Verbrauchsmaterialien
Erstes PE-Folienetikett komplett aus Recyclat
Mittwoch 05. Juni 2019 - Das wiederaufbereitete Polyethylen stammt jeweils zur Hälfte aus Industrie- und Haushaltsabfällen. Die Etiketten zeichnen sich durch ihre sehr gute Bedruckbarkeit aus, sowohl im Flexo- als auch im Offset-, Sieb- und Digitaldruck. Die Etiketten sind weiß, signalisieren jedoch durch ihre spezielle Optik den Recycling-Ansatz - ideal für Verpackungen, die auch sonst für Nachhaltigkeit stehen.
Es ist wahrscheinlich eine Weltpremiere: das erste PE-Folienetikett, das zu 100 Prozent aus Recyclat, das heißt komplett aus wiederaufbereitetem Polyethylen besteht. Die Druckerei schäfer-etiketten aus Wolfschlugen und der Haftmaterialspezialist HERMA aus Filderstadt haben es mit Unterstützung des auf PE-Folien spezialisierten Unternehmens POLIFILM gemeinsam entwickelt und zur Praxisreife gebracht. Auf der Münchener Fachmesse CosmeticBusiness vom 5. bis 6 Juni 2019 wird es der Öffentlichkeit jetzt vorgestellt (schäfer-etiketten, Halle 2, Stand D19). Der „Rohstoff“ für dieses Etikettenmaterial kommt jeweils zur Hälfte aus entsprechenden Industrieabfällen und aus alten PE-Verpackungen, wie sie typischerweise in Haushalten anfallen, zum Beispiel in Form von Kunststoffflaschen und Verpackungsresten. „Das neuartige Haftmaterial ist sehr gut bedruckbar, sowohl im Flexo-, als auch im Offset-, Sieb- und Digitaldruck“, bestätigt Volker Hurth, Branchenmanager Kosmetik bei schäfer-etiketten. „Kunden, die die Muster gesehen haben, waren von dem Material begeistert, und es gibt bereits konkrete Projekte und Aufträge.“ Auch bei HERMA ist man mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Das Material lässt sich gut beschichten und ohne Einschränkungen in den gängigen Rollengrößen konfektionieren“, sagt HERMA Entwicklungschef Dr. Ulli Nägele.
„Mehr in Stoffkreisläufen denken“
Das neuartige PE-Etikettenmaterial aus Recyclat ist weiß. Bei genauem Hinsehen sind jedoch sogenannte „gels“ zu erkennen. „Das sind kleine Stippen, die im Recyclingprozess entstehen. Sie lassen sich leider nicht gänzlich vermeiden“, erläutert Volker Hurth von schäfer-etiketten. „Sie verleihen dem Material jedoch einen authentischen Charakter und sind zum Beispiel für Endverbraucher ein Hinweis darauf, dass tatsächlich Recyclingmaterial zum Einsatz kommt. Das neue Etikett ist also ideal für Marken und Hersteller, die generell bei ihren Verpackungsmaterialien den Nachhaltigkeitsgedanken zum Ausdruck bringen wollen.“
Für HERMA ist das neue Haftmaterial ein weiterer Ansatz, wie Etiketten die Umweltbilanz von Verpackungen optimieren können. „Wir sollten Kunststoffe nicht verteufeln. Sie haben uns auf vielen Gebieten enormen Fortschritt gebracht“, sagt Dr. Nägele. „Wichtig ist jedoch, dass wir die Wegwerfmentalität immer wieder hinterfragen, mehr in Stoffkreisläufen denken und diese dann auch aktiv anschieben oder fördern. Wenn dieses neue Haftmaterial mit Folie aus PE-Recyclat dazu einen kleinen Beitrag leisten kann, würde es uns sehr freuen.“ HERMA hatte daneben kürzlich dargestellt, wie sich mit Hilfe von selbstentwickelten mehrschichtigen Haftklebern bessere Resultate bei Wash-off-Prozessen erzielen lassen. Dabei geht es darum, Etikettenmaterialien samt Haftkleber wieder rückstandsfrei von Kunststoffverpackungen abzulösen, um möglichst reines Granulat zurückzugewinnen, und zwar ohne die Haftungseigenschaften von Etiketten einzuschränken. „Je reiner das Granulat ist, desto eher ist ein tatsächliches Recycling einer Kunststoffverpackung möglich“, so Dr. Nägele.
Trägerbandloses Etikettensystem vor der Einführung
Als weiteren konstruktiven Beitrag zur Nachhaltigkeitsdebatte wird HERMA im Herbst auf der Fachpack und der LabelExpo ein trägerbandloses Etikettensystem vorstellen. Es zielt speziell auf die täglich allein in Deutschland millionenfach benötigten Versandetiketten. Die Entsorgung großer Mengen an nutzlosem Unterlagenmaterial in Logistik- und Versandzentren wäre damit komplett überflüssig: Es würde überhaupt nicht mehr anfallen.