Aus den Unternehmen
Print 2030 – positive Visionen für den Druckmaschinenbau
Freitag 13. Dezember 2013 - Wo steht der Druck- und Papiermaschinenbau im Jahr 2030? Auf Initiative des VDMA haben sich Entscheider führender Unternehmen diese Frage gestellt und in drei Strategieworkshops ein positives Leitbild für ihre Branche entwickelt.
„Wir haben gemerkt, dass wir Visionen brauchen“, sagt Kai Büntemeyer, der Vorstandsvorsitzende des Fachverbands Druck- und Papiertechnik im VDMA. Seine Branche blickte zuletzt eher sorgenvoll in die Zukunft. Die Verdrängung von bedrucktem Papier schreitet rasch voran. In Verlagswesen, Behörden, Kliniken und in der Industrie ersetzen digitale Medien Druckerzeugnisse. Die Hersteller spüren, dass der Markt für Druck- und Papiermaschinen sich wandelt.
Die Entwicklung wirft grundsätzliche Fragen auf. Braucht es angesichts des Siegeszuges von Smartphone, Tablet und eBook in Zukunft noch Druck- und Papiermaschinen? Wenn ja, wie viele? Wer werden die Abnehmer sein? Und was müssen Hersteller von Druck- und Papiertechnik unternehmen, um neue Kunden und Märkte zu erschließen? Wie sieht ihr Markt in zehn Jahren aus? Und wie im Jahr 2030?
Branchenbild der Zukunft entwerfen
Diesen Fragen haben sich fast 50 Entscheider aus Mitgliedsunternehmen des Fachverbandes nun gestellt. In einer Strategieworkshop-Reihe unter dem Titel „Print 2030“ haben sie ihr Bild der Zukunft geschärft und es dabei mit Zukunftserwartungen von Studierenden der Hochschule der Medien Stuttgart abgestimmt. Zukunftsforscher der Agentur TrendONE haben diesen Prozess strukturiert und begleitet.
„Wir haben die Initiative gestartet, weil wir unser Branchenbild für die Zukunft entwerfen wollen – und müssen“, sagt Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des Fachverbands Druck- und Papiertechnik. Auf Basis des umfassenden Knowhows und der praktischen Erfahrungen der Mitgliedsunternehmen gelte es, strategische Handlungsfelder zu identifizieren.
Fakt ist: die industrielle Basis könnte nicht besser sein. Deutsche Hersteller von Druck- und Papiertechnik sind die führenden Zulieferer im Druckmarkt, der weltweit rund 800 Milliarden Euro jährlich umsetzt. Sie haben Kundenbeziehungen in aller Welt, schlagkräftige Vertriebsorganisationen und das nötige Knowhow, sich in Wertschöpfungsketten undProduktionsprozesse unterschiedlichster Kunden aus unterschiedlichen Branchen einzuklinken.
Genau dieses Know-how – so haben es die Strategieworkshops ergeben – wird künftig gefragt sein. Die Wertschöpfungsketten verändern sich und mit ihnen die Schnittstellen zu den Prozessen der Kunden. Einerseits geht der Trend zu kleineren Auflagen sowie zu personalisierten und hochwertig veredelten Druckprodukten. Andererseits drängen hybride Druckerzeugnisse auf den Markt, die teils mit gedruckter Elektronik Verbindungen zwischen analoger und digitaler Welt schaffen.
Zukunftsmarkt Printed Electronics
„Printed Electronics“ gelten als ein Zukunftsmarkt, den die Branche mit ihrem Knowhow erschließen kann. Daneben könnte auch das Ausdrucken und gleichzeitige farbliche Veredeln von dreidimensionalen Strukturen an Bedeutung gewinnen. Neben Papier dürften zunehmend andere Medien bedruckt werden – seien es Stoffe, Wände oder Leiterplatten. Smarte Druckfarben mit gezielt einstellbaren Eigenschaften können den Weg in neue Märkte ebnen.
Voraussetzung dafür ist es, dass die Hersteller von Druck- und Papiertechnik stärker als bisher die Gesamtprozesse von Idee bis Produkt unter die Lupe nehmen, und dass sie ihre Maschinen und Anlagen durch Modularisierung noch flexibler und skalierbarer als bisher gestalten. Als weitere strategische Handlungsfelder haben die Entscheider auf den Workshops die Bildung neuer Allianzen, stärkere Vernetzung sowie eine noch internationalere Ausrichtung ihrer Unternehmenskultur und -strukturen ausgemacht, um schneller auf Trends im In- und Ausland reagieren zu können.
Strukturen müssen erneuert werden
Mit Blick auf die gewaltigen Verschiebungen in den Bestandsmärkten führt für die Branche kein Weg daran vorbei, ihre Strukturen, Wertschöpfungsketten, Technologien und Märkte zu erneuern. Print und Papier werden stärker als bisher Premiumansprüche bedienen, indem sie Informationen in hochwertiger bedarfsgerechter Aufbereitung vermitteln und dabei positive Gefühle wecken. Das setzt technisch anspruchsvolle, flexible Lösungen und feinste Antennen für die Bedürfnisse der Kunden voraus.
Als zentrale Herausforderung haben die Strategieworkshops „Konvergenz“ ausgemacht: Die Druck- und Papiertechnik muss sich auf die veränderte, digitale Welt zubewegen. Dass sie es kann, steht für die beteiligten Entscheider außer Frage. „Wir haben allen Grund, selbstbewusst in die Zukunft zu blicken“, erklärt Büntemeyer. Er sei begeistert davon, wie viel Schub das Projekt „Print 2030“ schon jetzt entfalte. Die Dynamik und Ergebnisse der Workshops haben auch Heering begeistert. „Nun gilt es, die entwickelten Visionen und Strategien auf Unternehmensebene herunter zu brechen“, sagt der Fachverbandsgeschäftsführer. Er ist überzeugt, dass erste Auswirkungen der Initiative „Print 2030“ schon auf der nächsten drupa im Jahr 2016 zu sehen sein werden.