Workflow
Paradigmenwechsel hin zum Digitaldruck
Freitag 04. Oktober 2013 - Mehr Möglichkeiten für die Prozessautomatisierung und den Digitaldruck sowie mehr Offenheit in Richtung Internet und gegenüber verschiedenen Betriebssystemen - diese Aspekte hatten sich auf dem XMF-Anwendertreffen 2012 als zentrale Trends in der Workflow-Entwicklung herauskristallisiert. Das XMF-Anwendertreffen 2013 am 27./28. September knüpfte inhaltlich nahtlos daran an.
Dabei stand vor allem das schnelle und flexible Reagieren auf veränderte Kundenwünsche und Marktbedingungen im Mittelpunkt des Interesses der mehr als 100 Teilnehmer, die für das Event aus allen Teilen der Bundesrepublik in die Fujifilm-Europazentrale nach Düsseldorf gereist waren. Ein wichtiges Fazit der Veranstaltung: JDF wird in der Druck- und Medienproduktion zunehmend Wirklichkeit.
„Im Workflow-Management findet unübersehbar ein Paradigmenwechsel hin zum Digitaldruck statt“, stellte Olaf Bläsing, Produkt Manager Workflow bei Fujifilm Deutschland, in seiner Begrüßung fest. So wie Fujifilm seinen neuen crossmedialen XMF-Workflow seinerzeit als erster Anbieter konsequent rund um die wegweisende Adobe PDF Print Engine (APPE) entwickelt habe, übernehme das Unternehmen jetzt mit der Integration der neuen Mercury RIP-Architektur von Adobe in XMF v5.5 erneut eine Pionierrolle. „Neben der extrem hohen Leistungsfähigkeit dieser innovativen RIP-Technologie ergeben sich neue Möglichkeiten für die Skalierbarkeit des Workflows in Umgebungen mit einem oder mehreren Digitaldrucksystemen. Hier sind typischerweise viele Aufträge mit entsprechend großen Datenvolumina binnen kurzer Zeit zu verarbeiten – und das zunehmend mit variablen Daten und anspruchsvollen, komplexen Designs. Es liegt auf der Hand: Insbesondere digitale Rollendruckmaschinen wie die Jet Press 540W von Fujifilm stellen an die Leistung des Workflows extrem hohe Anforderungen. Mit der Integration der Mercury RIP-Architektur in XMF v5.5 decken wir diese Anforderungen kompromisslos ab.“ High Volume Output bis künftig 5.000 Seiten pro Minute ist das Ziel.
Adobe hatte Anfang September bekannt gegeben, dass die neue APPE 3 mit der innovativen RIP-Lösung konfiguriert werden kann. Dank Parallelverarbeitung, mehrschichtigem Caching, maximaler Kompression der verschiedenen Objekttypen und dynamischer Lastverteilung innerhalb und zwischen Jobs schöpft sie die Leistungsfähigkeit der verfügbaren Hardware optimal aus. Im Ergebnis unterstützt XMF v5.5 besonders effizient variable Datenformate wie allem voran PDF/VT-1 (variable transactional) und PPML (Personalized Print Markup Language), die obendrein in der neuen PostgreSQL-Datenbank besonders effizient verwaltet werden.
„XMF ist nach wie vor der einzige native End-to-End-Workflow am Markt. Im Gegensatz zu anderen Lösungen wurde die APPE-Funktionalität bei XMF nicht erst nachträglich integriert“, erinnerte Bläsing noch einmal an die Historie. Für XMF-Kunden habe das einen entscheidenden Vorteil. Der Workflow kann die Potenziale der APPE besonders gut ausschöpfen. So arbeitet XMF durchgängig mit PDF-Dateien ohne jede Zwischenkonvertierung nach PostScript und muss Transparenzen nicht flach rechnen.
