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Aus den Unternehmen

Unternehmertag Rollenoffset

Freitag 14. Dezember 2001 - Maschinenhersteller, Agenturen sowie Druck- und Mediendienstleister müssen enger zusammenarbeiten, um dem Endkunden ein optimales Leistungsspektrum anbieten zu können.

Das ist ein Ergebnis des diesjährigen Unternehmertages Rollenoffset, zu dem der Bundesverband Druck- und Medien e.V. (bvdm) und die Landesverbände am 22./23. November nach Augsburg eingeladen hatten. Knapp 80 Teilnehmer waren der Einladung in das gerade frisch renovierte MAN Museum gefolgt und erlebten eineinhalb spannende Tage im Kollegenkreis.

Karl-Georg Nickel, Geschäftsführender Vorstand des Verbandes Druck- und Medien Bayern e.V., kündigte stellvertretend für den bvdm und die Druck- und Medienverbände an, daß die im Rahmen des Unternehmertages von Gerd Finkbeiner, Vorsitzender des Vorstandes MAN Roland Druckmaschinen AG, und Frank Beinhold, Manager Produktion Serviceplan Gruppe, entwickelten Vorschläge aufgenommen würden. Die Druck- und Medienverbände wollen demnach Gespräche zwischen den Maschinenherstellern, Werbeagenturen und den Druck- und Mediendienstleistern initiieren. „Uns ist das ein wichtiges Anliegen und ich kann Ihnen versichern, daß wir hier die Initiative ergreifen werden“, betonte Nickel diese Absicht nochmal in seinem Schlußwort.

Der Unternehmertag stand unter dem Motto „Strategien für die Anforderungen von morgen“ und wurde diesem Anspruch voll gerecht. Die Moderation des ersten Tages lag bei Michael Hüffner, Geschäftsführender Vorstand des Verbandes Druck und Medien in Baden-Württemberg e.V. Den Eröffnungsvortrag hielt Dr. Kurt Demmer, Chefvolkswirt IKB Deutsche Industriebank AG, der über mögliche Folgen von Basel II für die Druckindustrie referierte. Eine der Folgen: statt der Fremdfinanzierung über Kredite wird die Eigenkapitalfinanzierung – sogenanntes mezzanines Kapital – an Bedeutung zunehmen. So könnten die hohen Unternehmensrisiken und der große Kapitalbedarf in der Branche durch risikotragendes Kapital optimal abgedeckt werden, erläuterte Dr. Demmer. Von den durchaus positiven Erfahrungen eines Unternehmers mit Kreditgebern berichtete anschließend Dr. Otto W. Drosihn, Geschäftsführer der M.P. Media Print GmbH & Co. KG. „An Basel II wird kein Weg vorbeiführen“, so Drosihn, „das Rating ist aber die Chance für ein Unternehmen, sich selbst kritisch auf seine Zukunftsfähigkeit zu überprüfen“. Insbesondere die Anforderungen an die Berichtsstruktur von Unternehmen (hard facts) würden in Zukunft ohne Zweifel zunehmen, so die Überzeugung von Drosihn. Der erste Tag klang mit einem gemeinsamen Abendessen im stimmungsvollen Ambiente des Römischen Museums in Augsburg aus, bei dem bis in die Nacht engagiert diskutiert wurde.

