Aus den Unternehmen
Guter Mix: Fachvorträge und Education-Sessionbei der DOXNET Jahreskonferenz
Freitag 05. Juli 2019 - Gewohnt informativ waren die Vorträge bei der DOXNET Jahreskonferenz in Baden-Baden. Die Referenten gewährten einen Blick hinter die Kulissen ihrer Unternehmen und ordneten Trends der Branche ein. Über 30 Themen standen im Blickpunkt, das Metathema "Digitalisierung" spielte dabei mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt eine Rolle. Erweitert wurde der programmatische Teil des Kongresses durch die sehr gut besuchte Education-Session.
Den Auftakt bildete Marco Dönni von der Deutschen Rentenversicherung NOW IT GmbH. „Kleine Ursache – große Wirkung“ lautete der Titel, anschaulich und gewohnt unterhaltsam verdeutlichte er, wie wichtig eine „Katastrophenvorsorge“ in einem Druckzentrum ist. „Wir sahen uns für alle Eventualitäten gut aufgestellt, um Notfälle oder ähnliches aufzufangen, wenn der Katastrophenfall eintritt“, sagte Dönni. Die Normalproduktion war abgesichert, denn alle Systeme sind redundant aufgelegt, zwei Stromeinspeisungen angelegt und Diesel vorrätig. Dann ist 2018 aber doch der Katastrophenfall eingetreten, als nach einem Wassereinritt im Rechenzentrum „nichts mehr ging“, wie Dönni es formulierte. Ein Großteil der Druckdaten wurde an einen Backup-Partner übertragen. Mit einer Behelfsarbeitsstätte konnte zumindest ein kleiner Output aufrecht erhalten werden. Nach fünf Tagen wurde dann eine Notstrommöglichkeit gefunden, mit der der Betrieb wieder in Gang gesetzt werden konnte.
Lob ernteten die Verantwortlichen vor allem für ihre Kommunikation: Alle Kunden wurden in einem kurzen Takt informiert und auf dem neuesten Stand gehalten. „Nicht zu informieren ist der falscheste Weg“, betonte Dönni. Die Nachwirkungen dieses Ereignisses haben gezeigt, wie elementar die Vorsorge für den Katastrophenfall ist. „Testen ist das wichtigste, Theorie und Praxis müssen aufeinander passen“, so Dönni abschließend.
Simon Egerland und Dirk Hofmann von der Alten Leipziger Lebensversicherung a.G. beleuchteten das Thema „Outputmanagement – Schnittstellen im Wandel der Zeit“ und gingen auf eine neue Schnittstellenarchitektur ein: Die beiden Referenten erläuterten die Architektur der internen Abläufe, stellten den Maschinenpark und die eingesetzte Software vor. „Eine Vielzahl von Schnittstellen hat zu einem komplexen Gesamtsystem mit Vorteilen und Herausforderungen geführt“, sagte Egerland. Die Frage, die sich die Verantwortlichen 2017 gestellt haben: Ist das Outputmanagementsystem fit für die Zukunft und welche Anforderungen müssen erfüllt werden, um sich zukunftssicher aufzustellen?
Die Ziele waren klar umrissen: Modernisierung, Vereinfachung, Standardisierung, Agilität und die vorhandenen Vorteile bewahren. Ein Team wurde gebildet, das die Ziele mit konkreten Inhalten gefüllt hat. Wichtig hierbei erscheinen insbesondere eine leichte Anpassbarkeit, keine Lizenzkosten sowie die flexible Einbindung anderer Software. Mit einer Plattform zur Prozessoptimierung in der Kundenkommunikation sollen diese Zielvorgaben erreicht werden. Weitere Effekte: Prozesse können so exakt definiert und ausgeführt und die Komplexität der Abläufe deutlich minimiert werden, wenn alle Vorgaben umgesetzt sind.
Über die „Sexy Klasse statt stumpfe Masse“ sprach Udo Schäfer von der ITERGO GmbH, dabei erläuterte er, wie sich Unternehmen auf die Unsicherheit der Digitalisierung vorbereiten können und wie man in der Kommunikation die Sinne des Kunden berührt.
Schäfer zeigte Beispiele, wie sich die ITERGO vom Massendruck hin zu personalisierten Printmedien entwickelt hat und das „digital nicht immer die Lösung ist“. Bei ITERGO hat der Prozess vor drei Jahren mit dem Zusammenwachsen der Hausdruckerei, die zwischenzeitlich Printmedien Center heißt, und dem Transaktionsdruck begonnen. Der digitale Weg spricht nur einen Sinn des Kunden an, ist binnen Sekunden erfasst und „drückt keine Wertschätzung aus“. Printmedien sprechen dagegen Augen und Haptik an und zeigen dem Kunden, dass er wertgeschätzt wird, ganz besonders dann, wenn er glaubt, dass das Produkt für ihn erstellt wurde: „Wenn der Kunde mit diesen Emotionen unser Produkt kauft, sind Porto und Produktionskosten gut investiert“, zog Schäfer sein Fazit.
