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DOXNET Thementag 2021

Donnerstag 28. Oktober 2021 - Beim DOXNET Thementag dreht sich alles um Paketlogistik

Es sind Zahlen, die für das menschliche Gehirn kaum zu erfassen sind: 3,6 Milliarden Pakete wurden im ersten Pandemie-Jahr 2020 durch die Republik transportiert, die Rekorde wurden von Monat zu Monat regelrecht pulverisiert. Ein Ende dieses Wachstums ist nicht in Sicht und kann möglicherweise doch schneller kommen als viele denken, wenn endliche Ressourcen wie Arbeitskräfte und Zustellfahrzeuge irgendwann erschöpft sind. Doch so weit ist es noch nicht, die Branche eilt weiter von Rekord zu Rekord.
Der DOXNET-Vorstand, federführend Vorstandsmitglied Rainer Rindfleisch, hatte einen Thementag zusammengestellt, der einen umfassenden Überblick in das Thema Paketlogistik gab. Die eingeladenen Experten gewährten den rund 50 Teilnehmenden im Münchner Novotel Messe in ihren Vorträgen interessante Einblicke aus verschiedenen Perspektiven.
Den Anfang machte David Krakow, Abteilungsleiter für das nationale Produktmanagement bei DHL Paket und verantwortlich für den Warenversand von Händlern innerhalb Deutschlands. Seine Ausführungen zum deutschen Paketmarkt legten die inhaltliche Basis für den Thementag. Mit den Stichworten Globale Volatilität („Globale Ereignisse und Krisen erfordern ein Höchstmaß an Flexibilität bei den Transportkapazitäten“), Nachhaltigkeit („Schon heute sind wir Vorreiter im Klimaschutz mit den geringsten CO2-Emissionen in der Paket-Branche“), Individualisierung („Wir erkennen ein wachsendes Empfängerbedürfnis nach Flexibilität und individuellen Zustelloptionen“) und Digitalisierung („Die brauchen wir zwingend zur Unterstützung des Versandprozesses“) lieferte Krakow eine spannende Vogelperspektive auf den Paketmarkt. „Drei Jahre Mengenwachstum haben sich innerhalb eines Jahres realisiert“, verdeutlichte er den Einfluss von Corona. Krakow sprach von einer explosionsartigen Entwicklung: „Das war für uns eine recht starke Herausforderung“, sagte er. Mit Blick in die Zukunft ist für ihn klar: „Nachhaltige Logistik wird zum zentralen Thema.“ Auch die Erwartungshaltung auf Seiten der EmpfängerInnen steigt stetig: „Volle Flexibilität auch bei der Auswahl zahlreicher Empfangs- und Abgabestellen wird heutzutage vorausgesetzt“, betonte Krakow.
Sebastian Haßler, Geschäftsführer der INTERKEP GmbH, sprach für den Bundesverband der Kurier-Paket-Expressdienste e. V. (BdKEP). Der BdKEP vertritt die gewerbepolitischen Interessen der mittelständischen Unternehmer und Unternehmen der Kurier-, Express-, Paket- und Briefdienste. Haßler gab einen allgemeinen Ein- und Ausblick auf verschiedene Trends und Entwicklungen. „Logistik ist Zuverlässigkeit von A nach B“, sagte er. Unter den Stichworten „Same Day Delivery“, Last Mile, Baggage Delivery (Lost and Found-Geschäft für Airlines) und Fulfillment and Care (persönliches Handling für hochwertige Güter) weitete er den Blick für viele relevante, aber in Anbetracht des gesamten Paketaufkommens absolute Nischenbereiche.
Haßler stellte Zahlen aus dem Jahr 2020 vor, die die Größe des Marktes nur für den B2C-Bereich (nicht enthalten sind Briefdienst oder Mailings) eindrucksvoll darlegten: Das Sendungswachstum im KEP-Markt knackte 2020 erstmals die 4 Milliarden-Marke. Während im B2B sogar ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, erlebte der B2C-Markt einen steilen Anstieg. „Corona katapultierte uns um 3 Jahre nach vorne“, sagte Haßler, der die Branche einen Jobmotor nannte. „Wir benötigen circa 60.000 zusätzliche Arbeitskräfte in den kommenden 1 bis 2 Jahren“, sagte er. Als Herausforderungen nannte er die Verkehrsbelastungen in der City, die endlichen Ressourcen am Arbeitsmarkt, die Verfügbarkeit von Lieferfahrzeugen, mehr Regulierung durch den Gesetzgeber und eine neue Wettbewerbssituation. Damit umriss Haßler die natürlichen Grenzen eines Wachstumsmarkts, der aktuell unbegrenzt scheint.
