Aus den Unternehmen
Hauptversammlung der Koenig & Bauer AG
Freitag 14. Juni 2013 - Ein durchwachsenes Bild der aktuellen Lage am Druckmaschinenmarkt zeichnete Claus Bolza-Schünemann, Vorstandsvorsitzender der Koenig & Bauer AG (KBA), bei der 88. ordentlichen Hauptversammlung des weltweit zweitgrößten Druckmaschinenherstellers im Vogel Convention Center in Würzburg.
Während der Geschäftsbereich Bogenoffsetmaschinen von zahlreichen Vertragsabschlüssen auf den gut besuchten Messen China Print in Peking und der Printtek in Istanbul profitierte, hält die schwache Nachfrage bei Rotationsanlagen für den Publikations- und Zeitungsdruck an. Neben den konkurrierenden Online-Medien bremst die schwache Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten vielerorts die Investitionsbereitschaft. In den letzten Wochen haben lediglich Zeitungsdrucker aus Deutschland und Frankreich Neuanlagen bei KBA bestellt. Das Geschäft mit Sondermaschinen für den Sicherheitsdruck hat sich nach den außergewöhnlich hohen Bestellungen des Jahres 2011 ebenfalls beruhigt. Dagegen entwickeln sich andere Nischenmärkte und das Servicegeschäft positiv. Insgesamt lag im Konzern der Auftragseingang nach den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres mit ca. 362 Mio. um gut 25 % unter dem durch die Branchenleitmesse drupa begünstigten Vorjahreswert. Der Auftragsbestand war Ende Mai mit 614,5 Mio. um rund 28 % niedriger als 2012.
Durch kundenseitige Verzögerungen bei größeren Projekten und die Ballung von Lieferterminen im zweiten Halbjahr verzeichnete der Druckmaschinenbauer nach fünf Monaten mit 395,2 Mio. noch einen Umsatzrückstand zur Jahresplanung. Diese sieht für 2013 einen ähnlichen Konzernumsatz wie im Vorjahr (2012: 1.293,9 Mio. ) mit etwas anderer Produktstruktur vor. Bei Rollenoffsetmaschinen und Anlagen für den Sicherheitsdruck erwartet KBA marktbedingt leicht rückläufige Umsatzvolumina. Im Bogenoffset verfolgt das Management eine weniger volumengetriebene Geschäftsstrategie. In beiden Geschäftsbereichen laufen seit einiger Zeit zusätzliche Programme zur Kostensenkung. Zudem sieht der Vorstand insbesondere bei Rollendruckmaschinen durch die hinter den ohnehin gedämpften Erwartungen zurückbleibende Marktnachfrage weiteren Konsolidierungsbedarf. Der Vorstandsvorsitzende wies deshalb in seiner Rede vor den Aktionären darauf hin, dass man sich im laufenden Geschäftsjahr anstelle des geplanten moderaten Zuwachses auf ein ähnliches Konzernergebnis vor Steuern wie im Vorjahr (6,1 Mio. ) einstellen sollte. Die Zahlen zum ersten Halbjahr veröffentlicht KBA am 9. August.
Ende Mai beschäftigte die KBA-Gruppe mit 6.156 Mitarbeitern rund 100 weniger als vor einem Jahr. Ohne Auszubildende, Praktikanten und Beschäftigte in der Altersteilzeitphase liegt die Konzernbelegschaft bereits in der Nähe von 5.500. Nachdem in den letzten vier Jahren im Konzern bereits über 2.000 Stellen weggefallen sind, hält der Vorstand angesichts der enttäuschenden Marktentwicklung bei Rollendruckmaschinen und in einigen Nischenmärkten zusätzliche Maßnahmen für nötig und baut auf konstruktive Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern.
Nicht zufrieden in seinem Rückblick auf 2012 zeigte sich der KBA-Vorstandsvorsitzende mit dem Konzerngewinn von 2,3 Mio. bei einem Umsatz von rund 1,3 Mrd. : „Wenn man sich im Branchenumfeld umschaut, bleibt aber festzuhalten, dass es KBA als einzigem der großen Druckmaschinenbauer gelungen ist, trotz erheblicher Aufwendungen für die Restrukturierung und einer erheblichen Wertkorrektur auf das Anlagevermögen im Bogensegment, im vierten Jahr hintereinander operativ und nach Zinsen schwarze Zahlen zu schreiben. Wir wissen, dass wir an dieser Stelle noch besser werden müssen und arbeiten auf vielen Feldern mit Hochdruck an der Stärkung unserer Ertragskraft.“ Neben der Neudimensionierung der Produktionskapazitäten und den seit Jahresbeginn geltenden Ergänzungstarifverträgen beinhaltet das Maßnahmenpaket Kostensenkungsinitiativen im Konzerneinkauf, in der Verwaltung und in der Fertigung sowie eine Preisanhebung bei Bogenoffsetmaschinen.
Bolza-Schünemann ging auch auf die durch Unternehmenszukäufe in den letzten zehn Jahren erschlossenen profitablen Produktfelder ein: „Diese frühe Diversifikationsstrategie hat uns in den zurückliegenden Krisenjahren sehr geholfen und soll durch gezielte Akquisitionen in zukunftsträchtigen Drucksegmenten fortgeführt werden. Durch unsere gesunde Bilanz und solide Finanzierung verfügen wir über Handlungsspielräume zur aktiven Gestaltung unserer Zukunft.“ Als Beispiel nannte er die Absicht, den im wachsenden Foliendruck für flexible Verpackungen tätigen italienischen Druckmaschinenhersteller Flexotecnica zu übernehmen. Mit dem Abschluss des Übernahmeverfahrens wird im September gerechnet. Bei der zur drupa 2012 erstmals als Prototyp vorgestellten Digitaldruckanlage KBA RotaJET 76 sind einige Projekte fast abschlussreif. Die erste Anlage wurde vor wenigen Tagen im Inland verkauft. Neben den zunächst ins Auge gefassten Segmenten Bücher-, Direct Mail- und Werbedruck gibt es unerwartet großes Interesse aus dem Zeitungsdruck und von Anwendern aus bisher nicht im Fokus stehenden Bereichen.
Zielsetzung des Managements bleibt eine angemessene Beteiligung der Aktionäre am Unternehmenserfolg. Im Konzern konnte KBA das operative Ergebnis ohne Sondereinflüsse in 2012 im Vergleich zum Vorjahr vervierfachen und auch nach der im Bogensegment vorgenommenen Sonderabschreibung von 27,1 Mio. das Betriebsergebnis auf 16,0 Mio. steigern. Die Muttergesellschaft Koenig & Bauer AG hat in 2012 nach Thesaurierung von 50 % der Summe aus Jahresüberschuss und Gewinnvortrag des Vorjahres einen Bilanzgewinn von 6,6 Mio. erzielt. Entsprechend schlugen Vorstand und Aufsichtsrat nach dem Verzicht auf eine Ausschüttung im Vorjahr den Aktionären eine Dividende von 40 Cent je Aktie aus dem Bilanzgewinn der Muttergesellschaft vor. Die Hauptversammlung stimmte dem Vorschlag zu. Der Restbetrag von rund 10.000,- wird in die anderen Gewinnrücklagen eingestellt.