CTP - Computer to Plate
Profitabler Zeitungsdruck auf die ganz eigene Art
Donnerstag 05. April 2012 - Wie können regionale und lokale Zeitungsverlage angesichts der Marktentwicklung der vergangenen zehn Jahre eine profitable Druckproduktion realisieren? Mehrere Schweizer Zeitungshäuser setzten bereits im Jahr 2003 mit der Gründung der Südostschweiz Partner AG (SOPAG) eine adäquate Lösung um.
Alle Publikationen der paritätisch beteiligten Verlage sowie Fremdaufträge werden in einem Druckzentrum in Haag im Kanton St. Gallen gedruckt. Das Projekt geriet schon alleine deshalb zum viel beachteten Modell, weil sich gleich fünf unabhängige Verlage in dieser Produktionspartnerschaft zusammenfanden: die Südostschweiz Presse und Print AG in Chur, die Sarganserländer Druck AG in Mels, die Buchs Medien AG in Buchs, die rva Druck und Medien AG in Altstätten sowie die Vaduzer Medienhaus AG in Vaduz, Liechtenstein.
Eine weitere Besonderheit war, dass im Rotationshallen-Neubau des Gemeinschaftsunternehmens keine neue Zeitungsdruckmaschine installiert wurde. Die SOPAG erwarb eine gebrauchte, für die Produktion von Zeitungen im Schweizer Format (320 x 470 mm) ausgelegte WIFAG OF7-Rotation mit sechs Drucktürmen und zwei Falzapparaten als Retrofit-Maschine. Die 2 x 48-Seiten-Offsetrotation wurde antriebs- und steuerungstechnisch sowie mit verschiedenen Zusatz- und Automatisierungseinrichtungen auf den neuesten technischen Stand gebracht. Mit dieser vergleichsweise kostengünstigen Investition war die Basis für eine profitable Druckproduktion gelegt. In den Folgejahren schloss sich eine Fülle von Optimierungsschritten bei betrieblichen Abläufen und Arbeitsprozessen an.
Steigerung von Wirtschaftlichkeit und Qualität, das hatte das Management der SOPAG auch bei der im Jahr 2011 realisierten Erneuerung der Technik zur Druckplattenherstellung im Sinn. Die Zeitungsdruckerei arbeitete schon seit Beginn mit Thermoplatten, die auf zwei Flachbett-CTP-Systemen des Typs Kodak Newsetter TH100 mit einer kombinierten Ausgabeleistung von 200 Druckplatten pro Stunde bebildert wurden. Die in die Jahre gekommenen Zeitungsplattenbelichter wurden durch zwei Kodak Generation News Systeme in der V-Geschwindigkeitsversion ersetzt. Sie arbeiten mit 1.270 dpi Ausgabeauflösung und können zusammen 400 Thermoplatten pro Stunde bebildern. Mit den beiden in einer spiegelbildlichen Anordnung aufgestellten Kodak Thermo-CTP-Systemen nahm das Unternehmen auch neue Plattenstanz- und Abkantgeräte von Barenschee in Betrieb. Die gesamte CTP-Linie, vom Laden der Platten in den Generation News Systemen über Bebilderung, Entwicklung, Stanzung und Abkantung bis zur Ablage in einem Sortierstapler, arbeitet vollautomatisch. Für kurze Transportwege der druckfertigen Platten zu den Druckeinheiten sorgt die Aufstellung der Anlage nur wenige Meter von der Rotationslinie entfernt in einem klimatisierten Bereich, in dem sich auch die Maschinenleitstände befinden.
„Hier im Unternehmen gibt es drei Kriterien, die eine Neuinvestition zu erfüllen hat“, sagt Vlada Mihailovic, seit März 2006 Geschäftsführer der SOPAG. „Die Produktivität muss erhöht, ein Beitrag zu Kosteneinsparungen realisiert und die Qualität besser werden oder zumindest gleich bleiben. Unsere neuen Kodak Plattenbelichter werden allen diesen Anforderungen gerecht.“
Der Investitionsentscheidung ging die Evaluierung von Violett- und Thermo-CTP-Lösungen von vier Herstellern voraus. Unter Berücksichtigung aller genannten Kriterien habe, so Vlada Mihailovic, die durch Tests belegte Bebilderungsqualität und die Prozessstabilität den Ausschlag zugunsten der hoch automatisierten Außentrommelbelichter von Kodak gegeben. „Unsere Entscheidung für Kodak wurde noch durch das engagierte und absolut professionelle Agieren des Schweizer Kodak Vertriebspartners OFS Group bei der Installation und Inbetriebnahme der neuen CTP-Technik bestätigt“, ergänzt der Geschäftsführer.