Im Rahmen einer fest terminierten Roadmap entwickelt Fujifilm seine XMF-Workflow-Suite mit großer Dynamik fort. Seit Mitte August ist XMF v5.5 am Markt verfügbar. In Kürze folgt bereits XMF v5.5.1 mit einigen weiteren Optimierungen und zusätzlichen Features, bevor voraussichtlich im März nächsten Jahres die XMF-Version v6 folgen wird. Neu sind darüber hinaus die Version 9.5 von XMF Remote sowie das Release 2.5 der Color-Management-Lösung XMF ColorPath. Und mit XMF PrintCentre v5 wurde zum Juli auch das Web-to-Print-Modul der XMF-Workflow-Suite um neue Möglichkeiten erweitert. „Es wird weiterhin zwei größere Updates pro Jahr geben“, erneuerte Bläsing sein Versprechen der Vorjahre. Denn was heute im Tagesgeschäft noch ausreiche, werde je nachdem „bereits morgen die Anforderungen Ihrer Kunden nicht mehr abdecken können.“ Vor diesem Hintergrund entwickle Fujifilm immer wieder intelligente neue Möglichkeiten und mache sie seinen Kunden in Form von Updates bzw. Upgrades verfügbar. „So bleiben Sie mit den Anforderungen des Marktes und Ihrer Kunden nicht nur auf Augenhöhe, sondern können Ihren Kunden stets einen Schritt voraus sein.“ Dafür sei gerade auch die besonders enge Zusammenarbeit mit Adobe ein Garant.
Indem sie Funktionen der neuesten Releases der XMF-Software live präsentierten, untermauerten die Workflow-Systemspezialisten Anja Dannhorn und Falko Wagner dieses Versprechen mit harten Fakten. Dabei legten sie einen Fokus auf die nochmals höhere Bedienungsfreundlichkeit und die erweiterten Möglichkeiten bei vielen Arbeitsschritten. Das gilt beispielsweise für die verbesserte integrierte Bogenmontage, den automatischen Medienkeil bei der Proofausgabe, den automatischen Export der Daten für virtuelle 3D-Visualisierungen in allen Phasen der Produktion, die Seitenzentrierung in 2D-Proofs, die automatische Seitenverdrängung auch bei Änderungen der Papiersorten, neue Suchfunktionen im Queue-Fenster, die auf Media-Informationen basierende automatische Bundverdrängung oder die unterschiedlichen Einstellungen, die jetzt für gerade und ungerade Seiten möglich sind. „Gerenderte Files – die Genstore Rasterdaten – können Sie nun automatisch nach einem vorgegebenen Zeitintervall löschen, wobei die Jobs selbst erhalten bleiben und Sie die Jobs im Wiederholungsfall nur wieder aufrufen müssen“, erklärte Wagner.
Ebenfalls neu ist das Database Backup Utility, das automatisch Daten sichert und Backups überschreibt. Last but not least wurde der Komfort des Archivers erweitert. So lassen sich native Jobdaten nun mit den XMF-Archivdaten verknüpfen, und die Anlage neuer Jobs erzeugt automatisch die zugehörigen Jobordner im Archiv.
Die Möglichkeiten der Anbindung externer Systeme werden sukzessive ausgebaut. „Das gilt unter anderem für die direkte Unterstützung neuer Proofer-Modelle und neuer Systemumgebungen wie unter anderem Pitstop Library 11, Adobe PDF Library 11, Server Support für Windows 2012 Server (64 Bit), Client Support für Windows 8 (32/64 Bit) und die neuesten Mac OS X-Versionen“, zählte Dannhorn Beispiele auf.
Auch bei XMF ColorPath 2.5 und XMF PrintCentre v5 wurden bei der ohnehin schon ansprechenden modernen Optik der Benutzeroberflächen verschiedene Details weiter verbessert.
XMF Remote 9.5 ist nativ HTML 5-fähig geworden, wenngleich das Tool Java-Clients nach wie vor unterstützt. Datei-Uploads, Separationsvorschau und Kommentare – das alles findet jetzt im Browser statt. Damit werden die Leistungsfähigkeit von XMF Remote erhöht und die Bedienung für die Druckeinkäufer noch komfortabler. So zeigt die Preflight-Funktion jetzt zum Beispiel Anmerkungen und Kommentare ohne Pitstop. Wagner: „Fragen der Sicherheit rund um Java sollten damit für Sie kein Thema mehr sein.“
Mit welchen Innovationen XMF v6 aufwarten wird, ist derzeit noch offen. „Gehen Sie aber davon aus, dass das nächste Release neue Möglichkeiten für die Automatisierung des Workflows bieten wird“, blickte Bläsing in die Zukunft.