Der zweite Tag begann mit einem visionären Vortrag von Frank Beinhold, der das Ende der Massenkommunikation voraussagte. Werbetreibende Unternehmen müßten wegen der Titelexplosion im Printbereich, vielen Fernsehkanälen und Internet Jahr für Jahr über 10% mehr Geld in die Werbung investieren, um allein die Reichweite des Vorjahres zu halten. Hier sei eine Entwicklung entstanden, der Werbeverantwortliche großer Konzerne nicht mehr folgen wollten. „Wir müssen jede Werbemarkt in Zukunft effizienter nutzen“, so Beinhold, und das geschehe am besten in der 1:1 Kommunikation, die moderne Printmedien und elektronische Medien heute ermöglichten. Als Beispiel spielte Beinhold einen Fall mit interaktivem Fernsehen und zielgruppengenauen, individuell eingespielten TV-Spots durch. Der nächste Programmpunkt behandelte die Marktsituation im Stammgeschäft. In der Paneldiskussion drehte sich alles um die Fragestellung, inwiefern der Heatset seine Marktposition behaupten kann. Moderator Hans-Werner Loy, Deutscher Drucker, stellte zur Diskussion, ob nicht der Coldset aufgrund der höheren Leistungsfähigkeit inzwischen den Heatset ernsthaft bedrohe, was aber von den Diskutanten als auch dem Publikum nicht gesehen wurde.

Nach der Kaffeepause stellte Gerd Finkbeiner Unternehmensstrategien für Druck- und Mediendienstleister vor. Den Druck- und Mediendienstleistern stünden dabei mehrere Optionen im Sinne einer vertikalen (Produktportfolio) oder horizontalen (Prozeßtiefe) Diversifikation offen. Gerade für den Ausbau der Prozeßtiefe seien Kooperationen ein geeignetes Mittel, beispielsweise mit Vorstufenbetrieben. Einen wesentlichen Erfolgsfaktor sieht Finkbeiner in der softwarebasierten Vernetzung im Sinne eines Produktionsnetzwerkes. MAN Roland hat hier das Projekt PrintNet gestartet, das auch das Internet einbezieht. „Dabei geht es um die Integration von Teilsystemen in Workflow-Prozesse“, so Finkbeiner, „und keine Neukonzeption auf der grünen Wiese“. Vergleichbar mit dem Automobilbau könne hier auch in Zukunft von einer „gläsernen Fabrik“ gesprochen werden. Neueste Umfrageergebnisse zum Thema Internetnutzung präsentierte Dr. Guido Leidig, Abteilungsleiter Betriebswirtschaft bvdm, im Anschluß. Er berichtete aus der aktuellen E-Commerce-Studie 2001, daß mehr als 75% aller befragten Unternehmen über eine eigene Homepage verfügen, die überwiegend selbst oder in Zusammenarbeit mit Partnern hergestellt wurde. Als Einkaufsplattform wird das Internet dagegen nicht verwendet, hauptsächlich weil es für die Branche zu wenige Angebote gibt. Grundsätzliches Interesse besteht aber an einem Internet-Marktplatz für Druckaufträge, dies allerdings mit der Einschränkung, daß nur registrierte Partnerfirmen Zugriff haben. In der anschließenden Paneldiskussion, geleitet von Gerrit Klein, Verlagsleitung Cybiz, wurde die Thematik vertieft. Deutlich wurde aber auch, daß die Internetnutzung in den originären Geschäftsprozessen bei den Druckbetrieben noch schwach ausgeprägt ist. „Wir sind zwar absolut Internet-begeistert“, so Dr. Felix Breidenstein, Geschäftsführender Gesellschafter der Brönner-Umschau, „aber im Bereich Ein- oder Verkauf sehen wir – außer einem normalen Webauftritt unserer Firmen – noch keine sinnvollen Einsatzmöglichkeiten“. Eine Vergleichbarkeit mit anderen Branchen, in denen dies erfolgreich praktiziert werde, sei oftmals aufgrund der besonderen Marktbedingungen nicht gegeben.

Der Unternehmertag endete mit einem gemeinsamen Mittagsimbiß, ca. 20 Teilnehmer folgten am Nachmittag der Einladung von MAN Roland zu einer Besichtigung der Produktion und Vorführung der Dico-Web.

Die erfolgreiche Reihe Unternehmertag Rollenoffset wird auch im kommenden Jahr fortgesetzt. Nächster Termin ist der 21./22. November 2002, Veranstaltungspartner wird die Koenig & Bauer AG sein.

www.bvdm-online.de
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