Bedingt durch zwei Sonntagszeitungen läuft die Produktion in dem Haager Druckzentrum an sieben Tagen der Woche. An normalen Tagen werden jede Nacht ab ca. 23:00 Uhr rund 170.000 Zeitungsexemplare gedruckt, die sich auf die neun Titel der beteiligten Verlagshäuser verteilen. Doch auch tagsüber ist die Rotation gut beschäftigt. Dafür sorgen 20 Wochenzeitungen mit Auflagen zwischen 5.000 und 100.000 Exemplaren sowie zahlreiche Fremdaufträge, darunter vierzehntägige oder monatliche Werbebeilagen mit Auflagen bis zu 250.000 Exemplaren. Durchschnittlich 1.100 Platten werden in den Abend- und Nachtstunden für den Druck der Tageszeitungen ausgegeben. Dazu kommen für die Tagesproduktion etwa 200 weitere Platten, um deren Ausgabe und Sortierung sich das Druckmaschinenpersonal selbst kümmert.
Während der Hauptproduktionszeit wird die gesamte CTP-Anlage von zwei Mitarbeitern betreut. Dabei ist es von Vorteil, dass jedes der beiden Generation News Systeme in seinen zwei standardmäßig verfügbaren internen Kassetten insgesamt 800 Druckplatten im Broadsheet- bzw. Einzelseitenformat für die kontinuierliche CTP-Bebilderung vorhalten kann. Eine Unterbrechung der Produktion zu Spitzenzeiten für das Nachfüllen von Druckplatten lässt sich somit vermeiden. Es ist weniger auf dieses Detail als vielmehr auf die gegenüber den früheren CTP-Systemen verdoppelte Produktivität zurückzuführen, dass Vlada Mihailovic erklärt: „Da wir mit dieser Technologie in der Druckformherstellung effizienter geworden sind, haben wir sogar den Vorteil, dass wir den Druckbeginn auf einen späteren Zeitpunkt verlegen konnten.“
Was die Tages- und Wochenzeitungen betrifft, erhält die Druckerei alle Seiten in digitaler Form aus dem Verlagshaus in Chur. Dort werden die von den Partnerverlagen gelieferten PDF-Dateien zentral gerippt – hauptsächlich mit einem 48er Raster – und über eine 1-Gbit/s-Standleitung als ausgabefertige TIFF-G4-Datenbestände nach Haag gesendet. Ein ABB MPS PlateWorkflow-System steuert die standortübergreifenden Abläufe und die Plattenausgabe bei der SOPAG.
Um vor Ort die von Kunden bereitgestellten PDF-Dateien von Semicommercial- und sonstigen Fremddruckaufträgen verarbeiten zu können, steht in der Druckerei seit Einführung der neuen CTP-Systeme eine Kodak Prinergy Evo Workflow-Workstation zur Verfügung. Auf dem System wurde als zusätzliches Rasterverfahren die Kodak Maxtone CX Rasterung installiert. Dieses Hybridrasterverfahren ist so konfiguriert, dass die Tonwerte zwischen 11 % und 89 % mit einer AM-Punktstruktur und die Lichter- und Tiefenbereiche mit einer stochastischen Punktverteilung wiedergegeben werden. Laut Vlada Mihailovic bringt die Maxtone CX Rasterung gerade bei den Werbedruckaufträgen, die oft auf aufgebessertem 60- oder 70-g/m2-Zeitungsdruckpapier mit Rasterweiten bis 60/cm gedruckt werden, brillantere Resultate.
Ungewöhnlich für einen Zeitungsdruckbetrieb ist die verwendete Druckplatte. Mit dem Generationswechsel der CTP-Technik hat die SOPAG von einer typischen Zeitungs-Thermoplatte auf die Kodak Trillian SP Thermoplatte umgestellt. Das Kalkül von Vlada Mihailovic: Die Trillian SP Thermoplatte benötigt keine Vorerwärmung (= spürbare Energieeinsparung) und sie verbraucht deutlich weniger Entwicklungschemie als andere Druckplatten.
Wie der Geschäftsführer ausführt, ist die Trillian SP Thermoplatte in Bezug auf ihr qualitatives Potenzial über jeden Zweifel erhaben und: „ihre Farb-Wasser-Balance ist einfach super“. Mit der Druckplatte erreicht man bei den verwendeten Zeitungspapieren Auflagenleistungen von 150.000 bis 180.000. Von diesen Größenordnungen ist man beim normalen Tages- und Wochenzeitungsdruck freilich weit entfernt. Wenn es aber bei bestimmten Werbedruckaufträgen nötig ist, können die in den Plattenverarbeitungsanlagen nach wie vor vorhandenen Vorerwärmungsstationen kurzzeitig aktiviert werden. Dann lassen sich mit der Trillian SP Thermoplatte auf der Zeitungsrotation bis zu 250.000 Überrollungen erreichen.
„Mit der neuen CTP- und Plattentechnologie von Kodak sparen wir rund 200.000 Schweizer Franken pro Jahr, resümiert Vlada Mihailovic. Qualität und Produktivität gesteigert und Kosten gesenkt – kein Zweifel, die Kombination aus neuer CTP- und Druckplattentechnologie von Kodak hilft der SOPAG, die Druckkapazität erfolgreich zu vermarkten und im Zeitungsdruck weiterhin profitabel zu sein.