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Weiterverarbeitung

Burger Druck setzt auf digitale Weiterverarbeitung mit dem Horizon SmartSlitter

Mittwoch 25. Oktober 2017 - Mittelständische Akzidenzdruckerei investiert in die eigene digitale Weiterverarbeitung mit einer Multifinishing-Lösung, um die Geschwindigkeits- und Flexibilitätsvorteile des Digitaldrucks zu maximieren.

In rund dreißig Jahren hat sich die Burger Druck GmbH (www.burger-druck.de) von einem stark lokal geprägten Anbieter zu einem innovativen, B2B-orientierten Unternehmen entwickelt, das kleine Handwerksbetriebe aus der Region wie auch mehrere Weltkonzerne zu seinem festen Kundenstamm zählt. Mit circa 50 Mitarbeitern produziert Burger Druck am Standort Waldkirch bei Freiburg das gesamte Spektrum einer Akzidenzdruckerei, sowohl im Offset- als auch im Digitaldruck. Umfangreiche Veredelungsoptionen und der Service eines eigenen Lettershops komplettieren das Portfolio. Seit der Gründung 1987 durch Herbert Burger hat Burger Druck erfolgreich alle Herausforderungen gemeistert, die sich einer familiengeführten Akzidenzdruckerei in den letzten Jahrzehnten typischerweise in den Weg gestellt haben: schwindende Märkte in den Neunzigern, Umsatzeinbrüche während der Finanzkrise 2007 bis 2009, Integration des Digitaldrucks aufgrund veränderter Auflagenstrukturen, verstärkter Preisdruck durch Online-Drucker und nicht zuletzt die reibungslose Übergabe der Geschäftsleitung von einer Generation an die nächste.

„Es klingt paradox, aber unser Vorteil ist, dass wir die goldenen Zeiten der Druckbranche nicht mehr erlebt haben“, sagt Dirk Burger, geschäftsführender Gesellschafter der Burger Druck GmbH. „Wir sind von Anfang an einen knappen Markt gewöhnt, daher ist die Bedeutung von Kundenbindung und Differenzierung vom Wettbewerb tief in unserer DNA verankert.“ Im Mittelpunkt der Unternehmensstrategie stehen dabei Qualität und schlanke Prozesse, von denen Kunden durch kurze Lieferfristen und Flexibilität bei eiligen Aufträgen profitieren. Im Offset-Bereich erzielt Burger Druck hochwertige Druckergebnisse durch 5-Farben-Bogen-Offsetmaschinen mit Dispersions- oder UV-Lackwerken sowie durch den Einsatz von frequenzmodulierten Rastern. Im digitalen Bereich kommen eine HP Indigo 7800 sowie eine HP Indigo 12000 mit 7-Farben-Druck zum Einsatz, die mit Effektlackierungen in Offset-Qualität, digital gedrucktem Lack und Pantone-Sonderfarben vielfältige Möglichkeiten zur Gestaltung von Papier, Karton und Folien bieten. „Im Offset- und Digitaldruck sind wir mit unserem Maschinenpark gleichermaßen stark aufgestellt – das bedeutet aber nicht, dass sich hier in den nächsten Jahren nichts mehr ändert“, sagt Dirk Burger. „Wir sind permanent auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten und bereit, neue Ideen auszuprobieren und zu investieren – wenn wir der Ansicht sind, dadurch Kunden einen darstellbaren Mehrwert bieten zu können.“

Krise als Chance zur Weiterentwicklung
Die Bereitschaft zur Optimierung erstreckt sich dabei nicht nur auf Prozesse, sondern auch auf das eigene Geschäftsmodell, wodurch das Unternehmen nach Einschätzung von Dirk Burger 2009 eine potenziell existenzgefährdende Situation abwehren konnte: „Als B2B-orientierter Druckdienstleister waren wir von der Finanzkrise stark betroffen, weil insbesondere Industriekunden sehr defensiv mit Werbematerial umgegangen sind. Durch den Sparzwang wanderte zudem ein großer Umsatzanteil zu den Online-Anbietern. Uns war klar, dass unser Konstrukt so nicht weiter funktionieren würde, wir wollten daher über die reine Vermarktung von Druckprodukten hinausgehen. „