Neben der APPE als Core-Technologie hat der XMF-Workflow von Anfang an auf Branchenstandards wie JDF (Job Definition Format) gesetzt. Erst kürzlich hat die CIP4-Organisation die volle Integrierbarkeit von XMF v5.5 mit Management-Informationssystemen (MIS) verschiedener Hersteller bescheinigt. So wandelt ein neues Werkzeug in XMF v5.5 eingehende MIS-Instruktionen in JDF-kompatible Informationen um.
Nach der JDF-drupa im Jahr 2008 war es in der öffentlichen Diskussion um das Dateiformat zunächst wieder ruhig geworden. Doch jetzt steht JDF vor dem Durchbruch. Diese Botschaft gab Werner Behning den Teilnehmern des Anwendertreffens mit auf den Weg. „Die Nachfrage nach JDF-Lösungen nimmt deutlich zu, und auch auf Herstellerseite hat sich seit der drupa 2008 viel getan“, so der diesjährige Gastreferent und Branchenkenner, der als Leiter Kundenbetreuung der Lector Computersysteme GmbH in der Praxis viele JDF-Projekte begleitet, in seiner Präsentation zum Thema JDF in der Druckvorstufe – Mythos und Wirklichkeit. Zur drupa 2008 waren noch nicht viele Maschinen JDF-fähig. Das habe sich seither grundlegend geändert. Zudem sei die Zusammenarbeit im CIP4-Konsortium sehr erfolgsorientiert, und auch die internationalen Interoperability-Treffen stießen auf immer mehr Resonanz.
Indem die vernetzten Maschinen die relevanten Daten zum Produktionsfortschritt automatisch in den Workflow rückmelden, schafft JDF im betriebsübergreifenden Prozess durchgängig Transparenz. „Insbesondere kleinere Druckdienstleister, die traditionell Tag für Tag viele kleinauflagige Jobs produzieren, bekommen ihre Prozesse mit JDF besser in den Griff und können die Anforderungen ihrer Kunden entsprechend flexibel abdecken. Doch die Kosten der JDF-Integration schrecken derzeit viele Unternehmen nach wie vor ab“, formulierte der Experte eine Hemmschwelle, die den JDF-Durchbruch derzeit noch bremst. Dabei gab Behning auch den Zulieferern der Druck- und Medienbranche einen Wink mit dem Zaunpfahl: „Für die Betriebe summieren sich die Kosten der JDF-Funktionalität.“ Das sei vielen Herstellern womöglich nicht so richtig bewusst, da sie nur die Kosten dafür bei ihren eigenen Lösungen betrachteten – nicht aber das, was in der Gesamtheit auf die Betriebe zukomme.
Darüber hinaus gebe es in der Praxis durchaus Widerstände gegenüber der Anpassung der Arbeitsabläufe, die für JDF in aller Regel notwendig ist. Das gelte allem voran für die Auftragsannahme und -bearbeitung, die im JDF-Workflow die kompletten Auftragsdaten mit MIS erfassen und für den folgenden Produktionsprozess aufbereiten muss – bis hin zur Bogenaufteilung und der gesamten Kostenkalkulation. Letztlich bekommt die Auftragsannahme also die zusätzliche Aufgabe, die Prozesse in Druckvorstufe, Druck und Weiterverarbeitung mit den richtigen Job-Daten zu versorgen. „Beziehen Sie bei JDF-Projekten frühzeitig alle betroffenen Mitarbeiter ein“, ermahnte Behning die Teilnehmer des Anwendertreffens zur Sensibilität. Und noch etwas zeige die Erfahrung aus der Praxis: „Es muss jeweils ein Mitarbeiter für das gesamte Projekt verantwortlich sein. Je höher der in der Hierarchie angesiedelt ist, desto besser.“ Werde das alles berücksichtigt, stehe dem JDF-Erfolg kaum etwas im Wege. Und der hieße mehr Effizienz und Produktionssicherheit bei gleichzeitig reduzierten Kosten. Behning: „Investitionen in JDF zahlen sich in aller Regel aus.“