt war. Von daher sind wir guten Mutes für 2012. Die meisten Kunden werden mit Aufträgen bis zur Messe warten, um zu sehen, was es Neues gibt. Auch wir werden auf der drupa Innovationen vorstellen.


Viele Vertreter der Druckmaschinenbranche erwarten aber dennoch mittelfristig einen schrumpfenden Markt.

Heuer: Nach der Konsolidierung in der Druckbranche glauben wir, dass sich der Investitionsstau der vergangenen Jahre bald auflösen wird und im Zuge dessen erhebliches Nachholpotential vorhanden ist.
Aufgrund der Qualität und technischen Reife unserer Falzklebeaggregate und als einziger Anbieter, der Systeme und Klebstoffe aus einer Hand liefert, sind wir in der Grafischen Industrie sehr gut platziert. Durch unsere sehr enge Zusammenarbeit mit allen namhaften Druckmaschinenherstellern können wir zudem Neuentwicklungen zeitnah umsetzen und so Wachstumspotenziale ausschöpfen. Darüber hinaus arbeiten wir an Innovationen und kontaktlosen Auftragesystemen für andere Branchen, um Schwankungen der Druckindustrie auszugleichen


Wo liegen international die Schwerpunkte von Planatol System?

Heuer: Wir haben einen sehr hohen Exportanteil und verkaufen unsere Systeme weltweit. In Regionen wie Südamerika oder Australien liegt unser Marktanteil bei über 90 Prozent.
Wir streben aber auch auf die Märkte der schnell wachsenden Schwellenländer, wie z.B. Indien. Hier konnten wir bereits erste Erfolge verzeichnen und sind zudem mit den größten Zeitungsdruckern im Gespräch.


Warum hat Druck Zukunft?

Heuer: Aktuell sind digitale Medien in aller Munde. Aber, wie bei allen neuen Dingen, stellt man im Laufe der Zeit fest, dass Neuerungen nicht nur Positives mit sich bringen. Ich bin davon überzeugt, dass das gedruckte Produkt auch in Zukunft nicht an Attraktivität verlieren wird. Ein Buch oder ein anderes gedrucktes Produkt ist nach wie vor das ansprechendere Medium. Haptik und Optik spielen bei uns Menschen nach wie vor eine große Rolle. Sicherlich werden die digitalen Medien ihre Berechtigung behalten, das gedruckte Produkt werden sie jedoch allein schon wegen seiner Wertigkeit nur begrenzt ersetzen.


Die drupa ist 60 geworden. Wird es in 60 Jahren noch eine drupa geben?

Heuer: Es ist schwer zu sagen, ob es in 60Jahren noch eine drupa im heutigen Sinne geben wird. Sicher ist jedoch, dass es weiterhin und auch in 60 Jahren eine Leitmesse für die Druckbranche geben wird. Wie diese dann genannt wird, ist eine andere Frage.


Was ist seit der Erfindung des Buchdrucks die wichtigste Weiterentwicklung in der Drucktechnik?

Heuer: Die industrielle Fertigung von Druckprodukten, beginnend vom eigentlichen Druckverfahren über die Veredlung und die Falztechniken bis hin zur versandfertigen Auslage von in Falz geklebten Druckprodukten.
Nur über die industrielle Fertigung war es überhaupt erst möglich, das Produkt Print einer breiten Masse kostengünstig zugänglich zu machen.

www.vdma.org
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