Um „Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung“ ging es im Vortrag von Mina Smolej (Quadient Germany GmbH). Zuerst sprach sie über die Kunden, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind: Niemals waren die Digital Natives so vernetzt untereinander wie heute. „Sie zeichnen sich durch eine hohe Wechselwilligkeit aus“, stellte Smolej fest. Die Marketing-Managerin nahm ihre Zuhörer mit auf eine spannende Zeitreise durch die Entwicklung der Digitalisierung: Von der CD zu Spotify, vom Reisebüro zum Reiseportal. Die Bedeutung von Besitz nehme ab, die von Erlebnissen zu, Stichwort Customer Journey. Das bedeutet: Das Kundenerlebnis wird wichtiger als das Produkt selbst und der Preis. Die Kommunikation im digitalen Zeitalter spricht Kunden persönlich an: Personalisierung lautet ein Zauberwort, Relevanz ein anderes. „Die digitale Kommunikation wird aber auch in Zukunft nicht das persönliche Gespräch in allen Bereichen ersetzen“, sagte sie. Der Vortrag von Mina Smolej lieferte „Best Practices at its best“.
Manuel Ruland (DATEV eG) und Jörn Sauer (Atos) gaben Einblicke in ihre Zusammenarbeit. Unter dem Titel „DATEV druckt für Atos in Deutschland“ beschrieben die beiden Referenten, wie sich die Zusammenarbeit entwickelt hat: Seit diesem Jahr hat DATEV die Druck- und Versanddienste für Atos-Kunden übernommen. Herausforderungen waren vor allem der enge Zeitplan, die Vereinbarung zur Auftragsverarbeitung und die Planung und Disposition des Produktionsmaterials. Entscheidend für den Erfolg des Projekts waren die gute und offene Kommunikation auf Augenhöhe auf allen Ebenen sowie kurze Entscheidungswege, zogen beide Referenten zufrieden Bilanz.
Hans-Peter Niesyt von der Allianz Deutschland AG beschäftigte sich mit dem Thema „Cloud oder weiterhin wie bisher (Old Fashion)?“ Schon der Titel verriet die Richtung seines Vortrags. Bei der Allianz ist vor drei Jahren eine regelrechte „Digitalisierungs-Offensive“ gestartet worden, zahlreiche Apps wie eine Schadens-App oder eine Gesundheits-App wurden entwickelt. Die Herausforderungen (Datenschutz, Informationssicherheit, Betriebsprozesse) und Vorteile der Cloud für Print und Output Service wurden detailliert herausgearbeitet und von Niesyt eingeordnet. Bei den Vorteilen sticht hervor, dass man nur die Infrastrukturkapazitäten kaufen muss, die wirklich benötigt werden. Mit einem Stufenplan und genauen Vorgaben ging die Allianz das Thema an. So muss sich das Data Center des Cloud Anbieters in Deutschland befinden, außerdem muss das Outputmanagement-System auf einer dezentralen Plattform sein, auch die Frage nach dem Datenschutz spielt eine gewichtige Rolle.
Niesyts Fazit: Das Thema birgt Chancen und Risiken, vor allem aber ist eine persönliche Standortbestimmung sinnvoll. Er empfahl das Merkblatt „Orientierungshilfe zu Auslagerung an Cloud-Anbieter“ der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienst-leistungsaufsicht).
Großer Zuspruch für Education-Session
Mit der sehr gut besuchten Education-Session war die DOXNET Jahreskonferenz um einen stark nachgefragten Programmteil erweitert. Tino Wägelein von Canon Europe hielt den Keynote und zeigte unter anderem das Wachstumspotential mit Digitaldruck und seine Bedeutung für den Werbemarkt auf. „Letztlich gilt, dass die Werbetreibenden sich mit ihren Werbebotschaften in der Informationsflut durchsetzen müssen.“ Und: „Wir müssen gerade den jungen Menschen klarmachen, was Print alles kann“, so Wägelein. Mit einer sehr gelungenen Gegenüberstellung von Transaktionsdruckzentren und Akzidenzdruckereien arbeitete er Unterschiede, Stärken und Schwächen heraus.
Axel Walter von Walter Esser printSolutions sprach über Akzidenzen mit Digitaldruck. Er berichtete, dass in seinem Unternehmen nach der Devise „selektives Drucken für mehr Nachhaltigkeit“ gehandelt wird. Immer gehe es darum, Prozesse zu optimieren, Ressourcen zu schonen und damit dem Kunden Geld zu sparen.
Martin Metzger von der Allianz sprach über Akzidenzdruck in Transaktionsdruckzentren. Sein Fazit lautete, dass sich ein Business Case für Inkjet Farbdruck rechnet, die Mengen im Transaktionsdruck zurückgehen werden und die Inkjet Technologie für den variablen Datendruck geeignet ist.
Die Education-Session im Rahmen der DOXNET Fachkonferenz setzte neue Impulse und lieferte frische Ideenansätze auch für erfahrene Dokumentenprofis.
Interessant und aufschlussreich: Die Fachvorträge der 21. DOXNET-Fachkonferenz & Ausstellung in Kombination mit der Education-Session lieferten die perfekten Zutaten für ein gelungenes Programm.