Dabei konnte Burger Druck von einem günstigen Trend profitieren: Wichtige Kunden stellten die Sinnhaftigkeit großer Auflagen von Werbematerialien in Frage und setzten stattdessen intensiver auf kleinere Auflagen personalisierter Mailings aus dem Digitaldruck. Burger Druck reagierte mit einer Erweiterung der Dienstleistungspalette durch einen hauseigenen Lettershop, auch aus datenschutzrechtlichen Erwägungen. Zusätzliche Inspiration holte sich das Unternehmen vom Wettbewerb: „Die Online-Drucker haben die Branche mit einem innovativen Geschäftsmodell revolutioniert, das muss man respektieren“, sagt Dirk Burger. „Offene Shops sind zwar für einen mittelständischen B2B-Anbieter nur bedingt sinnvoll, aber das Thema Web-to-Print hatte erkennbar auch in unserem Segment Potenzial.“ Einer Reihe von Kunden bietet Burger Druck daher heute individuell zusammengestellte Produktpaletten über Closed Shops, die von einem eigenen Team im Look-and-Feel des jeweiligen Unternehmens gestaltet werden. Mittlerweile kommen zum Beispiel mehr als 90 Prozent aller Visitenkartenaufträge aus solchen Closed Shops. „Für uns ist das ein Mittel zur Kundenbindung und eine Möglichkeit, uns als Produzent von B- und C-Artikeln und gleichzeitig auch als Spezialist für A-Artikel wie Geschäftsberichte zu positionieren.“

Digitale Weiterverarbeitung rückt in den Fokus
Nachdem sich Burger Druck bei Offset-Druck und Weiterverarbeitung optimal aufgestellt hatte und auch der Digitaldruck die eigenen Anforderungen erfüllte, rückte das Thema digitale Weiterverarbeitung in den Fokus. „Konkret hatten wir das Problem, dass aus den Shops mittlerweile viele Produkte kamen – darunter Visitenkarten in relativ hohen Stückzahlen – die nur mit unvertretbarem Aufwand am Planschneider geschnitten werden konnten“, erinnert sich Dirk Burger. Das Schneiden der geringen Bogenmengen aus dem Digitaldruck beim einfachen Produkt Visitenkarten war an sich nicht schwierig, musste aber sehr schnell erfolgen, wodurch es zu Fehlern und einer erhöhten Reklamationsrate kam. Fast alle Reklamationen konnten zwar durch die interne Qualitätskontrolle abgefangen werden, verursachten aber durch den erforderlichen Nachdruck und erneuten Schneidprozess einen erheblichen Aufwand.

„Die unbefriedigende Situation bei Visitenkarten war der erste Auslöser für die Beschäftigung mit der digitalen Weiterverarbeitung. Aber auch das Rillen und Perforieren digital gedruckter Produkte am Tiegel machte einfach keinen Sinn. Da traf Vorzeit auf Moderne“, sagt Dirk Burger und legt damit den Finger auf einen häufig anzutreffenden Missstand: Viele Druckdienstleister setzen auf den Digitaldruck, um sich dem Trend zu kleineren Auflagen und engeren Zeitfenstern zu stellen. Aber oftmals werden die erzielten Geschwindigkeits- und Flexibilitätsvorteile im Anschluss gleich wieder verschenkt, weil die Druckweiterverarbeitung nicht optimal an den Digitaldruck angepasst ist. Ganz typisch ist zum Beispiel das ineffiziente Schneiden digital und offset gedruckter Produkte auf dem Planschneider. Durch eine digitale Weiterverarbeitung mit hohem Automatisierungsgrad können hingegen die Vorteile des Digitaldrucks erhalten und sogar ausgebaut werden.

