Aus den Unternehmen
Polar Group in Hofheim: Zuversicht unter dem Schutzschirm
Samstag 03. September 2022 - Die Hofheimer Polar Group ist zuversichtlich, die drei Unternehmen der Gruppe unter dem Schutzschirm zu sanieren. Die ersten Gespräche über die Fortführung des Maschinenbauers mit Kunden, Lieferanten und den 380 Mitarbeitern verliefen ermutigend. Zunächst sollen der Geschäftsbetrieb stabilisiert und das weitere Vorgehen eng mit allen Beteiligten abgestimmt werden.
Die Gruppe ist Weltmarktführer für Schneidemaschinen in der Druckweiterverarbeitung und für Verpackungsmaschinen für Tiefkühl-Pizzen. Im Prozess vom Druckbogen bis zur Verpackung bietet die Polar Group intelligente und automatisierte Gesamtlösungen.
Auf einer Mitarbeiterversammlung der Adolf Mohr Maschinenfabrik GmbH & Co. KG, der Polar-Mohr Maschinenvertriebsgesellschaft mbH & Co. KG und der Dienst Verpackungstechnik GmbH am Montag wurde das gerichtlich überwachte Sanierungsverfahren sehr positiv aufgenommen, um die Unternehmensgruppe und die Arbeitsplätze zu erhalten. Heute müssten die Mitarbeiter ihre Gehälter für August von der Arbeitsagentur erhalten, die ebenfalls die Gehälter im September und Oktober überweist. Der Vorsitzende des Betriebsrats wird im Gläubigerausschuss vertreten sein, der in den nächsten Tagen gebildet wird.
„Kunden und Lieferanten wollen die Sanierung ebenfalls unterstützen. In unseren Gesprächen betonten sie ihr Interesse an einer Fortsetzung der oft jahrzehntelangen Zusammenarbeit. Vor allem die Qualität und Langlebigkeit unserer Maschinen, aber auch unsere Dienstleistungen werden sehr geschätzt“, so Michael Wombacher, Geschäftsführer der Polar Group.
„Wir stabilisieren gegenwärtig den operativen Geschäftsbetrieb und sind zuversichtlich, die Polar Group nachhaltig zu sanieren. Dabei bemühen wir uns, unsere Verpflichtungen gegenüber Kunden schnellstens zu erfüllen. In den nächsten Tagen und Wochen werden wir in engem Austausch mit Kunden, Lieferanten Mitarbeitern und dem Gläubigerausschuss an einer Sanierungslösung arbeiten. Auch mit Dr. Jan Markus Plathner, dem vom Gericht bestellten vorläufigen Sachwalter, arbeiten wir eng zusammen. Unsere Zuversicht gründet sich auf die gute Substanz der Gruppe: eine erfahrene Belegschaft und das einzigartige technologische Know-how bei Schneide- und Verpackungsmaschinen,“ erklärte Rechtsanwalt Dr. Robert Schiebe, Generalbevollmächtigter der Polar Group.
Polar-Mohr ist Weltmarktführer bei Schneidemaschinen und Peripheriegeräten, die in der Druckweiterverarbeitung außerhalb des Zeitungsdrucks eingesetzt werden. Weltweit gilt das Unternehmen als Synonym für Schneidemaschine. Die von Polar entwickelten Schnellschneider sind für einen rund-um-die-Uhr Betrieb ausgelegt (24/7). Die Schneidsysteme steigern die Effizienz um bis zu 200% gegenüber einer Solo-Schneidemaschine. Eine eigenentwickelte Software, die die Schnittfolge berechnet und vorgibt, reduziert die Rüstzeiten auf nahezu Null. Zusammen mit dem Messerhersteller Hagedorn hat das Unternehmen eine intelligente Cloud-Lösung entwickelt. Über einen eingebauten Chip, der das Messer kontrolliert, werden die Schneideleistung und die Effizienz gesteigert. Zum Angebot gehören auch Etikettieranlagen, mit denen Eitketten in unterschiedlichen Formen gestanzt werden.
Rund 80 Prozent aller Tiefkühl-Pizzen werden weltweit mit Verpackungsmaschinen von Dienst verpackt. Die Maschine P3 wird vor allem im Food-Bereich beispielsweise bei Pizzen oder Eiscreme, aber auch in Non-Food-Bereichen eingesetzt. In diesem wachsenden Bereich stellt Dienst Standardmaschinen und für Kunden maßgeschneiderte Maschinen her.
In der Druckweiterverarbeitung und der Verpackung bietet die Polar Group unverzichtbare Maschinen und hat aufgrund ihrer Größe und Lösungen eine Alleinstellung. So beherrscht die Gruppe den gesamten Prozess vom Druckbogen bis zur Verpackung und will durch Automatisierung weitere Potenziale erschließen. Nach ersten Materialengpässen im Herbst letzten Jahres hat sich die Situation ab Frühjahr diesen Jahres zugespitzt. Fast fertige Maschinen können nicht ausgeliefert werden, da vor allem Elektronik aus Asien nicht rechtzeitig geliefert und verbaut werden kann. So stehen aktuell rund 50 nicht fertige Maschinen im Lager. Das führte zu Liquiditätsproblemen und letztlich zur Beantragung des Schutzschirms.