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Die Kunst, den Daten eine Struktur zu geben

Donnerstag 13. Dezember 2001 - Ein Symposium zum Thema "Die Kunst, den Daten eine Struktur zu geben" fand am 14. November 2001 in Düsseldorf, in den Räumen des Verbandes Druck und Medien Nordrhein, statt.

Anlaß dieser Veranstaltung war das Erscheinen der dritten Ausgabe des Magazins xmedial im September 2001.

Alexander Schorsch, Präsident des Bundesverbandes Druck und Medien (bvdm), entwickelte in seinem Eingangsvortrag eine anschauliche Vision darüber, wie die Druckindustrie ihre Kernkompetenzen nutzen kann, um crossmediale Dienstleistungen anzubieten. Einmal digital vorhandene Daten können – sofern sie strukturiert in einer Datenbank abgelegt sind – für viele unterschiedliche Medien und Kommunikationszwecke aufbereitet werden. Und genau für diesen strukturierten Umgang mit Daten seien Drucker und Mediengestalter prädestiniert, betonte Schorsch. Doch diese Entwicklung setze ein großes Umdenken in der Branche voraus. Schorsch: „Genügte es früher, ein Standardprodukt pünktlich und in guter Qualität abzuliefern, so zählen heute als Erfolgsfaktoren die Beratung des Kunden und die Einbindung von Print-Produkten in ganzheitliche Kommunikationskonzepte.“

Doch der moderne Druckdienstleister müsse nicht alles, was er seinem Kunden anbiete, im eigenen Haus und mit eigenem Know-how vorhalten und bewältigen. Empfehlenswert sei es, so Schorsch, „ein Netzwerk mit Firmen zu bilden, die ihren Schwerpunkt in Dienstleistungen haben, die man selbst nicht anbieten kann oder will.“ Denn es sei ein großer Unterschied, ob ein Unternehmen als Mediendienstleister eigene Kunden habe und sie durch Beratungskompetenz an sich binde oder nur als reiner Druckdienstleister – im schlimmsten Falle als Subunternehmer – eingesetzt würde. Crossmediakompetenz könne zum Erfolgs- und sogar Überlebensfaktor im Kommunikationsmarkt der Zukunft werden.

Eindrucksvoll war nach diesem Appell der Auftritt von Peter Sommer, Vorstandsvorsitzender der sommer corporate media ag in Waiblingen, dessen Unternehmen neben modernster Drucktechnik auch Datenbanklösungen vom Feinsten anbietet. Als Mediendienstleister für die Postbank erstellt er hoch individualisierte Prospekte und Mailings, die auf einem digitalen Workflow zwischen dem Callcenter der Postbank und den Bereichen Datenbankservice, Druck und Versand der sommer ag basieren. Die große Herausforderung ist die Kombination aus Datenbanksoftware, Layout, Drucktechnik und Logistik. „Der Teufel steckt in der mehrstufigen Personalisierung“, so Sommer. „Es muß gewährleistet sein, daß der richtige Brief mit dem richtigen Flyer und dem richtigen Antrag zusammen kuvertiert wird, da alle Mailingbestandteile personalisiert sind.“ Ein Unterfangen, das Sommer nur durch hochqualifiziertes Personal meistern kann.

Als dritter Redner brach Bertram Schmidt-Friderichs als Verleger und Typograf eine Lanze für das „schön“ gedruckte Wort und Buch. Er beschrieb Typografie als „Kleidungsstück für Texte“, die wie ein Maßanzug den Bauch etwas kaschieren und die breiten Schultern betonen könne. Leise Befürchtungen bekundete er, daß die alte Kunst nicht mehr genügend gewürdigt würde, seit jeder versuche, „mittels PC und entsprechender Software eigene typografische Meisterwerke zu entwerfen“. Heraus kämen dabei meist „unsinnige und für gestandene Typografen schmerzhafte Entgleisungen“, so Schmidt-Friderichs. Dafür gab es verständnisvolles Kopfnicken beim Publikum, erinnerte sich wohl so manch einer an die zuletzt erhaltenen Einladungen zu betrieblichen oder privaten Feierlichkeiten.

Das interessierte Publikum spendete reichlich Applaus für die Redner und nutzte die Gelegenheit, sich in einer kontrovers geführten – aber umso spannenderen Diskussion über die Branche und deren Zukunftschancen auszutauschen.

www.bvdm-online.de
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