Zusätzliche Dringlichkeit erhielt das Thema durch die Einführung eines neuen Management Information System (MIS), mit dem Burger Druck den gesamten Prozess von Angebotserstellung, Kalkulation, Bestätigung und Erstellung der Auftragsunterlagen neu strukturiert hat. „Jobs mit weniger Administrationsaufwand über die Vorstufe noch schneller an die Digitaldruckmaschine zu bringen, das ist unser Ziel“, erklärt Patric Diez, Projektleiter Digitaldruck und technischer Verantwortlicher für das Kalkulationsprogramm. „Dabei haben wir gemerkt: Die Prozessdefinition im MIS sieht so komplizierte Verarbeitungswege, wie sie bei uns zum Beispiel beim Broschürenfalzen und -heften an der Tagesordnung waren, gar nicht vor – weil sie eben nicht sinnvoll sind.“ Burger Druck nahm dies zum Anlass den gesamten Prozess der Digitaldruckproduktion auf den Prüfstand zu stellen und effizienter zu gestalten. Ergebnis: Digital und Offset sind heute voneinander getrennt, ein autarkes Digital-Team verantwortet Job-Vorbereitung, Projektsteuerung, Vorstufe, Druck und Weiterverarbeitung sowie alle erforderlichen Arbeiten im Lettershop und Konfektionierung. Dazu Patric Diez: „Wir arbeiten mit zwei getrennten Welten und Denkweisen. Dieser Ansatz hat sich für uns bewährt, denn er wird den jeweiligen Stärken des Offset- und Digitaldrucks besser gerecht.“

Erste Investition: Multifinishing
Anlässlich der Drupa 2016 entschloss sich Dirk Burger zu einer ersten Investition in die eigene digitale Weiterverarbeitung, „um die Produkte endlich genauso schnell verarbeiten zu können, wie wir sie drucken.“ Außerdem bestand immer noch das leidige Problem des ineffektiven Visitenkarten-Schneidens. Auf der Messe informierte sich ein Team von Burger Druck über Lösungen aller namhaften Hersteller und stieß dabei schließlich auf den SmartSlitter, eine Multifinishing-Lösung von Horizon. Die Maschine kombiniert das Rillen, Perforieren, Schneiden und Schlitzen digital gedruckter Materialien zu einem einzigen, vollautomatischen Fertigungsprozess. Daraus ergeben sich vielseitige Anwendungen, wie zum Beispiel Coupons, Glückwunschkarten, Speisekarten, Klappkarten, Tischkarten, Visitenkarten, Umschläge für Klebebindung und vieles mehr. Für spezielle Anforderungen sind zudem kaum sicht- oder fühlbare Mikroperforationen sowie das präzise Schlitzen rechtwinkliger Etiketten auf dem Trägermaterial möglich.

„Neben dem hohen Automatisierungsgrad hat uns vor allem die Maschinenbauqualität überzeugt“, sagt Dirk Burger. „Auch die Wartungsfreundlichkeit der Kassetten-Bauweise war für uns ein Punkt, denn wir erwarten von der Anlage eine Nutzungsdauer von mindestens acht Jahren.“ Zwei Schrauben müssen gelöst werden, damit eine Kassette nach vorne herausgezogen werden kann. Das erleichtert die regelmäßige Wartung und den Wechsel zwischen verschiedenen Bearbeitungsmodulen deutlich.

Die digitale Weiterverarbeitung mit dem SmartSlitter entlastet den Stanzer am Tiegel, der dadurch eine halbe Schicht zusätzliche Kapazität gewinnt, schätzt Dirk Burger. Über die Multifinishing-Lösung laufen heute neben Visitenkarten auch Produkte wie Folder, die perforiert und gerillt werden. Verarbeitet werden in erster Linie kleinere Auflagen aus dem Digitaldruck, aber bei Bedarf auch komplette Offsett-Auflagen in einer Nachtschicht. „Wir verfolgen zwar eine Trennung von offset und digital, sind aber natürlich flexibel, wenn es um eilige Aufträge und Kundenzufriedenheit geht. Die Möglichkeit zur dualen Verarbeitung ist für uns daher ein klarer Vorteil“, sagt Dirk Burger.