Dr. Udo Neisel, Director International Sortation Solutions (BlueCrest), sprach über die täglichen Herausforderungen im Bereich eCommerce/Päckchen in Bezug auf Leserate und Sortierung. Gerade der grenzüberschreitende Versand von Waren sorgt für eine enorme Heterogenität, was die Formate von Paketen und die Qualität der Paketlabel betrifft. Neisel ging auf die Erfassung solcher Sendungen mit neuen Ansätzen in der Barcode- und OCR Lesetechnologie ein. Mit einer Plattform für alle Sortiermaschinen werden verschiedene Dienstleistungen umgesetzt. Insbesondere die Aufbereitung und Verarbeitung von Daten ist ein enorme Herausforderung. Neisel zeigte den kompletten Kreislauf auf, wie sich das Unternehmen diesen Herausforderungen stellt: Die Pakete müssen umfänglich erfasst und entsprechend sortiert werden. BlueCrest arbeitet mit einer Kombination aus verschiedenen Systemen und einer speziellen Software: Dieses Zusammenspiel liefert schließlich am Ende des Prozesses verlässliche Lösungen.
„Von der Quelle bis zur Senke“ lautete der Titel des Vortrags von Michael Horch von der Kern GmbH. Dabei rückte er das Multiformat-Verpackungssystem, die PackOnTime2box, in den Mittelpunkt. Die Anlage automatisiert und optimiert den Verpackungsprozess. Gerade was die Kundenerwartung an Nachhaltigkeit (wenig Füllmaterial) betrifft, erfüllt das System alle Voraussetzungen dafür, Verpackungsmaterial einzusparen und exakt auf den Inhalt angepasste Pakete „on demand“ zu produzieren. Von dieser individuellen Form der Produktion von Versandverpackungen spannte er den Bogen zu den 24/7 Smart Terminals und den damit möglichen click & collect Lösungen wie die Hamburg Box, die am Bahnhof zum Drehkreuz für Pakete wird. Weiterhin bieten die Terminals dem Einzelhandel die Möglichkeit, Einkäufe in einem Terminal zu hinterlegen. Mit seinen Systemen und Lösungen eröffnet und schließt Kern den Paketkreislauf, eben von der „Quelle bis zur Senke“.
Peter Himmler, Leitung Resources Management & Distribution Logistics bei Datev eG, stellte das Portfolio des Unternehmens vor. Als einer der größten IT-Dienstleister Deutschlands produziert das Datev Digital & Print Solution Center jährlich 1,1 Milliarden Druckseiten. Verarbeitet werden sehr sensible Daten. Himmler stellte die einzelnen Arbeitsschritte vor: Vom Versand der Daten durch den Kunden, über die dann folgende Aufbereitung und Weitergabe an die Drucksysteme, den Druck sowie die Nachbereitung mit Kuvertierung und die maschinelle Kommissionierung. Himmler gab detaillierte Einblicke in die Abläufe der Versandprozesse und warf einen Blick in die Zukunft: „Die Automatisierung soll weiter vorangetrieben werden“, sagte er.
Lisa Kurz, Project Managerin Smart City / Intercity Logistics bei der Schweizer Cargo sous terrain AG, stellte das digitale Gesamtlogistiksystem Cargo sous terrain (CST) vor, das ab 2031 die großen Zentren der Schweiz miteinander verbinden soll. Für sie ist eine smarte Infrastruktur die Herausforderung in Anbetracht der kontinuierlich steigenden Sendungs- und Gütermengen. „Unsere Lösung ist der Aufbau eines Gesamtlogistiksystems, das Zentren verbindet und dabei hilft, Engpässe zu entlasten“, erläuterte Kurz. „Alles wird automatisiert, vernetzt und digitalisiert für zeitige Lieferungen mithilfe eines unterirdischen Transports für Güter.“ Die Lösung, die Kurz vorstellte, besteht aus drei Komponenten: Der Aufbau eines Partner- und Assetnetzwerks, die Infrastruktur Tunnelsystem und Verladung sowie ein digitales Leitsystem und Schnittstellen, daraus folgt schließlich der kontinuierliche Fluß kleinteiliger Güter. Für das sichere Deponieren und Konsolidieren auf der „Last Mile“ sieht sie als Lösungsvision den Aufbau eines Netzwerks urbaner Übergabepunkte/Micro Hubs, die anbieterneutral und multifunktional sind und auf bestehenden Assets aufbauen. „Digitalisierung als Schlüssel für eine authentische Nachhaltigkeit und Lebensqualität, das ist das Hauptziel von CST“, sagte Kurz. Die Rolle von CST umschrieb sie so: „Wir sind diejenigen, die Modelle entwickeln, Hebel aufzeigen und Unternehmensübergreifend Schnittstellen bilden mit dem Ziel einer messbaren Verkehrs-, Emissions- und Gefahrensenkenden Wirkung.“
Zum Abschluss des DOXNET Thementags verabschiedete Rainer Rindfleisch die Gäste und wünschte allen eine gute Heimreise, was angesichts des an diesem Tag über Deutschland hinwegziehenden Sturmes ein besonders bedeutsamer Wunsch war.

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