Auf Wunsch von Burger Druck wurde der SmartSlitter zudem mit einem größeren Anleger und einer passenden Auslage ausgestattet, um die Rillung von großen 8-seitigen Altarfalzbogen aus dem Offset zu ermöglichen. Mit der herkömmlichen Stanze im A2-Format war dies nicht möglich, sodass immer wieder Aufträge extern vergeben werden mussten. „Die Erweiterung macht die Maschine noch flexibler, verbessert zudem die Auslastung und damit den Return-on-Invest.“

Einfache Bedienung durch TOUCH&WORK
Die Bedienung der Multifinishing-Lösung erfolgt wie bei allen Horizon Maschinen über die integrierte TOUCH&WORK-Technologie. Einstellungen wie Bogenformat, Trennpositionen, Randbeschnitt oder Verarbeitungstyp (Rillen oder Perforieren) werden am 12-Zoll-Touchscreen erledigt. Die Einstellung der Werkzeuge erfolgt vollautomatisch in kürzester Zeit – Voraussetzung für eine rentable Produktion mit vielen Jobwechseln. „Ein durchdachtes Bedienkonzept“, so Patric Diez, der bereits über langjährige Erfahrungen mit Horizon Klebebindern und Dreiseitenschneidern verfügt.

Um die Produktion für Bediener noch einfacher zu gestalten, macht sich Burger Druck zudem eine Besonderheit des SmartSlitters zunutze: Über ein integriertes Kamerasystem erkennt die Maschine aufgedruckte Datamatrix-Codes und Winkelmarken. Dadurch können zum einen vollautomatische Registerkorrekturen durchgeführt und zum anderen Produktionsdaten übergeben werden. „Mit der HP Indigo drucken wir zukünftig individuelle Codes auf Aufträge, die den SmartSlitter über Sorte, Maße und Auflagenhöhe informieren“, erläutert Patric Diez. „Die Maschine stoppt dann zwischen Aufträgen, was für den Bediener ein Riesenvorteil ist.“ Mitarbeiter können einfach zwischendurch fertige Sorten entnehmen und nach Bestätigung die nächste Charge durchlaufen lassen. Darüber hinaus lassen sich Bogen für mehrere Aufträge gesammelt einlegen, wodurch sich der Ablauf weiter verschlankt.

Wichtiger Partner für digitales Finishing
„Die Entscheidung für den SmartSlitter ist auf einer neutralen Beurteilungsbasis entstanden. Bei der Wahl des Herstellers hat aber auch das Bauchgefühl eine Rolle gespielt, denn wir haben für die Zukunft viel vor“, sagt Dirk Burger. Für die nächsten Jahre rechnet Burger Druck aufgrund seiner Kundenstruktur noch mit einem moderaten Wachstum im Offset-Druck, dass sich dann auf einem Plateau einpendeln wird. Beim Digitaldruck werden hingegen kräftige Zuwächse erwartet. „Wir wollten einen Partner, der das nötige Engagement zeigt und die Innovationskraft besitzt, um uns auf dieser Reise zu unterstützen.“ Eine wichtige Rolle spielt daher auch die Breite des Horizon Portfolios, denn Burger Druck hat bei Produktion und Service gute Erfahrungen mit der Konzentration auf einen Hersteller gemacht. „Klebebinden und Broschürenheften sind die Themen, die wir in der digitalen Weiterverarbeitung als nächstes angehen werden. Aufgrund der Erfahrungen mit dem SmartSlitter ist Horizon auch hier der erste Ansprechpartner.“

www.horizon.de
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